Hallo Sabine,
es ist normal, dass Taubeneltern ab ca. der 2. Woche nicht mehr ständig auf ihren Kücken sitzen. Allerdings sollten sie das bei den Witterungsverhältnissen tun - so kenne ich es von Stadttauben aus einem Parkhaus. Möglich aber, dass der Platz bei Dir so geschützt ist, dass sie es nicht für nötig erachten.
Der Platz unterm Schrank ist zwar absolut trocken und auch windgeschützt, es sei denn, der Wind bläst aus Osten. Aber auch dann bekämen sie nicht die volle Wucht ins Gesicht, weil zwischen ihnen und dem Wind noch eine hohe Betonmauer steht, damit ich selbst nicht vom Balkon hinunterfalle. Temperaturmäßig ist es dort natürlich fast so schlimm wie ganz draußen, vielleicht zwei, drei Grad wärmer, weil das hier alles andere als ein Energiesparhaus ist. Und direkt dort, wo sie mutmaßlich das Nest haben, laufen hier drin im Zimmer zwei Heizungsrohre vom Keller bis zu meiner Nachbarin direkt über mir. Erfreulicherweise heizt sie seit zwei Monaten ununterbrochen auf Hochtouren und so sind die beiden Rohre immer kochendheiß. Hilft sicher auch den Küken auf der anderen Seite der Holzwand. Mauern hat man sich auf der Balkonseite vor vierzig Jahren gespart. Ein bißchen Glas und ein paar Holzbretter tun's doch auch... ;-)
Lena war die ganze Nacht da. Nachdem es im Moment noch genauso kalt ist wie letzte Nacht, bin ich relativ zuversichtlich, daß sie wieder bleiben wird.
Bei den roten Ästchen haben sie wahrscheinlich eine gute Quelle gefunden. Möglich ist es, dass es auch Blattstengel sind.
Ich vermute als Quelle der Edelhölzer die Dachterrasse besagter heizender Nachbarin. Sie sind nämlich schnurgerade nach oben geflogen und waren in Sekundenschnelle wieder zurück. Aber die Dame ist meist nicht zuhause und so hat sie's wahrscheinlich noch gar nicht gemerkt, daß sich da Lücken in der Bepflanzung aufgetan haben. Blattstengel waren die roten Hölzer wohl eher nicht, denn sie waren alle etwa 20 cm lang.
Ja, es ist eine Getreide-Mischung mit Weizen, Gerste, Grünkern & Co. ... Nur Weizen geht zur Not übrigens auch. Haferflocken sind zwar auch o.k., haben aber zu wenig Inhaltsstoffe. (Ist, als wenn Du nur Toastbrot essen würdest.)
Eine Körnermischung habe ich auf die Schnelle nicht gefunden, dafür aber ganze Weizenkörner. Wenn die Haferflocken schon gut waren - der Weizen ist der Megahit! Hatte erst eine Handvoll Haferflocken verstreut, weil ich die Weizenpackung erst öffnen mußte. Und dann kam der Weizen und war in Sekundenschnelle eingefahren. Das Häufchen Haferflocken lag dann da und lag und lag. Eine halbe Stunde später war es aber auch verschwunden. Sie scheinen ziemlich ausgehungert zu sein. Haben ja auch kaum Zeit zum Suchen. Oscar sitzt jetzt schon wieder seit einer Stunde unterm Schrank und wärmt die Küken.
Schau mal, wieviel sie futtern.
Sehr viel. Ich lege jetzt immer wieder nach. Wir testen gerade, wer schneller ist - die Tauben mit futtern oder ich mit nachlegen. Im Moment haben sie deutlich die Nase vorn.
Man sagt, dass Tauben ca. 30-40 g Körner pro Tag futtern. Im Winter und mit den zu versorgenden Jungen kann es ein wenig mehr sein.
Ich werde für morgen mal 120 g abmessen für alle vier, der größte Teil davon Weizen, der Rest Haferflocken. Das Kraut muß ja auch irgendwann weg und ein bißchen Abwechslung kann sicher nicht schaden.
Ein Schälchen (z. B. ein kleiner glasierter Blumentopfuntersetzer) frisches Wasser tut ihnen sicher auch gut.
Sie haben schon seit Wochen einen schweren Keramikuntersetzer da draußen, den ich täglich neu begieße. Ein Plastikschälchen würde ja bei den Flugübungen quer über den Balkon fliegen.
Gritt (kleine Steinchen, für Papageien und Großsittiche zur Verdauungshilfe) wäre natürlich noch das I-Tüpfelchen!
Können sie sich die kleinen Steinchen nicht draußen holen? Sie können ja durch die Gegend fliegen, wie und wann sie wollen.
Ich würde nach der Brut das Nest komplett entfernen und den Balkon säubern.
Das auf jeden Fall, so ist das kein Zustand mehr.
So kannst Du steuern, wie "tief" sie unter dem Schrank sitzen und Du noch bequem hineingreifen kannst.
Hineingreifen kann ich nur etwa zehn bis fünfzehn Zentimeter, mehr geht nicht, weil unter dem Schrank ja kaum Platz ist. Da vorne werden sie das Nest sicher nicht haben wollen, weil es dort am ungeschütztesten ist. Und hinten ist ja auch noch das Heizungsrohr. Ganz zu Anfang lag es ja da vorne. Sie haben es dann immer weiter nach hinten geschoben.
Eine Verhütung ist und bleibt aber ein Eingriff in die Natur!
Selbstverständlich. Da bin ich ganz Deiner Meinung.
Ich glaube, es macht einen Unterschied in der Betrachtungsweise der Thematik, ob man ständig Stadttauben gebracht bekommt und somit unmittelbar mit dem Leid der Tiere konfrontiert ist oder ob man sie "nur" sieht.
Sicher macht das einen Unterschied. Aber nach allem, was ich in den letzten Monaten gelesen habe, ist dieses Leid hauptsächlich von Menschen gemacht, vor allem durch "Maßnahmen" gegen Tauben. Wieviel von diesem Taubenleid bliebe noch übrig, wenn man auf all die martialischen Maßnahmen zur Taubenabwehr verzichten würde? Du weißt darauf sicher eine zutreffendere Antwort als ich, denn zu Dir werden sie ja gebracht. Vogelklappe weiß sicher auch eine Antwort darauf, denn zu ihm werden sie auch gebracht.
Wie ich hier gelesen habe, besteht das Problem der immensen Fruchtbarkeit der Tauben offenbar schon seit Jahrtausenden. Warum hat die Natur in dieser langen Zeit noch nichts unternommen, um das Problem zu lösen, wie sie sonst seit Jahrmillionen solche Probleme zu lösen pflegt? Ich weiß es nicht. Aber so lange es für die Natur in Ordnung ist, ist es für mich auch in Ordnung. Ich verstehe Eure Argumente vollkommen, sie sind logisch und plausibel. Aber ich werde mich Euch sicher nicht handelnderweise anschließen können. Oscar hier hat beispielsweise zwei verkrüppelte Beinchen. Ziemlich sicher ist er irgendwann einmal in einem Taubennetz hängengeblieben und hat sich die Beine abgeschnürt. Er kann sich nirgendwo mehr festkrallen, produziert aber weiter Nachkommen und betreut sie wochenlang. Diese Freude werde ich ihm nicht nehmen. Das kann ich einfach nicht.
Eingreifen = aufnehmen!
Sobald die Elterntiere sich nicht mehr um den Nachwuchs kümmern, dieser nicht mehr ruft, matt erscheint oder gar einen deutlich kranken Eindruck macht, würden die Kücken verhungern oder an ihrer Erkrankung sterben.
Okay, das ist wichtig zu wissen. Aber aufnehmen könnte ich sie bei mir nicht. Ich lebe in einem Ein-Zimmer-Apartment und das eine Zimmer hat genau 18 qm, die ich u.a. mit 1000+ Büchern teilen muß. Kranke Täubchen müßte ich dann sofort abgeben.
Im Moment sind die Kleinen aber quietschfidel, es fehlen mir nur die Flügelerprobungen. Ich schätze aber, daß sie einfach ganz eng aneinandergekuschelt versuchen, die Eiseskälte zu überstehen.
Sonntag müßten sie eigentlich aus ihrem Kabuff herauskommen. Dann werde ich ja sehen, welchen Eindruck sie machen und wie sie sich von ihren Geschwistern von damals unterscheiden. Ich bin schon sehr gespannt.
Ganz lieben Dank an Dich für Deine nahrhaften Informationen!
Liebe Grüße
Sabine