Moin Cordula!
In diesem Forum gab es schon einmal eine Frage nach den
Blaukrönchen - unter dem selben Titel, letzter Beitrag
vom 22.04.2000. Ich zitiere einfach hier nochmal meinen
Beitrag:
>>Leider kann ich auch nur mit Bücherwissen dienen, aber vielleicht ist etwas dabei, was neu für Dich ist.
... da Fledermauspapageien wie die Loris zu den Weichfressern unter den Papageienarten gehören. Manchmal wird die angebliche enge Verwandtschaft zu den Agaporniden hervorgehoben (u.a. wegen des Eintragens von Nistmaterial im Gefieder wie bei den Rosenköpfchen), jedoch wird dem auch oft widersprochen. ...
Wie gesagt, habe ich selbst keine Fledermauspapageien, das folgende stammt vor allem aus Robiller, Papageien Bd.2, und de Grahl, Papageien, beides Ulmer Verlag.
Den Namen "Fledermauspapageien" verdanken sie ihrer Eigenart, beim Schlafen und in Ruhestellung mit dem Kopf nach unten an Zweigen oder der
Volierendecke zu hängen. Manchmal fressen sie auch in dieser Position.
Fledermauspapageien gehören zu den seltener gehaltetenen Arten. Nach Robiller werden Blaukrönchen häufig bei Spezialisten gehalten.
Sie stammen aus dem malysischen-indonesischen Raum und sind in Thailand und Malaysia in ihrer Population stabil. Sie leben paarweise oder in kleinen Gruppen in Regenwäldern, baumbestandenen Landschaften, Plantagen und Gärten vom Tiefland bis in 1250m Höhe, vorwiegend findet man sie an blühenden Bäumen und Büschen, wo sie sich geschickt im dichten Geäst bewegen.
Ihre Nahrung besteht aus Nektar, Früchten, Pollen, samen und auch kleinen Insekten.
Männchen und Weibchen sind unterschiedlich gefärbt: dem Weibchen fehlt die blaue Krone.
Ihre Stimme ist relativ leise und melodisch.
Blaukrönchen sollen zwar in der Haltung nicht besonders heikel und schwierig sein, stellen aber doch höhere Ansprüche als bspw. Agas. Leider sind sie anfällig für Aspergillose und sehr leberempfindlich.
Für die Käfighaltung sind Blaukrönchen wenig geeignet, da er zu sehr ihren Bewegungsdrang einschränkt und aufgrund des dünnflüssigen Kotes zu sehr verschmutzt. Am besten ist eine Innenvoliere oder ein Freivoliere mit Schutzhaus. Bei 10°-12°C können sie hinaus. Zwar überleben sie auch Frost, doch wäre das für diese Art quälerei.
Die
Voliere sollte reich bepflanzt sein und viel Geäst enthalten, da Blaukrönchen viel klettern. Am Boden sind sie dagegen selten anzutreffen. Robiller empfiehlt Cyperngras, da dieses schnellwüchsig und gut zu vermehren ist und die Bepflanzung regelmäßig erstezt werden muß.
Bei der
Voliereneinrichtung ist auch zu bedenken, das Blaukrönchen in hängender Ruhestellung ihren Kot an die Decke spritzen.
Empfehlenswert ist nachts ein Dämmerungslicht, da die Vögel bei Erschrecken den Schlafplatz verlassen und Panik mit Verletzungen die Folge sein kann.
Ein- bis zweimal täglich sollte ihnen eine Badegelegenheit geboten werden. Gerne lassen sie sich auch beregnen, wobei sie die Tropfen zum Trinken aufnehmen.
Blaukrönchen können paarweise, aber auch in der arteigenen Gruppe oder mit anderen Arten der Gattung sowie mit kleineren Vögeln zusammengehalten werden. Die Agressivität soll bedeutungslos sein. Nach Robiller ist auch bei der Zucht eine Gruppenhaltung empfehlenswert, da sie stimulierend wirkt; lediglich einzelne Männchen können störend sein. Für de Grahl ist zwar eine Gruppenhaltung möglich, Zuchtpaare sollten aber besser alleine gehalten werden.
Zur Ernährung: da gibt es eine Vielzahl von Rezepten. Nur zwei Beispiele:
1. guter Nektarersatz für Kolibris und Nektarvögel aus dem Handel + verschiedene süße Früchte + Grünfutter + Hirsegemisch mit viel
Kanariensaat , geschältem Hafer +
Kolbenhirse + Insektenfutter;
2. "Lori-Suppe", bestehend aus Siebenkorn-Brei, Blütenpollen, hefeflocken, Osspulvit-Pulver und Nekton-K, mit heißem Wasser anrühren, Honig, geraspelte Karotten, Schichtkäse und Multi-Bio-Wryx dazu + Obstmischung aus 75% Apfel und Birne, 10% Apfelsine, 10% Banane, 2,5% eingweichte Rosinen und etwas gekochtem Reis + Apfelhälften dick mit Nekton-K bestreut.
Dazu dünne, knospenreiche Zweige, möglichst mit frischen Blättern.
(Wenn es Dich interessiert, kann ich Dir auch die verschiedenen Rezepte genauer durchgeben).
Zur Zucht: nach de Grahl (9. überarbeitete Auflage von 1990) sind Zuchterfolge selten, nach Robiller (1997) sind sie in den letzten Jahren häufiger geworden.
Bevorzugt werden Naturstammhöhlen, die einen Durchmesser von 13 bis 16cm, eine Tiefe von 40 bis 50cm und ein Einflugloch von 4,5cm Durchmesser haben sollten (Robiller; nach de Grahl 16 x 16 x 30cm). Die Nisthöhlen sollten wegen des flüssigen Kotes so konstruiert sein, daß eine leichte Reingigung möglich ist (je nach Anzahl der Jungen alle 2 - 4 Tage).
Es werden 2- 4 Eier im Abstand von zwei Tagen gelegt (es gibt allerdings individuelle Unterschiede), die Brutdauer beträgt etwa 19 - 22 Tage, das Ausfliegen erfolgt nach 30 bis 35 Tagen, die Selbständigkeit wird nach 2 bis 3 Wochen nach dem Ausfliegen erreicht. Mit etwa einem Jahr sind die Jungen ausgefärbt, mit zwei Jahren geschlechtsreif.
Als Nistmaterial werden frische Zweige mit Blättern angeboten, die das Weibchen zerbeißt und im Gefieder in die Nisthöhle einträgt.
Bei der Balz hüpft das Männchen zirpend in den Zweigen herum und strübt die roten Kehl- und Bürzelfedern. Schließlich füttert es das Weibchen, indem das Weibchen das Futter bzw. den ddünnflüssigen Brei vom Schnabel des Männchens abnimmt.
Nach der anschließenden Kopulation hält sich das Weibchen meist in der Höhle auf.
Nach dem Schlüpfen der Jungen scheidet das Weibchen einen dunklen, übelriechenden Kot aus, wahrscheinlich, weil es die Exkremente der Jungen aufnimmt. Das Männchen beteiligt sich an der Fütterung der Jungen, wenn das Weibchen zum Fressen die Höhle verläßt. Die ausgeflogenen Jungen werden ausschließlich vom Männchen gefüttert, das Weibchen beginnt oft schon mit der zweiten Brut.
Während der Aufzucht werden vor allem Sämereien gefressen.
Während nach Robiller die Höhe Luftfeuchtigkeit für die Haltung und auch für das Schlüpfen bedeutungslos zu sein scheint, empfiehlt de Grahl eine Temperatur von mind. 18°C und eine Luftfeuchte von 80-90%.
Ein besonderes Problem bei der Blaukrönchenzucht ist, das die Jungen sehr schnell tödlich unterkühlen, wenn das Weibchen länger die Höhle verläßt (da sie nicht an mitteleuropäische Temperaturen angepaßt sind), weshalb eine Brutkastenheizung empfehlenswert ist.
Eine weitere Besonderheit der Blaukrönchen ist, das es vorkommen kann, das zwei bis drei nicht-brütende Weibchen bei den Jungen
sitzen und sie wärmen.
Ich hoffe, wenigstens etwas geholfen zu haben.<<