... da er in freier Wildbahn in Gesellschaft lebt und in seinem Sozialverhalten durchaus ein Schwarmvogel ist...
Ich misch mich ja eigentlich nicht ein, aber dazu kann ich mal was beisteuern: Vögel die von ihrem Sozialverhalten her Schwarmvögel sind, verhalten sich völlig anders als Kanarien. Nehmen wir als Beispiel Afrikanische Silberschnäbelchen. Die betreiben gegenseitige Gefiederpflege, sitzen manchmal zu mehrt im selben Nest und brüten teilweise dicht an dicht und sind untereinander wirklich
sozial, haben keine Individualdistanz und stapeln sich auch gerne mal, Revierverhalten ist gering bis gar nicht vorhanden. Sogar die Männchen kraulen sich und sind "kuschelig" und vor allem ist es ihnen auch wichtig dies zu ausleben zu können. Kanarien dagegen sitzen niemals dicht an dicht, sie kraulen sich nicht gegenseitig und haben absolut kein Bedürfnis nach Nähe oder Körperkontakt. Sie haben eine sehr ausgeprägte Individualdistanz und körperliche Kontakte kommen nur während der Brutzeit vor, da befliegt der Hahn die Henne und füttert sie aus Balzgründen und später dann auf dem Nest, damit sie ihren Posten nicht verlassen muss. Und das ist das höchste der Gefühle bei Kanarien was Sozialverhalten angeht. Daher: Mit "echten" Schwarmvögeln wie z.B. Silberschnäbelchen nicht wirklich zu vergleichen. So wie ich das verstanden haben leben die wilden Kanarengirlize in losen Verbänden während der Ruhephase und sind extrem territorial während der Brutzeit, nicht gerade die Definition von "Schwarmverhalten". Es wird schon seine Gründe haben warum Kanarienhähne in Paarhaltung manchmal viel früher eingehen (und zwar am Stress, weil sie der Henne nicht ausweichen können) als in Einzelhaltung. Da gibt es keine Konkurrenten, und keine triebige Dame die ihn quer durch den Käfig scheucht. In Einzelhaltung lebende Papageien sterben oft sehr früh an Einsamkeit, die vertragen es offensichtlich nicht. Sprich Einsamkeit = kurzes Leben. Kanarienhähne leben Einzeln länger als normal (!) daraus schließt man: Einsamkeit = längeres Leben = kann nicht so wahnsinnig schädlich sein. Wenn es ihnen schlecht gehen würde, würde nicht nur die Psyche Schaden nehmen, sondern der gesamte Gesundheitszustand würde bergab gehen, das ist nicht der Fall also kann man davon sprechen, dass Kanarien unter den richtigen Umständen auch als Einzelvogel zu halten sind, heißt ja nicht, dass es jeder machen muss oder gut finden muss. Fakt ist aber auch, dass sich Tiere häufig weit schneller mit einer Situation "abfinden" als Menschen. Das "ist dann halt so" und sie leben damit.
Es ist ja völlig okay, dass es für dich nicht vertretbar ist einen Kanarienvogel alleine zu halten (würde ich vermutlich auch nicht machen, aber eben auch nur, weil es mir persönlich nicht gefällt und ich mir immer die Möglichkeit offen lasse doch mal Nachwuchs haben zu können, der Vogel macht sich darüber erst mal keine Gedanken), aber deswegen Wissenschaftliche Berichte und Fachliteratur von Leuten die tatsächlich Ahnung von Verhaltensforschung haben als Unsinn darzustellen finde ich nicht sehr angebracht.
Und zum Thema Sterilität von Hybriden: Ich verstehe nicht, dass du wenn du daran zweifelst dass deine Henne steril ist, du ihr nicht einfach Plastikeier unterschiebst? Die Henne merkt den Unterschied nicht und bleibt ihre 14-17 Tage sitzen, dann schlüpft nichts, was sie feststellt und das Nest verlässt. Dann baut sie vielleicht noch eines, dann machst du das Selbe wieder von vorn und wenn sie nicht mehr triebig ist hört sie auf zu bauen und zu legen. Und wenn im nächsten Jahr wenn die Brutzeit wieder vor der Tür steht nicht viel Grünfutter gefüttert wird, kommt sie vielleicht gar nicht erst in Stimmung. Wenn du absolut nicht vermehren willst, ist das eine sichere Methode, die der Henne nicht schadet. Ob sie nun auf unbefruchteten Eiern sitzt oder auf welchen die künstlich sind macht für sie keinen Unterschied, irgendwann gibt sie auf. (Ganz ohne seelischen Schaden. Viele Vögel sind "skrupelloser" als man denkt. Ein Einzelküken wird z.B. häufig gar nicht erst gefüttert - auch wenn es gesund ist - weil es sich für die Eltern nicht lohnt nur ein Küken aufzuziehen. Es wäre unproduktiv. - Ich schreibe bewusst in Anführungszeichen weil das menschliche Sichtweisen sind, der Vogel hält sich selbst nicht für skrupellos oder ähnliches. -)
Wie gesagt: Soll jeder seine eigene Meinung vertreten, aber nur weil die von einem anderen nicht mit der Eigenen übereinstimmt pauschal erst mal alle als Tierquäler oder herzlose Menschen darzustellen ist auch nicht die feine Art.
Also, diese Seelen einzeln zu halten ist Tierquälerei und wer etwas anderes behauptet sollte sich mal für längere Zeit alleine in eine Höhle zurückziehen
Hm, also ich bin gerne alleine, und kenne auch einige Vögel die mir darin ähneln. Hatte vor Jahren ein Kanarienpärchen, als die Henne verstorben war ist der Hahn förmlich aufgeblüht, ich schätze der war froh, dass er die Möglichkeit bekam in eine "Höhle" zu gehen. Ich habe dann zwar einen weiteren Vogel geholt, allerdings nur weil ich gerne Nachwuchs wollte, und das funktioniert schlecht mit nur einem Vogel. Gut, der neue Kollege stellte sich als Hahn heraus, aber nach kurzer Eingewöhnungsphase hatte jeder seinen Bereich in der Voliere und sie haben sich die meiste Zeit einfach ignoriert, jeder hat sein Revier mit Gesang abgesteckt und gut war, gab keine Streitereien, nicht mal ums Futter, da hat er sich mit seiner Henne viel öfter in den Haaren gehabt, um jedes Krümelchen Futter wurde gestritten. So lebhaft wie als er noch alleine war, war der alte Hahn allerdings nie wieder, hätte ich vorher geahnt wie unglücklich ich ihn damit mache einen Artgenossen anzuschaffen hätte ich es vermutlich gelassen, aber ich wollte ja nicht, dass er allein sein muss... Weil ich damals noch dachte, dass man pauschal keinen Vogel allein halten sollte und nicht als Tierquäler gelten wollte (auch eine Form von Egoismus der dem Tier nicht unbedingt gut tut). Jetzt bin ich erfahrener und gucke ich mir die Individuen genau an bevor ich neue Artgenossen anschaffe, und überlege es mir zweimal ob ich dem Tier damit wirklich einen Gefallen tue.
Ich würde die Eierschalen übrigens in einer separaten Schüssel geben, wenn man sie unters Futter mischt werden sie beim herumwühlen im Napf schnell an den Grund desselbigen befördert und dann wahrscheinlich nicht gefressen, in einer eigenen Schale können die Vögel diese aufsuchen wenn sie Kalk brauchen und wissen immer wo er zu finden ist.
Grüße La_Paloma
edit:
..und wenn ich dann so etwas sehe ,
könnte ich nur noch heulen
Ein sogenannter „Positurkanarienvogel “
Klar ,der fühlt sich bestimmt auch Super,
aber das auch nur wenn er sein Leben alleine fristen darf
Boah, da muss man sich echt schämen
Anhang anzeigen 353666
Foto: Eric Segura Gasco (
http://gibberitalicus.blogspot.com)
Und dafür gibt es dann auch noch Preise
Ob du es glaubst oder nicht (vermutlich nicht, ich weiß) diese Vögel mögen gequält aussehen, aber aus tiermedizinischer Sicht sind es völlig normale Vögel. Laut eines Gutachtens keine Qualzucht. Sind auch nicht meine Favoriten, aber schlecht geht es den Vögeln nicht, sie nehmen diese Positur (soweit ich weiß, wenn ich mich irre bitte korrigieren) nur ein wenn sie völlig gesund und zufrieden sind. Ich meine mal gelesen zu haben, dass das ihre "Wohlfühlposition" ist vielleicht finde ich den Link ja noch...
edit 2:
" Gebogene Rassen
Aufgrund der mangelhaften Befiederung wird der Gibber Italicus als
ausgesprochen wärmebedürftige und empfindliche Rasse genannt.
Weiterhin wurden von Schicktanz (1987) Skelettveränderungen festgestellt.
Weitere Positurkanarienrassen, z. B. Bossu Belge, werden auf Skelettveränderungen
untersucht.
Kommentar: Der Standard beim Gibber Italicus wurde bereits, ebenso
wie der Standard des Giboso espanol, dahingehend geändert, daß
keine federfreien Partien mehr gefordert werden. Ein darüber hinaus
gehende mindere Gefiederdichte führt zwar zu einer höheren
Wärmebedürftigkeit, was aber letztlich in der Haltung berücksichtigt
wird und sich somit mit Haltungsbedingungen bei Vögeln aus
wärmeren Regionen deckt. Die von Schicktanz angeblich festgestellten
Skelettveränderungen wurden bei neueren Untersuchungen nicht bestätigt.
Vielmehr wurde eine ausgeprägte partielle Muskelbildung festgestellt,
die bei der Arbeitshaltung – welche ja nur zeitweise gezeigt wird
- zum tragen kommt. Desweiteren trifft eine Veränderung des
Skelettes -wie bei allen Haustieren zu beobachten - nicht automatisch
den Aspekt einer “Qualzucht”, soweit sich aus dieser Skelettveränderung
keine gesundheitlichen Nachteile ergeben. Gegen gesundheitliche
Nachteile durch eine mögliche Skelettveränderung sprechen:
das Verhalten, die Vitalität, die Lebenserwartung und die Zuchtfreudigkeit
dieser Rassen, welche sich in keinster Weise von anderen Rassen unterscheiden."
Hier nachzulesen:
Klick