Hallo Vanessa!
Es ist sicher sehr frustrierend, wenn man tut und macht, aber es wollen sich die Fortschritte nicht recht einstellen.
Doch glaub mir: Zwei Wochen sind ein Fliegenschiss im Amazonen-Universum. Sie haben ihren eigen Rhythmus, der sich bisweilen ganz schön ziehen kann.
Nicht umsonst raten alle Amazonen-Halter zur Geduld. Das klingt wie ein Gemeinplatz und hängt allen Betroffenen sicherlich zu den Ohren raus, doch ist es der einzige Weg, wenn man sich und seinen Amas die Chance geben will, einen gemeinsamen Weg zu finden. Man sollte sich mit seinen Vögeln natürlich beschäftigen und sie auch fördern, doch wie weit sie dabei mitmachen, bestimmen die Amazonen immer selbst. Man kann sie nicht zwingen, höchstens anregen.
Also dürft ihr euch ruhig entspannen, zurücklehnen und in aller Muße gucken, was die Zukunft bringt. Vielleicht setzt ihr euch viel zu sehr unter Druck! Ihr könnt nichts erzwingen! Es gibt auch kein allgemein gültiges Erziehungsprogramm, das man innerhalb einer bestimmten Frist absolviert haben muss, sonst ist es zu spät. Jede Amazone ist anders, und je länger ihr zusammen lebt und je gelassener ihr zuschauen könnt, wie sich eure Amazonen geben im Alltag, desto eher werdet ihr die individuellen Charakterzüge eurer Grünen erkennen und schließlich darauf reagieren können. Alles eine Frage der Beobachtung, der Intuition und der Zeit, die dazu nötig ist.
Ich finde, ihr liegt gut im Rennen. Alles andere wird sich schon ergeben.
Mein Max z. B. ist eine
Handaufzucht, der größte Schmuser vor dem Herrn - allerdings nur beim Züchter, seiner ersten Bezugsperson. Mich hat er erst überhaupt nicht an sich rangelassen. Wir beide brauchten mehrere Monate, um miteinander warm zu werden. Jetzt lässt er sich auch von mir knuddeln. Du siehst also, andern Leuten geht's auch nicht anders mit ihren (frisch eingetroffenen) Amas; selbst die angeblich so zutraulichen
Handaufzuchten brauchen Zeit zum Eingewöhnen. Und wenn es Max nicht passt, von mir gekrault zu werden - ja, dann dampft er einfach ab. So sind Amazonen eben. Dein Jacko ist da keinesfalls eine Ausnahme. Amazonen setzen immer ihren Kopf durch (oder versuchen es wenigstens), egal ob zahm, halb zahm oder wild.
Bei meiner ersten Amazone hat es vierzehn Jahre gedauert, bis sie so zahm war, dass ich keine Angst mehr zu haben brauchte, dass sie plötzlich zuhackt. Zugegeben, sie war ein Extremfall, völlig degeneriert durch die schlimmen Erlebnisse in ihrer Kindheit; sie war nämlich ein Wildfang. So gesehen ist ihr Fall sicherlich nicht repräsentativ. Wir beide sind letztlich nur so gut miteinander ausgekommen, weil ich irgendwann einmal aufgegeben hatte, etwas von diesem Vogel zu erwarten. Ich habe alle Wünsche und Idealvorstellungen auf Null geschraubt und stattdessen freudig genommen, was er mir (Schritt für Schritt) von sich aus geschenkt hat. Das waren kleine Dinge über viele Jahre verteilt, aber unterm Strich ist doch ein Fortschritt erkennbar gewesen, und zum Schluss hat sich diese Amazone ja tatsächlich so weit fallen gelassen, dass sie es nicht mehr nötig hatte, mich dauernd wegzubeißen. Warum also soll eurer Flori nicht auch Vertrauen zu euch finden? Nur wann das sein wird, bestimmt er selbst.
Nur weiter so! Nicht aufgeben. Glaubt an eure Fähigkeiten. Ihr kriegt das schon hin zusammen.
Viele Grüße
Rinus.