Aspergillose und Blutchemie
Hallo,
wegen offenbar fortbestehender Verwirrung will ich im Folgenden nochmal erläutern, warum die serologischen Untersuchungen zur alleinigen Aspergillose-Diagnostik völlig ungeeignet sind:
Es wird in der Tat auf Aspergillus-Antikörpertiter (mit Hilfe des indirekten Hämagglutinationstestes) untersucht. Das ist aber eine unausgereifte und völlig unzureichende Diagnosemethode, die nur ergänzend eingesetzt werden darf, da sie allein sehr wenig aussagekräftig ist. Ich will das mal näher erläutern: In der ersten bis dritten Woche nach der Aspergillusinfektion lassen sich Antikörpertiter zwischen 1:16 und 1:64, also weit höher als bei Lauras Papagei, ermitteln. Aber jetzt kommt's: Etwa vier Wochen nach der Infektion, keiner weiß, warum, sinken die Titer auch bei weiterbestehender Krankheit kontinuierlich wieder ab, und es gibt keinerlei bekannte Korrelation zwischen Schwere der klinischen Symptomatik und Antikörpertiter. Hinzukommt, daß bislang der ELISA-Test bei Papageienvögeln nur den Nachweis von der häufigsten Art Aspergillus fumigatus, nicht aber von Aspergillus niger, Aspergillus terreus oder Aspergillus flavus ermöglicht. Die serologischen Untersuchungen sind daher allenfalls als zusätzliche Diagnostik zu Röntgen oder Endoskopie sinnvoll.
Außer den beschriebenen Antikörpern treten bei Aspergillose noch andere unspezifische Blutbildveränderungen auf, die aber auch bei anderen Erkrankungen vorkommen, z.B. erniedrigte Hämatokritwerte und Anämie, Monozytose, Leukozytose mit ausgeprägter Hetreophilie und Lymphopenie. Ebensogut können diese Werte aber auch bei Aspergillose im Normbereich liegen, so daß "Normalwerte" keinen Grund zur Entwarnung geben; umgekehrt können die genannten Werte auch bei anderen, z.B. bakteriellen, Infektionen, erhöht sein. Wenn allerdings Pilzhyphen in die Blutbahn eingebrochen sind, können diese - und das wäre ein eindeutiger Nachweis - über einen DNA-Test mittels Polymerasekettenreaktion nachgewiesen werden. Gelingt dies nicht, spricht das aber in keiner Weise gegen Aspergillose, sondern nur dagegen, daß sich Aspergillen im Blut befinden. Schließlich werden über Pilztoxine auch Leber und Nieren geschädigt, so das bei chronischen Mykosen auch die Leber- und Nierenparameter pathologisch verändert sind. Das sind sie aber auch bei Fehlernährung oder bei Intoxikationen durch von Bakterien gebildeten Toxinen.
Facit: Der gemessene Wert und auch andere Blutchemiewerte sind zum Ausschluß einer Aspergillose nicht geeignet.
Der sicherste Nachweis gelingt über eine Endoskopie oder über eine Computertomographie (letzteres ist aber noch sehr wenig verbreitet und entsprechend teuer).
Schließlich weiß man, auch wenn man Aspergillusantikörper im Serum nachweist, noch lange nicht, wo die Herde sitzen (Darm, Kropf, Lungen, Luftsäcke) und welche Therapie eingeleitet werden muß.
Alles klar jetzt?
Thomas