Eine Hühnerrasse zur Wildhaltung. Im Laufe weitere Beiträge, werde ich noch auf die Geschichte der Buschhühner eingehen. Buschhühner sind nicht als Rasse vom BDRG anerkannt. Eine andere, bis auf das Verhalten, optisch identische Hühnerrasse - die Javanesichen Zwerghühner- wohl. Nachfolgend eine kleine Buschhuhngeschichte und evtl. eine Quelle der Javaneser.In den sechsiger/siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts, lebten, außer in Wuppertal auch Buschhühner in den Wäldern bei den Ortschaften
Radevormwald/Ülfetal und Radevormwald-Niederdahl.
Zu dieser Zeit gab es in beiden Ortschaften noch kleine landwirtschaftliche Betriebe mit freilaufenen Hühnern, meistens Weiße Leghorn, Rebhuhnfarbige
Italiener, Hubbard-Autosex und einige bunte "Misch-Masch"
Bei den wilden Buschühnern ergab es sich, daß die Althähne den männlichen Nachwuchs, sobald dieser geschlechtsreif wurde, das Prachtgefieder anlegte
und mit dem Krähen begann, verstiessen und vertrieben. Diese ausgestossenen Junghähne rotteten sich zu kleinen Jungesellenbanden zusammen und
lebten an den Randbereichen des jeweiligen Buschhuhnareals. Diese "Streuner" bekamen nun mit, daß in den Dörfern Hennen lebten - und "ewig lockt
das Weib", so auch hier. Die jungen Buschhähne begaben sich ganz vorsichtig, man kann sagen: "schlichen sich", an die Dorfränder, lockten ein, zwei Legehennen
vom Hof weg, umgarnten die Henne mit ihrer Fürsorge und "natürlichem Charme" und mit Leckerbissen in Form von Regenwürmern, Asseln etc…
Manches Legehuhn war von den "Wilden" verzaubert, verließ Haus und Hof und zog mit dem jungen Freier in ein nahes Wäldchen. Die meisten
Hennen überlebten diese Freiheit nur einen Tag. Die Weißen Leghorn boten ein hervorragendes Ziel für Habichtsangriffe und die etwas schwereren Hühner,
die nicht hoch genug aufbaumten, sättigten so manchen Fuchs. Wie gewonnen, so zerronnen und die frisch vermählten Jungbuschhähne waren meistens
schon am nächsten Morgen Witwer. Das Spiel der Hennenentführung und der unbeabsichtigten Raubwildfütterung wiederholte sich fast täglich, zum
Leidwesen der örtlichen geflügelhaltenen Landwirtschaft. Dieser Hennenschwund löste nicht gerade Begeisterung bei den Landwirten aus und so fand mancher
der freienden Junghähne ein jähes Ende durch Jägerhand.
In Radevormwald-Niederdahl wohnte eine ältere pfiffige Dame auf einem Resthof, mit Hühnern im Freilauf. Diese Frau drehte nun den Spieß um, fütterte die
Buschhühner im nahen Wäldchen an und lockte die ganze Schar auf ihren Hof. Ein Teil der Buschhühner nächtigte dann auf den Obstbäumen des Hofes,
ein Teil ging aber mit den Legehühnern auch in den Hühnerstall.
In einer bekannten Gartenzeitschrift konnte man kostenlos Kleinanzeigen aufgeben und dies nutzte die alte Dame. "Buschhühner, winterhart, geeignet für völlige Freihaltung, nur Schlafbaum notwendig, preisgünstg abzugeben" war ein Top-Verkaufsschlager. Viele Buschhühner wurden eingefangen und bundesweit
verkauft. Der Buschhuhnhandel florierte über Jahre und es gab dann viele Buschhuhn-Hobby-Halter.
U.U. gelangten auch auf diesem Weg Buschhühner nach Frankreich und wurden evtl. "Mit-Stammeltern" der Javanesischen Zwerghühner, siehe auch nachfolgenden Auszug aus der HP des Sondervereins der Javanesischen Zwerghühner
www.javanesisches-zwerghuhn.de
Bereits um 1900 hatte Alfred Muntau aus Ostpreußen die Idee ein Wildhuhn zu züchten, das in unseren Breitengraden überleben kann. Er verwendete Landzwerghühner und Wildhühner, die er von den Gebrüdern Heck (Zoo Berlin & München) erhielt. Welche Wildhühner damals Verwendung fanden bleibt unklar. Muntau nannte seine Kreuzungen Ostpreußisches Buschhuhn, später Deutsches Buschhuhn. Es könnten Hühner der Rapanui/Olmec Gruppe gewesen sein, da sie oft auch als Wildhühner bezeichnet wurden und ihre Merkmale mit denen der „Muntauschen Buschhühner“ übereinstimmen. Sie lebten halbwild in seinem Garten. Die beiden Weltkriege unterbrachen seine Zuchtarbeit, die er aber nach seiner Kriegsgefangenschaft im Westen Deutschlands wieder aufnahm. Auf der Suche nach geeignetem Zuchtmaterial und Auswilderungsstandorten reiste er durchs Land. Seine Buschhühner lebten mit ihm, in kleinen Populationen halbwild in Herford, Hamburg, Dannenberg, Verden an der Aller und Vahlhausen bei Bad Meinberg. Hier verstarb Muntau am 06.01.1972 im Alter von 94 Jahren.
Eine weitere Population der „Muntauschen Buschhühner" lebte in Wuppertal, im Bergischen Land. Sie wurden auch als Wupperhühner bezeichnet. Diese Hühner mussten eingefangen werden, da sie sich zu stark vermehrten und wurden an Hobbyhalter abgegeben. Die Muntauschen Buschhühner hatten einen Erbsenkamm, grüne Beine mit fünf Zehen und legten türkisblaue Eier. Fotos und Augenzeugenberichte bestätigen die Ähnlichkeit zum heutigen Javanesischen Zwerghuhn.
Wie zu Anfangs erwähnt, wurden Javanesische Zwerghühner 1998 in Frankreich zugelassen. Charles Keller, ein Pfarrer aus dem Elsass, stellte 1996 erstmals seine Javanaise in Straßburg der Öffentlichkeit vor. Nach seinen Aussagen erhielt er die Javanesischen Zwerghühner aus Deutschland. Seine Bekannten aus Köln züchteten sie wegen der türkisblauen Eier. Diese Tiere stammten aus einem Hobbybestand, der 1984 in Bergisch Gladbach existierte. In diesem Zusammenhang wird von einer Einfuhr türkislegender Hühner aus San Diego/USA berichtet. Oder könnte hier Santiago, die Hauptstadt von Chile gemeint gewesen sein?