Hallo Franziska (nochmal),
ja, das kann einen Vogel schocken.
Meine Calsey wurde 10 Tage von meiner Mutter 3 mal täglich gefangen zwecks Medieingabe.
Am Ende habe ich den Käfig ins Auto getragen, auf dem Weg dahin kam uns meine Mutter entgegen und wünschte einen guten Morgen, Clasey fiel wörtlich von der Stange (nicht tot, sondern erschrocken).
Man kann aber wieder langsam l_a_g_s_a_m Vertrauen aufbauen.
Wenn man schon clickert, ist es sinnvoll, sich eine Art Lehrplan zu erstellen: Übungen, die ich in den nächsten x Wochen/ Monaten/ Jahren trainieren möchte.
Dazu können gehören:
- In die Transportbox gehen
- sich anfassen lassen
- sich festhalten lassen
- Verschiedenes aus der Spritze (bekommt man in der Apotheke für 10 Cents pro Stück) trinken.
Bis auf die letzte Übung sind das meiner Erfahrung mit Wellensittichen nach alles
Langzeitübungen, die also über mehrere Wochen, Monate oder gar jahre (sich problemlos anfassen, fangen, halten lassen) trainiert werden können.
Man kann sich diesen Übungen in kleinen Schritten zwischendurch nähern.
Ich mache das immer abends, wenn die Vögel im Käfig sind, dann wird mal Schnabel berühren, Füßchengeben und festhalten lassen, unter die Hand kriechen (Vorstufe zum Halten) etc. geübt.
Nachdem ich Fiete vor ein paar Wochen mal fangen/ halten musste, ist er wieder sehr misstrauisch geworden.
Vorher sprang er mir in die Hand, aber das war noch nicht gefestigt, also wollte er das danach nicht mehr machen (uuuuaaaaa HAND
).
Mit Fiete fange ich jetzt also wieder ganz von vorne an.
Er mochte es noch nie, dass man seine Federn berührt, also heißt die Übung, die klappt (habe ein bisschen rum probieren müssen, was den klappen könnte) jetzt: Schnabel berühren, Schnabel zwischen Dauem und Zeigefinger legen (das macht er), Figner etwas bewegen (habe ich vorher mit nur einem Finger gebüt), Finger mal kurz abgleiten lassen nach links und rechts ins Bartgefieder.
Inzwischen weiß er, dass es clickt, wenn der Finger das Gefieder berührt und er lässt das links auch zu, rechts ist er noch skeptisch.
Das ist halt EIN kleiner Schritt, den wir jetzt erst mal einschleifen müssen, bevor es dann weitergeht und die Finger auch andere Gefiderregionen berühren, "wandern gehen", länger liegen blieben, ihn kurz, länger halten, evtl. hochnehmen.
Das kann dann wieder SEHR lange dauern.
Aber wenn es geschafft ist, hat er das täglich für lange Zeit geübt, hatte dabei keine Angst und wird es sich hoffentlich auch in Notsituationen für längere Zeit gefallen lassen.
Finn übt mit mir gerade den Kappengriff (richtig gelesen; ER mit MIR
): Er kommt auf meine Hand und steckt seinen Kopf zwischen meine Finger.
Es ist also von Vogel zu Vogel verschieden, was leicht geht, was lange dauert oder fast sofort klappt.
Bei Fiete ist der erste Erfolg jetzt gewesen, dass er auf meine Hand kam, den Schnabel gegen meinen Finger gedrückt hat und sich dann das Bartgefieder berühren ließ.
Es kommt halt auf die kleinen Schritte und die Regelmäßigkeit und für den Vogel die Vorhersehbarkeit an.
Und wenn man die wichitgen Sachen lange genug regelmäßig geübt hat, kann man sie im Notfall auch ohne Stress anwenden.
Bei Wellensittichen muss man aber oft sehr lange üben, weil viele Wellensittiche SO misstrauisch sind und Angst haben.
Wichtig ist, dass man sich überlegt, was am wichtigsten sein könnte und was also am meisten und am besten täglich intensiv geübt werden muss (Transportbox? Oder fagen/ halten? Medigabe? Fußsohle anschauen? Schnabel berühren/ z.B. um eine Salbe da drauf zu geben?
Ich habe bspw. als Ritual vor dem Schlafengehen, dass ich jedem Vogel kurz mit dem Finger auf den Schnabel tippe.
Das kennen sie und so kann ich ihnen mit sauberer Hand evtl. Medis geben oder auch mal etwas vom Schnabel abwischen etc.
Man könnte stattdessen auch nach dem TS eine Spritze nehmen, eine Annäherung machen und die Vögel daran gewöhnen, dass sie jeden Tag etwas (anderes) aus dieser Spritze trinken, immer mal an anderen Stellen, damit es nicht langweilig wird, mal 2 Wochen Möhrensaft, mal jeden Tag etwas anderes, immer mal leckere und weniger leckere Sachen und Sachen in verschiedenen Farben, so dass sie bei der Medigabe einfach ankommen nud sich ihre Dosis abholen.
Oder man übt (mit Wasser), etwas auf den Fuß zu schmieren.
Oder den Schnabel.
Oder mal stellt einen Teller etc. vor sie hin und übt, dass egal was auf dem Teller ist aufgeschlüfrt wird, so dass man das Medikament dann einfach auf den Teller gibt.
Da gibt es sicher unzählige Möglichkeiten,
wichtig ist nur, dass man langsam anfängt, in kleinen Schritten vorwärts geht und die Übung in den Tagesablauf des Vogels einbaut, auch so, dass er sie spontan zu jeder Tageszeit macht, so dass man sie im Notfall spontan sicher abfragen kann.