M
Munin
Guest
Hier ein soeben fertiggestellter Artikel meinerseits zum Thema H5N1:
Warum "Vogelgrippe" für "Gegenpropaganda" ein Thema ist.
"Als wenn es nichts Wichtigeres auf der Welt gäbe" sagt da Mancher, der den Wirbel um H5N1 als Medienhype abtut -und gar nicht so falsch mit seiner Einschätzung liegt-. Allerdings gibt es nicht nur bei medizinischer bzw. medikamentöser Therapie einer Influenza mitunter gewisse Risiken und Nebenwirkungen, es gibt solche insbesondere gerade auch dann, wenn eifrige Politiker, blind-aktionistische Krisenstäbe und ebenso dumme wie auflagen-/einschaltquotengeile Medienredakteure eine unheilvolle Allianz bilden. Da bekommt im konkreten Fall angesichts abkommandierter Bundeswehrbattallione und nachtsicht-ausgerüsteten "Waidmännern" die flapsige Redewendung "Mit Kanonen auf Spatzen schießen" eine ganz neue Bedeutung.
In diesem Text werde ich noch einmal darlegen, warum ich gegenüber der H5N1-Thematik meine anderen geplanten "Gegenpropaganda" Projekte -geplant sind und waren u.a. Artikel zum Thema "Kulturkonflikte"- aus aktuellem Anlass zurück gestellt habe.
Warum "Vogelgrippe", gibt es nichts Wichtigeres?
Zunächst möchte ich auf den nicht selten vorgebrachten Einwand "Es gibt wichtigere Themen" bzw. "Es gibt Schlimmeres auf der Welt" eingehen. Richtig ist zweifellos: Es gibt immer Schlimmeres. So wundert es in diesem Zusammenhang auch nicht, dass es Leute gibt, welche permanent mit der Sortierung von Sauereien (kritisierenswerten Zuständen) nach Wichtigkeit beschäftigt sind. Und nicht selten im Eifer des sortierens ihre Kritik dabei ganz vergessen. Benutzt werden diese und ähnliche finalen Argumentationsmuster dann allerdings grad` fürs Gegenteil, nämlich zur Unterdrückung unliebsamer Kritik. Nur ein Beispiel: Einigen Lesern wird vielleicht noch aus den Tagen seiner Kindheit der folgende Satz im Gedächtnis haften geblieben sein: "In Afrika verhungern die Kinder, und du hast dein Pausenbrot nicht gegessen..". Ein derart rhetorisch in die Enge getriebenes Kind wird vermutlich in den meisten Fällen künftig brav in den sauren Apfel -konkreter: das fiese Butterbrot- beißen, und fortan nicht weiter gegen den elterlichen Urteilsspruch aufzumucken wagen. Welche Wahl bleibt ihm auch, als denn jede in dieser Form dargereichte Kröte, pardon Butterbrot, zu schlucken, um sich nicht gleich obendrein das ganze Elend Afrikas aufs Gewissen zu laden? Eine solche Auswahl der Ziele seiner Kritik nach "Schwerpunkten" entbehrt jeder Grundlage und hieße, man verzeihe mir den fäkalsprachlichen Ausfall, Scheiße nach Geruch sortieren zu wollen. Kurz: Jede Kritik hat ihren Grund und ihre Berechtigung da, wo sie ihren Gegenstand trifft.
Es mag in der Tat subjektiv als "bedrohlicher" einzustufende Gefahren als H5N1 auf dieser Welt geben. Es liegt auf diesem Planeten nun wahrlich so einiges im Argen. So etwa Menschen, welche trotz des immensen Reichtums der Industrienationen dazu verurteilt sind, neben vollen Lagerhäusern zu verhungern, obwohl laut UNO in jedem Jahr Lebensmittel für 6 milliarden vernichtet werden, weil sich für diese keine Käufer finden, man sie aber nicht verschenken will, weil das die Preise kaputt machen würde. Oder der Umstand, dass der Mensch in seinem Wahn sich Arsenale von Nuklearwaffen geschaffen hat, mittels welcher er in der Lage ist -in einem einzigen Moment gleißenden Lichts- die Existenz von hunderttausenden Lebewesen zu beenden. Oder einer Ökonomie, in welcher jeder Wert sich mittels eines monetären Preises definiert. All dies gehört kritisiert, angeprangert, und in den Kopf jedes Menschen.
Der Kniff mit der "Alternative"
Hingewiesen sei an dieser Stelle noch auf eine andere Sorte geistigen Kurzschlusses, mit welcher man sich auch nicht selten konfrontiert sieht: Der obligatorischen Frage nach einer Alternative. Wenn es hier konkret also um Tiere gehen soll, dazu auch passende Beispiele. Etwa "Was denn sonst, wenn du die Abschaffung von Massenhaltung forderst?" oder auch "Wenn du dich gegen vorsorgliche Tötungen aussprichst, was ist denn dann deine Alternative dazu?".
Vorsicht Leute, in solchen Fragen nach Alternativen lauert hochgradiger Schwachsinn. Hier wird auf billigstem rhetorischem Niveau eine Kritik zurück gewiesen, ohne sich überhaupt die Mühe einer Auseinandersetzung mit der Substanz der Kritik zu machen. Dabei ist der dahinter steckende Unsinn doch im Grunde so leicht zu durchschauen und nur zu offensichtlich: Was ist denn wohl z.B. die naheliegendste Alternative zu Massentierhaltung? Na klar, nicht etwa eine irgendwie andere -vllt. nicht ganz so grausame- Massentierhaltung, sondern gar keine Massentierhaltung. Es ist schon ziemlich idiotisch, vom Kritiker stets auch eine (möglichst konstruktive) Alternative zum kritisierten Gegenstand einzufordern. Um auch dies noch ein wenig populärwissenschaftlicher auszudrücken: Wer bemerkt, daß "Scheiße stinkt", soll gefälligst obendrein auch gleich eine Anleitung aus dem Ärmel ziehen, wie sich selbige in Gold verwandeln ließe. Der in einem solchen Anspruch enthaltene Unsinn liegt dabei auf der Hand.
Damit wäre ich mit den beiden Punkten -Wichtige und unwichtige Kritik, so wie der allenthalben beliebten Forderung nach konstruktiver Kritik- auch schon fertig. Viel mehr braucht man im Grunde dazu auch nicht auszuführen. Die Frage nach einer Alternative für einen kritisierten Gegenstand stellt sich erst dann, und auch nur dann, wenn die Kritik als in der Sache zutreffend befunden wurde. Wodurch sie sich auch bereits an diesem Punkt selbst legitimiert.
Dies als Einleitung vorweg, obige Aspekte anzusprechen, erschien mir jedoch für die weitere Behandlung des Themas als wesentlich. Doch reden wir jetzt einmal ernsthaft zur sache, welche da wäre:
Krisenmanagement durch "vorsorgliches Töten"
Jeder weiß es mittlerweile, die Medien sind voll davon, eine neue Bedrohung -fast sieht man sich angesichts der medial vermittelten permanten Bedrohungslage (Kampf der Kulturen, Abendland vs. Morgenland, christliche Leit-kultur vs. muslimische Un-kultur, gute Cruise Missile vs. böse Rucksackbombe usw. usf.) zu der fatalistischen Äußerung genötigt: Ach ja, dann eben noch eine Katastrophe.. .
Es es ergeht einem beim aufschlagen der Tageszeitungen oder beim einschalten des Fernsehers mittlerweile so, wie wenn man sich mit einem Hammer auf den Daumen schlägt. Da weiß der leidgeprüfte Handwerker dann auch: "Ach ja.. jetzt kommt gleich der Schmerz.. aber auch der lässt irgendwann wieder nach."
Wer die Medien des Weiteren mit einer gewissen Aufmerksamkeit verfolgt, der weiß auch um deren Erfindungsreichtum in Sachen Erfindung wohlklingender Begriffe für Sauereien jeder Art. Grundsätzlich feststellen lässt sich dabei: Je größer die Sauerei für welche es gesellschaftlichen Konsens herzustellen gilt, desto wohlklingender der dafür gewählte Begriff. Das diesbezügliche Spektrum redaktioneller Kreativität ist weit gefasst und betrifft solche rhetorischen Stilblüten wie z.B. "Sozialverträgliches Frühableben", "Gegenfinanzierung", "Soziale Eigenverantwortung", "Gewaltsame Demokratisierung", "Präventivschlag". Jetzt neu dabei "Vorsorgliche Tötung".
Wer es noch nicht wissen sollte: Vorsorgliche Tötung bezeichnet auf gewissensfreundliche, kindgerechte Art -fast klingt es wie "fürsorgliche Tötung"- die staatlich angeordnete Beförderung von kerngesunden Lebewesen vom Leben zum Tod. Eine medizinische Indikation wird dabei für überflüssig erachtet. Noch (ich bewahre mir angesichts der damit verbundenen Tragödien meinen Zynismus, so lange die Realität die Kennzeichnung desselben als solchen noch gebietet..) beschränken sich o.a. Hinrichtungen Unschuldiger auf die Tierwelt. Genau genommen auf die im Zuge der H5N1-Gegenmaßnahmen als potentiell gefährlich eingestuften "gefiederten Feinde". In blindem Aktionismus reagieren die politischen Entscheidungsträger auf eine potentielle Gefahr so, wie sie es offenbar am besten können: Mit Vernichtung. Auf der Strecke bleibt, quasi als Kolatteralschaden, der gesunde Menschenverstand. Und eine schier nicht abzusehende Menge toter Tiere. Stimmen von Wissenschaftlern -Virologen, Veterinär- und Humanmedizinern, Onithologen- welche die These äußern, dass der Virus H5N1 möglicherweise bereits seit langem bei in deutschem Wildvögeln endemisch sei, werden dabei im Tötungs- und Ausrottungswahn ignoriert. Presse und Medien leben dabei buchstäblich vom suggerierten Katastrophenszenario, und bieten in ihrer historie auch genügen Beispiele dafür, dass sich mit Unglücken aller Art beste Geschäfte machen lassen. Es wäre vielmehr für diese eine wahre (betriebswirtschaftlich-ökonomische) "Katastrophe", wenn das mit viel Propaganda prognostizierte reale Unglück real kleiner ausfiele als dies in großen Lettern -und gewaltigen Bildern- angekündigt wurde.
Zur Zeit da ich diesen Artikel schreibe, wurde in Mecklenburg-Vorpommern kurzerhand der Artenschutz aufgehoben, in Essen wurde ein Fütterungsverbot für Wildenten bei 1000 Euro Strafe ausgesprochen, bangen Geflügelzüchter, Zoos und private Vogelbesitzer gleichermaßen um ihre Tiere. Denn, wenn der Deutsche seine bürokratisch perfektionierte Vernichtungsmaschinerie erst einmal anwirft, vermag dieser nichts und niemand zu entgehen. Das hat die Geschichte hinlänglich bewiesen, das ist historisch verbürgt. Es wird also noch Tränen geben, so viel ist sicher. "Vorsorgliches Töten" - Regenten, geht mir doch aus den Augen mit eurer allervollkommensten christlichen Leitkultur.
Vollzugsmeldung bis zum Morgenrot: "Amsel, Drossel, Fink und Star - alle Vögel sind schon tot"
An dieser Stelle richte ich mein Wort an Jene, welche die angeordneten Maßnahmen für notwendig halten, weil sie in einer zumindest denkbaren, vielleicht sogar wahrscheinlichen, pandemischen Mutation des H5N1 Virus tatsächlich eine Bedrohung sehen zu müssen glauben. Diese Bedrohung ist eine hypothetische, sowohl bezüglich Art der Mutation als auch bezüglich pathogener Eigenschaften des mutierten Virus ist man auf Spekulationen angewiesen. Einzig in der kurzfristigen Verfügbarkeit effizienter Medikamente besteht seitens der Fachwelt Konsens. Dem gegenüber steht massenhaftes sinn- und planloses töten von Tieren.
Wie ist der Wert des Lebens eines Wildvogels zu formalisieren? Was ist das Leben einer Stadttaube wert, was das einer Elster, eines Raben, einer Ente, eines Fasan, eines Schwans, einer Gans? Für Ökonomen und Betriebswirte eine einfache Kalkulation. Für mich hingegen ganz und gar nicht nicht. Ich tue mich -es mag geradezu unzeitgemäß anmuten- in einem Urteilspruch bezüglich etwa der Wertes etwa des Lebens eines Rotkehlchens äußerst schwer. Läge es einzig in meiner Verantwortung, und hätte ich die Wahl, ich würde dem Tod des Vogels meine eigene Infektion mit H5N1 -nebst allen Risiken- vorziehen.
Als ein herausragendes Merkmal von Wildvögeln darf wohl deren Scheu vor dem Menschen gelten. Wie gut die Tiere daran tun, dem homo sapiens sapiens mit Mißtrauen zu begegnen, das zeigen gerade die jüngsten Ereignisse in erschreckender Deutlichkeit.
Werner Hupperich, Duisburg
im Februar 2006
PS: Meine Auffassungen zu teilen bereit ist, der sollte bitte unsere Petition gegen "Vorsorgliche Tötungen" unterzeichnen. Sie finden diese unter der Rubrik "Petitionen" auf www.gegenpropaganda.org
PSS: Meine Bitte an die hiesige Forenadministration, die Petition deutlich sichtbar zu behalten, wurde " nach internen beratungen abgelehnt. . Ich werde das nicht weiter kommentieren.
Warum "Vogelgrippe" für "Gegenpropaganda" ein Thema ist.
"Als wenn es nichts Wichtigeres auf der Welt gäbe" sagt da Mancher, der den Wirbel um H5N1 als Medienhype abtut -und gar nicht so falsch mit seiner Einschätzung liegt-. Allerdings gibt es nicht nur bei medizinischer bzw. medikamentöser Therapie einer Influenza mitunter gewisse Risiken und Nebenwirkungen, es gibt solche insbesondere gerade auch dann, wenn eifrige Politiker, blind-aktionistische Krisenstäbe und ebenso dumme wie auflagen-/einschaltquotengeile Medienredakteure eine unheilvolle Allianz bilden. Da bekommt im konkreten Fall angesichts abkommandierter Bundeswehrbattallione und nachtsicht-ausgerüsteten "Waidmännern" die flapsige Redewendung "Mit Kanonen auf Spatzen schießen" eine ganz neue Bedeutung.
In diesem Text werde ich noch einmal darlegen, warum ich gegenüber der H5N1-Thematik meine anderen geplanten "Gegenpropaganda" Projekte -geplant sind und waren u.a. Artikel zum Thema "Kulturkonflikte"- aus aktuellem Anlass zurück gestellt habe.
Warum "Vogelgrippe", gibt es nichts Wichtigeres?
Zunächst möchte ich auf den nicht selten vorgebrachten Einwand "Es gibt wichtigere Themen" bzw. "Es gibt Schlimmeres auf der Welt" eingehen. Richtig ist zweifellos: Es gibt immer Schlimmeres. So wundert es in diesem Zusammenhang auch nicht, dass es Leute gibt, welche permanent mit der Sortierung von Sauereien (kritisierenswerten Zuständen) nach Wichtigkeit beschäftigt sind. Und nicht selten im Eifer des sortierens ihre Kritik dabei ganz vergessen. Benutzt werden diese und ähnliche finalen Argumentationsmuster dann allerdings grad` fürs Gegenteil, nämlich zur Unterdrückung unliebsamer Kritik. Nur ein Beispiel: Einigen Lesern wird vielleicht noch aus den Tagen seiner Kindheit der folgende Satz im Gedächtnis haften geblieben sein: "In Afrika verhungern die Kinder, und du hast dein Pausenbrot nicht gegessen..". Ein derart rhetorisch in die Enge getriebenes Kind wird vermutlich in den meisten Fällen künftig brav in den sauren Apfel -konkreter: das fiese Butterbrot- beißen, und fortan nicht weiter gegen den elterlichen Urteilsspruch aufzumucken wagen. Welche Wahl bleibt ihm auch, als denn jede in dieser Form dargereichte Kröte, pardon Butterbrot, zu schlucken, um sich nicht gleich obendrein das ganze Elend Afrikas aufs Gewissen zu laden? Eine solche Auswahl der Ziele seiner Kritik nach "Schwerpunkten" entbehrt jeder Grundlage und hieße, man verzeihe mir den fäkalsprachlichen Ausfall, Scheiße nach Geruch sortieren zu wollen. Kurz: Jede Kritik hat ihren Grund und ihre Berechtigung da, wo sie ihren Gegenstand trifft.
Es mag in der Tat subjektiv als "bedrohlicher" einzustufende Gefahren als H5N1 auf dieser Welt geben. Es liegt auf diesem Planeten nun wahrlich so einiges im Argen. So etwa Menschen, welche trotz des immensen Reichtums der Industrienationen dazu verurteilt sind, neben vollen Lagerhäusern zu verhungern, obwohl laut UNO in jedem Jahr Lebensmittel für 6 milliarden vernichtet werden, weil sich für diese keine Käufer finden, man sie aber nicht verschenken will, weil das die Preise kaputt machen würde. Oder der Umstand, dass der Mensch in seinem Wahn sich Arsenale von Nuklearwaffen geschaffen hat, mittels welcher er in der Lage ist -in einem einzigen Moment gleißenden Lichts- die Existenz von hunderttausenden Lebewesen zu beenden. Oder einer Ökonomie, in welcher jeder Wert sich mittels eines monetären Preises definiert. All dies gehört kritisiert, angeprangert, und in den Kopf jedes Menschen.
Der Kniff mit der "Alternative"
Hingewiesen sei an dieser Stelle noch auf eine andere Sorte geistigen Kurzschlusses, mit welcher man sich auch nicht selten konfrontiert sieht: Der obligatorischen Frage nach einer Alternative. Wenn es hier konkret also um Tiere gehen soll, dazu auch passende Beispiele. Etwa "Was denn sonst, wenn du die Abschaffung von Massenhaltung forderst?" oder auch "Wenn du dich gegen vorsorgliche Tötungen aussprichst, was ist denn dann deine Alternative dazu?".
Vorsicht Leute, in solchen Fragen nach Alternativen lauert hochgradiger Schwachsinn. Hier wird auf billigstem rhetorischem Niveau eine Kritik zurück gewiesen, ohne sich überhaupt die Mühe einer Auseinandersetzung mit der Substanz der Kritik zu machen. Dabei ist der dahinter steckende Unsinn doch im Grunde so leicht zu durchschauen und nur zu offensichtlich: Was ist denn wohl z.B. die naheliegendste Alternative zu Massentierhaltung? Na klar, nicht etwa eine irgendwie andere -vllt. nicht ganz so grausame- Massentierhaltung, sondern gar keine Massentierhaltung. Es ist schon ziemlich idiotisch, vom Kritiker stets auch eine (möglichst konstruktive) Alternative zum kritisierten Gegenstand einzufordern. Um auch dies noch ein wenig populärwissenschaftlicher auszudrücken: Wer bemerkt, daß "Scheiße stinkt", soll gefälligst obendrein auch gleich eine Anleitung aus dem Ärmel ziehen, wie sich selbige in Gold verwandeln ließe. Der in einem solchen Anspruch enthaltene Unsinn liegt dabei auf der Hand.
Damit wäre ich mit den beiden Punkten -Wichtige und unwichtige Kritik, so wie der allenthalben beliebten Forderung nach konstruktiver Kritik- auch schon fertig. Viel mehr braucht man im Grunde dazu auch nicht auszuführen. Die Frage nach einer Alternative für einen kritisierten Gegenstand stellt sich erst dann, und auch nur dann, wenn die Kritik als in der Sache zutreffend befunden wurde. Wodurch sie sich auch bereits an diesem Punkt selbst legitimiert.
Dies als Einleitung vorweg, obige Aspekte anzusprechen, erschien mir jedoch für die weitere Behandlung des Themas als wesentlich. Doch reden wir jetzt einmal ernsthaft zur sache, welche da wäre:
Krisenmanagement durch "vorsorgliches Töten"
Jeder weiß es mittlerweile, die Medien sind voll davon, eine neue Bedrohung -fast sieht man sich angesichts der medial vermittelten permanten Bedrohungslage (Kampf der Kulturen, Abendland vs. Morgenland, christliche Leit-kultur vs. muslimische Un-kultur, gute Cruise Missile vs. böse Rucksackbombe usw. usf.) zu der fatalistischen Äußerung genötigt: Ach ja, dann eben noch eine Katastrophe.. .
Es es ergeht einem beim aufschlagen der Tageszeitungen oder beim einschalten des Fernsehers mittlerweile so, wie wenn man sich mit einem Hammer auf den Daumen schlägt. Da weiß der leidgeprüfte Handwerker dann auch: "Ach ja.. jetzt kommt gleich der Schmerz.. aber auch der lässt irgendwann wieder nach."
Wer die Medien des Weiteren mit einer gewissen Aufmerksamkeit verfolgt, der weiß auch um deren Erfindungsreichtum in Sachen Erfindung wohlklingender Begriffe für Sauereien jeder Art. Grundsätzlich feststellen lässt sich dabei: Je größer die Sauerei für welche es gesellschaftlichen Konsens herzustellen gilt, desto wohlklingender der dafür gewählte Begriff. Das diesbezügliche Spektrum redaktioneller Kreativität ist weit gefasst und betrifft solche rhetorischen Stilblüten wie z.B. "Sozialverträgliches Frühableben", "Gegenfinanzierung", "Soziale Eigenverantwortung", "Gewaltsame Demokratisierung", "Präventivschlag". Jetzt neu dabei "Vorsorgliche Tötung".
Wer es noch nicht wissen sollte: Vorsorgliche Tötung bezeichnet auf gewissensfreundliche, kindgerechte Art -fast klingt es wie "fürsorgliche Tötung"- die staatlich angeordnete Beförderung von kerngesunden Lebewesen vom Leben zum Tod. Eine medizinische Indikation wird dabei für überflüssig erachtet. Noch (ich bewahre mir angesichts der damit verbundenen Tragödien meinen Zynismus, so lange die Realität die Kennzeichnung desselben als solchen noch gebietet..) beschränken sich o.a. Hinrichtungen Unschuldiger auf die Tierwelt. Genau genommen auf die im Zuge der H5N1-Gegenmaßnahmen als potentiell gefährlich eingestuften "gefiederten Feinde". In blindem Aktionismus reagieren die politischen Entscheidungsträger auf eine potentielle Gefahr so, wie sie es offenbar am besten können: Mit Vernichtung. Auf der Strecke bleibt, quasi als Kolatteralschaden, der gesunde Menschenverstand. Und eine schier nicht abzusehende Menge toter Tiere. Stimmen von Wissenschaftlern -Virologen, Veterinär- und Humanmedizinern, Onithologen- welche die These äußern, dass der Virus H5N1 möglicherweise bereits seit langem bei in deutschem Wildvögeln endemisch sei, werden dabei im Tötungs- und Ausrottungswahn ignoriert. Presse und Medien leben dabei buchstäblich vom suggerierten Katastrophenszenario, und bieten in ihrer historie auch genügen Beispiele dafür, dass sich mit Unglücken aller Art beste Geschäfte machen lassen. Es wäre vielmehr für diese eine wahre (betriebswirtschaftlich-ökonomische) "Katastrophe", wenn das mit viel Propaganda prognostizierte reale Unglück real kleiner ausfiele als dies in großen Lettern -und gewaltigen Bildern- angekündigt wurde.
Zur Zeit da ich diesen Artikel schreibe, wurde in Mecklenburg-Vorpommern kurzerhand der Artenschutz aufgehoben, in Essen wurde ein Fütterungsverbot für Wildenten bei 1000 Euro Strafe ausgesprochen, bangen Geflügelzüchter, Zoos und private Vogelbesitzer gleichermaßen um ihre Tiere. Denn, wenn der Deutsche seine bürokratisch perfektionierte Vernichtungsmaschinerie erst einmal anwirft, vermag dieser nichts und niemand zu entgehen. Das hat die Geschichte hinlänglich bewiesen, das ist historisch verbürgt. Es wird also noch Tränen geben, so viel ist sicher. "Vorsorgliches Töten" - Regenten, geht mir doch aus den Augen mit eurer allervollkommensten christlichen Leitkultur.
Vollzugsmeldung bis zum Morgenrot: "Amsel, Drossel, Fink und Star - alle Vögel sind schon tot"
An dieser Stelle richte ich mein Wort an Jene, welche die angeordneten Maßnahmen für notwendig halten, weil sie in einer zumindest denkbaren, vielleicht sogar wahrscheinlichen, pandemischen Mutation des H5N1 Virus tatsächlich eine Bedrohung sehen zu müssen glauben. Diese Bedrohung ist eine hypothetische, sowohl bezüglich Art der Mutation als auch bezüglich pathogener Eigenschaften des mutierten Virus ist man auf Spekulationen angewiesen. Einzig in der kurzfristigen Verfügbarkeit effizienter Medikamente besteht seitens der Fachwelt Konsens. Dem gegenüber steht massenhaftes sinn- und planloses töten von Tieren.
Wie ist der Wert des Lebens eines Wildvogels zu formalisieren? Was ist das Leben einer Stadttaube wert, was das einer Elster, eines Raben, einer Ente, eines Fasan, eines Schwans, einer Gans? Für Ökonomen und Betriebswirte eine einfache Kalkulation. Für mich hingegen ganz und gar nicht nicht. Ich tue mich -es mag geradezu unzeitgemäß anmuten- in einem Urteilspruch bezüglich etwa der Wertes etwa des Lebens eines Rotkehlchens äußerst schwer. Läge es einzig in meiner Verantwortung, und hätte ich die Wahl, ich würde dem Tod des Vogels meine eigene Infektion mit H5N1 -nebst allen Risiken- vorziehen.
Als ein herausragendes Merkmal von Wildvögeln darf wohl deren Scheu vor dem Menschen gelten. Wie gut die Tiere daran tun, dem homo sapiens sapiens mit Mißtrauen zu begegnen, das zeigen gerade die jüngsten Ereignisse in erschreckender Deutlichkeit.
Werner Hupperich, Duisburg
im Februar 2006
PS: Meine Auffassungen zu teilen bereit ist, der sollte bitte unsere Petition gegen "Vorsorgliche Tötungen" unterzeichnen. Sie finden diese unter der Rubrik "Petitionen" auf www.gegenpropaganda.org
PSS: Meine Bitte an die hiesige Forenadministration, die Petition deutlich sichtbar zu behalten, wurde " nach internen beratungen abgelehnt. . Ich werde das nicht weiter kommentieren.