Von der Psyche eines Tieres verstehe ich ein klein wenig, deshalb ist meine praktizierte Einzelhaltung, die weder Quälerei, noch das der Vogel etwas vermisst, die derzeit optimalste, vor allem gesündeste Form der Haltung.
Hallo H.G.,
Quälerei ist sie ganz sicher nicht, dass behauptet sicher hier auch keiner
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Aber Einzelhaltung ist nicht das Optimalste was man bieten kann, das ist Fakt....gleich dazu aber noch mehr
Graupapagei in enger menschlicher Beziehung erleben zu dürfen, seine Veranlagungen und seine Intelligenz in interessannte Bahnen zu lenken, das ist nicht nur Faszination für uns, das ist Beschäftigung, Freude am menschlichen Leben teilhaben zu können
Klar ist es faszinierend, Graue live erleben zu können, und es spricht Meiner Meinung nach auch nichts dagegen, wenn man den Vögel zusätzliche Anreize zur Beschäftigung bietet, aber ersetzt das wirklich einen Partnervogel ?
Für mich beantworte ich diese Frage mit einem ganz klaren nein.
Der Vogel hat so zwar evtl. Abwechslung, aber er kann als
Schwarmtier einfach nicht voll seine arteigenen Verhaltensweisen ausleben.
Welcher Mensch kann schon mit seinen Vogel gemeinsam durch die Lüfte fliegen,
mit ihm zusammen auf der Stange hocken und dösen,
rund um die Uhr an seiner Seite sein, auch nachts,
ihn sanft mit einem Schnabel ganz nach Papageienart kraulen und ihn füttern,
sich mit seinen Grauen paaren und balzen,
sich auch mal mit ihm ganz nach Papageienart zanken,
jede Papageiengeste oder jede Lautäußerung absolut verstehen und richtig deuten und entsprechend darauf antworten....usw.
Weißt du, viele hier haben auch schon die Schattenseiten der Einzelhaltung gesehen.
Auch in vielen Themen wird hier regelmäßig verzweifelt um Hilfe gerufen, da sich durch Einzelhaltung doch Probleme eingestellt haben.
Da fällt es vielen halt schwer, Einzelhaltung ohne triftigen Grund zu akzeptieren.
Fakt ist nun mal, dass die meisten Verhaltensauffälligkeiten wie Rupfen Schreien usw. eben gerade durch Einzelhaltung heraufbeschwört werden, daran lässt sich nichts drehen und wenden.
Die zu starke Bindung an einen Menschen kann halt auch auf Dauer einige Probleme verursachen, schwerwiegende Eifersüchteleinen, dadurch Bisse gegen andere Familienmitglieder Hochbeschwören usw. Das dürfen wir hier leider zu oft lesen :(.
Dich möchte hier sicher auch keiner irgendwie angreifen, wir möchten dir nur verdeutlichen, warum wir allgemein halt keine Befürworter der Einzelhaltung sind. Und da in einem Forum halt auch viele nur mitlesen, die vielleicht mal Graupapageihalter werden möchten, ist sehe ich es auch als unsere gemeinsame Pflicht an, darauf hinzuweisen, wie wichtig Paar/bzw. Schwarmhaltung ist.
Mag auch sein, dass es bei euch bisher keine Anzeichen gibt, dass euer Vogel etwas vermisst, aber dass muss nicht unbedingt heißen, dass er auch wirklich 100% glücklich ist.
Problem ist halt auch, dass einige Vögel Verhaltensauffälligkeiten nicht immer gleich zeigen (manchmal auch gar nicht), die ja deutliche Anzeichen sind, dass was nicht stimmt.
Es gibt manche Einzelvögel, die erst nach 20 Jahren Einzelhaltung mit dem Rupfen beginnen, quasi als letzten Ausweg. Nicht wirklich glücklich waren viele dieser Tiere sicher schon vorher, auch wenn der Halter sie als munter und lebendig empfunden hat und es so gar nicht bemerkt hat. Wir können halt nicht wirklich in den kleinen grauen Kopf hineinschauen.
Papageien sind halt Schwarmtiere, die auf Artgenossen einfach angewiesen sind, um wirklich glücklich zu sein und alle ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben zu können.
Deutlich wird das vielen aber oft erst, wenn sie ihren Einzelvogel dann doch erfolgreich verpaart haben. Meist werden dann schon einige Unterschiede im Verhalten sichtbar und so mancher hat hier schon geschrieben "wenn ich das früher geahnt hatte, dann hätte ich direkt einen zweiten geholt...."
Meiner Meinung nach kann man eine Art auch nur dann richtig verstehen lernen, wenn man sie mit Artgenossen erleben darf, wie sie untereinander agieren, ihre innerartlichen Verhaltenmuster ausleben, die ihnen die Natur nun mal geschenkt hat.
Gewisse Spiele und Denkaufgaben usw. können zwar den Alltag eines Papageis zusätzlich versüßen, aber sie ersetzen halt keinen Artgenossen, mit dem man innerartliche Dialoge und Verhaltensweisen ganz nach eigener Art ausleben kann.
Das Ziel der Heimtierhaltung sollte für mich daher immer sein, die Tiere ihrer Art entsprechend zu halten und gerade bei Schwarmtieren wie Papageien gehört da einfach die mind. paarweise Haltung mit dazu, was auch der
Gesetzgeber mittlerweile sicher nicht ohne Grund ebenfalls vorgibt
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Schön, das bei Dir 6 Papageien in einem Zimmer leben und auch eine
Voliere von nur 20 qm ihr eigen nennen dürfen. Und warum hälst Du Dir die Vögel? Zum ansehen? Warum gehst Du dazu nicht in den Vogelpark, wo sie im großen Schwarm leben können?
Ich bin zwar nicht Azrael, aber da ich auch 2 Graue und zwei Mohrenkopfpapageien in einem Vogelzimmer halte, möchte ich auch etwas dazu sagen und kann vielleicht auch die Vorteile dieser Haltungsform dazu etwas genauer erklären.
Wie du schon selbst geschrieben hast, ist es halt faszinierend, solche intelligenten Wesen, wie die Grauen live hautnah erleben zu dürfen, mit ihnen zu spielen, sie mal zu knuddeln, wenn sie neben ihrem Partner mal von sich aus
zusätzlich das Bedürfnis dazu haben usw.
In einem Vogelpark kann man das halt eher weniger. Ich beobachte meine Bande aber auch zu gern ausgiebig, wie sie sich untereinander beschäftigen, spielen, fliegen, mal zanken und toben und nach herzenslust Schreien usw.
Gerade das macht für mich auch die Papageienhaltung so reizvoll. Da kann das olle Fernsehprogramm echt kaum mithalten
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Meine Grauen sprechen auch beide, aber mehr aus Freude an der Nachahmung und nicht, weil sie keinen Artgenossen haben und daher zwanghaft mit einer anderen Art (dem Mensch) kommunizieren müssen, um sich überhaupt unterhalten zu können. Für mich ein großer Unterschied im Gegensatz zur Einzelhaltung !
In einer ausreichend großen Innenvoliere, einem Vogelzimmer oder einer großen Außenvoliere können die Tiere zusätzlich auch rund um die Uhr ihre Flügel gebrauchen, ohne dass sie auf das Öffnen der Käfigtüre durch den Halter angewiesen sind, daher war das auch mit der Hauptgrund, warum wir ein Vogelzimmer eingerichtet haben. Vögel sind halt zum Fliegen geboren
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Mein Graupapageihahn war anfangs bedingt durch die Nothandaufzucht ab 2. Woche total fehlgeprägt und hat furchtbar geklettet.
Sogar auf Toilette wollte er hinterher, war echt schlimm und auch nicht so spaßig, wie sich das hier jetzt vielleicht lesen mag. In unserem Fall hat das Vogelzimmer ihm mit dabei geholfen, sich langsam von uns abzunabeln und wieder zu lernen, dass er eigentlich ein Graupapagei ist und kein Mensch, da wir nicht mehr ständig in seiner Sichtweite sind.
Heute ist er ein ausgeglichenes Tier, was glücklich mit seiner Henne zusammenlebt und was nicht mehr als Schatten verzweifelt hinter einem Menschen hinterher fliegt.
Darüber hinaus können unsere Papageien im Vogelzimmer so laut sein, wie sie wollen, da sie halt so ihr eigenes Reich haben und nicht so leicht etwa beim Fernsehschauen oder so mit Geschrei sabotierend eingreifen können
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Meine Bande darf vormittags auch im Rest des Hauses frei fliegen, aber der Hauptschmutz, den die Süßen nun mal zwangsläufig machen, begrenzt sich so mehr auf dieses Vogelzimmer, wo sie ja doch die meiste Zeit des Tages verbringen.
Bei einer Außenvoliere braucht man z.B. auch keinerlei Hilfsmittel um die Luftfeuchte optimal auszurichten, da dort die Natur das auf ganz natürliche Art besorgt und stets frische Luft vorhanden ist, die die Lungen gesund halten. Zusätzlich gibt es dort noch natürliches Sonnenlicht (UV-Licht), was spezielle Lampen überflüssig macht, sowie natürliche Regenduschen, die das Gefieder mit pflegen und Witterungseinflüsse, die das Immunsystem stärken. Vieles wird dort also quasi von der Natur automatisch gestellt
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Ein große Innenvoliere, ein Vogelzimmer oder eine Außenvoliere kann man halt auch viel abwechslungsreicher für die Tiere einrichten, was auch mit ein großer Vorteil bei so intelligenten Tieren ist, um ihren Beschäftigungsdrang gerecht zu werden.
Hygiene und gute Fütterung ist sicher auch super wichtig, ich lege da auch sehr großen Wert drauf und finde es gut, dass du dich da auch ins Zeug legst
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Aber es sind halt nur Bausteine in der Papageienhaltung, die durch ständiges großzügiges Platzangebot durch wirklich außreichend bemessene
Volieren zum Fliegen und mind. Paarhaltung ergänzt werden müssen, um halbwegs optimale Haltung gewährleisten zu können
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