Hallo Stefan,
vielen Dank für Deine ausgiebigen Ratschläge. Will mal versuchen so genau wie möglich zu antworten damit Du Dir ein gutes Bild von unserem Oscar machen kannst. (Zitieren probieren)
>Dass er sich nicht wohl fühlt, wird wohl so sein. Aber das "bei uns" ist IMHO nicht entscheidend. Der würde sich bei mir sicher genau so unwohl fühlen. Zum jetzigen Zeitpunkt schon darüber zu spekulieren, ob die "Chemie" nicht stimmt, halte ich für stark verfrüht.>
Ist das wirklich verfrüht? Ich meine wenn die "Chemie" wirklich nicht stimmt, ist das doch von Anfang an so, oder nicht? Stellt sich das bei Papageien erst nach und nach heraus? Das ist halt einfach das Gefühl das ich habe, wenn ich den Vogel dort sitzen sehe. Sieht einfach nur traurig aus. Man hat das Gefühl der Lebensmut fehlt.
>Das Tier hat halt einen Kulturschock hinter sich. Aufgewachsen mit anderen Geiern in der subtropischen Sonne, dann in's Flugzeug verfrachtet, in Quarantäne gesteckt, mit Antibiotika vollgestopft, dann der nächste Transport zum Züchter, in einen neue
Voliere mit neuen Vögeln und neuem Wetter, dann da wieder heraus gefangen und - zum ersten mal in seinem Leben! - zu Menschen in eine Wohnung gekommen. Schon wieder alles neu...>
Oscar ist nicht in subtropischer Sonne aufgewachsen. Leider nicht..........die Aufzuchtstation aus der er kommt sieht eher aus wie eine überdimensionale, hyperdesinfizierte, hochmoderne Nasastation. Er wurde künstlich bebrütet, mit der Hand aufgezogen und kam dann nach Deutschland. Die Quarantäne hat er bei der Züchterin (Händlerin) in einer (so sagt sie) großen Fluganlage, zusammen mit seinen Kumpels hinter sich gebracht. Meinst Du die Tiere werden mit Antibiotika vollgestopft? Aus diesem Grund ist unser Aaron gestorben. Er war gegen sämtliche Antibiotika resistent. Es gab kein Mittel dass ihm hätte helfen können und der Verdacht ist halt, dass er bei der Aufzucht Antibiotika bekommen hat. Ich hoffe unser Oscar hat das nicht bekommen............
>So ein Papagei braucht einfach Zeit, um diese Veränderungen wegzustecken und sich mit dem ganzen Neuen anzufreunden. Da ist es verständlich, dass er sich die Sache erstmal schweigend ein paar Wochen lang anguckt, bevor er sich dazu äußert...
Und natürlich kreischt der vor Angst, wenn Mensch zu nahe kommt. Weil er in den letzten Monaten ein Dutzend mal erlebt hat, dass ein Mensch, der ihm nahe kommt, ihn fangen und in eine kleine dunkle Kiste stecken wird, oder ihm eine Spritze gibt, oder mit Gewalt Medikamente in den Schnabel würgt... Nun muss er bei euch erstmal 3 Dutzend mal erfahren, dass die Menschen, die ihm jetzt nahe kommen, ihn nicht quälen, sondern nur füttern wollen.>
Um dieses angucken geht es im Moment auch. Er guckt sich nichts an und das ist auch das Problem. Das er Angst haben darf und wir Geduld haben müssen ist uns klar. Damit haben wir auch kein Problem, aber er ist eher teilnahmslos. Wenn man an die
Voliere kommt und mit ihm spricht kreischt er nicht panisch. Wenn wir zu nahe kommen geht er ein wenig zur Seite, aber ängstlich gucken oder so etwas macht er nicht. Er sitzt einfach nur (auf beiden Pfoten) da, guckt nicht, spielt nicht, sondern starrt nur trübe vor sich hin. Und das macht doch einen komischen Eindruck, zumindest für uns als Anfänger sieht das beängstigend aus. Und so ängstlich wie wir alle glauben ist er denke ich gar nicht. Seine
Voliere steht in unmittelbarer Nähe von unserem Esstisch, von dort aus hat er wirklich alles im Blick (wenn er wollte). Wenn wir jetzt z.B. essen, hat er uns quasi alle auf einen Knubbel in seiner direkten Nähe. Das stört ihn anscheinend überhaupt nicht. Im Gegenteil, wenn wir alle am Esstisch essen, geht er auch zu seinem Napf und fängt an zu fressen. Wenn er jetzt so superängstlich wäre, würde er das doch nicht tun, oder doch? Ich meine wenn er solche Angst hätte, würde er sich doch bei solcher "Nähe" überhaupt nicht rühren, oder? Ich weiß es nicht und kann das alles schlecht einschätzen.
>Das ist auch normal. Wir hatten hier mal längere Zeit einen Grauen in Pflege, der (obwohl er schon auf die 20 zuging) keinen einzigen Pieps gesagt hat. Vom Angstkreischen mal abgesehen. Der hat in seinem Verhalten - wie eurer jetzt - einfach seine Erfahrungen gespiegelt. Als besagter Geier mal gemerkt hatte, dass er bei uns nicht (wie beim Vorbesitzer...) angebrüllt und geschlagen wird, wenn er Geräusche macht, taute er auf. Anfangs hat er zaghaft gepiept, und als es dafür keine Dresche gab, hat er im Laufe der Monate so richtig losgelegt und gekräht, wie es sich für einen Grauen gehört. Aber bis er der Sache richtig getraut hat, das brauchte eben seine Zeit.>
Wer schlägt denn seinen Grauen wenn er Geräusche macht? Das ist ja das ALLERLETZTE! Ich hoffe der Arme musste nicht wieder dorthin zurück.
>Mir ist aus deiner Schilderung + wenig Erfahrung mit Großpapageien nicht klar, wie ich "apathisch" verstehen soll. Apathie ist eigentlich ein Krankheitszeichen. Wie ist es denn sonst? Frisst er? Trinkt er? Wie sieht der Kot aus? Sind die Augen klar oder trübe? Sitzt er dauernd aufgeplustert herum? Ist das Gefieder glänzend oder stumpf-struppig? Zeigt er Verhaltensstörungen (Rupfen, Zwangsbewegungen)?>
Fressen und trinken tut Oscar, obwohl in den letzten zwei Tagen frisst er deutlich weniger. Er ist eigentlich immer aufgeplustert, außer beim fressen. Die Augen sehen (glaube ich) normal aus und das Gefieder ist eher ziemlich struppig. Zwangsbewegungen? Wenn Du hin und her wippen, oder Kopfnicken meinst...........nein, das tut er nicht. Er räkelt sich wahnsinnig oft, sobald man ihm zu nahe kommt, streckt er ein Bein und einen Flügel von sich, als ob er sich strecken müsste. Dabei macht er auch ganz leise "Räkelgeräusche".
>Wir haben ein bischen Erfahrung mit misshandelten, kranken und behinderten Grauen. Und daraus einen - wenn auch rigiden - 'Verhaltenskodex' abgeleitet: mit solchen bedauernswerten Tieren wird prinzipiell nur aufmunternd und ermutigend gesprochen. Wenn ein Mensch meint, dass er das "ach, du Armer"-Mitleid äußern oder sogar weinen muss - dann muss er dazu in den Garten oder in den Keller gehen. Gegenüber den Tieren wird sowas nicht ausgelebt, weil sie nach meiner Überzeugung von solchen "bad vibrations" im negativen Sinne 'angesteckt' werden (da muss ich dann schonmal meine Frau aus dem Zimmer weisen, weil die auch mitunter einen Hang zum Mitleid gegenüber dem Tier hat).>
Nein, nein............so sprechen wir nicht mit unserem Oscar, der wird hier kein bißchen bedauert...........Ich mache mir halt Sorgen, aber ich geh nicht hin, ach Du armer, ach Du kleiner Süßer..............nö, nö, so auch nicht. Wir sprechen ganz normal mit ihm, versuchen bei bestimmten Routinesachen immer die gleichen Worte zu benutzen. Ich verlasse grundsätzlich das Zimmer, wenn Oscar bei einem abendlichen Flugversuch in Gefahr gerät. Z.B. wenn er hinter dem Fernseher landet. Mein Mann muss ihn dann dort herausholen, da Oscar das alleine nicht schafft. Mir tut das dann schrecklich leid, weil der Vogel schreit und natürlich fürchterlich um sich beißt. Da muss ich meinem Mann auch mal ein Lob aussprechen.............er ist wirklich schon ganz übel von Oscar gebissen worden und hat trotzdem Ruhe bewahrt und ganz ruhig mit ihm weitergesprochen und zu seinem Käfig gebracht. Immer unterbrochen von Aua und Autsch
rima:
>Wie gesagt: wenn er nicht krank ist, gehört wohl einfach zu den Charakteren, die bei Gefahr die Augen zumachen - nach dem Motto: wenn ich nichts sehe, sieht mich auch keiner, und mir passiert nichts ;-)>
Ich hoffe Du hast Recht damit. Wenn er ruhiger ist als andere ist das o.k. Ich hoffe nur dass er mal ein wenig Freude am Leben zeigt.
viele Grüße Tina