Schrott vom Meister

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Hallo,
ich muss hier mal meinen Frust loswerden, denn ich bin doch zimelich angefressen und möchte anderen Züchtern meine Erfahrung mit an die Hand geben.
Gleich zu Anfang: Ich werde den betreffenden Züchtern hier natürlich nicht namentlich nennen und meine Informationen auch nur soweit presigeben, dass nicht auf ihn geschlossen werden kann. Wenn er allerdings hier mitlesen sollte, wird er sich angesprochen fühlen, das ist aber durchaus beabsichtigt.
Ich war also auf der Suche nach neuen Zuchttieren, mir wurden welche angeboten, die gerade mit der Zucht fertig waren, dieses Jahr schon erfolgreich nachgezogen haben, und aufgrund von einer Zuchtumstellung abgegeben wurden. Der Züchter hatte gute Referenzen, er ist mehrmaliger Vizeweltmeister, Deutscher Meister, und hat auch noch weitere Meistertitel, hat wirklich weltweiten Ruhm (wie man auch im Internet an vielen Stellen lesen kann), er ist also wirklich bekannt und hoch angesehen. (Ich habe seine Titel auch gesehen)
So machte ich mich auf den Weg durch ganz Deutschland (insgesamt 12 Stunden Fahrt) und sah mir seine Tiere an.
Ich habe mir wirklich sehr lange Zeit genommen, weiß ja mittlerweile auch woran man erkennt, ob ein Vogel gesund ist oder nicht. Habe mir auch die Haltung genau angesehen, diese war tadellos, auch sehr sauber. War insgesamt bestimmt 2 Stunden nur mit Angucken und Abwägen was in meine Zucht passt, beschäftigt, und habe mich schließlich für 2 Paare entschieden, welche auch dieses Jahr schon gute Zuchterfolge hatten, welche auch fit und vital durch die AV flogen, ich habe sie mir von Nahem angeschaut, auch hier absolut unauffällig.
Und: es sind wirklich typvolle Top-Tiere, die absolut den Standard erfüllen (das habe ich mir nicht nur sagen lassen, sondern sehe es auch selber, da ich mich vorher intensiv mit den Standards auseinandergesetzt habe).
Presi pro Vogel 50 - 100€.

Wieder zuhause angekommen (sie waren zum Glück in Quarantäne) stellte ich kurze Zeit später fest, dass ein Hahn öfter nieste. Ich dachte an eine eventuelle Erkältung aufgrund der langen Fahrt (welche ohne Klima für die Tiere tödlich geendet wäre), eben solches sagte mir auch der vogelkundige Tierarzt, der Rachenabstrich war unauffällig und so bekam ich ein konstitutionsstärkendes Mittel.
Als etwa zwei Tage später eine Henne ebenfalls nieste, rief ich nochmal beim TA an und er sagte mir, es könnten auch Mycoplasmen sein, welche aber durch die Probe nicht erkennbar seien. So schickte er mir ein Antibiotikum (mein vogelkundiger Tierarzt ist gut anderthalb Stunden Fahrt entfernt), dieses gab ich 14 Tage.
Doch es besserte sich nicht. So war ich gestern nochmal da (mit dem Hahn und der Henne, die anderen zwei sind bis jetzt ohne Symptome). Sie schaute sich den Hahn nochmal an, sein Rachen ist leicht gerötet, also gab sie mir ein zweites Antibiotikum, welches ich ihm zwei Mal täglich in den Schnabel geben muss.
Dann nahm sie die Henne und stellte direkt fest, dass sie sehr dünn ist. Das war mir auch schon aufgefallen, ebenso wie ihr extrem großer Appetit. Ich hatte schon die schlimmsten Vermutungen, da ich genau so einen Fall vor einigen Monaten schonmal hatte. Dieses Tier damals starb.
Der Bauch der Henne wölbte sich aber verdächtig, also wurde sie geröntgt.
Als das Bild fertig war, war die Tierärztin sichtlich geschockt. Sie sagte mir, dass sie selten so ein schlimmen Befund gesehen hätte und dass es sie wundert, dass ein Vogel damit überhaupt noch lebensfähig ist.
Sie erklärte mir das Bild so:
Der komplette Bauchraum ist voll Gedärmen, welche sich aufgrund einer massiven Schädigung schon massivst ausgebreitet haben (teilweise aufgegast). Ihr Gritmagen ist zum Beispiel auch schon so stark geschädigt, dass der Grit nicht dort drin bleibt, sondern sich im ganzen Darm verteilt (was sonst eigentlich nicht geht). Dieses sah man deutlich auf dem Bild. Durch diese Vergrößerung wird die Leber nach oben gedrückt, diese wiederum drückt auf die Lunge, daher die Atemprobleme. Die Lunge drückt auf das Herz und es hat sich schon Luft um das Herz angesammelt, welche dort nicht hingehört.
Diagnose nach Kotunteruschung (wobei der Befund und ihr Verhalten schon darauf schließen lassen): Megabakteriose.
Da sie sonst noch fit ist, behandele ich sie noch, nur bei dem krassen Befund sind die Aussichten sehr fraglich.
So muss ich ihr ebenfalls zwei Mal täglich Antibiotikum in den Schnabel geben, und zusätzlich auch noch zwei Mal täglich das Megabakteriose-Medikament, auch in den Schnabel.
Und eben schauen, ob sie es überlebt.
Sie ist jetzt nach Rücksprache mit dem Tierarzt zusammen mit dem kranken Hahn in einem Käfig, getrennt von den anderen Beiden. Ob der Hahn oder die anderen Beiden eventuell auch schon verseucht sind, wird sich in nächster Zeit herausstellen. Die Ärztin sagte, wenn sie noch keine Anzeichen für eine Megabakteriose zeigen (also vermehrter Appetit, selbst nachts, vermehrtes Trinken, dabei totale Abmagerung) würde man wohl auch nichts im Kot nachweisen können.
Neben der extremen finanziellen Investition (für die Fahrt, beim Kauf und beim Tierarzt (bis dato schon um die 200€, also allein für den Tierarzt)) bin ich einfach nur ziemlich sauer.
Zum Glück habe ich die Quarantäne eingehalten, und es gibt immer noch Leute, die so etwas nicht tun, unvorstellbar was das für eine Katastrophe gewesen wäre!
Nun darf ich vor der Arbeit um 4 aufstehen und versuchen den Tieren das Medikament in den Schanbel zu kriegen (ich habe es heute versucht, es ist echt ein Krampf), abends das gleiche Spiel nochmal. Das kostet wahnisinnig Zeit und vor allem Nerv. Ich habe den Mist ja schon vor einiger Zeit durchgemacht.

An diesem Fall sieht man, dass man sich auf garnichts mehr verlassen kann, weder auf hochrangige Titel, noch auf über 20 Jahre Zuchterfahrung, noch auf kompetente Aussagen und Informationen, noch auf seinen eigenen Blick. Denn es gibt Sachen, die sieht man einfach nicht und man steckt einfach nicht drin.
Vogelzucht ist ein teilweise wirklich dreckiges Geschäft und es wird soviel Mist verkauft, sicher bin ich auch nicht der Einzige, der solche Vögel schon erworben hat (zumal ja die Küken mit Sicherheit auch verseucht sind und weiter zur Zucht eingesetzt werden). Nur, ob sich viele die Mühe machen (und das Geld ausgeben) und dann auch behandeln, ist fraglich. Sicher ist "Hals-Umdrehen" günstiger und mit weniger Aufwand verbunden, aber meine Tiere gehören zu meiner Familie, sowas gibt es bei mir nicht.
Es ist einfach nur schade, traurig und ärgerlich, dass so etwas, wahrscheinlich tagtäglich, passiert und dass es soviel Unehrlichkeit gibt.

Enstchuldigung, dass es jetzt etwas länger geworden ist, ich musste das aber einfach loswerden.
 
Dies ist eine Meinung zu einem Vogelkauf, bei dem wohl alles denkbare zusammengekommen ist.
Die andere Frage ist, ob du die Vögel im nächsten Jahr noch auf der Stange hast, bzw. du sie überhaupt nochmal in die Zucht bekommst.
Um hier jetzt eine ausufernde Diskussion zu bremsen, die mit klugen Ratschlägen und unnötigen Kommentaren endet, wird diese Thema bis auf weiteres geschlossen.
 
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