Hallo,
wenn ein Nymphe schon nach so kurzer Zeit auf Schultern hockt, kann man nicht von einer prächtigen Entwicklung sprechen. Das Gegenteil dürfte es eher treffen. Deine Freundinn ist für den Vogel nur eine Notlösung. Dabei hat sie noch Glück (für den Vogel ist es wohl eher ein Verhängniss) das ihr Tier wohl ein mutiges Naturell hat, denn ihr Vogel fühlt sich, entgegen Euere Meinung, genuaso einsam wie Deiner, mit dem Unterschied das Deiner eben einen anderen (menschenscheuen) Charakter hat.
Bitte überfordere ihn nicht. Er macht im Moment eine Menge durch, weißt Du. Erst die plötzliche Trennung von Eltern und Geschwistern und dann auch noch die neue Umgebung. Zu allem Übel hatte er noch nichtmal die Gelegenheit sich ordentlich zu resozialisieren. Er ist noch ein Kind und nicht alle Nymphenverhaltenssweisen sind angeboren. Sie müssen wie alle Kinder von ihren Artgenossen lernen. So hängt er ziemlich in der Luft, muss man sagen. Ihm fehlt es an Halt und arteigenen Lernerfahrungen. Er wird jetzt ins kalte Wasser geschubst und Du erwartest von ihm das er gleich Vertrauen in Dich hat.
Einzelhaltung wird schon seit Jahrzehnten praktiziert, aber man weiß schon genausolange das dies nicht annähernd artgerecht ist. Aber wirkliche Gewissheit haben nur Leute, die schon zwei oder mehrere Sittiche haben. Sie werden Dir bestätigen können wie sehr sich das Verhalten der Tiere unter mehreren zum positiven verändert. Gemeinsames spielen, fressen, fliegen, schlafen, zanken und schmusen ist für Sittiche und Papageien ungeheuer wichtig.
Selbst Hunde oder Katzen tut ein Artgenosse gut, aber sie kommen auch ohne aus (vorausgesetz der Halter kümmert sich viel). Ein Vogel hat ein ganz anderes Wesen. Er gilt nicht als domestiziert, seine Bedürfnisse sind im Grunde noch die selben seiner freien Verwandten. Diese haben die Überlebensstrategie "gemeinsam sind wir stark...die Überlebenschancen des einzelnen sind in der Gruppe größer". Ihr Wesen ist also naturgemäß darauf ausgerichtet in der Gruppe zu leben. Ein einzelner Vogel ist nur ein halber Vogel
Tu Deinem Kleinen einen Gefallen und besorge ihm einen Partner. Du wirst Dich wundern wie agil erplötzlich wird!!
Die meisten Menschen denken immernoch das es sinnvoll wäre einen Einzelvogel zu halten damit er zahm wird. Dann sollte man aber darüber nachdenken welchen Preis der Vogel dafür zahlen muss und ob es das ist was man wirklich will. Der Mensch ist in solchen Beziehungen eine Notlösung.
Ein Paar ist selbstsicherer als ein einzelner Vogel. Es fühlt sich sicher und stark zusammen. Wenn der Halter dann respekt und Geduld zeigt und liebevoll und umsichtig ist, dann werden sie auch zahm! Ich weiß wovon ich spreche.
Zwar werden die Tiere sich lieber unterienander beschäftigen und kraulen, aber lass Dir gesagt sein das ein auf den Menschen geprägtes Einzeltier nicht nur schmusig ist, sondern u.U. sehr nervtötend sein kann!! Aber nicht nur Du würdest unter dieser Verantwortung und dem ständigen gepiepe leiden, der Vogel leidet noch viel mehr. In seinem kleinen Schädel hält er es für völlig normal das sein Partner immer und überall dabei ist. Das Du arbeiten musst und andere Interessen hast wirst Du ihm nie klarmachen können. Jede Stunde die er allein verbringen muß, ist er unglücklich.
Das schlimme ist das man dieses Unglück häufig nicht sehen kann. Es gibt auch nymphen die sich aus Einsamkeit rupfen (trotz menschlichen freundes), aber das kommt im Vergleich zu Großpapas eher selten vor. Aber meistens sieht man nur das was man sehen will. Wenn der Vogel mal pfeift, schmust oder vor lauter Kummer nicht das fressen verweigert, geht der Halter einfach mal davon aus das sein Tier glücklich ist. Er weiß aber auch nicht was indem Tier vorgeht wenn es allein ist und wie es sich dann verhält. Er weiß auch nicht wie es sichfühlt wenn es die Geschlechtsreife erlangt und das gesteigerte Bedürfniss hat mit seinem Partner zusammenzusein. Die zärtlichkeit und Führsorge die ein geschlechtsreifes Paar eineinder angedeihen lässt, wirst Du als Mensch nie bieten können.
Vieleicht fragst Du Dich jetzt warum es noch so viele "glückliche" Einezlvögel gibt. Zum Thema glücklich habe ich ja bereits etwas geschrieben. Zum Thema Einzelhaltung:
In der Zoohandlung will man mit seinen Tieren ein Geschäft machen. Und wenn der Kunde sich ein zahmes Vögelchen vorstellt, dann wird ja und amen gesagt, denn der Kunde ist König und soll nicht mit Aufklärungsarbeit eventuell abgeschreckt werden.
Bücher die Einzelhaltung als vertretbar darstellen, werden von Menschen verfasst die es besser wissen, aber auch sie schauen wo sich die größte Leser schaft befinden könnte. Und da Einzelhaltung weiträumig praktiziert wird, will man keinen solchen Halter vor den Kopf stossen
Andere Besitzer von Einzelvögeln werden Dir immer erzählen das es ok ist, weil sie etwas anderes nicht wahrhaben wollen. Sie möchten sich nicht eingestehen das ihr Vogel womöglich seit Jahren einsam und unglücklich ist, oder sie fürchten das ihr Tier seine Zahmheit verlieren könnte.
All diese Menschen werden Dir erzählen das Einzelahltung völlig i.O. ist.
Vielleicht bist Du an einen Vogel geraten der niemals richtig zahm wird, der immer das Weite suchen wird wenn Du auf ihn zukommst. Dann hoffe ich das Du Deiner Verantwortung gerecht wirst und diesem Tier dennoch ein gutes Zuhause bietest (aber ich gehe wirklich davon aus das ein sonst scheuer Vogel mit Partner mutiger wird. Und wenn Du ihm beweist das von Dir kein Drängen oder fordern kommt, wird er sich Dir wie selbstvertändlich nähern)
Meine Nymphen und Eliis zeigen mir täglich wie verschieden sie sind und das sie, nur weil sie alle Schnäbelchen und Federn haben, noch längst nicht die selben Eigenheiten haben.
Letzte Woche habe ich mich sehr gefreut. Meine Nymphenhenne war zwar noch nie richtig scheu, aber kraulen lassen wollte sie sich von mir auch nicht unbedingt. Vor einigen Abenden hat sie sich wie öfter mal auf meine Bauch gesetzt (lag auf der Couch). Ihr Männe saß auf meinem Knie. Plötzlich ist sie ganz nah an mein Kinn gekrabbelt, hat sich zufrieden aufgepluster und an mich gekuschelt. So hat sie dann gepennt bis ich sie in den Käfig trug. Das hat mich natürlich sehr gefreut! Aber ich hätte auch darauf verzichten können. Es hat mir aber gezeigt das sie mit vertraut und mich mag. Und das tut einem Vogelhalter immer gut. Dann weiß er das er nicht soviel verkehrt gemacht haben kann. Sie war noch nie in ihrem Leben ohne Artgenossen!
Denk doch bitte nochmal darüber nach und tu das richtige für Deinen Vogel. Du wirst es nicht bereuen