Hallo Achim!
Jetzt muss ich mal meinen Fall für dich schildern, um dir zu zeigen, was deine Entscheidung für eine
Handaufzucht als Einzelvogel bedeuten kann.
Wir haben auch seit Ende September 2007 eine Einzelhandaufzucht (ab Beringung – nicht ab dem Ei) – Felix. Ein toller Graupapagei, superzahm und total lieb.
Und wir haben gleich zu Anfang viel falsch gemacht:
Es ist schön, wenn man sein Tierchen nicht mehr viel erziehen muss – außer vielleicht, dass er nicht beißen darf und auch ein paar Einrichtungsgegenstände vor seinem Schnabel verschont - und die übrige Erziehung durch unser Miteinander automatisch stattfindet.
Er war ständig mit mir oder meinem Partner im Haus unterwegs – meistens auf der Schulter – oder er saß auf dem Wohnzimmertisch und wir spielten gemeinsam. und bereits nach den 4 Wochen war er die TOTALE KLETTE! Mir war schnell klar, dass es so nicht weitergehen darf.
Da wir auch beide berufstätig sind, war der „Kleine“ täglich von ca. 9.30 Uhr bis ca. 17.00 Uhr alleine. Für mich bedeutete das: morgens bereits um 6.30 Uhr aufstehen und fast sofort den Graupi aus seiner
Voliere lassen und erst mal bis ca. 9.00 Uhr mit ihm beschäftigen, sei es beim Gemüse schnippeln, Wäsche auf- oder abhängen oder auch beim Putzen.
Nach den ersten 4 Wochen war es dann mit dem Alleine beschäftigen unseres Grauen vorbei. Wir konnten Ihn kaum noch wegsetzen, er kam immer sofort wieder angeflogen – wie ein Bumerang! In seiner großen
Voliere WARTETE er genau bis 15min nach dem Nach-Hause-Kommen auf uns, ab dann war Geschrei und Geturne: er wollte raus und zu uns!
Ab da stand für mich fest: wir müssen uns abnabeln!!! Der arme Kerl war so auf uns fixiert, dass weder wir noch er einen Schritt alleine tun konnten. Okay – dann braucht er eine „kleine Freundin“, dachte ich mir. Musste nur noch meinen Partner überzeugen, aber das ging recht einfach. Auch ihm wurde sein „Geklette“ schon anstrengend (schließlich ist ja auch mal wieder Sommer und wir möchten in den Garten).
Der Züchter, von dem wir unseren Felix haben, hatte kurz vor Weihnachten die nächsten Babys zur Abgabe – sie waren bereits handzahm. Doch es war kein Mädel dabei – nur Jungs. Ende Januar kam dann Lea zu uns, ebenfalls gerade futterfest und handzahm.
Wie es dann bei uns abging, kannst du hier:
http://www.vogelforen.de/showthread.php?t=158536 kurz nachlesen.
Jetzt sieht es so bei uns aus: Die Beiden akzeptieren sich, sie lieben sich aber (noch) nicht. Es wird jeden Tag besser, weil wir uns immer mehr zurückziehen. Morgens und abends dürfen die beiden noch für eine bzw. abends auch für 3 Stunden bei uns sein, werden aber immer wieder zum Spielen weggesetzt und wenn sie zum Kraulen kommen, dann werden beide „synchron“ gekrault und zupfen sich auch schon mal gegenseitig an den Federn.
Wie gegenseitiges Kraulen „geht“, wissen die beiden noch nicht – kennen ja durch uns nur das „Gekrault werden“. Felix und Lea beschäftigen sich aber zusehends mehr miteinander: Spielzeug klauen, mit einander „reden“ oder auch einfach nur mal gucken, was der Andere grad macht.
Um diese Fortschritte sehen zu können, haben wir ein Vogelzimmer hergerichtet, dass Sie seit 5 Tagen bezogen haben und schon eine Woche vorher stundenweise inspizieren durften. Grade Felix ist ja auch obendrein noch ein SCHISSER: alles was Neu ist, ist GEFÄHRLICH!! Aber auch das wird besser, seit die Zwei sich mehr miteinander als mit uns beschäftigen.
Was ich mit dieser langen Geschichte sagen möchte ist:
Ich hätte viel eher mal hier in dieses tolle Forum schauen sollen (mein erster Besuch war Anfang diesen Jahres (Felix war bereits 3 Monate bei uns und meine Entscheidung für eine weitere handzahme Graupi-Maus bereits gefallen) und wir hätten unserem Felix - und auch uns – einen langen und auch anstrengenden (immer wieder aufstehen und den „Bumerang“ absetzen) Abnabelungsprozess ersparen können. Als Lea bei uns eingezogen ist haben wir uns (dank dieses Forums, durch das ich mich seit ca. 3 Monaten Thread für Thread lese) von Anfang an viel mehr zurückgehalten, um sie nicht auch noch so abhängig von uns zu machen. Und sie ist trotzdem zahm und superlieb (wenn auch nur zu mir, sobald ich im Haus bin, wird mein Partner heftig gezwickt
).
Übrigens: Unsere beiden haben je 650,00€ gekostet, unsere Züchter (m+w) haben uns NICHT von einem 2. Vogel abgeraten – sogar bereits beim Kauf unseres Felix geraten, innerhalb des nächsten Jahres über einen Partnervogel nachzudenken und uns auch mit Ratschlägen zum Verpaaren der beiden
Handaufzuchten zur Seite gestanden. Die Züchter rufen heute noch immer wieder mal an und fragen nach, wie es uns allen geht.
Liebe Grüße - Petra