Diese Erfahrungen des Züchters haben sich weitestgehend bestätigt, denn in den zurückliegenden 10 Jahren war Amadeus noch nie krank, und daraus resultierend konnten wir uns Tierarztbesuche sparen. Auch bezüglich der Fütterung sind Wildfänge offenbar anspruchsloser als Nachzuchten. Die erste Zeit fraß Amadeus nur
Sonnenblumenkerne. Alle anderen Beimengungen im
Papageienfutter wurden von ihm verschmäht. Erst nach und nach mit viel Geduld haben wir ihn dazu bewegen können, auch Obst und Gemüse sowie andere Sämereien, Mandeln und Nüsse zu sich zu nehmen.
Zum einen verstecken Papageien ihre Krankheiten,bis es gar nicht mehr geht und auch wenn ihr in den 10 Jahren noch nie beim Tierarzt ward und euer Grauer einen gesunden Eindruck macht,kann es gut sein,dass er eine Aspergillose von den
Sonnenblumenkernen hat.Vieles sieht man eben erst auf den Röntgenbild und so manch einer hier hat einen "gesunden" älteren Vogel aufgenommen und nach Untersuchung hatte das Tier einige Krankheiten.
Ein Wildfang hat genau die selben Ansprüche ans Futter wie ein Vogel,der hier in Deutschland geboren wurde.Jeder Vogel frißt am liebsten die
Sonnenblumenkerne,da sie schön fettig sind.Halte mal einem Kind einen Hamburger hin und einen Salat,das wird auch zu dem Hamburger greifen.Wenn du hier aufmerksam liest,verschmähen die meisten Grauen zu Anfang das Obst und Gemüse und die kleineren Körner.
Wenn ein Züchter sich einen Wildfang holt,dann hat er dabei im Auge,dass die Vögel gut zur Brut schreiten sollen.Einem Züchter ist es meist völlig egal ,ob der Vogel eine Beziehung zu ihm aufbaut.Für ihn ist es nur wichtig,dass die Kücken gut aufgezogen werden.
Ein normaler Halter möchte aber gar nicht in erster Linie züchten sondern möchte einen Vogel,der sich in seinem Haushalt einlebt.Und dazu eignen sich nunmal besser Vögel,die auch schon in Gefangenschaft geboren wurden.Sie haben keine große Umstellung,da sie das Leben so gewohnt sind: Menschen,Futter,Käfig.
Ein Wildfang,von dem ich nicht einmal das Alter weiß,ist es gewohnt unter Artgenossen zu leben,weite Strecken zu fliegen,sein Futter selber zu suchen und er frißt keine Körnermischung aus dem Geschäft.Seine Umstellung ist sowohl körperlich als auch seelisch ganz enorm und dabei haben wir noch nicht einmal berücksichtigt,welches Trauma er beim Fang und Transport noch durch machen muß.
Wie bereits gesagt, aus heutiger Sicht würde ich mich beim Kauf eines Grauen von vornherein für eine Paarhaltung entscheiden. Das war vor 10 Jahren kein Thema beim Erwerb, schon aus humanitären Gründen bezüglich der Fang- und Versandpraktiken, was uns so nicht bekannt war
Du schreibst doch selber,dass du es aus heutiger Sicht anders machen würdest und darum ist doch klar,dass dir hier im VF keiner zu einem Wildfang raten wird.
Dass es dir heute immer noch passieren kann,dass du einen bekommst und er dir als Naturbrut angeboten wird,ist klar aber einen Wildfang sollte man die Einzelhaltung meiner Meinung nach gar nicht antun.Und auch nach 10 Jahren und wo du doch nun mehr Kenntnisse hast,wäre es im Sinne eures Vogels,ihm einen Partner zu holen.
Und meine Erfahrungen einschließlich des von mir zitierten Züchters kann man wohl nicht so einfach unter den Tisch kehren. Oder fällt dazu keinem etwas ein!?
Es streitet keiner ab,dass man einen Wildfang nicht auch mit der Zeit zahm bekommt.Und wer einen Wildfang erworben hat,der soll mit diesem auch glücklich werden.Aber grundsätzlich ist von einem Wildfang abzuraten.
Liebe Grüße,BEA