Leider ja
Original geschrieben von Kanariefreundin
Es wird immer gewarnt und ich hättte auch kein gutes Gefühl dabei, die beiden einen Tag lang allein zu lasssen - ABER: Ist schonmal etwas passiert?
Es tut mir zwar immer noch weh, darüber zu sprechen/zu schreiben, aber ich denke, man kann nicht genug warnen vor unbeaufsichtigtem Freiflug. Ich hatte zwei Erlebnisse, eines relativ harmlos, das andere leider sogar ..... tödlich.
Beim ersten Mal flog Benjamin, seines Zeichens sehr hübscher Kanarihahn, mit seiner Frau Prinzessin frei im Zimmer. Das war, so dachte ich, vogelsicher: Kabel hinter Kabelkanälen, soweit möglich, ansonsten Stecker gezogen, Vorhänge vor den Fenstern etc. Wobei ich dicht gewebte Vorhänge hatte... Ich verließ den Raum, weil ich etwas kochen wollte, und kam so etwa 45 Minuten später in den Raum. Da hing Benjamin hilflos zappelnd in der Gardine. Er war - wie schon so oft vorher - dorthin geflogen und hatte sich angehängt. Dieses Mal war er aber unglücklicherweise mit der Kralle in eine kleine Stelle geraten, die nicht so dicht gewebt war. Er hatte sich verheddert und saß fest. Alles Zappeln hatte nichts genutzt.
Als ich kam, war er schon ziemlich erschöpft. Ich konnte ihn greifen und befreien. Passiert war ihm eigentlich nichts, er war aber total erschreckt und aufgelöst und es dauerte über 2 Wochen, bevor er sich wieder aus dem Käfig traute. Ich mag gar nicht dran denken, was gewesen wäre, wäre ich noch länger nicht in den Raum gekommen.
Das zweite Erlebnis hatte ich mit meinen Nymphensittichen. Sweety und Baby waren beide lieb und handzahm, sie durften natürlich so lange als möglich frei fliegen. Normalerweise blieben sie im Wohnzimmer, nur gelegentlich flog Sweety eine Runde Wohnzimmer/Flur/Küche und zurück, manchmal mit kleiner Pause in der Küche. Baby verließ das Wohnzimmer NIE (dachte ich).
Jedenfalls hatten die beiden eines Samstag morgens Freiflug. Am Nachmittag war ich mit Freunden verabredet, daher sollten die Vögel in den Käfig. Ausgerechnet an diesem Samstag hatten sie aber keine Lust dazu. Reintragen? Kurz vor dem Käfig wurde die Flucht ergriffen. Leckerli reinhängen? Uninteressant.
Nun ja, sie hatten noch nie was angestellt, sie blieben ja auch im Wohnzimmer bzw. Sweety flog bei seinen Küchenausflügen sofort zurück, wenn Baby ihn rief. Also machte ich mir keine großen Gedanken, sondern ließ die beiden halt draußen.
Zurück kam ich an diesem Samstag erst spät am Abend. Ein Blick ins Wohnzimmer zeigte mir, dass die beiden zum Schlafen im Käfig saßen. Ich also noch schnell Näpfchen aufgefüllt und Tür zugemacht.
Am Sonntag hatten wir ein Familienfest, daher musste ich schon früh aus dem Haus. Ich schaute also nur kurz ins Wohnzimmer zur Begrüßung. So gegen 20 Uhr abends kam ich erst wieder zurück. Es war sehr still in der Wohnung, keine Antwort auf mein Begrüßungsrufen.
Als ich ins Wohnzimmer kam, lag Baby tot im Käfig. Sweety lebte noch, war aber im Sterben. Ich war schockiert! Sie waren doch im Käfig gewesen? Was konnte passiert sein? So schnell stirbt doch kein Vogel, der tags zuvor noch völlig gesund und munter gewesen war? Noch während ich versuchte, meinen TA zu erreichen, verstarb auch Sweety.
Die Ursachenforschung ergab dann folgendes: Beide Vögel hatten sich vergiftet. Ich hatte einen Blumenstrauß in der Küche am Fenster stehen - meiner Meinung nach "außer Reichweite der Vögel" (wie gesagt, Küche war nur Zwischenstopp bei Flugrunden). Die beiden Piepers hatten meine Abwesenheit am Samstag ausgenutzt und entgegen der Gewohnheit die Küche besucht. Und dabei den bunten Strauß (vom Lebensmitteldiscounter) niedergemacht. U.a. war dort Buchsbaum mit eingebettet, und diverse Blumen. Es ist ja bekannt, dass die preiswerten "Sammelsträuße" bei Lidl oder HL oder wie sie auch heißen i.d.R. mit in Südamerika gezüchteten Blumen gebunden werden. Und dort wird nicht gerade spärlich mit Pflanzenschutzmitteln umgegangen....
Sweety und Baby hatten sich an diesem Blumenstrauß vergiftet, wie mir auch mein TA bestätigte, als ich mit ihm telefonierte. Die beiden hätten eine Chance gehabt, wenn ich am Sonntag zuhause gewesen wäre und das Unwohlsein frühzeitig bemerkt hätte.
So kam eines zum anderen - eine Verkettung unglücklicher Umstände.
Aber für mich eine Lehre: nie mehr unbeaufsichtigter Freiflug. Und wenn ich zu spät zu einer Verabredung komme: meine Vögel wandern in den Käfig, bevor ich das Haus verlasse.