Resilienz von Vögeln

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Tiffani

Tiffani

Vögel ohne Lobby
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Eine Betroffene meldet sich zu Wort:

Ich habe einen Ort gefunden der mir genau richtig erscheint um eine Familie zu gründen.

Es ist ein großes Ungetüm von Haus, kalt, recht dunkel, aber für den Sommer genau dass richtige. Nämlich trocken, schattig und angenehm kühl. Das Wohnumfeld scheint so weit in Ordnung. Es gibt dort nur wenig Autoverkehr, meistens ist es angenehm ruhig. Gleich in der Nähe kann man gesunde ungespritzte Nahrung bekommen. Viel Grün gibt es hier, sehr schön. Leider keinen Fluss, Bach oder Teich. Die Nachbarschaft ist überschaubar, den meisten gehe ich aus dem Weg, das ist nichts für mich. Ein paar Unruhestifter wohnen in der Nähe, halten sich aber zurück. Ein Mörder wohnt hier leider gleich um die Ecke. Was soll man machen? Wohnraum ist knapp. Ansonsten scheint es hier ganz angenehm.

Dachte ich….

Ich fing dann mal an meine Wohnung zu beziehen. Das war ganz schön schwierig. Der Zugang ist nämlich etwas verwinkelt. Da muss man sich schon etwas anstrengen um alles an Ort und Stelle zu kriegen.

Schwieriger allerdings, gestaltete sich die bloße Anlieferung der Wohnungsausstattung.
Ich lebe nämlich in einem Haus was mal da ist, und mal nicht. Total verrückt. Stellt euch vor ihr kommt mit euren Besorgungen nach Hause, und da ist nichts mehr!? Weg! Und dann holst du ganz aufgeregt deinen Mann dazu, und es ist alles wieder da! Der denkt doch du hast einen Hormonenkoller, oder tickst nicht richtig!

Also habe ich die Sache mal beobachtet. AHA! Meine Nachbarn sind schuld. Das Haus in dem ich wohnen will, scheint für die irgendeinen Nutzen zu haben. Die stellen da Sachen rauf und fahren die damit hoch oder runter. Und wenn sie fertig sind, lassen sie das Haus im Boden verschwinden. Das ist ziemlich blöd. Wie mache ich denen denn nun klar dass sie einen neuen Mitmieter haben, der genau in diesem Haus wohnen will? Da kam mir eine Idee, sehr gefährlich, aber machbar.

Als also einer meiner Nachbarn morgens kam, und mein Haus nebst Wohnung endlich aus dem Erdboden hob, nach dem ich das ganze Wochenende verzweifelt einen Zugang gesucht habe, zeigte ich mich ganz stolz mit meinem Hausstand den ich jetzt in die Wohnung bringen möchte. Das machte ich dann jeden Morgen.

Ganze drei Tage hat es gedauert, bis dieser Nachbar begriffen hat was ich meine. Aber dann verschwand mein Haus nur noch für kurze Zeit, und nicht mehr über Nacht oder gar das ganze Wochenende im Boden. Das wurde aber auch höchste Eisenbahn, denn die Geburt meiner Kinder nahte.

Ein mulmiges Gefühl hatte ich natürlich trotzdem wenn sich alles in Bewegung setzte, und ich so schön bequem im Bett lag, man will ja nicht lebendig begraben werden. Also verließ ich dann für kurze Zeit meine Wohnung. Sicher ist sicher, aber nervig.

Als meine Kinder geboren waren, wurde es schwierig, ich konnte sie ja nicht mitnehmen. Sie mussten also zurückbleiben und verschwanden mit Haus und Wohnung im Erdboden. Das war echt gruselig, wenn ich mit meinen Besorgungen zurück kam, und das Haus war wieder mal weg. Aber warten lohnte sich, es dauerte nie lange, dann erhob es sich unbeschädigt wieder aus dem Boden. Als meine Kinder dann etwas älter waren habe ich natürlich versucht herauszufinden was sie sehen. Man ist ja schließlich neugierig und will wissen wo die Reise hingeht!

Immer wieder fragte ich sie „Wo wart ihr? Wie ist es da?“ Aber es kam immer dieselbe Antwort „Dunkel, unheimlich, laut. Die Zimmerdecke dröhnt und poltert und es ruckelt so komisch und es fühlt sich an als wenn man fällt! Und nach eine Weile fühlt es sich an als wenn man schwebt, und es wird wieder hell und warm.“

Damit kann ich nichts anfangen. Mein Entschluss steht fest, sobald die Kinder aus dem Haus sind ziehe ich um!

Wir haben immer nur Sträucher und Hecken auf dem Schirm, das sich während unserer Abwesenheit, binnen weniger Stunden, Tiere ein Zuhause auserwählen, an teilweise sehr gefährlichen Orten, bedenken wir nicht. In diesem Fall klappte die Kommunikation, und dank meiner Kollegen die auch den Hinweis beherzigten, flogen ein paar seit 1980 besonders geschützte Jungvögel aus. Da bei diesen Arten jegliche Störung oder gar Nestzerstörung unterbleiben soll, habe ich mal alles auf eine Karte gesetzt, und auf den Trieb der Tiere gehofft.
Und siehe da Anfang der 24 KW sind definitiv zwei ausgeflogen. Vielleicht am WE auch schon welche? Ich weiß nicht wie groß das Gelege war, wir haben jegliche Kontrolle etc. unterlassen. Lat zu hören waren sie beim füttern. Könnten also voer gewesen sein. Aber man kann sich auch täuschen. Bisher höre ich sie noch ab und zu Antworten wenn die Eltern rufen oder Vater singt. Die Krähen, Elstern und der Falke haben sie also bisher nicht bekommen. Ich hoffe dass das Weibchen sich für die nächste Brut was anderes sucht :gott:

Ich denke oft über Tiere nach, die unter solchen Bedingungen ihrem Brutgeschäft nachgehen. Was in ihren Köpfen vor geht. Was die Jungen empfinden, wenn ihr Nest sich plötzlich bewegt und im Erdboden verschwindet. Sie sind mucksmäuschen still geblieben. Es hat auch kurz vor dem Ende der Brut, keiner fluchtartig das Nest verlassen, wenn sich dasselbe abwärts bewegte. Wird sie das für die Zukunft irgendwie prägen? Werden sie uns auf die Pelle rücken? Sind wir bereit, etwas abzugeben? Etwas Schmutz zu ertragen? Etwas Arbeitseinschränkung? Ein paar Umständlichkeiten? Die meisten haben nicht geglaubt, dass das was wird. Diese Vögel haben sie eines besseren belehrt. Wird das einige Kollegen zum Nachdenken anregen? Das Mensch und Tier nebeneinander koexistieren können, wenn alle etwas Rücksicht nehmen? Ich hoffe es :zustimm:
 
Thema: Resilienz von Vögeln

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