Meiner Meinung nach muss man einfach akzeptieren, dass Elstern, Krähen, Graureiher, Mäusebussarde, Turmfalken...... sehr gut über die Menge ihrer Nahrung und den Platz an geeignetem Lebensraum „kontrolliert“ werden.
Ich denke, es spielen hier zweierlei Dinge eine Rolle:
1. Ohne jeglichen Eingriff in irgendwelche Bestände, würde die Natur wieder ihr Gleichgewicht finden. Ein neues Gleichgewicht, das uns aber möglicherweise nicht gefallen würde. Die Natur hätte damit kein Problem, aber wir: Exorbitante Wildbestände, die regelmäßig durch Seuchenzüge oder harte Winter reguliert würden, Ratten und Kakerlaken würden die Städte erobern; die Zahl der Arten würde sich stark reduzieren zugunsten einiger weniger angepasster Spezies.
Wollen wir das? Können wir das gegenüber unseren Nachfahren verantworten?
2. Der Mensch wirtschaftet. Er muß wirtschaften, damit er überleben kann. Und damit er einen Ertrag hat, muß er gegen „ungebetene Nutznießer“ vorgehen. Das sind im Feld die Mäuse, Insekten, Pilze etc. In der Fischereiwirtschaft sind das teilweise auch fischfressende Vögel. Und auch Reiher fressen Fisch, seien es nun Grau- oder eben Silberreiher. Und diese Vögel fressen nicht nur die Goldfische in den Städten, sondern auch Nutzfische. In größeren flachen Gewässern stehen die Vögel am Ufer und fressen kleine Weißfische, der wirtschaftliche Schaden ist irrelevant. Stehen die Vögel jedoch in größerer Zahl an Fischzuchten oder bewirtschafteten kleineren Fließgewässern, sind die Schäden sicherlich auch wirtschaftlich relevant.
Allein schon durch seine Existenz greift der Mensch in natürliche Abläufe ein, begünstigt unbewusst Arten, benachteiligt gleichermaßen andere. Außerdem ist er ein Teil der Natur. Insofern kann der Mensch gar nicht „der Natur ihren freien Lauf lassen“, das geht nicht.
Über die Bekämpfung von Ratten, Kakerlaken, Schildläusen an Zimmerpflanzen, Stechmücken und und und sind sich alle einig. Nur wenn das Tierchen größer wird, ändert sich schlagartig die Mentalität. Sobald der Mensch etwas sieht, ein Lebewesen selbst als schön (Silberreiher, Elster) anstatt als unschön (Kakerlake) einstuft, entstehen unbewusst andere Gedanken. Jeder Versuch, die Ratten in den Städten nach allen Regeln der Kunst zu bekämpfen, sorgt für Begeisterung, wird jedoch zum Wohle der kleineren Vögel die geregelte und streng beaufsichtigte Bejagung der Elster angeregt, geht ein Aufschrei der Empörung durch die Nation. Man kann also durchaus von einer Doppelmoral und sogar von einem Widersrpuch in sich reden: „Laßt der Natur ihren freien Lauf! … sodele, nun aber erstmal das Rattengift ausbringen, die Schildläuse einnebeln, das Wespennest auf dem Dachboden abbrennen und zuletzt die ganzen Fliegen totklatschen …“
Der Mensch hat einerseits die Aufgabe zu wirtschaften, andererseits auch die Artenvielfalt der Natur zu erhalten. Beides zusammen ist möglich, jedoch nicht durch Verstärkung der konkurrenzstarken Arten!
VG
Pere