Hallo Franziska!
Das Problem kenne ich auch nur zu gut, wenn meine mit mir rangelnde Amazone etwas zu grob zubeißt und ich vor der Frage stehe, ob ich sie ausschimpfen soll.
Einerseits sage ich mir: Es tut weh, und ein Artgenosse würde sich so was auch nicht schweigend gefallen lassen, sondern ordentlich zurück pfeiffen, damit der Kumpel weiß, so geht's nicht. Andererseits halte ich eine gewisse Grobheit beim Spielen für arttypisch und darf mich also nicht wundern, wenn's mal ein bisschen doller ziept. Die Frage ist demnach: Wo hört das eine auf und fängt das andere an?
Wie Janne sagte: Es gibt verschiedene Racker - und es gibt verschiedene Halter. Wer ein dickes Fell hat und Bisswunden an den Fingern für mehr oder weniger normal hält, wird wahrscheinlich erst sehr spät eingreifen, während "Beißempfindliche" sich schon viel früher Gedanken machen. Ein Patentrezept gibt es da wohl nicht.
Meine Erfahrung hat gezeigt: Als Halter wird man zunehmend sicherer und gelassener im Laufe der Zeit. Man passt sich seinen Vögeln an. Das sehe ich immer daran, wenn Bekannte zu Besuch kommen. Von denen höre ich regelmäßig: "Huch, jetzt hat er dich aber gebissen!" Darauf antworte ich immer: "Gebissen? Du hast ja keine Ahnung, was beißen ist!" Mit anderen Worten: Ich lerne meinen Vogel im Laufe der Zeit immer besser einschätzen, daraus wächst Sicherheit im Umgang und daraus folgt wiederum, dass ich den einen oder anderen "Ausrutscher" in mein Fleisch besser wegstecken kann.
In der Praxis ist bei mir trotzdem Schluss, wenn ich Schmerz empfinde. Ich schrei dann "Au". Darauf reagieren meine beiden (wenigstens vorübergehend). Wenn sie gar zu sehr in das Gerangel vertieft sind, mache ich es wie Alba und lenke ihre Aufmerksamkeit in eine andere Richtung. Alles pädagogische Herumgedoktere würde in dieser Situation nichts bringen.
Als "alter Schisser" würde ich mich an deiner Stelle auf jeden Fall nicht bezeichnen. Krummschnäbel können erwiesenermaßen ganz ordentlich zukneifen, und es wäre ebenso blind, diese Gefahr verharmlosen zu wollen wie sie umgekehrt zu dramatisieren. Meine erste Amazone hat jahrelang unvermittelt ins Gesicht gehackt - das war mehr als lästig, das war saugefährlich! Trotzdem hat auch sie irgendwann mal gelernt, einen Gang langsamer zu schalten. Was ich sagen will: Nur Geduld, irgendwann wird sich das schon einpendeln mit dir und deiner Amazone.
Keine meiner beiden legt sich jedenfalls vor mir auf den Rücken und lässt sich den Bauch kraulen. Da bist du schon ein ganzes Stück weiter mit deiner Amazone! Ich stimme Janne bei: Einen größeren Vertrauensbeweis gibt es nicht!
Viele Grüße
Rinus.