So ganz überzeugt war ich ja anfangs noch nicht.
Erstens, die Frage lautete auf Deutschland. Europaweit mag das nämlich nochmal etwas anders aussehen, wir sind hier eben mit am dichtesten besiedelt.
Aber Schritt für Schritt.
Ich denke, wir sollten vom "Grundbestand" an adulten, wildlebenden Tieren ausgehen, wie er etwa zu Beginn der Brutsaison vorliegt. Das steigt ja, wie richtigerweise erwähnt, im Sommer stark an, um dann wieder deutlich abzufallen.
Nächstes Thema sind die Zugvögel und die "Durchzieher". Das verschiebt die Bilanz ebenfalls temporär.
So eine einfache Frage - und doch im Detail so kompliziert!
Aber wenn wir es mal kurz umreissen:
In D gibt es ca. 250 Vogelarten. Davon eine ganze Reihe (rund die Hälfte) mehr oder weniger stark gefährdet / beinahe ausgestorben. Die zählen statistisch schon kaum mehr.
Eine interessante Quelle findet sich beim Dachverband Deutscher Avifaunisten,
www.dda-web.de, unter Monitoring (Vögel in Deutschland 2008 bzw. 2009).
Schaut man dort in die Tabellen, zählen die meisten Arten kaum, auch die, die noch einige zehntausend oder gar eine sechsstellige Zahl Brutpaare auf die Waage bringen.
Es läuft also auf die Massenarten wie Amsel, Buchfink usw. heraus.
Und da gibt es im Bericht von 2008 eine Tabelle der 20 häufigsten Arten in Deutschland. Alle liegen über 1 Mio. "Brutbestand". Die häufigsten sind, ca.-Werte:
Buchfink 9,2 bis 11,0 Mio.
Haussperling 5,6 - 11,0 Mio.
Amsel 6,7 - 8,2 Mio.
Kohlmeise 4,6 - 5,7 Mio.
Zilpzalp 2,8 - 3,7 Mio.
Die Top 20 addiert, sind das minimal etwa 55 Mio., maximal rund 75 Mio.
Wobei die Frage im Raum steht, welche Bestände zu welcher Jahreszeit erfasst, und wie valide o.a. Daten sind.
Wird unter "Brutbestand" die Zahl der Brutpaare verstanden, ist das Rennen entschieden.
Dann stellen die Top 20 in jedem Falle über 100 Mio. Exemplare.
Ansonsten wirds knapp, da die hinteren Plätze nicht mehr allzu viel beisteuern.
Realistisch könnten es also vielleicht zweimal soviel Vögel wie Menschen hierzulande sein, von den Sondersituationen (Durchzieher, Brutsaison) abgesehen. Hätte ich jetzt nicht so hoch geschätzt, nach der praktischen Anschauung, wie viele Pieper einem so begegnen. Da leben doch wohl sehr viele sehr versteckt.
Im übrigen illustrieren diese Zahlen nebenbei, was es ausmacht, eine aufgefundene Jung-Amsel oder einen Jung-Spatz aufzuziehen (oder auch nicht): Fast nichts! Das allermeiste, was sich bei den Piepern so abspielt, bleibt uns nämlich verborgen.
So, da ist jetzt wieder der Statistik-Gaul mit mir durchgegangen, eigentlich doch so eine triviale Frage ...