Baumfalken überwintern

[St.Keller]

Eine Frage an die Praktiker, ich muß einen Baumfalken nach einer Verletzung überwintern. Er fliegt wieder und wird sicherlich vollständig genesen. Ihn jetzt rauszulassen kann ich nicht verantworten, er braucht dazu noch mehr Flugtraining um übers Mittelmeer zu kommen. Nun ist er ja nicht winterfest, ich hätte eine Mauserkammer im Gebäude, hier aber bekommt er wenig echtes Tageslicht. Ich könnte ihn bei gemäßigten Temperaturen am Tag in eine Flugvoliere mit ein paar genesenden Turmfalken, 8 m x 8 m x 4 m, stellen und ihn abends wieder einholen. Ist es zu kalt muß der Baumfalke eben mit einem Blick aus dem Fenster auskommen. Nun meine Frage, wer hat Erfahrungen mit dem kleinen Flitzer, ihn ganz auf eine Reck für den Winter zu stellen erscheint mir fragwürdig, beginnt er ja gerade ausreichend Flugmuskulatur aufzubauen. Auch müßte ich ihn etwas abtragen, das Rausfangen aus der Voliere wäre sonst zu streßig jedes Mal, für ihn wie auch für die 2-3 überwinternden Turmfalken. Bloß stell ich ihn dazu, dann hat das Abtragen keinen Sinn. Oder ganz einzelne Unterbringung. Ich bin hier etwas überfragt, habe noch keinen so wärmeliebenden Gast gehabt.
Wer könnte konstruktiv zu diesem Thema was sagen, sprich Halter von exotischen Greifen oder auch Eulen.
Danke.

Steffen

 

[toxamus]

Einen Tip habe ich schon, ob er sich beim Einsatz in der gegebenen Situation bei Dir eignet weiss ich aber nicht - mit Falken habe ich keine Erfahrung, evtl muss man es einfach probieren.

Ich habe Büscheleulen (und hatte als Wintergast auch schon eine Zwergohreule). Die mögen es nicht ganz so kalt, deshalb habe ich mir folgendes gebastelt:

Im Handel gibt es Wärmeplatten zur Kükenaufzucht. Eine solche Wärmeplatte habe ich als Rückwand in einen kleinen Unterstand mit Sitzstange eingebaut. Dach, Seitenwände und unten ein schräges Kotbrett, das Ganze an einem zugfreien Platz angebracht.

Eigentlich merkt man von der Wärmeabgabe nicht viel, trotzdem wurde es von den Vögeln gerne und oft angenommen und sie sind quietschfidel und gesund über den Winter gekommen.

Beste Grüsse,
tox

 

[Regalis]

Hallo,

das dürfte alles recht schwierig werden. Wenn du den Vogel abtragen willst kannst du ihn erstmal nicht in eine Kammer oder Voliere stellen.
Wenn du dann ein bis zwei Wochen mit dem Vogel gearbeitet hast und er wird locke und du stellst ihn dann tagsüber wieder in eine große Voliere ist das abgtragen schnell vergessen und du mußt ihn wieder fangen. Das zweite Problem ist das du den Falken zum Abtragen im Gewicht reduzieren mußt, ich weiß aber nicht wie der Vogel das verträgt wenn es auch noch ungemütlich kalt wird, der Körper ist dafür nicht so ausgelegt. Ich würde den Falken in die Kammer stellen und eine Röhre mit Tageslicht installieren um so wenigstens einiges an Tagenlicht zu gönnen. Soltest der Vogel zuviel Frost bekommen wirst du das leider erst später sehen da dann evtl. die Zehen im nächsten Frühjahr erst schwarz werden und abfallen und somit wäre es ein Pflegefall auf Lebenszeit.
Gruß
Marco

 

[St.Keller]

...

Danke für Eure Antworten, ich bin mir der Problematik um ein "leichtes" Abtragen bewußt, ich kann ihn auf keinen Fall in eine niederigere Form bringen, das ist beim Baumfalken wohl so und so nicht ganz so einfach. Ich habe bisher viele Jahre mit dem Habicht und dem Wanderfalken gearbeitet, von da stammen meine Erfahrungen. ( + Spaßmacher Terminator und Bussard )
Also bleibt nach bisherigen Erkenntnisstand bloß die Mauserkammer und bei schönem Wetter die Flugvoliere damit er nicht ganz abbaut.
Mal sehen ob noch was kommt.

Optimist Steffen

 

[eric]

Punkto Wegzug bei Baumfalken , dürfte der winterliche Insektenmangel mehr das Problem sein als die Witterung an sich. Ich kenne verschiedene Orte wo Baumfalken ohne grosse Probleme in der Voliere überwintert werden.
Windgeschützt mit ev. Sitzstangen aus Kork ( Isoliert prächtig) sollte es eigentlich gehen.

Immerhin , wenn die Baumfalken jeweils hier im Frühjahr ankommen, gibts oft noch Schneetrieben. Etwas Anderes dürfte es bei rein tropischen Arten sein, die solche Verhältnisse überhaupt nicht kennen.
Aber selbst da, z.B. Kleinpapageien kenne ich gut die offen in Volieren im Winter draussen sitzen, obwohl sie sogar einen Innenraum hätten.