Vogelhaltung im Tierpark - so ok??

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Sheratan

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Hallo zusammen,

ich war gestern in einem Tierpark, der nur europäische Wildtiere beherbergt. Alle Tiere erschienen mir recht gut untergebracht, die Luchse, Hirsche, Wölfe etc. schienen zumindest ziemlich viel Platz zu haben.

Umso schockierter war ich, als ich die Vögel sah. Offenbar findet in diesem Park auch eine Greifvogelschau statt, zumindest, wenn Saison ist (ist aber mal mindestens sechs Monate im Jahr nicht...) - dann ist das ganze nämlich mit Freizeitpark.

Es handelte sich um einen Uhu, und diverse Greifvögel wie Falken. Jeder saß in einer einzelnen Voliere, die meiner Meinung nach unter 10 qm war. Durch die Mitte der Voliere ging ein Seil, an dem die Vögel mit den Füßen festgebunden waren. Zwar konnten sie daran "fliegen" sofern in solch einer Voliere davon überhaupt gesprochen werden kann, aber das Seil macht natürlich Krach und ist hinderlich. Ein Falke hatte sogar zwei Glocken an den Beinen. Die Vögel hatten keinerlei Äste oder ähnliches in der Voliere. Der Uhu hatte keinerlei Rückzugsmöglichkeit, was doch bei einem Tier, das eher in der Nacht/Dämmerung aktiv ist, nicht normal sein kann? Im Endeffekt blieb dem Uhu und den restlichen Vögeln nicht viel anderes übrig, als auf dem Boden zu sitzen :-(

Nun würde ich gerne von Euch wissen, ob das so überhaupt sein kann? Ich schicke parallel mal eine Mail an den Park, um zu fragen, ob das tatsächlich der Dauerzustand ist.

Ich nehme an, die Seile sind zum besseren Einsammeln für die Falknershow, damit sie sich nicht verheddern dann wohl keine Äste etc.. aber für mich als Laie wirkte das wirklich alles sehr traurig :-(

Was meint Ihr?

Liebe Grüße

Sheratan
 
Hey,

wenn die Vögel täglich trainiert werden, ist die Unterbringung von der Größe her in Ordnung.
Unter den "Seilen" kann ich mir nicht so recht was vorstellen, meinst du sowas?

Greifvögel fliegen auch in der Natur nur stundenlang, wenn der Wind sie treibt und sie nicht viel arbeiten müssen beim Fliegen, oder wenn sie Hunger haben und müssen.

Von daher brauchen sie keine Riesenvolieren, vorausgesetzt, sie werden jeden Tag geflogen, damit sie fit bleiben.

Normalerweise hat man die Vögel entweder in einer Voliere oder aber an diesen "Seilen" (nennen sich Flugdrathanlage).
Vielleicht war die Voliere auch eher dafür da, damit nicht jeder Besucher an die Vögel kann-?
Ohne das gesehen zu haben, ist es schwer zu beurteilen.
In einer Voliere ist das Problem, dass der Vogel ans Gitter fliegt und das den Federn nicht bekommt, sie können brechen und zerfleddert aussehen.
Deshalb sind solche Vögel normalerweise auch ohne die Volieren so oder so ähnlich, wie du es beschreibst, untergebracht, und kommen nachts in einen Raum, in dem kein Volierendraht ist.
Diese Flugdtrahtanlagen ermöglichen es ihnen, sich am Tag ein bisschen zu bewegen und nicht nur an einer Stelle zu sein.
Richtig fliegen tun sie ja beim Training.

Glocken an den Beinen dienen dazu, dass der Falkner seinen Vogel hört, wenn er mit ihm unterwegs ist, falls der Falke da fliegt, wo man ihn nicht sieht.
Die Vögel kennen das und es macht ihnen keine Angst mehr.

Hast du vielleicht Fotos gemacht, die du hier reinstellen magst?
 
Danke für die Infos Hobbit!

Ich habe nur ein Foto von der Gesamtanlage gemacht (im Nachhinein leider, habe in dem Moment aber nicht daran gedacht), das kann ich auch erst am Dienstag-Abend hier verlinken, da ich dann erst wieder zuhause bin.

Die "Seile" sind genauso wie auf Deinem Bild, nur eben ausschließlich in der Voliere. Ok, gehen wir mal im positiven Fall davon aus, dass die Vögel jeden Tag geflogen werden (auch, wenn der Park nun vier Monate geschlossen ist), ein Uhu ohne Äste und ohne Unterschlupfmöglichkeit kommt mir schon nicht artgerecht untergebracht vor. Außerdem hat er permanent geschrien, das mag nichts zu bedeuten haben, aber mir als Laie tat er irgendwie ziemlich leid, so ein großes stolzes Tier in so einem kleinen Käfig.... Bin mal gespannt, was und ob der Park antwortet, vielleicht bin ich dann beruhigter...

Viele Grüße
Shera
 
Hey,

hm also dass die Flugdrathanlagen in der Voliere sind find ich jetzt auch irgendwie merkwürdig.
Aber vielleicht haben sie sonst keinen Platz und haben so direkt auch einen Nachtraum, keine Ahnung...will da nichts rechtfertigen, ich kenn den Park ja nicht.
Nur wenn der Vogel eh an der Anlage fest ist kann er ja nicht auf andere Baumstämme.

Zu dem Rufen von dem Uhu: das wird wahrscheinlich ein Kontaktruf zum Menschen hin gewesen sein. Die meisten Greifvögel in solchen Flugschauen sind Handaufzuchten und rufen deshalb "ihre" Menschen beziehungsweise begrüßen andere Menschen so.
Ich nehme mal an es war kein Schreien, sondern eher so eine Art heiseres Quaken ?
Dann war es der übliche Kontaktruf.

Ich bin jedenfalls neugierig auf die Fotos.
 
Hallo zusammen,

ich ärgere mich wirklich total, dass ich keine richtigen Fotos gemacht habe, aber ich habe in dem Moment eben nicht über die "Nützlichkeit" nachgedacht und nun hat der Park eben auch bis März geschlossen.

Auf meine Anfrage zur Haltung habe ich noch keine Antwort bekommen.

Auf diesem Link habe ich ein Foto der Gesamtanlage.

http://img195.imageshack.us/img195/9783/vogely.jpg

Es saß halt in jedem von diesen Häusschen ein Vogel, in der Mitte lief jeweils das Seil und so gesehen gibt es auch nicht viel mehr zu sehen, weil nichts an Ästen/Unterschlupf drin war. Der Uhu konnte auch definitiv nicht nach hinten in den Innenraum kommen so wie ich das sehen konnte.

Hm, das Uhu-Schreien ging durchgängig, wir waren sicher 10 Minuten an den Volieren und sind dann weiter und bei den Wölfen hörte ich ihn immer noch schreien, immer der gleiche Abstand, er schien als wir vor der Voliere waren auch in alle Richtungen zu schreien, also keine Ahnung, ob das ein "Kontaktschrei" war, zu uns jedenfalls nicht... Ob Schreien oder Quaken weiß ich nun aber leider nicht so genau :o

Viele Grüße

Shera

Edit: Ach so, man kann das Quaken in Hobbits-Beitrag anhören, ja ich würde schon sagen, dass es so klang, genau, war kein "uhuuuuu"....
 
Im Wildpark Gangelt sieht die Anlage ziemlich genau so aus, ich habe mich auch etwas gewundert, dass jeder Vogel einzeln in seinem Häuschen saß, aber : was weiß ich schon.
 
Poste das doch mal in der Greifvogelsektion, da gibt es eine Menge Falkner, die sich mit der korrekten Haltung von Greifvögeln und Beizvögeln auskennen.

Ich war da auch mal schockiert und hab bei Gelegenheit einen Falkner gefragt, ob es nicht Tierquälerei sei, Greifvögel angebunden auf einem Block zu halten, und der hat mir erklärt, NEIN, da sie täglich fliegen dürfen, und auch in der Natur nur fliegen würden wenn sie hungrig sind und wenn sie gefressen haben und satt sind einfach irgendwo hocken.
 
Als erstes Mal kenne ich den Park nicht, ich kann also nichts darüber sagen ob es dort mit rechten Dingen zu geht oder nicht.

Prinzipiell aber gilt:
Flugdrahtanlagen sind ok sofern die Vögel regelmäßig geflogen werden. Bei manchen Greifvögeln ist eine Haltung an einer Flugdrahtanlage auch klar der Haltung in einer Voliere vorzuziehen, weil die Tiere u.U. sehr schreckhaft sein können und sich bei der Flucht in einer Voliere schwer bzw sogar tödlich
verletzen kann.
Die Flugdrahtanlegen haben "Bremssysteme", damit der Greif sanft abgebremst wird und so keinen Schaden nimmt.

Am Anfang und am Ende einer jeden Flugdrahtanlage sollte eine dem Vogel entsprechende Aufblockmöglichkeit sein, sprich ein Sitzplatz (siehe Foto von Hobbit), den sie üblicher Weise annehmen, statt auf dem Boden zu sitzen.

Die Voliere um die Flugdrahtanlage kann auch rein zum Schutz vor anderen Tieren dienen. Die Anlage scheint an einen Wand zu grenzen. Dort gibt es ev. Füchse, Marder, Ratten, Katzen... die einem Greifvogel gefährlich werden können.

Die meisten Greifvögel sind optisch orientiert und hören im Vergleich eher schlecht. Das Geräusch, das eine gute Flugdrahtanlage macht ist ihnen egal.

Die Glöckchen sind sogenannte Bells. Die werden nur bei Vögeln angebracht die frei geflogen werden. Sie dienen dazu den Vogel z.B. im hohen Gras zu finden oder bei eienr Vorführung zu hören aus welcher richtung er anjagt, damit man die Beuteattrappe richtig schwingen kann um den Vogel nicht zu gefährden/verletzen.

Äste an einer Flugdrahtanlage, wären u.U. das Todesurteil für einen Greif, wenn er sich mit der Schnur an dem Ast verhängt und nicht rechtzeitig Hilfe kommt.

Die Laute von Uhu sind Kontakt- und Bettellaute. Der Uhu ist ziemlich sicher handaufgezogen, dh. er bettelt jeden Menschen an, weil er in ihm den futterbringenden Altvogel sieht. Um ihm das Abzugewöhnen müsste man ihn hungern lassen, damit er kapiert, dass sein Betteln nichts nutzt. Da dies aber Tierquälerei ist, bekommt er jeden Tag sein Futter und wird somit jeden Tag wieder aufs neue darin bestärkt, dass langes Betteln zum Erfolg führt.
Ein Uhu in einem Park wo ich mal gearbeitet habe hat jedes Mal zu Lahnen (Betteln) begonnen, wenn er unser Auto gehört hat, oder die ersten Schritte am kiesweg. Da das Gehör der Uhus besser ist als unseres, machte das natürlich den Eindruck als ob er ständig "plärrt". Ich hab aber dort auch schon übernachtet und nach Schluss des Parks, wenn er nichts mehr hörte, war er schnell leise.
Außerdem hat er immer die Nähe der Menschen gesucht. Eine Rückzugsmöglichkeit ist bei solchen Vögeln auch nicht notwendig. Und eine Uhu, der es gewohnt ist tagsüber zu fliegen und sein Futter zu bekommen, schläft nachts.

Ich hoffe ich konnte dir ein paar Fragen beantworten.
 
Vogelschutz

Hallo Sheratan,

da ich in der Nähe einer sehr bekannten Greifenwarte wohne (http://deutsche-greifenwarte.de/) die sich auch international mit der Aufzucht und Auswilderung von Greifvögeln einen Namen gemacht hat, würde ich dort bei evtl. Bedenken mal anrufen. Sehr nette Leute die gern über alles Auskunft geben.

MfG
Emlou
 
Thema: Vogelhaltung im Tierpark - so ok??

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