Huhu Suppenhuhn,
wie du weisst, halte ich Kanarien in einer Gemeinschaftsvoliere mit Katharinasittichen
. Bei einer 2 x 2,40 x 0,70 m
Voliere ist der Besatz zur Zeit 8 Kathis, 3 Kanarienpärchen mit sechs flüggen Jungen und dazu noch ein paar ältere Kanarienherren und nicht brütende Hennen.
Das funktioniert zwar, aber nur unter Vorbehalt. Empfehlen kann ichs nur demjenigen, der viel Erfahrung mit Sittichen hat und der seine Vögel insgesamt genau beobachtet, und Problemen und Stressfaktoren folgerichtig erkennt und entsprechend handelt. Vorraussetzung ist in jedem Fall sehr viel Platz und genug Beschäftigung für die verspielten Sittiche. Man sollte immer darauf gefaßt sein, das eine Trennung nötig wird.
Bei der Zusammenführung der beiden Arten muß man bedenken, das Katharinasittiche zu Panikflucht neigen und sich dabei verletzten können. An die raschen Bewegungen der Kanarien müssen sie sich erst gewöhnen, vor allem an die Tatsache, das sie selber meist der Auslöser für das Auseinanderflattern der Kanarien sind
. Vereinzelt kann es auch vorkommen, das Kanarien auf die größeren Sittiche mit sichtbarer Angst und Stress reagieren und sogar einen Schock erleiden. Auch hier muss man seine Vögel beobachten und die Anzeichen erkennen können. Wer beide Arten zusammenhalten möchte, der sollte versuchen, Vögel zu bekommen, die schon mit der jeweiligen anderen Artgruppe Kontakt hatten.
Solange die Kanarien nicht brüten, ist die Beziehung zwischen den beiden Tierarten eigentlich unproblematisch. Katharinasittiche beißen normalerweise nicht in die Füße, sie nehmen aber wohl den Fuß eines anderen Vogels oder auch den Flügel in den Schnabel, wenn sie denjenigen zum Platzmachen auffordern wollen. Kanarien machen diese Erfahrung höchstens einmal und dann gehen sie immer rechtzeitig beiseite, wenn ein Kathi angewalzt kommt
. Es kann natürlich unter den Kathis auch Individuen geben, die ruppiger sind, also lege ich meine Hände sicher nicht für alle Katharinasittiche pauschal ins Feuer.
Schwierig wirds, wenn man die Vögel brüten lässt. Junge Katharinasittiche hatte ich zwar noch nie, aber man kann wohl davon ausgehen, das sie sehr neugierig und verspielt sind und durchaus auf die Idee kommen könnten, die Kanarien zu trietzen.
Bei der Kanarienbrut muß man ein wachsames Auge haben, wenn man die Nester anbringt und die Hennen mit dem Bau beginnen. Nester, für die sich die Kathis interessieren (als Ausguck, Ruheplatz, spielerisches Fleddern des Nestes, was immer) müssen umgehängt werden, bis ein uninteressanter Platz gefunden ist, der gleichzeitig aber von den Kanarien noch angenommen wird. Wenn die Hennen brüten, drohen sie einen Kathis in der Regel weg, wenn er mal zufällig in die Nähe kommt. Wenn das Nest bzw. die Stelle aber zu interessant ist, dann wird sich ein Kathi nicht dauerhaft vertreiben lassen und die Kanari-Henne wird die ständigen Störungen irgendwann nicht mehr ertragen und die Brut aufgeben. Ich hab es bisher aber immer geschafft, die Nester so zu plazieren, das die Katharinasittiche die Kanarienhennen völlig unbeachtet in Ruhe brüten lassen. Ein Umdekorieren der
Voliere kann übrigens dazu führen, das vorher uninteressante Plätze für die Kathis plötzlich interessant werden (die Kanarienhennen haben zudem großen Stress, wenn ihre Nestumgebung plötzlich völlig anders aussieht). Spezielles Interesse an Küken oder den Eiern hat bei mir noch kein Kathi gezeigt.
Die größte Gefahr ist wohl bei gerade flüggen Kanarienküken gegeben, die noch unbeholfen und unerfahren sind. Die Katharinasittiche sind zwar sehr zart im Umgang miteinander und mit den Kanarien, aber wenn ein unbedarftes Küken zwischen zwei sich zankende Kathis gerät oder zwischen einen Kathi und sein Futter, dann kann doch mal ein Unglück passiert, weil der Kleine nicht schnell genug das Weite sucht (ist bei mir aber noch nicht vorgekommen). Sobald die Küken aber zwei oder drei Tage flügge sind, lassen sie die Kathis nicht mehr auf Tuchfühlung kommen.
Ansonsten profitieren beide Arten in gewissem Umfang voneinander. Die Kathis beobachten die Kanarien und benutzen sie als Vorkoster und Frühwarnsysteme und erlauben gerne, das sie in der Nähe schlafen (Schutzverhalten Schwarmschlafen). Kanarien lassen sich von Katharinasittichen gerne Futterquellen erschliessen, die für sie eigentlich nicht zugänglich sind (Kerne öffnen, hartes oder ungeschältes Obst und Gemüse fleddern). Regelrechte Sozialkontakte zwischen beiden Arten habe ich aber noch nie beobachtet und ist wohl auch nicht zu erwarten.
Die oft propagierte These, das Kanarien von übermässigem Obstangebot Durchfall kriegen oder krank werden, kann ich übrigens nicht bestätigen. Wegen der Katharinasittiche stehen den Kanarien täglich mehrere Sorten Obst und Gemüse in unbegrenzter Menge zur Verfügung, und keiner hat je Durchfall gehabt oder ist daran erkrankt. Meine Küken werden alle gesund groß. Nach der Brutsaison der Kanarien sind lediglich die Katharinasittiche etwas fetter, weil sie gerne vom
Aufzuchtfutter naschen :s