Gerfalke

Diskutiere Gerfalke im Forum Greifvögel und Eulen im Bereich Wildvögel - Hallo zusammen, nach meine Jagdschein habe ich nun meine Falknerprüfung absolviert. In den letzten Jahren durfte ich bei zwei Falknern über die...
Ich habe auch schon mal einen Vortrag vom Abu Dhabi Falcon Hospital selbst gehört. Tolle Technik und so weiter, alles neuester Stand, super Behandlungsmethoden.
Es ist mir extrem sauer aufgestoßen, als ich gehört habe, wie viele Vögel sie jedes Jahr behandeln und was die häufigsten Ursachen sind. Mangel- und Stoffwechselerkrankungen sind auf Haltungsfehler zurückzuführen, und Verletzungen, wo kommen die her ohne dass es Wild gäbe, mit dem der Falke kämpft? Die Leute dort machen weder eine Sachkunde noch einen Schein und die Vögel stehen im Wohnzimmer, "geliebt wie Kinder", aber was nützt das, wenn die nicht mal wissen, mit was sie ihre Vögel füttern sollen? Oder korrekt unterbringen, damit sie sich nicht an der Sitzgelegenheit oder Umgebung verletzten können?

Vor vielen Jahren war die arabische Falknerei sicher ein kultureller und auch falknerischer Schatz, aber mittlerweile sind Vögel dort doch mehr Ware und Prestige als wirkliche Jagdgefährten.

Zur deutschen Falknerei wollte ich in meinem ersten Beitrag schon was schreiben, aber das habe ich mir verkniffen. Hier liegt auch sehr vieles im Argen.
 
Vor vielen Jahren war die arabische Falknerei sicher ein kultureller und auch falknerischer Schatz, aber mittlerweile sind Vögel dort doch mehr Ware und Prestige als wirkliche Jagdgefährten.
Das geht ja schon damit los, dass man ursprünglich nicht mit Gerfalken gejagt hat, sondern mit Saker - und Wanderfalke (man korrigiere mich, wenn ich irre).

Die Phase hatten wir in Deutschland doch auch, im Mittelalter war der Einsatz verschiedener Arten bestimmten Ständen vorbehalten. Irgendwann kam die Parforcejagd auf und der Adel hatte ein neues Betätigungsfeld, die Falknerei geriet in den Hintergrund.

Zur Falknerei in Deutschland: Da gebe ich Dir Recht, harpyja, auch hier liegt vieles im Argen!

VG
Pere ;)
 
Hab ja kein Problem damit wenn in anderen Zeiten auch Anderes ausprobiert wird.
Ger in der Wüste ist aber halt genauso eigentlich unsinnig wie ein Eisbär dort.
Allgemein sind halt viele Greife und Falken zur gewöhnlichen Ware degradiert worden. Man kann ja alles bekommen. Da werden zig Falken in Deutschland zu Testzwecken mit Vogelgrippe infiziert und liquidiert, man verabreicht in den Staaten x Weisskopfseeadlern Bleirationen um zu sehen wie lange es geht bis sie drauf gehen.....
Da kann man auch jedes Jahr ein paar tausend Falken importieren und verheizen. Gibt ja wieder und Geld hats da unten ja genug.

Klar , heutzutage wird massiv nachgezüchtet und alles ist erhältlich. Bin da vielleicht halt zu alt um das einfach so akzeptieren zu können. Bin noch aufgewachsen als ein Wanderfalke etwas sehr seltenes war, ein Ger etwas praktisch unmögliches, ein Saker ein Vogel von dem man schon gehört hat etc. Hab in den siebzigern den so ziemlich ersten Brutnachweis eines Habichts, im Kanton Zürich, nach der DDT Krise entdeckt etc.
Heute ist das alles mehr oder weniger gewöhnlich.
Ein Harris war ein unbekanntes Wesen. Heute existiert da eine Schwemme, dass man sich gut überlegen muss, ob man noch welche nachzüchten soll.

Der Stellenwert ist schon massiv gesunken.
Man war glücklich in einer Pflegestation mitarbeiten zu dürfen, auch wenn man praktisch nie direkt mit einem der Vögel zu tun hatte sondern Kies schleppte, Dreck wegputzte und Ratten fütterte. Selber einmal so einen Vogel zu haben eine fast unerreichbare Sache war.
Hab oft Leute , die anfragen ob sie bei mir etwas aushelfen könnten, aber mit der Vorstellung, dass man dann den ganzen Tag mit Vogel auf der Hand herumspielen kann. Die sind dann oft enttäuscht wenn es vorwiegend darum geht zu putzen, Futter zu richten und ähnliches.

Heute macht man mancherorts ein, zwei Kurse, eine Sache von zwei drei Wochen und kauft sich einen Ger ( oder will es zumindest).

Na ja, die Zeiten ändern sich halt.
 
Der Stellenwert ist schon massiv gesunken.
Genau! Und weil der Stellenwert eines "Normalvogels" inzwischen so gering ist, muss es etwas Exklusives sein. Dieses Problem haben wir auch in der deutschsprachigen Falknerei. Wer will denn noch einen "Normalhabicht" oder einen heimischen Wanderfalken? Da muss schon etwas "Finnenblut" oder "Schottenanteil" rein, gerne auch anteilig Kasache bei den Adlern. Wenn wir schon mit dem Finger in Richtung Orient zeigen, sollten wir nicht vergessen, dass wir selbst im Glashaus sitzen!

Es gibt noch viele "normal" tickende Falkner, aber der Anteil derer, die weniger einen Beizvogel als vielmehr ein Statussymbol haben wollen, steigt.

Andererseits muss man natürlich auch erkennen, dass es ein ganz normales menschliches Verhalten ist, mehr und "besseres" haben zu wollen als der andere: Klamotten, Smartphone, Auto. Schon bei den Kindern zählt, wer das teurere Fahrrad hat - wir erziehen unbewusst in genau diese Richtung. Das wiederum ist natürlich auch gut so, denn würde der Mensch nicht seit jeher nach besserem streben, würden wir heute noch in Höhlen leben und uns gegenseitig die Keule auf den Kopf hauen. In der Falknerei hat das halt leider zu einem gewissen Missstand geführt.

VG
Pere ;)
 
Wobei grundsätzlich auch nichts gegen spezielle Arten einzuwenden ist. Hab einen Kollegen der ist mit Zuchtversuchen bei Zwergadler und Kaiseradler dran etc. Meine Saker stammen auch mehrheitlich aus dem asiatischen Raum. Aber es käme mir nicht in den Sinn da etwas komplett anderes rein zu mischen.

DER Normalvogel ist ja heute auch der Harris. Auch nix speziell Besonderes. Bei Habichten sind halt grad die albidus in Mode und was ein Schotten - Wanderfalke sein soll, kann mir immer noch keiner sagen, da es eine solche Unterart nicht gibt.
Man hat natürlich einen superior Harris, obwohl sich der Ausdruck Superior eigentlich auf den Ort Superior Arizona bezieht, wo diese Unterart beschrieben wurde, nicht auf eine spezielle Grösse, selbst wenn er im Schnitt vielleicht etwas grösser ist als die Anderen.
Und jeder Asiatische Saker wird zum Altai.

Soll jeder seine Freude dran haben solange kein Unfug betrieben wird, der eine Art gefährden kann.
 
Wobei grundsätzlich auch nichts gegen spezielle Arten einzuwenden ist. Hab einen Kollegen der ist mit Zuchtversuchen bei Zwergadler und Kaiseradler dran etc. Meine Saker stammen auch mehrheitlich aus dem asiatischen Raum. Aber es käme mir nicht in den Sinn da etwas komplett anderes rein zu mischen.

Soll jeder seine Freude dran haben solange kein Unfug betrieben wird, der eine Art gefährden kann.
Genau darum geht es! Ein bisschen albidus oder buteoides rein, ein bisschen "Schotte" oder Peales hier, ein bisschen Kasache dort. Wir beizen am Ende mit lauter kleinen Frankensteins und rechtfertigen das ganze damit, dass es an den Kontaktzonen zweier Unterarten auch in freier Natur zu "Unterarthybriden" kommt. Nur dass wir eben Unterarten zusammen bringen, die natürlicherweise niemals aufeinander treffen würden.

Oder anders: Wir berufen uns auf Traditionen (Weltkulturerbe), machen aber was völlig anderes als das, was wir vorgeben zu tun. Ich habe kein Problem mit der Weiterentwicklung der Traditionen, wenn es um moderne Telemetrie oder neue Trainingsmethoden geht. Wenn aber nicht mal mehr das Hauptobjekt, der Vogel, mit Tradition zu begründen ist, dann wird es grenzwertig.

VG
Pere ;)
 
Versteh Deine Argumente
Wobei ich z.B. beim Wanderfalken, also Wilde draussen hier, immer wieder feststellen muss, dass ganz verschiedene Typen auftauchen. Mal mehr Brookei Typen, dann wieder , vor allem im Winterhalbjahr grosse mehr Calidus Typen. Also das Unterartthema dürfte beim Wanderfalken etwas heikel sein und nicht scharf abgegrenzt. Es wurden in früherer Zeit ja auch noch eine ganze Anzahl verschiedener solcher in Europa genannt und zum Teil wieder verworfen. Aber alles immerhin in Europa vorkommende.
 
Wobei ich z.B. beim Wanderfalken, also Wilde draussen hier, immer wieder feststellen muss, dass ganz verschiedene Typen auftauchen. Mal mehr Brookei Typen, dann wieder , vor allem im Winterhalbjahr grosse mehr Calidus Typen. Also das Unterartthema dürfte beim Wanderfalken etwas heikel sein und nicht scharf abgegrenzt. Es wurden in früherer Zeit ja auch noch eine ganze Anzahl verschiedener solcher in Europa genannt und zum Teil wieder verworfen. Aber alles immerhin in Europa vorkommende.
Ja, das kann ich für Baden-Württemberg bestätigen. Es ist ja bekannt, dass Süddeutschland und die Schweiz in der natürlichen Mischzone beider Unterarten liegen. Mag auch sein, dass gelegentlich calidus-ähnliche Typen im Winterhalbjahr anzutreffen sind. Aber die berühmten "Schotten", worunter ich persönlich große Vögel aus dem Bereich der Hebriden verstehen würde und die phänologisch möglicherweise ein Stück weit in Richtung Peales gehen könnten (das sind meine persönlichen Gedanken, ich habe aber noch nie Näheres über diese Form gelesen), sind Standvögel und mischen sich sicherlich nicht mit den bei uns anzutreffenden Vögeln. Vom Peales selbst natürlich ganz zu schweigen, wenngleich der wiederum eher rein gezüchtet wird.

VG
Pere ;)
 
Hab grad ein Telefonat mit dem Betreuer der Zuchtstocks des Präsidenten der Emirate gehabt und einiges erfahren. Eines der Uebel sollen die Massen von Falken sein, die von Züchtern dorthin gebracht werden, in der Hoffnung sie gut verkaufen zu können und die dann monatelang, schlecht betreut, herumstehen weil sie keiner will.
Irgendwie werden sie dann am Schluss verschachert und sind in einer schlechten Verfassung.
Grund für viele Verluste sei auch die hohe Beanspruchung der Falken bei den Flügen auch über weite Distanzen. Sie werden sehr hart geflogen. Sind dann halt Sportgeräte.
Beschämend der Umgang mit Jagdwild. Nach seinen Worten seien die Araber ein:"blutrünstiges Volk". Wenn etwas jagdbares auftaucht stürzen alle dahin um es zu erbeuten. Selbst mit Verbot.

In Zukunft soll es eine Limitierung bei der Einfuhr von Falken geben um dem Ganzen etwas gegen zu steuern. Dies dürfte dann aber wieder zu einer vermehrten illegalen Einfuhr führen.

Insgesamt, abgesehen von einigen wirklich guten Falknern auch dort, eine "ungünstige" Situation. Einem Weltkulturerbe nur bedingt entsprechend.
 
Hallo Eric
Da hat Dein Informant leider Recht.Im Jänner standen ca. 80 St unverkaufte weiße Gerfalken in den Souks von Dubai und Abu Dhabi.Diese Vögel wurden dann nach Sharja verbracht und ich ahne Böses was mit ihnen geschahDer Markt für Gerfalken deren Hybriden ist nur der nahe Osten.In unseren Breiten hat ein Gerfalke kein jadliche Einsatzmöglichkeit.Einige Wenige tun es aber nur mit mäßigem Erfolg da unsere Topographie dafür nicht geeignet ist.Das Problem enstand als die ersten weißen Gerfalken dorthin verbracht wurden und unglaubliche Preise erzielten die von den Sheiks gezahlt wurden.Daraufhin dachten
vieleZüchter Millionäre zu werden,einige sind es aiuch geworden aber es gab plötzlich ein Überangebot an weißen Gerfalken die Preise fielen ins Nirgendwo
und die Sheiks waren im Prinzip nicht mehr an einen Falken interessiert den sich jeder Araber leisten konnte.So wurden jedes Jahr immer mehr davon,den wenn es der Preis nicht bringt macht es die Menge so dachten die Züchter und denken noch heute so.Den was sollen sie mit ihren gezüchteten Falken machen.Die Umstellung auf Wander und Saker findet bereits statt aber benötigt einige Jahre.
Der link von den Amis ist nicht schlecht beinhaltet aber viele Fehler bezüglch der Preise und der Wandert und Sakerunterarten
Grüße
Karl .
 
Wenn wir grad bei Preisen sind: Wie schätzt du denn realistische Preise bei Sakern, Ger etc aus Nachzucht ein? Also jetzt nicht nur unten im Sand, wo einige einfach eine zu grosse Brieftasche haben.
 
Hallo Eric
Meinst Du Preise die in Europa oder auf dem arabischen Markt zu erzielen sind?
 
Da hier im Forum immer wieder einmal danach gefragt wurde wären die realistischen Preise vom Rest der Welt interessanter. Die arabischen sind doch manchmal ziemlich unbegreiflich. Wobei grundsätzlich wär der Vergleich von Preisen da unten und anderswo sicher spannend.
 
Hallo Eric
Ich versuche Dir einen kleinen Überblick zu geben.Ein gezüchteter Wanderfalke kostet hier etwa zwischen €1500-3000.--In den Golfstaaten rund um €6000.--Wie Du sicherlich weißt wiegen die Araber nicht sondern vermessen einen Falken,was meiner Meinung vile aussagekräftiger ist.Es wird vom Schwingenbug zum Stoßende und an der stärksten Stelle der Brust gemessen.Wenn man bei unds einen WF mit 1000gr. kauft der mit Tauben gemästet ist
und dann beim Abtragen sieht wie er in den ersten Tagen 200gr. und mehr verliert.Das ideale Maß für einen WF beträgt 16.5 Inch bei beiden Maßen.Doie 16.5 Inch sind bei unseren WF nicht erreichbar,sie beziehen sich auf einen Calidus der im Jugendkleid einen 2cm längeren Stoß aufweist als andere WF.
Im Alterskleid hat sich das wieder erledigt.Dioe Araber unterscheiden zwischen wa'ash (Wildfang) und tafrik (gezüchtet)Ein Calidus mit den idealen Maßen
kann ohne weiteres €20000.-- und mehr kosten.Aber nur im Jugendkleid (fargh)Ein Calidus im Alterskleid ist für die Araber fast wertlos da seine Mauser genau in die Jagdzeit (Oktobe-Februar )fällt und er in dieser Zeit kein komplettes Gefieder hat und für die Jagd odert das Wettfliegen ausfällt.
Bei den Sakern ist es viel komplizierter.Bei uns kostet ein Saker jetzt rund um €2500.-- wobei meist nur die Größe den Preis bestimmt.Dioe Araber unterscheiden aber 8-10 verschiedene Falken.So kann es sein das ein schöner Ashgar hier um € 2000.-- verkauft wird aber in den Emiraten € 50000.-- und mehr bringen kann auch wenn er gezüchtet ist.Wenn es sich aber um einen Wildfang handelt sind nach oben keine Grenzen.gesetzt Ich kenne einen Fall wo für eimnen schönen Saker der im Iran gefangen wurde USD 920000.-- bezahlt wurden.Gerfalken werden zur Zeit in Europa um etwa €5000.---8000.-- gehandelt.Das gilt auch für den arabischen Raum.Dort sind die Preise eher noch niedriger,da es ein großes Angebot gibt .Es gibt aber auch Züchter die Fantasiepreise v erlangen.Ein östrerreichischer Züchter bietet zur Zeit einen Schneewittchenfalken den er aus den Emiraten importierte um € 25000.-- an.Aber er wird diesen Betrag sicherlich nicht bekommem.Wie gesagt diese Zeiten sind vorbei.
Meine Aufstellungen beziehen sich nur auf weibliche Jungvögel.
 
Danke für die Ausführungen. Es ist immer wieder interessant, wie sich die Preise so verhalten. Persönlich handle ich ja nicht, sondern gebe meine Zuchtfalken an gute Bekannte ab, die dann nur den Aufwand bezahlen.

003.JPG
 
Thema: Gerfalke

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