Hausaufgaben (sorry sehr lang)
Hi Ann,
so, dann will ich mal anfangen:
Dazu eine Gegenfrage: was ist artgerechtes Verhalten? Kann ein Tier in Gefangenschaft überhaupt artgerechtes Verhalten zeigen?
In gewisser Weise schon, z.B. beim Spielen, Kämpfen, Rangordnung, etc.
Kanne s sein,d ass Du dem ganzen Deine Sichtweise überstülpst und viel interpretierst?
Sicher. Ich mache mir natürlich Gedanken darüber und da besteht natürlich die Gefahr, viel zu interpretieren und zu vermenschlichen.
Durch die Interpretation wird auch die Beschreibung was passiert und was Du möchtest sehr schwammig, so dass es schwierig ist, Dir gezielte Anregungen zu geben.
Bei uns sind vorhanden 4 Gebirgsloris, neu hinzugekommen ist ein Abgabevogel, der mit den 4 vorhandenen und einem später (wenn es klappt)noch hinzukommenden Hahn vergesellschaftet werden soll.
Bei den vorhandenen Loris sind Leo und seine Schwester Louise als sehr liebe und ruhige Vögel zu bezeichnen. Lex und Lara, ebenfalls Geschwister, sind extrem aktiv, kämpferisch und nicht zimperlich. Lex versucht ständig mit terrierhafter Zähigkeit die Schwarmführerschaft zu erreichen und hat diese auch in etwa der Hälfte der Zeit inne. Lilly (Ababevogel), 4 Jahre alt, flugschwach, und im Gegensatz zu den vorhandenen Loris, die „natürlich“ aufgewachsen sind, extrem menschenbezogen (zahm) spricht, schmust etc., wahrscheinlich aus Einzelhaltung. Der vorhandene Schwarm ist ca. 1,5 Jahre alt und handzahm (auf freiwilliger Basis).
Mach doch bitte erste einmal eine SItuationsanalyse:
1. Was ist das Verhalten von ihr und den anderen, wenn Du sie zusammensetzt? Dazu gehört, was wann passiert, wie lange es dauert, wie sie reagiert, wie die anderen reagieren, wie Du reagierst.
Bisherige Vorgehensweise bei der Vergesellschaftung: Lilly wurde mehrmals für ca. 15 Minuten in den Schwarm sowohl in die Innen- als auch in die Außenvoliere dazugegeben (wir waren ebenfalls in der
Voliere). Nach anfänglichen Vertragen enden diese Aufenthalte im Moment ständig in Aggressivität, so das wir diese immer beenden und Lilly mittlerweile auch nicht mehr zu den anderen in die
Voliere möchte, sehr wohl aber in ihre Nähe (durch den Draht).
Die Aggressivität zeigt sich, in dem Lex ständig Lilly bedrängt, so lange bis sie keine Ausweichmöglichkeit mehr hat, dann hackt er nach ihr. In der Zeit sorgen wir dafür, dass Lara möglichst nicht auch noch dazu kommt. Lex hackt ständig nach ihr, Lilly hackt nicht zurück, sondern meckert wenn er in die Nähe kommt ohne Ende. Immer wieder versucht Lara oder auch Lex, wenn wir sie/ihn wegnehmen, wieder zu Lilly zu kommen. Spätestens dann, wenn beide bei Lilly sind, hacken sie beide auf sie ein. Lilly flieht dann auf unsere Schulter und nachdem die anderen sie weiter verfolgen, schließlich in ihren Käfig.
Beim letzten Besuch von Lilly in der
Voliere, bei der wir erstmals nicht mit drinnen waren, sondern außen davor standen, hatte nach einer heftigen Auseinandersetzung mit viel Geschrei, Lara vermutlich von Lilly Federn im Schnabel und Lilly panische Angst. Blut ist bisher zum Glück noch nicht geflossen.
An diesem Punkt wissen wir nicht mehr weiter, denn Lex auf Dauer zu bändigen, ist mit unseren Mitteln kaum möglich und wenn er loslegt macht Lara, die sonst meist mit Leo spielt und kämpft, mit.
Wenn Du möchtest, dass Deine Tiere sie nicht angreifen, kann es sein, dass Du statt mit ihr, mit ihnen üben müsstest.
2. Was für ein Verhalten möchtest Du sehen?
Im Moment versuchen wir Lillys Kondition und Flugkraft zu stärken und nehmen sie allein in die Außenvolieren. Innen sitzt sie am liebsten außen an der
Voliere der Loris, weicht aber sofort panisch zurück, wenn einer der Loris angeflogen kommt. Nähert er sich jedoch auf dem Ast, der rausschaut, bleibt sie sitzen und knabbert zusammen mit ihrem Gegenüber an einer Apfelspalte, auch mit Lex.
Beim Clickertraining stehen wir vor einem großen Problem: Das Leckerli. Das einzige durchgreifende Leckerli wäre verdünnter Ahronsirup. Den kann man schlecht irgendwo in der Hand verstauen oder aus der Hosentasche holen. Wenn wir mit dem in die
Voliere kommen, „riechen“ die das sofort und stürzen sich alle auf uns.
Nun unsere Frage: Gibt es Möglichkeiten Lex zu beruhigen oder kann man Lilly einfach in die
Voliere tun und die anderen hören nach einer Weile auf?
Puh, das war nun sehr viel und ist auch ziemlich kompliziert. Vielleicht hast du einen Rat für uns. Denn uns liegen sowohl unsere 4 als auch Lilly am Herzen, die wir nicht sehr gern wieder ins Tierheim zurückbringen würden.
LG
Gisela