Ich war über Weihnachten zuhause bei meiner Mutter und das war dann auch für Coco Weihnachten. Endlich einer da, den man den ganzen Tag über in Beschlag nehmen und nerven kann

Das ging schon morgens kurz nach dem Aufstehen los, wenn er mich von seiner noch dunklen Voliere aus auch nur im Bad gehört hat. "Raus, raus, raus!" waren da gleich die eindeutigen Befehle. Wenn er dann nach dem Frühstück raus durfte, ging's gleich zur Sache, volles Programm. Dauerkraulen mit sexueller Erregung war da angesagt, außerdem Nesteln im Kunstfell der Couch und unter den Kissen. Danach Kampf gegen eine PET-Flasche, die er sogar umher geflogen hat, mit dem Schnabel im Drehverschluss.
Richtung Mittagessen dann Topsuchtsgeschrei wenn er nicht beim Kochen in der Küche "helfen" durfte. Wobei man das Geschrei auch draußen auf der Straße noch deutlich hören kann. Anschließend frisst er dann das erste Mal am Tag etwas, natürlich von dem was wir auch haben, Kartoffelpürree, Pommes, Salat und solche Sachen. So blöde Körner sind ja schließlich nur was für die dummen Verwandten die draußen rum fliegen.
Mittags geht es dann ähnlich weiter wie morgens auch, er muss überall mit hin, selbst auf's Klo weil es sich da auf dem Schoß besonders gut kuschelt.
Und dann immer wieder die Langeweile, wenn er nicht mehr weiß was er als nächstes mit sich anstellen soll. Da kommt man dann auch auf dumme Ideen, wie z.B. in die Zimmerpflanzen fliegen und dort irgendwelche Samenkapseln vom Gummibaum zu ernten...
Wenn man Glück hat, dann frisst er zwischendurch auch tatsächlich mal ein paar Körner, aber nur wenn man neben die Voliere sitzt und er einen im Blickfeld hat.
Abends wird's dann wieder besonders kritisch wenn er in die Voliere zum Schlafen soll. Das geht nur mit Zeremonien, z.B. mit einer überreichten Cashew-Nuss oder einem Stück Keks.
Kaum drin, will er auch schon wieder raus und selbst wenn wir die Voliere abdecken, das Licht ausmachen und das Zimmer verlassen kommt noch mindestens 15 Minuten lang Wutgebrüll, weil er nicht schlafen will. Dazu kommt bei ihm ein "Verlassmichnicht" Komplex, eine Verlust-Angst die sofort einsetzt wenn man ohne ihn auch nur den Raum verlässt.
Dann macht er sich sehr schnell über Türen und Tapeten her, offensichtlich um uns so klar zu machen dass wir ihn nicht alleine lassen sollen.
Eben ein Terrorist, durch und durch, der immer seinen Kopf durchsetzen will, gleichzeitig ein Clown, der nur darauf wartet zu irgendeinem Blödsinn und irgendwelchen Zeremonien animiert zu werden, wie z.B. Kopf schleudern oder Klopf-Orgien, so stark dass man meinen könnte er hätte danach eine Gehirnerschütterung.
Und dann immer wieder der Übermut der abreagiert werden muss, da ist meine Mutter das dankbare Opfer. Mal rennt er ihr auf dem Boden hinterher um sie in die Füße zu beißen, dann fliegt er sie mal wieder hinterrücks an und beißt sie dort in den Rücken wo sie mit den Händen nicht hin kommt. Er weiß, dass er zur Strafe dafür eingesperrt wird, aber das ist ihm die Genugtuung offenbar wert, dass er ihr mal wieder gezeigt hat wer hier das Sagen hat.
Kaum eingesperrt folgt die Rache, indem er Futter aus dem Napf schaufelt oder runter auf den Boden geht um das ausgelegte Papier zu zerrupfen. Er weiß genau wie er uns auf die Palme bringen kann und macht das auch sowie es nicht nach seinem Kopf geht.
Als ich dann wieder abgereist bin, war er einen Tag lang etwas kleinlaut und zurückhaltend, so als ob er sich überlegt hat ob ich wegen seines schlechten Benehmens fortgegangen wäre. Aber nach 1-2 weiteren Tagen ist alles wieder so wie immer...
Gruß Gerd