Kranke Nymphenhenne

Diskutiere Kranke Nymphenhenne im Forum Vogelkrankheiten im Bereich Allgemeine Foren - Hallo Leute, heute vormittag habe ich mir ein Pärchen Nymphensittiche aus dem Tierheim geholt. Nicht dass das Tierheim in Verruf gerät, deswegen...
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Petra.S

Guest
Hallo Leute,
heute vormittag habe ich mir ein Pärchen Nymphensittiche aus dem Tierheim geholt. Nicht dass das Tierheim in Verruf gerät, deswegen muss ich zur Erklärung sagen, dass ich mir mit Absicht das Pärchen geholt habe, dem es am schlechtesten geht. Nachdem ja im August meine Königin verstorben ist, habe ich wieder ein Plätzchen zur Intensivpflege frei. Der Hahn scheint gesund, aber die Henne macht mir Sorgen. Sie ist stark abgemagert, hat keine Haube und keine Halsfedern mehr und das schlimmste: Sie scheidet mit dem Kot unverdaute Körner aus. Natürlich werde ich am Montag zum Tierarzt gehen und den Kot + Vogel untersuchen zu lassen. Ich habe mir auch nochmal Claudias Beitrag zu diesem Thema durchgelesen, konnte außer dem Kot aber noch keine Übereinstimmung mit meiner Henne finden. Nun habe ich sie auch erst seit einer Stunde. Ich muss sie noch weiter beobachten. Trotzdem wäre es lieb, wenn schon mal jemand was dazu schreiben könnte, der mit Nymphen bezüglich Körnerausscheidung Erfahrungen gesammelt hat.

m f g
Petra
 
Hallo Petra!

Tut mir leid für die Henne,.... Wünsche ihr auf alle Fälle gute Besserung.

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Hier ein paar Infos zur Drüsenmagenerweiterung:

Die Drüsenmagenerweiterung:

Engl.: Psittacine proventricular dilatation syndrome; Macaw wasting disease; Mentric ganglioneuritis and encephalomyelitis.

Definition:

Bei nahezu allen Großpapageien auftretende, sehr häufige, meist chronisch verlaufende Erkrankung des Drüsenmagens und dessen Innervation(Nervenversorgung) mit weltweiter Verbreitung und großer Bedeutung.

Ätiologie (Lehre der Krankheitsursachen):

Aufgrund der offenbar kontagiösen (ansteckend) Natur der Krankheit, der gelungenen Reproduktion des Krankheitsbildes durch Infektion klinisch gesunder Psittaziden mit Organhomogenisaten (Gewebebrei) aus erkrankten Psittaziden und des bisher nicht gelungenen Nachweises pathogener (krankmachender) Bakterien und Pilze wird eine Virusätiologie angenommen. Ein überzeugender Virusnachweis ist bisher nicht beschrieben worden. Derzeit wird ein behülltes RNS-Virus mit einem Durchmesser von 80nm als
ursächliches Agens angenommen.

Epidemiologie (urspr. Seuchenkunde):

Werden erkrankte Großpapageien in bisher krankheitsfreie Bestände eingegliedert, so kommt es bei den bisher gesunden Psittaziden regelmäßig zum Auftreten der Neurogenen Drüsenmagendilatation. Aufgrund dieser Beobachtung sowie aufgrund der bisher durchgeführten experimentellen Übertragungsversuche gilt als sicher, daß der Erreger horizontal (von Vogel auf Vogel) übertragen wird.

Pathogenese (Krankheitsentstehung):

Die fäkale Erregeraussscheidung und die aerogene (von der Luft ausgehend) Infektion gelten als gesichert. Weitere Daten liegen zur Pathogenese noch nicht vor.

Klinische Symptomatik:

Betroffen sind besonders Aras, Amazonen, Graupapageien und Kakadus. Weil beim ersten Auftreten dieser Krankheit Anfang der 80er Jahre nur Psittaziden im Alter von zehn Wochen bis siebzehn Jahren erkrankten, wurde eine sehr lange Inkubationszeit angenommen. Heute werden die meisten Krankheitsfälle bei Vögeln im Alter von drei bis vier Jahren diagnostiziert. Relativ plötzlich treten Apathie, Erbrechen und Ausscheidung ganzer Futterkörner mit dem Kot auf. Diese Verdauungsinsuffizienz ist begleitet von Abmagerung, Muskelatrophie und manchmal Kropferweiterung sowie ZNS-Symptomen (Zentrales NervenSystem, Gehirn). Außerdem können Polyurie (krankhafte Vermehrung der Harnmenge) und Durchfälle auftreten, wobei die zahlreichen, fast unverdauten Futterkörner im Kot besonders bemerkenswert sind. Der Krankheitsverlauf führt in der Regel bei jungen Vögeln innerhalb weniger Wochen zum Tod. Adulte Psittaziden können oft jahrelang überleben, letzlich endet auch bei adulten Tieren die krankheit tödlich.

Pathologie (Krankheitslehre):

Besonders typisch ist der durch Futteranschoppung hochgradig dilatierte (erweitert), extrem dünnwandige, manchmal ruptirierte (eingerissen) Drüsenmagen. Im Muskelmagen fehlt regelmäßig Grit. Auffallend sind auch allgemeine Auszehrung, inaktive Gonaden, (Geschlechtsdrüsen) Anschoppung von Ösophagus (Speiseröhre) und Kropf mit Futterkörnern und katarrhalische (Entzündung von Schleimhäuten mit Beimengung von viel Schleim und abgestoßenen Epithelien (Zellverband, der Körperoberflächen bedeckt wie Speiseröhre, Magen, Darm etc.)) Enteritis (Darmentzündung). Im Enddarm und im Kot befinden sich regelmäßig noch fast ganze, unverdaute Futterkörner.

Histologie (Lehre von den Geweben des Körpers):

Nahezu völlige Atrophie (Schwund) der Lamina muscularis- (glatte Muskulatur zwischen Schleimhaut und Bindegewebe im Darm) und Lamina propria mucosa ( Unter Epitheln sitzende Bindegewebsschicht der Magen-Darm-Schleimhaut) des Drüsenmagens. Die Ganglien (Nervenzellen) der Drüsenmagennerven und anderer Darmteile sind degeneriert (entartet). Die Nerven des Drüsenmagens, Muskelmagens und des Darmkanals enthalten ausgedehnte lymphozytäre (weiße Blutkörperchen) und plasmazelluläre Infiltrate. Außerdem kann eine nichteitrige Enzephalomyelitis (Gehirn- Rückenmarksentzündung) vorhanden sein. Besonders im Hirnstamm lymphozytäre Infiltrate.

Diagnose:

Eine ätiologische Diagnose ist derzeit noch nicht möglich. Die Anamnese (Vorgeschichte der Krankheit) und die klinischen Befunde sind nicht hinreichend typisch. Radiologisch ist der vergrößerte, teilweise aufgegaste und dünnwandige Drüsenmagen sichtbar. Eine radiologische Untersuchung des Verdauungskanals mit Kontrastmitteln läßt eine verzögerte Passagezeit der Ingesta (Nahrung) ab dem erweiterten Drüsenmagen erkennen.
Die histologische Untersuchung von Bioptaten (Gewebeproben) aus der Wand von Kropf und Drüsenmagen sichern im positiven
Falle die Diagnose, sind aber mit einem gewissen Risiko verbunden.

Differentialdiagnosen:

Verdauungstörungen anderer Genese (Ursache), die aber dann nicht nur den Drüsenmagen betrefffen, z.B. durch nicht adäquates Futter oder durch plötzlichen Wechsel der Futtermittel, sind auszuschließen. Hefemykosen (Hefepilzerkrankungen) und Parasitosen können ähnliche Krankheitsbilder auslösen.

Amateurforelle (Vorbeugung):

Quarantäne und radiologische Untersuchungen des Verdauungskanals von Neuerwerbungen vor der Eingliederung in den Bestand sind empfehlenswert. Vögel mit verdächtig großem und dünnwandigem Drüsenmagen sind zurückzuweisen. Eine Futterumstellung auf körnerfreies Futter kann versucht werden, um die Nährstoffzufuhr zu sichern.

Therapie:

Keine. Da am lebenden Tier eine endgültige ätiologische Diagnose nicht gestellt werden kann, erfolgt eine Behandlung oft symptomatisch z.B. mit Cisaprid oder Metoclopramid. Gaben von Grit und palliative (lindernde) Maßnahmen sind empfehlenswert.
Wenn sich bei radiologischen Kontrolluntersuchungen herausstellt, daß der Drüsenmagen kleiner geworden ist, lag vermutlich keine Neurogene Drüsenmagendilatation vor.

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Der Text stammt von einem Beitrag bei der APN (Arbeitsgemeinschaft Papageiennetzwerk), wo ich auch öfters anzutreffen bin (Forum). Ist auch hier nachzulesen:
http://195.227.75.96/ ("Haltung und Zucht" ,- weiter unten ist dann der Beitrag "Die Drüsenmagenerweiterung" von Axel Wittenstein)

Doris

[Geändert von Doris am 28-10-2000 um 14:33]
 
Hallo Petra,

da hast Du Dir ja einen schwierigen Fall ausgesucht. :(
Leider kann ich auch nichts spezielles dazu sagen. Unverdaute Körner im Kot haben leider so viele Ursachen, dass das unbedingt mal ein TA untersuchen muß, das ist schon richtig. Am besten mittels Kotprobe UND röntgen. Neben dem Drüsenmagen käme z.B. auch der Muskelmagen in Frage (darauf würde ich aus mehreren Gründen eher tippen, wenn es denn mit dem Magen zusammenhängt). Es könnte möglicherweise Ansteckungsgefahr (Pilze oder Bakterien) bestehen, deshalb vielleicht besser von dem Hahn trennen. Vielleicht kannst Du ja erstmal viel Weichfutter anbieten.

Dann mal gute Besserung.. halte uns bitte auf dem Laufenden!
LG
Meike
 
Liebe Doris, liebe Meike,
erstmal vielen Dank für die ausführlichen Informationen. Wenn das, was Du beschrieben hast, Doris, bei meiner Henne der Fall ist, dann ist die Sache ernst. Meike, ich kann sie nicht trennen. Sie sind beide im Quarantänekäfig und leben schon immer zusammen. Die Leute vom Tierheim sagten, die Henne sei 7 Jahre alt, das Alter des Hahnes ist unbekannt. Sobald sich einer mehr als 20 cm von dem anderen entfernt geht wohl die Welt unter...jedenfalls fängt dann ein Partner sofort an zu schreien, bis der andere wieder daneben sitzt. Oh je, hoffentlich ist es irgendeine andere Krankheit, die man wieder in den Griff bekommt *schwitz*. Die Henne frißt gut, aber fühlt sich offensichtlich sehr schwach. Gefiederpflege wird betrieben, und der Kot sieht an und für sich ganz normal aus. Kein Durchfall, noch nicht mal während des stressigen Transportes!

Werde weiter berichten!
LG Petra
 
Hallo, Petra !

Tja, mit fachlichen Ratschlägen kann ich leider nicht dienen, sowas hatten wir (gottlob) noch nicht...

Ich werde Dir aber auf jeden Fall die Daumen drücken und kann Dir den Tipp geben, sie bis ihr am Montag zum Tierarzt kommt entsprechend mit Weichfutter zu füttern (meiner frisst z.B. gerne Nudeln - aber die ohne Eier - oder auch weichgekochte und ein bisschen zerdrückte Kartoffel).

Von ihrem Partner trennen würde ich sie erstmal auch nicht. Was hilft es, wenn sie körperlich gesund sind aber vor Einsamkeit eingehen ?!?

Halt uns auf dem laufenden, was der TA morgen sagt !

P.S. Waren die vom TA nicht mit ihr beim Arzt ?
 
Hallo Petra!

Damit du mich nicht falsch verstehst,- ich stelle natürlich keine Ferndiagnose. Ich habe die Infos zu dieser Krankheit nur gepostet da sie in Frage kommen würde, nicht weil es offensichtlich ist. Ich hoffe auf jeden Fall das es etwas anderes ist, halt uns auf dem Laufenden was der Tierarzt dazu sagt!

Doris
 
Hallo Ihr alle,
ich komme gerade vom Tierarzt und bin beruhigter. Er schließt eine Drüsenmagenerkrankung aus. Die Henne wurde gründlich untersucht und abgetastet. Nicht die kleinste Erweiterung des Drüsenmagens war zu finden. Sie ist gar nicht so abgemagert wie ich am ersten Tag dachte. Die Muskulatur ist gut ausgebildet. Der Tierarzt hat an den Schwanzfedern Spuren gefunden, die zeigen, dass sie, zumindest vorrübergehend, Ernährungsmangel gehabt haben muss. Er zeigte mir an der Feder die sogenannten "Stresslinien". Gestern habe ich ja - um eine Kotprobe zu sammeln - den Sand aus dem Käfig entfernt. In diesen 24 Stunden hat sie auch keine Körner mit dem Kot ausgeschieden. Vielleicht hat auch der ganze Stress mit dem Einfangen und dem Transport etwas damit zu tun gehabt. Jedenfalls habe ich die Anweisung bekommen, weiterhin keinen Sand zu verwenden und den Kot auf Körner zu untersuchen. Und der Tierarzt untersucht die Kotprobe, die ich ihm gebracht habe. Sie hat einen gesunden Appetit und frißt am liebsten Kolbenhirse. Und nun hoffe ich, dass durch die Gabe von Aminosäuren und Vitaminen die Federn nachwachsen! Wenn ich das Ergebnis der Kotuntersuchung habe, melde ich mich noch mal. Ich habe noch eine andere Frage, aber die gehört nicht hierher. Ich stelle sie ins Nymphenforum.
Vielen Dank für Eure Hilfestellung!
LG Petra
 
Hallo Petra!

Freut mich sehr dass der Arzt die Geschichte mit dem Drüsenmagen ausschließt!! Das wäre nämlich schon ein sehr schweres Schicksal gewesen, zumal das Ganze ja auch ansteckend gewesen wäre,...

Wünsche dir noch viel Glück mit den beiden!

Doris
 
Thema: Kranke Nymphenhenne

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