Hallo,
sicher ist dies eine eigene Ausprägung mit den Rosenbinden, aber - und das ist ganz wichtig - es gibt Grundsätze in der wissenschaftlichen Systematik.
Zum einen den, dass Unterarten nicht durch ihr Aussehen, sondern durch ihre Herkunft charakterisiert sind.
Zum weiteren ist alles, was in einer Fortpflanzungsgemeinschaft lebt, derselben Art zuzurechnen. Und das trifft doch bei den Rosenbinden und den "normalen" kreuzschnäbeln eindeutrig zu - weiter steht doch sicher fest, dass auch aus "Rosenbinden" "normale" Junge fallen können. Und damit wäre es nach klassischer Genetischer Vorgabe ein einzelner vererbbarer Faktor (= monogenetisch). Und anhand eines einzelnen Gens (=Merkmals) eine eigenständige Art zu propagieren, ist nicht zulässig - zumindest nicht mit den weiteren Bedingungen, die wir kennen.
Systematik unterhalb des Artniveaus ist zugegebenermaßen kompliziert, da hier nicht immer phylogenetische Aspekte gegeben sind (das hier zu erklären würde zig Seiten füllen). Und deshalb gibt es auch ab und zu unterschiedliche Auffassungen (= systematische Listen). Als Beispiel kann man den Azorengimpel nennen. den könnte man fast als eigene Art betrachten, wird aber meist nicht getan, sondern murina wird als Unterart von pyrrhula angesehen. Da aber murina auf einer Insel vorkommt, gibt es naturgemäß keine "sanften" Übergänge, die Population ist fast gänzlich isoliert - was zu dieser deutlich abweichenden Färbung geführt hat.
Einen anderen - interessanten Fall haben wir mit Sprosser und Nachtigall. Beide sind im Feld fast nicht zu unterscheiden, aber vom Gesang her sehr deutlich erkennbar und zuzuordnen. Hier gibt es auch ein schmales Gebiet, in dem beide Arten vorkommen, es kommt aber nicht zum "nahtlosen" Übergang von einer zur anderen Art. Die Reproduktionsschranken funktionieren also nahezu perfekt.
Und nun noch einmal zu den Kreuzschnäbeln. Wie ich oben im Post schon geschrieben habe, ist die RB Form seit mehr als 100 Jahren bekannt, aber alle namhaften (und ernsthaften) Ornithologen führen ihn nur als 'Variante', (heute nennt man so etwas "Morphe") da sämtliche Grundvoraussetzungen zur Anerkennung einer eigenständigen Form nicht vorhanden sind.
So, das war nun eine Menge Text und ich hoffe, dass ich mich verständlich ausdrücken konnte.
Schöne Grüße
Hans C