Rotschwänzchen-Junges aufgenommen

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alinski

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Hallo alle,

ich habe bisher noch nie einen Vogel aufgenommen und bin daher sehr unsicher, was ich tun soll und ob ich richtig gehandelt habe.
Ich wohne im Dachgeschoss eines Ärztehauses mit Innenhof, welcher vom Gebäude quasi umkreist wird. Heute (Sonntag) habe ich im Treppenhaus ein Vogeljunges gesehen, welches gefiedert ist (in der Halsregion noch recht fluffig), einen ganz kurzes rötliches Schwänzchen hatte (oder den Anfang von einem Schwänzchen) und nicht richtig fliegen konnte. Es wollte immer durch die Fenster raus, welche man aber nicht öffnen konnte und ich wusste, dass wir ein Rotschwänzchennest am Dach im Innenhof haben. Ich hab den Vogel dann aus dem Treppenhaus genommen und in den Innenhof gesetzt, der ist auch nicht allzu groß, also dachte ich, dass die Mama ihn bestimmt findet. Ein ausgewachsenes Rotschwänzchen ist auch die ganze Zeit um das Haus herum und im Innenhof romgeschwirrt und hat gepiepst, das Junge ist in eine Ecke gehüpft und hat sich nicht mehr bewegt und keinen Ton von sich gegeben.
Plötzlich hörte ich ein Rascheln aus einem Regenrohr, welches das Regenwasser aus der Rinne in den Innenhof leitet, gehört und habe nachgesehen, was da ist - ein zweites Rotschwänzchenjunges, das nicht mehr aus dem Rohr rauskam. Da dachte ich schon, dass das ja komisch ist, dass zwei junge Vögel hier festsitzen. Ich bin also über den Hof gelaufen und habe gesehen, dass das halbe Nest auf dem Boden lag und nichts mehr im Nest war (keine Eier und auch keine Vögel). Ich habe beide Jungvögel auf dem Hof sitzen lassen und wollte abwarten, ob die Vogelmutti wiederkommt. Es vergingen einige Stunden und es wurde langsam dunkel, also bin ich nochmal runtergegangen um nachzuschauen und da ist das Vogeljunge aus dem Regenrohr weggeflogen, dieses Mal hoch genug, um über die Gebäude zu fliegen. Das andere Junge ist nur hin und hergehüpft und hat manchmal angesetzt zum fliegen, kam aber nicht höher als einen Meter etwa und konnte deshalb weder zum kaputten Nest zurück, noch konnte es den Hof verlassen. Die Vogelmama (bzw. ein Rotschwänzchen, von dem ich denke, dass es ein Elternteil ist, war sehr dunkel mit rotem Schwanz, also eher Vogelpapa?) war noch immer am Haus und ist rumgeflogen und hat sich auch mehrmals vor das Junge gesetzt, ist aber sofort ohne irgendeine Interaktion wieder weggeflogen.
Als ich das Junge unten allein gelassen habe, saß es in eine Ecke gekauert und hat wie gesagt keinen Ton von sich gegeben - nach mehreren Stunden saß das Junge an der gleichen Stelle und hat sich nicht bewegt. Ich hatte es die ganze Zeit im Auge und es hat sich nichts getan. Diese Nacht sollen es 10°C werden und ich habe im Internet gelesen, dass schon gefiederte Jungvögel noch 26-30° brauchen zum Überleben, also habe ich es letztendlich in einen Karton mit Handtüchern und Papier gesetzt und habe es mit in meine Wohnung genommen, damit es in der Nacht nicht erfriert.

Habe ich das richtige gemacht? Ich habe Angst, dass ich viel mehr Schaden anrichte als Gutes, aber ich habe beim Wildvogelschutz meiner Stadt niemanden erreicht und dachte, dass ich jetzt einfach handle und dann hier nachfrage. Mein Plan war, dass ich das Junge morgen wieder in den Hof setze sobald es hell und etwas wärmer ist, damit die Eltern es ggf. wiederfinden, falls sie das Junge überhaupt suchen und wieder aufnehmen. Ab morgen (Montag) laufen über den Innenhof aber wieder einige Menschen, da hier viele Arztpraxen sind und das Junge kann ja noch nicht richtig fliegen - nicht, dass es zertrampelt wird?
Außerdem - wie füttere ich das Junge? Ich habe keine Würmer o.ä. da, nur herkömmliches Vogelfutter von den Nachbarn. Vielleicht ist es auch schon alt genug, um selbstständig zu fressen?
Ich bin total hin- und hergerissen. Ich wollte nur helfen und das Vögelchen retten, hoffentlich habe ich keinen fatalen Fehler gemacht...
Danke schon mal für die Ratschläge!
 
Moin alinski

Es ist richtig, den Vogel über Nacht zu sichern. Wenn es sich um ein Rotschwänzchen handelt, dann ist das ein Insektenfresser, also bitte kein Vogelfutter von Nachbarn geben. Auch keine Regenwürmer. Sollte ein Nachbar Geckos oder ähnliches Getier haben, dann Heimchen abzocken.

Was Du jetzt noch machen kannst, ist Fenster auf und Licht an, vielleicht flattert noch etwas herein, was Du fangen und sofort einfrieren musst. Morgen zum Frühstück holst Du die Insekten aus dem Gefierfach, gibst sie in eine Tasse, gießt kochendes Wasser drüber, wartest 1 Minuten und gießt das Wasser ab. Diese Insekten kannst Du handwarm anbieten. Heute Nacht wird der Vogel nichts mehr fressen.

Der Plan, ihn morgen früh wieder rauszusetzen ist richtig, Du müsstest eine geschützte Stelle finden, wo ihn die Menschen nicht sehen. Vielleicht kannst Du in einen Karton in die Ecken Löcher machen, Bindfaden durchziehen, Bindfaden in der Mitte zusammenbinden und das Ganze mit Vogel drin in einen Baum hängen.

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Dann das Ganze beobachten. Hoffentlich kommen die Altvögel und holen den Jungvogel wieder ab. Wenn nicht, nochmals die Wildvogelhilfe anrufen. Wenn Du Deine PLZ nennst, versuche ich, Alternativen in meiner Adressliste für Dich zu finden, falls Du den Vogel nach 2-3 Stunden wieder einsammeln musst.
 
Danke @astrid , das hat mich sehr beruhigt, ich habe mir wirklich Sorgen gemacht, dass ich dem Vögelchen geschadet habe.
Außerdem danke für die Ratschläge! Ich werde ihn morgen früh in Nestnähe (also in meinem Innenhof) versuchen geschützt abzusetzen und werde von meinem Küchenfenster aus beobachten, ob er von den Altvögeln abgeholt wird. Wie kann ich mir das vorstellen? Das Nest ist weitesgehend kaputt (ich schätze, dass es zu windig war, aber sicher bin ich mir nicht) und der Jungvogel konnte heute noch nicht einmal ansatzweise hoch genug fliegen, um aus dem Innenhof zu kommen. Ich habe mir einiges durchgelesen und schätze, dass er im Ästlingalter ist (fast vollständig gefiedert, flattert umher, Augen sind offen) und Ästlinge werden wohl von den Altvögeln weiterhin gefüttert, indem die Jungvögel durch Piepsen ihren Standort verkünden. Nun habe ich den Jungvogel aber kein einziges Mal piepsen hören - wie kann er dann von den Altvögeln gefunden werden?
Und noch eine Frage zum Füttern - frisst er das in dem Alter schon selbstständig oder muss ich die Insekten mit einer Art Pinzette füttern?
Ich rufe morgen noch einmal bei der Stelle an, bei der ich heute angerufen habe (haben montags laut Google wieder offen), falls der Jungvogel weiterhin allein bleibt und nicht hoch genug fliegen kann, um selbstständig aus dem Hof zu kommen (ich denke, dass es schon vollständig flugfähig sein sollte, damit es allein überleben kann?).
Liebe Grüße!
 
Ein Foto vom Vogel würde helfen, den Entwicklungsstand korrekt zu beurteilen, aber wenn Du sagst, sein Geschwister ist sicher geflogen und Dein Schützling noch etwas unsicher, dann werden es Ästlinge sein.

Füttern müsstest Du ihn mit Pinzette, indem Du das Futter hinhälst und wenn der Vogel den Schnabel aufreißt, vorsichtig tief in den Schlund schiebst. Evtl. musst Du ihn animieren, indem Du mit den Insekten in der Pinzette etwas hin- und herwedelst vor ihm oder damit um den Schnabelrand streichst.

Damit der Ästling draußen nach den Altvögeln ruft, sollte er nicht vollgestopft rausgesetzt werden, 4-6 Fliegen oder Falter würden als Frühstück ausreichend sein.

Die Altvögel würden den Ästling finden, beide geben Kontaktlaute von sich, teilen sich so den jeweiligen Standort mit. Wenn alles wie gehofft läuft, würden die Altvögel den Jungvogel finden, auffordern, ihnen zu "folgen", was so ausschaut, dass der Ästling vom Karton in das Geäst eines Gebüschs oder Baumes fliegt, Kurzstrecke, dort kann er sich von Ast zu Ast hüpfend höher begeben. Dort wartet er auf die nächste Fütterung. Er wird von Tag zu Tag besser fliegen, die Entwicklung der Jungvögel geht rasend schnell (verglichen mit Säugetieren), in 3 Tagen ist er voll flugfähig. Alleine überleben könnte der Vogel noch nicht.
 
@astrid Ich habe hier 2 Bilder, eins auf meinen Händen (da sieht er viel größer aus, als er ist - wir haben ihn grob "gemessen" und er ist max. 6cm groß. Auf dem anderen Bild sieht man besser, dass er in der Halsregion sehr flauschig ist, aber ich weiß nicht, ob das auch bei ausgewachsenen Rotschwänzen so ist, durch Google bin ich nicht ganz schlau geworden. Da er dunkel ist schätze ich, dass es ein Männchen ist...

Dann versuche ich diese Nacht noch durch das Badfenster was einzufangen und einzufrieren - hoffentlich verirren sich ein paar Insekten in meine Wohnung. Ich habe immer noch etwas Sorge, dass er gar nicht rufen wird und deswegen nicht gefunden wird - aber das wird schon klappen.

Ich bin gespannt, wie es verlaufen wird und hoffe, dass er die Altvögel ihn schnell aufnehmen und alles gut geht.
Er ist schon die ganze Zeit sehr ruhig in dem Karton und ist auch schon eingeschlafen, er war bestimmt sehr kaputt vom Rumgeflatter im Innenhof (der Arme ist ständig gegen Wände "gekracht" - war nicht dolle, also verletzt hat er sich glaube ich nicht - und ist in die nächste Ecke gehüpft, um sich zu verstecken...).
Rotschwanz1.jpegRotschwanz2.jpg
 
Das ist ein Ästling, und auf Deiner Hand sieht er auch munter aus. Wäre er verletzt, würde Körperhaltung und Ausdruck anders sein. Um diese Zeit sind alle Vögel ruhig, ab Dunkelheit ist für sie Schlafenszeit, und dass er etwas aufgeplustert im Handtuch sitzt, ist auch normal. Ganz sicher wird er erschöpft sein und ausreichend Futter hat er ja auch nicht bekommen.

Damit er ruft ist es eben wichtig, dass er nicht überfüttert wird morgen früh, aber auch nicht so geschwächt, dass er nicht mehr rufen kann. Ich drücke die Daumen, dass die Rückführung morgen klappt!!
 
Danke, Dir auch, es war für Dich ja auch ein aufregender Tag. Angenehme Nachtruhe!
 
Schau mal, ob in den Federn irgendetwas wuselt oder ob Schwungfedern fehlen. In dem Gefiederzustand sollten de Jungvögel eigentlich schon voll flugfähig sein.
Sind sie es nicht, ist meist irgendetwas nicht in Ordnung.
 
Thema: Rotschwänzchen-Junges aufgenommen

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