Strenger Frost in Nordeuropa- relevant für den Kranichzug im Frühjahr 2011!

Diskutiere Strenger Frost in Nordeuropa- relevant für den Kranichzug im Frühjahr 2011! im Forum Kraniche im Bereich Wildvögel - Moin, da ich mich als Nebenhobby mit der Meteorologie beschäftige, kann man das ganze äußerst gut mit dem Vogelzug ( hier Kranichzug) verbinden...
Accipiter nisus

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Moin,

da ich mich als Nebenhobby mit der Meteorologie beschäftige, kann man das ganze äußerst gut mit dem Vogelzug ( hier Kranichzug) verbinden. Und da ich kein passendes Unterforum gefunden habe, poste ich diesen Thread hier in das Kranichforum, weil es ferner auch etwas damit zu tun hat.

Die Ausgangssituation:
Mitteleuropa befindet sich in einer Pattsituation. Ich versuche, euch das ganze hier zu erklären. Mit der Pattsituation meine ich, dass Mitteleuropa zwischen kräftigen Tiefdruckgebieten über dem ostatlantischen Raum und einer riesigen Antizyklone ( Hochdruckgebiet) liegt. Infolge der Coriolis-Kraft zirkuliert die Luft um ein Hochdruckgebiet immer im Uhrzeigersinn, um ein Tiefdruckgebiet gegen den Uhrzeigersinn ( auf der Nordhalbkugel ist das der Fall). Dieses Hochdruckgebiet befindet sich mit seinem Kern über Nordeuropa- genauer gesagt: Finnland.
Wie oben erklärt, zirkulieren die Luftmassen um ein Hochdruckgebiet im Uhrzeigersinn. Daraus resultiert für uns in Mitteleuropa eine östliche Strömung, wodurch kältere Luftmassen advehiert werden. Infolge der Pattsituation stellt sich folgendes Grundmuster ein: Westdeutschland milder als Ostdeutschland.
Dank dieser Zirkulation des Hochdruckgebietes werden arktische Luftmassen nach Nordeuropa advehiert ( advehiert=transportiert).
Das erkennt man ganz simpel an den aktuellen Werten dort:
So haben wir in ganz Skandinavien Maximumtemperaturen! von -10 °C, in der Nacht sinkt das Quecksilber vermehrt auf -30 °C, vereinzelt bis auf -40 °C.
Auch in Südskandinavien herrscht nachwievor strenger Frost.
Die strengen Fröste erkennt man an folgender Simulationsgrafik von wetter3.de äußerst gut!
http://www2.wetter3.de/Archiv/GFS/2011021918_17.gif
Die westeuropäischen Tiefdruckgebiete versuchen zwar, gegen das nordeuropäische Hochdruckgebiet vorzugehen, schaffen es aber vorerst noch nicht- bis der Frühling bei uns richtig beginnt, sollten wir uns also noch etwas gedulden. Wenn der Weg für diese Frontensysteme vom Atlantik frei ist, dann kommt der Frühling nach Mitteleuropa.
Sollte sich die milde Luft in den nächsten Wochen in Mitteleuropa durchsetzen und das wird sie, da bin ich mir sicher, dann wird sie das garantiert nicht auch in Nordeuropa.
Insbesondere im mittleren und nördlichen Skandinavien ( wo die Brutgebiete der Graukraniche liegen) wird sich die Winterluft noch länger halten.
Mildere luft setzt sich hier oft meist erst im April durch- in Südskandinavien allerdings auch im März.

Was ich aus dieser Analyse ganz simpel schließen kann:
Die Graukraniche werden sich in den nächsten Tagen und Wochen weiter in den Rastgebieten, welche beispielsweise in der norddeutschen Geest ( Diepholzer Moorniederung) liegen, sammeln- viele von ihnen auch an der Ostseeküste.
Sie werden dort noch einige Wochen bleiben müssen, das versteht sich von selbst. Ich denke, dass es frühestens! im März zu einem massenhaften Zug in Richtung! skandinavische Gefilde kommt, denn vorher wird sich die milde Luft wohl kaum in Mitteleuropa durchsetzen können.

Auch gestern konnte ich in einem nahen Moorgebiet einen Trupp beobachten, der wohl noch eine Weile warten wird. Auch in der Diepholzer Moorniederung ist wieder einiges los... der Frühling ist jedenfalls nicht mehr weit, etwas Geduld brauchen wir aber dennoch.

Soweit mein Statement dazu. Würde mich über Anregungen jeglicher Art freuen!

Grüße,
Weser-Ems-Vogel.
 
Hallo!

Ah, endlich mal eine Karte zur Großwetterlage, vielen Dank dafür ^^!
Deine Schlüsse sind sehr präzise getroffen, und werden so auch eintreffen, gar keine Frage! Was mich interessieren würde (ich weiß, genau sagen kann das keiner ^^): WANN ist dieser eklige Winter endlich zu Ende, wie lange müssen wir uns mit diesem elenden dreckskalten Wetter noch rumquälen?

Ich weiß wohl, dass dies mal wieder "normale" Jahre sind, aber ich erinnere mich an Jahre, da waren die ostdeutschen Kranichreviere zu der Zeit schon wieder besetzt, und zogen die arktischen Wildgänse bereits Mitte Februar im Haufen durch!

Was die Kraniche angeht, so sind in den meisten Jahren bereits Ende Januar/ Anfang Februar die ersten größeren Schwärme hier drüber gekommen, dies Jahr aber noch nicht ein einziger =(!
Und ich will darum fast schon unken, dass das wieder genau so ein mieses Jahr wird wie 2010. Lange regnerisch und nasskalt, 6 Wochen Ballerhitze im Sommer, und dann wie gehabt weiter nasskalt...

Oder was sagen Deine Prognosen dazu? Denn was diesen Winter fehlte, waren ja die ausgeprägten Kaltluftströme aus Skandinavien, wie wir sie letzten Winter hatten, und dennoch flogen größere Kranichzahlen schon Mitte Februar ein... Heuer noch nicht einer, dafür kalte Luftmassen aus Osten...
Was könnte man daraus deuten?

Grüße, Andreas
 
Das sind sehr interessante Erkenntnisse und Tatsachen. Als Moderator von einem anderen Forum würde ich Dich sehr gerne bitten, diesen Sachverhalt zu verbreiten.
Gruß
 
Moin Andreas,

ich persönlich denke, dass wir uns bis zum Frühling leider Gottes noch gedulden müssen. Wir befinden uns aktuell im klimatologischen Phänomen La Nina. Bei diesem Phänomen weist der Pazifische Ozean oftmals zu kalte Wassertemperaturen auf, der Atlantische Ozean im Gegenzug dazu mildere. Im vergangenen Winter 2009/2010 war dies umgekehrt- es herrschte El Nino.

Kalte Gewässer fördern die Bildung von Hochdruckgebieten, mildere eher die von Tiefdruckgebieten. Da das Wasser im Atlantischen Ozean in diesem Winter milder war, bildeten sich mehr Tiefdruckgebiete, die bei uns nicht für kaltes, sondern eher für mildes und durchwachsenes Wetter sorgen konnten.

Allerdings ist das Signal bei La Nina vielfach auch gegenläufig: d.h: winterliche Phasen findet man in La-Nina-Wintern im Frühwinter und im Spätwinter. Die winterliche Phase im Frühwinter trat durchaus ein. Momentan sieht es weiterhin nach einer Pattsituation aus : Mitteleuropa befindet sich zwischen Hochwinter und Vorfrühling- nichts Halbes und nichts Ganzes.
Es ist anhand der statistischen Gegebenheiten von La Nina, wie eben erwähnt, durchaus noch möglich, dass es im März zu einer winterlichen Phase kommen wird. Ich kann das nicht ausschließen. Signale für einen baldigen Beginn des Vorfrühlings in Mitteleuropa existieren bisweilen leider noch nicht.

Was nochmals den Winter 2009/2010 betrifft: das Strömungsmuster war hier meridional ( d.h von Nord nach Süd gerichtet, wie du bereits erwähntest. Daraus resultierte Kaltluftadvektion, sodass sich der Winter selbst in den Tieflagen bis weit in den März hinein halten konnte.

Freue mich über jegliches Feedback von dir und anderen!
 
Update:

Wie bereits gestern erwähnt: es sieht bisweilen nicht nach Frühling aus. Wir befinden uns weiterhin in einer Pattsituation, aus der wir uns nicht befreien können. Die etwas milderen Luftmassen, die sich derzeit im Westen Deutschlands etabliert haben, können nicht bis an Oder und Neiße vorstoßen. Hier bleibt es überwiegend sonnig und kalt. Doch dieser Zustand kommt in der kommenden Woche in die gesamte Bundesrepublik zurück.
Das nordeuropäische Hochdruckgebiet lässt fortan eine östliche Strömung zu. Osteuropa und Nordosteuropa sind mit Schnee bedeckt. Folglich bekommen wir es mit trockenkalten Luftmassen zu tun -> d.h: Kälte gepaart mit Sonnenschein.

In der Nacht mäßige, vllt auch strenge Fröste, tagsüber meist Werte um den Gefrierpunkt- also doch eher spätwinterliche Witterung. Man beachte: im letzten Jahr hatten wir um diese Zeit noch eine Schneedecke und ich war im Wald Skilanglaufen.

Wie ich oben aufgegriffen hatte: für La Nina ist es typisch, dass die Signale im Frühwinter ( traf ein!) und im Spätwinter gegenläufig sind. Daher ist durchaus damit zu rechnen, dass wir uns mit dem Frühling noch gedulden sollten... und die Kraniche in Mitteleuropa bleiben werden.

Der Frost in Skandinavien hat sich zwar leicht abgeschwächt, aber das ist nicht von langer Dauer. Die strengste Kälte hält sich in Nordwestrussland ( aktuell!). Folglich werden auch die Blässgänse noch in den Rastgebieten wie der Dümmerniederung verharren müssen.

http://www2.wetter3.de/Archiv/GFS/2011022712_17.gif

Wir liegen zwischen Winter und Frühling- der Winter wird aber vorerst die Oberhand behalten- einfach gesagt.
 
Moin,

mal wieder up to date von mir.

Wie man anhand der Simulationsgrafiken erkennen kann, lockert der Winter seinen Griff im skandinavischen Raum bereits etwas. Zwar haben wir dort weiterhin hohe Schneedecken und Minusgrade, aber die Kälte wird etwas abgemildert.
Die größte Kälte finden wir stattdessen in den Brutgebieten der Blässgänse in Nordosteuropa.

Allerdings bedeutet dies für uns in Mitteleuropa - und das schicke ich im Voraus vor- nicht der Frühlingseinbruch. Da sich das nordeuropäische Hochdruckgebiet dazu neigt, sich zu verlagern, kommen wir in eine östliche Strömung. Osteuropa ist mit Schnee bedeckt. Demzufolge bekommen wir es mit trockenkalten Luftmassen aus Osten zu tun. Doch was bedeutet das für uns? Ganz einfach- dank der Märzsonne, die mittlerweile schon ziemlich stark ist ( Sonnenuntergang heute hier erst um 18:03 Uhr) werden wir tagsüber Plusgrade im höheren einstelligen Bereich bekommen. Dank nächtlicher Ausstrahlung dagegen sinken die Werte dann ab der Dämmerung deutlich unter den Gefrierpunkt.
Diese Witterung wird uns dann eine Weile in der ersten Märzwoche erhalten bleiben... oder noch länger.
Da die Unsicherheiten danach immer größer werden, erlaube ich mir darüber kein Urteil.

Die Kraniche werden sich jedoch nachwievor in den Rastplätzen wie der Diepholzer Moorniederung sammeln müssen und abwarten, bis es durchgreifend milder wird.

Gedulden wir uns weiterhin, ein Update gibt es von mir tagtäglich!
Grüße
 
War schon seit längerer Zeit nicht mehr hier in diesem Forum. Bei uns im Süd/Westen der Republik ist Kranich mäßig leider nicht so viel los, außer heute nach 3 Jahren mal wieder Kranichzug. Ich finde die Einträge von Weser-Ems-Vogel auch eine tolle Sache. Die Wetterlage mit dem Vogelzug zu verbinden ist eine wichtige Sache, wenn man Vögel beobachtet. Als Kranichfan der im Frühjahr und Herbst die Rastgebiete der Kraniche bereist, schau ich während des Kranichzuges auch immer wieder auf die Wetterlage und mache mir so meine Gedanken. Aber so professionell wie Weser-Ems-Vogel, kann ich das natürlich nicht. Deshalb großes Lob auf Ihn, Ihn hier im Forum zu haben.
Siehe auch dazu meinen Eintrag bei „Kranichzug Frühjahr 2011“

Gruß Uwe
 
War schon seit längerer Zeit nicht mehr hier in diesem Forum. Bei uns im Süd/Westen der Republik ist Kranich mäßig leider nicht so viel los, außer heute nach 3 Jahren mal wieder Kranichzug. Ich finde die Einträge von Weser-Ems-Vogel auch eine tolle Sache. Die Wetterlage mit dem Vogelzug zu verbinden ist eine wichtige Sache, wenn man Vögel beobachtet. Als Kranichfan der im Frühjahr und Herbst die Rastgebiete der Kraniche bereist, schau ich während des Kranichzuges auch immer wieder auf die Wetterlage und mache mir so meine Gedanken. Aber so professionell wie Weser-Ems-Vogel, kann ich das natürlich nicht. Deshalb großes Lob auf Ihn, Ihn hier im Forum zu haben.
Siehe auch dazu meinen Eintrag bei „Kranichzug Frühjahr 2011“

Gruß Uwe

Moin Uwe,

vielen lieben Dank für dein Lob, ich werde mich weiterhin bemühen!

Sowohl im Frühjahr als auch im Herbst!

Besten Gruß!
 
Moin zusammen,
mal wieder up to date von mir.

Mitteleuropa befindet sich an der Südflanke einer ausgedehnten Hochdruckbrücke. Diese erstreckt sich von den Azoren bis nach Nordosteuropa. Wie wir wissen, zirkulieren die Luftmassen um eine Antizyklone ( Hochdruckgebiet) immer im Uhrzeigersinn. Daraus resultiert folglich in den kommenden Tagen einer zonale Strömungskomponente ( zonal= von West nach Ost oder von Ost nach West, hier: von Ost nach West). Da wir über Osteuropa beziehungsweise Nordosteuropa noch stattliche Schneedecken und ausgekühlte Böden vorfinden, kommen wir unter KLA ( Kaltluftadvektion oder vereinfacht: Heranführen von kalten Luftmassen). Da die Luft trockenkalter Natur ist, gestaltet sich die Witterung in Mitteleuropa beständig und trocken. In der Nacht sinken die Temperaturen durch nächtliche Ausstrahlung resultierend aus klarem Himmel auf Werte im negativen Temperaturbereich. Die Spanne der Tagesgänge ( Unterschied zwischen Minimumtemperatur und Maximumtemperatur) hingegen wird dank der Märzsonne, die an Stärke gewinnt, größer. So werden am Tage Werte von bis zu 8 °C erreicht- der Kaltluftadvektion zum Trotz.

Die aktuelle Situation der Großwetterlage grafisch verdeutlicht...
http://www2.wetter3.de/Archiv/GFS/2011022812_1.gif


... sowie die aktuell gemessenen 2-m- Temperaturen von Skandinavien bis nach Südeuropa...
Wie man schön sieht: im Nordosten "haust" der Winter ( dunkelblaue Farben), im Südwesten der Frühling ( gelbe Farben)- Mitteleuropa ist zwischen den Fronten.

http://www2.wetter3.de/Archiv/GFS/2011022812_17.gif
Ein kurzer Einschnitt zur nordeuropäischen Situation:

In Skandinavien lässt sich festhalten, dass der Frost in den letzten Tagen " entschärft" ist. Minusgrade mit Tiefstwerten von -40 °C, wie wir sie Anfang Februar noch hatten, sind vorerst Geschichte. Die klirrende Kälte hat sich in den äußersten Norden Russlands zurückgezogen und wurde auch da in den letzten Tagen entschärft -> ergo: Der Winter kommt auch im nordeuropäischen Raum allmählich in die Jahre - vereinfacht gesagt, was noch nicht bedeutet, dass der Frühling unmittelbar bevorsteht. Denn de facto ist es so, dass man sich in den Regionen um den Polarkreis noch mehrere Wochen gedulden sollte, bis die Schneedecke beginnt, abzuschmelzen.
In Südskandinavien sieht der Sachverhalt allein wegen der geografischen Lage anders aus, denn Südskandinavien kann oftmals noch maritim beeinflusst werden. Mit einem Durchbruch des Lenz oder Frühling wird es hier nicht mehr allzulange dauern.. hier wird es sich definitiv nicht mehr um Monate handeln.

Fakt ist:

Für einige Tage treten in Mitteleuropa infolge der östlichen Strömung und der daraus entstehenden KLA Nachtfröste auf, wobei die Tagesgänge größer werden ( dank der Märzsonne). Hochwinterliche Verhältnisse sind nicht mehr in Sicht und sind im März nur bei extrem passender Lage der Druckgebilde möglich, wobei das nur im ungewöhnlichen Winter 2009/2010 der Fall war. Den haben wir aktuell jedoch nicht.

Daraus schließt man: Der Hochwinter ist definitiv vorbei, kurze spätwinterliche Kälterückfälle jedoch weiterhin als Option vorhanden.
Die Modelle, welche einzelne Entwicklungen der Großwetterlage in den kommenden Wochen bzw. Tagen simulieren, pendeln noch hin und her... und da gibt es eine durchaus ansehnliche Spannbreite. Hier geht man vom Durchbruch des Frühlings mit Werten bis um die 15 °C bis zu mehreren Kälterückfällen, die aus einem blockierenden Hochdruckgebiet bei den Britischen Inseln hervorgehen.
Es bleibt also weiterhin spannend- ob der Frühling sich in den nächsten Tagen oder Wochen durchsetzt, oder der Spätwinter noch bleibt.

Meteorologisch beginnt am morgigen 01.03 der Frühling- was allerdings nicht bedeuten muss.

Warten wir es ab!

Ich werde die Einschätzungen - und daran wird sich vorerst nichts ändern- nachwievor täglich auf den neuesten Stand bringen.

Beste Grüße,
Weser-Ems-Vogel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Einfach nur Danke und größten Respekt für die tollen Prognose- Stellungen, die auch absolut sachlich- fachlich sind =)!!!

Die Kraniche nutzen die aktuelle Lage auch. Hier bei mir in Berlin- Tegel kamen sie heute von morgens an bis aktuell nahezu unablässig durchgezogen, und dies sehr hoch, was drauf hindeutet, dass die von Niedersachsen/ Sachsen- Anhalt starteten, und den Tag und die Thermiken nutzen, um in einem Rutsch bis zur Oder oder vielleicht sogar nach Mittelpolen durchzurauschen. Einige tiefer fliegende Schwärme oder Paare gehören zu den Brandenburger Brutvögeln, die im Zuge der Zugwelle gleich ihre Reviere ansteuern und besetzen werden.

Sehr anschaulich zeigen ja die Karten, dass die Kältegebiete sich aktuell bis Mitte Polen zurück gezogen haben, welche Etappe wohl auch die hoch ziehenden Schwärme mitmachen (genauso, wie sie im Laufe des Februars vor der über dem Osten Deutschlands stehenden Kaltfront in Niedersachsen halt machten).

Wuah, ist total spannend, so aktuell und mittendrin zu sein, und durch die Karten auch noch zu wissen, dass die eigenen Beobachtungen auch Hand und Fuß haben. Total irre ^^!

Grüße, Andreas
 
Moin,

vielen Dank nochmals für dein Feedback. Die Diskussionen mit dir sind immer wieder spannend, ich werde das Thema hier mit täglich neuen Einschätzungen noch am Leben erhalten.

Ja richtig, in Ostdeutschland herrschte in der Luft heute eine Absinkbewegung vor ( vereinfacht: ihr liegt unter Hochdruckeinfluss). Bei Absinken trocknet sich die Luft ab und Wolken lösen sich auf. Und wie du schon sagtest, werden diese Tage von den Kranichen dank der Thermik genutzt.
Mit deiner Interpretation hast du vollkommen Recht, der Dauerfrost hat sich nach Osteuropa verlagert und steht zwischen Oder und Bug. Mit deinen Beobachtungen, dass die Kraniche der Linie folgen, solltest du ebenfalls Recht haben.
Das war auch hier so. In der vergangenen Nacht zogen hier hunderte Kraniche gen. Osten, das war ein Gezeter ohnegleichen. Auch sie steuern entweder die Diepholzer Moorniederung oder Polen an, ich nehme letzteres an, denn sie verfolgen die Frostgrenze.
Die Modelle jedenfalls pendeln, wie ich oben erwähnte, zwischen Frühling und spätwinterlichen Kälterückfällen- resultierend aus einem blockierenden Hochdruckgebiet über Westeuropa. Es bleibt also spannend, es ist wie ein Kartenspiel.

Anbei stelle ich hier nochmals die simulierten! Temperaturen des kommenden Montags, den 07.03 ein. Eindrucksvoll erkennt man, dass der Winter den Griff in Nordosteuropa zu lockern scheint.
Allerdings muss man beachten, dass die Unsicherheiten mit zeitlicher Distanz zu dem prognostizierten " Ereignis" deutlich zunehmen, man sollte das, was auf den Karten zeigt, wenn es noch 7 Tage entfernt ist, nicht für bare Münze nehmen. Erst, wenn man in die Distanz von drei Tagen, das ist dann die Kurzfrist kommt, dann kann man das ganze als relativ sicher einstufen.

Das ganze ist eher experimentiell gedacht.
http://www2.wetter3.de/Archiv/GFS/2011030712_17.gif

Auf weitere, spannende Diskussionen!

Nachwievor wird hier täglich geupdatet.... nicht nur im Frühjahr, sondern auch zum Herbstzug, habe ich mir vorgenommen.
 
Moin,

ich musste heute mehrmals updaten, da es neuen Diskussionsbedarf gibt. Die Abendsimulationen sind gegen 18 Uhr eingetrudelt und schließen sich mehr und mehr den Vorgängern an- die simulierte Lage eines mitteleuropäischen Hochdruckgebietes variiert erheblich. In diesem aktuellen Fall wurde das Hochdruckgebiet um einige hundert Kilometer gen. Osten verschoben. Um es nochmal wiederzukäuen: DIe Luft um Hochdruckgebiete auf der Nordhalbkugel zirkuliert im Uhrzeigersinn. Nehmen wir an, das Hochdruckgebiet liegt in der nächsten Woche, wie simuliert worden ist, über dem Riesengebirge. Für Mitteleuropa resultiert eine südliche Strömungskomponente mit ! Obacht" WLA ( Warmluftadvektion).
Dies ließe die Tagesgänge ( Unterschied zwischen Tmin und Tmax) immer größer werden, sodass wir tagsüber frühlingshafte Temperaturen haben und nachts noch leichte Fröste in petto sind.
Die Modelle basteln folglich mehr und mehr an frühlingshaften Lösungen, welche die Wanderung der Kraniche ebenfalls beeinflussen sollte.
Noch ist nichts entschieden- warten wir weiter ab!

Da es spät ist und ich früh raus muss, fasse ich mich nun eher kurz.

Morgen geht es dann in neuer Frische weiter!

Grüße.
 
Moin,

ein weiteres Update von mir:

Die Großwetterlage ist eingetreten, die Hochdruckbrücke über Nordeuropa übernimmt das Regiment mit einer östlichen Strömung, in der kontinentale Kaltluft nach Mitteleuropa advehiert wird. Dank der Märzsonne vergrößert sich die Spanne der Tagesgänge von mäßigem Frost in der Nacht bis hin zu deutlichen Plusgraden am Tag.
An der Wetterlage wird sich auch in den kommenden Tagen nichts ändern, die Tage verlaufen nach dem gleichen Muster: sonnig und in der Nacht frostig. Im äußersten Norden Deutschlands herrscht allerdings Inversion vor. Hier haben wir aktuell dichte Hochnebelfelder.

Nach jetzigem Stand deutet alles daraufhin, dass das Hochdruckgebiet frühestens am Aschermittwoch seinen Einfluss auf uns verliert. Die atlantischen Tiefdrucksysteme kommen nun ins Spiel und advehieren mildere Luft -> launisches Wetter. Einige Modelle simulieren um Mitte März einen Durchbruch des Frühlings in Mitteleuropa. Allerdings sollte man dies aufgrund der zeitlichen Distanz noch nicht für bare Münze nehmen.

Es bleibt also weiterhin spannend.

Fakt ist: vorerst trockenkalt, anschließend unbeständig und mild- und dann- ich werde die Lage im Auge behalten und nachwievor updaten.
 
Moin,

und weiter geht`s.

Die Großwetterlage wird aktuell durch eine umfangreiche Hochdruckbrücke nordwestlich von uns bestimmt. Diese leitete, wie oben bereits erwähnt, eine östliche Strömung ein, in der kontinentale Polarluft nach Mitteleuropa advehiert wird. Zwar ändert sich die Lage dieser Brücke etwas, an der für Mitteleuropa resultierenden Witterung wird sich jedoch nichts ändern. Sie ist und bleibt trockenkalt mit einer höheren Spanne der Tagesgänge ( tagsüber meist um die 6 °C, in der Nacht mäßiger Frost dank Ausstrahlung). Allerdings ergibt sich daraus eine weitere, interessante Situation. Aus der Lage dieser Hochdruckbrücke geht für das nördliche Skandinavien eine westliche! Strömung hervor. In dieser werden mildere, atlantische Luftmassen nach Lappland advehiert, welche sich in diesen Stunden an den Temperaturen bemerkbar gemacht hat.
So werden beispielsweise in Gällivare ( Lappland) Werte von bis zu 6 °C im positiven Bereich gemessen. In Südskandinavien wird zeitgleich Frost verzeichnet. Gewöhnlich sind diese Werte Anfang März dort nicht- normalerweise treten sie erst fünf bis sechs Wochen später auf. Allerdings Obacht: Dies bedeutet nicht, dass der skandinavische Winter entgültig Geschichte ist... vor allem nicht der lappländische.
Auch für Mitteleuropa gibt es vorerst kein Frühlingserwachen in näherer Zukunft. Es hat zwar den Anschein, als komme es zu einer milderen Wetterlage, welche im Gegenzug auch mit atlantischen Frontensystemen verbunden wäre, wohingegen sich in den Simulationen der einzelnen Modelle immer wieder ein spätwinterlicher Kälterückfall " einnisten" möchte.
In anderen Beiträgen erwähnte ich, dass der Winter 2010/2011 sich als ein klassischer La-Nina-Winter darstellt, ergo: der Frühwinter weist eine erhebliche Tendenz zu Blocking-Action auf -> d.h: hoher Luftdruck macht es sich bei den Britischen Inseln gemütlich und hält atlantische Tiefdruckgebiete mit milderen Luftmassen fern. Dies trat im Frühwinter 2010/2011 ein und bescherte einen rekordverdächtigen Dezemberverlauf. Im Hochwinter änderte sich dies. Im Spätwinter bzw. Vorfrühling besteht wieder diese Tendenz, wie wir sie im Frühwinter hatten.
Also sind die dargestellten Optionen bzgl. des Kälterückfälls durchaus ernst zu nehmen. Gewissheit besteht jedoch nachwievor nicht, aber ich halte es für wahrscheinlich, dass es so eintritt.

Fakt ist also:
- bis in die kommende Woche bleibt es trockenkalt
- anschließend dürfte es milder und regnerischer werden ( nach aktuellem Stand!)
- danach: spätwinterlicher Kälterückfall?!

Ich nehme an, dass sich die Kranichtrupps weiter in Nordostdeutschland sammeln werden. Die deutlichen Plusgrade in Nordskandinavien sind eine vorübergehende Angelegenheit- der Winter ist noch nicht vorbei! Erst, wenn der Frühling in Mitteleuropa durch ein Hochdruckgebiet über Osteuropa, woraus eine südliche Strömung hervorgeht, durchstartet, werden dies auch die rastenden Kraniche tun- auf dem Weg in ihre Brutgebiete.

Bis das der Fall sein wird, werden wir uns vermutlich noch einige Wochen gedulden müssen.

Soweit meine aktuelle " Berichterstattung".

Freue mich über jedwede Diskussion mit euch!

Grüße.
 
Hallo =)!

Eines weiß ich jedenfalls sicherer und sicherer:
Ich wandere echt bald nach Spanien aus, denn ich habe es allmählich sowas von derart satt hier ständig mitten im Spielball der Wettersysteme zu sitzen... Kein Jahr ist wie das andere, und jedwedes Hoch oder Tief, was sich irgendwo festsetzt, beeinflusst das komplette Jahr... Ich bin jetzt 35einhalb, und ehrlich, ich habe keine Lust, die nächsten 35einhalb unter denselben Konstellationen zu verfristen, immer wieder aufs Neue die Wetterlaunen aussitzend und hoffend, dass das Klima vielleicht dies Jahr etwas moderater für mich wird *schnüff*!

Grüße, Andreas
 
Moin,

da besitzen wir sowohl die gleiche als auch eine verschiedene Ansicht. Zur gleichen: Ich habe das Sitzen zwischen den " Fronten" ebenfalls satt. Daher zieht es mich in den hohen Norden ( nach Norwegen) - eben aufgrund der Natur, der Winter dort und der nicht schlechten Lebensbedingungen ( Lebensstandards).

Die verschiedene besteht eben darin, dass es dich in den Süden Europas zieht.

Wir hier in Mitteleuropa müssen uns mit dem Frühling wohl tatswahrhaftig noch einige Wochen gedulden müssen, die Großwetterlage lässt es nicht zu.
Dank der Inversionswetterlage in Norddeutschland haben wir hier aktuell Frost und Hochnebel- für mich ist das kein richtiger Winter mehr und das brauche ich auch nicht.

Daher bevorzuge ich diesem Szenario den Frühling... aber er wird wohl kaum in Bälde kommen.

Ein Update zur Witterung wird es heute im Tagesverlauf mit dem Eintreffen der Nachmittagsläufe geben. Bis dahin!

Grüße!
 
Hallo =)!

Hoher Norden oder tiefer Süden, im Grunde verstehen wir uns doch/ wünschen wir uns doch dasselbe: Nämlich berechenbare Wetterlagen zu jeder Jahreszeit in jährlich demselben Muster und exakt umrissene Jahreszeiten, die nicht nur so heißen, sondern sich auch so darstellen ^^.
2010 zB war ja bis März Winter, danach bis knapp Mitte Juni Vorfrühling, 6 Wochen Sommer, und ab Ende Juli bis Anfang Dezember Herbst... Die Jahreszeiten liessen sich ja mehr oder minder nur am Farbspiel der Vegetation ablesen...

Was die Kraniche angeht, so sind seit jenem beeindruckenden Zugtag keinerlei Schwärme mehr bei mir herübergekommen.
Eventuell ist die ganze Population, die die Zugstraße hier bezieht, an dem einen Tag durchgezogen, was sie sonst über 1- 3 Wochen macht, jedenfalls: Seither jeden Tag nur ein paar wenige, aber dafür große Gänseschwärme.

Grüße, Andreas
 
Moin,

vielleicht liegt es daran, dass sich aktuell 7000 Kraniche in der Diepholzer Moorniederung niedergelassen haben- es werden sicherlich mehr werden, bevor sie weiter in Richtung Rügen-Bock-Region ziehen werden.
 
Zwischen den Fronten.

Moin,

so, nun mal wieder up to date von mir:

Mitteleuropa liegt nachwievor unter einer weitläufigen Hochdruckbrücke mit Kern nahe Großbrittanien. Daraus ergibt sich eine östliche Strömung, in der polare Luftmassen trockener Natur nach Mitteleuropa und Westeuropa befördert werden. Insbesondere im äußersten Norden Deutschlands bildet sich hierbei resultierend aus einer Inversionswetterlage Hochnebelfelder, die sich nur schwer bis gar nicht verziehen. Dadurch wird die Spanne der Tagesgänge klein gehalten.

Zur Veranschaulichung die gegenwärtige Wetterlage in einer Grafik:
http://www2.wetter3.de/Archiv/GFS/2011030412_1.gif

An dieser Großwetterlage wird sich bis zum Ende vom Karneval wohl eher nichts ändern, wenn man von kleinen Lageverschiebungen des Hochdruckgebietes absieht.

d.h: tagsüber meist sonnig, nachts frostig - im äußersten Norden Deutschlands zäher Hochnebel
Ausnahme: Samstag.

Eine schwache Störung zieht Norddeutschland in seinen Einflussbereich und lässt den Tag eher wolkiger von statten gehen. Dieses Wolkenband verlagert sich über die Mittelgebirge in Richtung Süddeutschland, wo es sich last but not least auflösen wird.

Es sieht - und da muss ich euch leider enttäuschen- wieder nicht nach Frühling aus. Dank einer Konstellation der Druckgebilde, welche eine westliche Strömung in Nordskandinavien zulässt, werden dort Spitzenwerte von 6-7 °C verzeichnet, dort, wo vor wenigen Wochen noch Fröste mit bis zu -40 °C aufgetreten sind. Allerdings wird das nicht von langer Dauer sein, denn in der kommenden Zeit neigt Skandinavien wieder zu einer Wetterlage deutlich kälterer Natur.

Nach Karneval - und das bestätigen die Kontrollläufe- erneut eindrucksvoll, wird es in Mitteleuropa wechselhafter, nachdem die Hochdruckbrücke durchstoßen ist. Dabei bleibt ein gewisser Kontrast bezüglich der Temperatur erhalten: im Westen ist es milder, im Osten kälter. Denn wir liegen weiterhin " zwischen den Fronten"- auch wenn der Winter in Nordeuropa seinen Griff lockern möchte.

Wie oben erwähnt, scheint sich bei Skandinavien Tiefdruck einnisten zu wollen- der nicht von schlechten Eltern ist.. um den Zeitraum 10.03.
Das wird von allen Modellen so berechnet und ist damit bereits nun ziemlich sicher. Unsicher hingegen sind die Auswirkungen dieses Systems auf Deutschland.
Dies könnte auch unbeständies Spätwinterwetter auslösen,
ergo:

Wir sind zwischen den Fronten, der Frühling ist und bleibt unerreicht. Er kommt definitiv, wahrscheinlich aber erst in den nächsten Wochen. Bis das passiert, muss sich Hochdruck bei Osteuropa einnisten, der eine südliche Strömung und damit verbundene WLA zur Folge hat.

Die Kraniche sammeln sich in der norddeutschen Tiefebene ( Rügen-Bock-Region, Diepholzer Moorniederung) und werden dort verbleiben müssen, denn: der Winter in Nordeuropa und möglicherweise auch bei uns ist NOCH! nicht entgültig gelaufen.

Beste Grüße!
 
Zuletzt bearbeitet:
Thema: Strenger Frost in Nordeuropa- relevant für den Kranichzug im Frühjahr 2011!

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