Greifvögel und Falken in „alter“ Literatur

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Peregrinus

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Hallo,

ich will hier mal ein meiner Kenntnis nach bisher nicht dagewesenes Thema eröffnen: Greifvögel und Falken in „alter“ Literatur.

„Alter“ bewusst in Anführungszeichen gesetzt, weil vielleicht die Bücher älter werden, viele Bereiche des Inhalts jedoch nicht veralten können. In solchen Büchern finde ich immer wieder Dinge, die man in keinem neuen Buch mehr finden kann. Es ist so manche interessante Beobachtung drin, die man selbst schon gemacht hat, aber nirgendwo etwas drüber findet. Eigentlich schade. Vielleicht waren die Leute früher bessere Beobachter als heute – sie waren öfters draußen (arbeitsbedingt). Sie hatten keine Ferngläser, hatten also mehr das Gesamtbild im Auge und konnten mehr auf Bewegungsmuster und Verhalten achten, während man mit dem Fernglas mehr auf die Details des Vogels selbst achtet. Sie hatten keine Kamera und beobachteten deshalb eher. Und sie schrieben ihre Beobachtungen nieder, während das Augenmerk heutzutage mehr den Fakten gilt.

Über viele Dinge schmunzeln wir heutzutage, insbesondere über das Zuweisen menschlicher Attribute. Selbstverständlich sind Vermenschlichungen grundsätzlich unangebracht, aber manchmal helfen sie eben doch, das Wesen eines Vogels besser verstehen zu können.

Insbesondere erstaunen uns heutzutage jedoch die Berichte über die Schädlichkeit der Greifvögel und Falken.

Ich mach einfach mal den Anfang und hoffe auf reichlich Kommentare und weitere alte Quellen!

Ludwig Frhr. v. Besserer, Unsere Raubvögel (1926)
Hühnerhabicht:
Der Hühnerhabicht ist unbestritten unser gefährlichster Raubvogel. Seine Fähigkeit, seine Beute in allen Lagen, im Fliegen, Laufen und Sitzen in der freien Ebene, wie in Wald und Busch zu schlagen, seine Kraft und Gewandtheit, seine List und Verschlagenheit sowie seine Raubgier stempeln ihn tatsächlich zu einer Geisel der Niederjagd, zu einem Schädiger des Geflügelhalters, so dass der Nutzen, den er durch seine Verfolgung der Krähen, Elstern und Häher usw. stiftet, allerdings erheblich zusammenschrumpft. Dennoch möchte ich aber seiner Ausrottung dringend widerraten, da auch er zur Erhaltung des Gleichgewichts in der Natur beiträgt.


O. v. Riesenthal, Die Raubvögel Deutschlands und des angrenzenden Mittel-Europas (1894):
Hühnerhabicht, Astur palumbarius:
Der Hühnerhabicht ist die schlimmste Geissel der kleinen Thierwelt, vom Rehkälbchen und Hasen, vom Fasan und Rebhuhn abwärts. Niemals sich hoch aufschwingend, stürmt er aus einem Hinterhalt mit schwirrendem, wenig gehobenen Flügelschlag einher und schlägt die Taube, seine Lieblingsbeute, schräg von der Seite; ob sie Rettung im Holz oder Gestrüpp sucht, ist gleichgültig, er folgt ihr dahin nach, im Gegensatz zum Falken. Unbewachtse Geflügelhöfe raubt er gänzlich aus. Der Niederjagd gefährlichster Feind, verödet er ganze Jagdreviere und muss daher unablässig verfolgt werden.

Rohrweihe:
Möge sie im Nothfalle auch einige Mäuse und Amphibien fangen, so fällt dies ihrer grossen Schädlichkeit der Vogelwelt gegenüber nicht ins Gewicht und sie muss daher unablässig verfolgt werden, was durch Aufsuchen und Vernichten ihrer Brut am besten auszuführen ist.

Wiesenweihe:
Die Wiesenweihe lebt am meisten unter ihren Verwandten von Insekten und räumt besonders unter den Heuschrecken erheblich auf; dennoch ist auch sie Nest- und überhaupt Vogelräuberin und besonderer Schonung nicht werth. Sie fliegt noch bis in die Nacht hinein und ist von den unruhigen Weihen die beweglichste.

Kornweihe:
Die Jungen werden mit Insekten, Mäusen, Fröschchen, besonders aber mit jungen Vögeln gefüttert und was die Rohrweihe in den Sümpfen verbricht, thut diese auf den Feldern: sie verfolgt die jungen Rebhühnervölkchen unablässig; hat sich ein solche versteckt, so rüttelt sie über der Stelle, stösst auch hier und da herunter, um die Hühnchen zu Bewegungen zu verleiten und mag der Hahn den Räuber auch muthig bekämpfen, so versteht dieser doch, seinen Zweck zu erreichen. Ebenso geht es den jungen Häschen. Allerdings vertilgt die Kornweihe viele Mäuse, gleichwohl ist sie erheblich mehr schädlich als nützlich und vom Standpunkt des Vogelfreundes und Jägers nicht zu dulden. Den Eiern geht sie, wie die Rohrweihe mit Passion nach.

Weisschwänziger Seeadler:
Der Seeadler schlägt alle Thiere, die er bewältigen kann, ist ein geschickter Fischfänger und jagt auch gern dem Fischadler dessen Beute ab; an Aas geht er mit Vorliebe. Ein überaus starker und muthiger Vogel, ist er auf den nordischen Inseln den Schafherden gefährlich, wie im Binnenlande dem Wildstande, sodass er verfolgt werden muss.

Stein- oder Goldadler, Aquila fulva oder chrysaetos
Das Auge ist röthlich und färbt sich im Zorn blutroth.
...
Der Stein- oder Goldadler ist der Schrecken und die Geissel der Thierwelt in seinem Bereich; mit ausserordentlicher Schnelligkeit und Gewalt stösst er auf seinen Raub, schlägt ihn mit den Krallen und Flügeln und kröpft schon an dem zerfleischten Thier, ehe es ganz verendet ist; Gemsen, Rehe, Murmelthiere, Kaninchen, Schwäne, Trappen, Enten und kleinere Thiere unterliegen seiner Gewalt; wenn er seine schrill pfeifende Stimme ertönen lässt, sucht alles Gethier sich zu verbergen: die Gemsen drängen ihre Kitzchen unter schützende Felsüberhänge, Kaninchen und Murmelthiere fahren in den Bau und Schwimmvögel tauchen unter. Fliegende Vögel jagt der Adler umher, bis sie vor Ermattung ihm verfallen. Seine der Jagd grosse Gefährlichkeit ergibt sich hieraus von selbst.


VG
Pere ;)
 
Am allerbesten gefiel mir das sich blutroth verfärbende Auge des Aquila fulvus!
:zustimm:
Ist schon scharf, klasse Zusammenfassung.

Ich kann da noch eines zusteuern, allerdings ohne Literaturnachweis.
@Pere, vielleicht hast Du aber entsprechendes:

Man war im Mittelalter der Überzeugung, ein Wanderfalke schlägt und bindet seine Beute mit dem Schnabel, und das hat man durch die Bilder auch oft so dargestellt.

Mir ist da ein entsprechendes Bild im Gedächtnis, ein Falke, der einen Reiher im Schnabel "trägt"

Möglicherweise aus "de arte venadi cum avibus".....zumindest zeitlich kommts hin.
 
Werd dann auch noch ein par Müsterchen beisteuern. Hab da ja einiges rumliegen an Greifvogel und Jagdbüchern. Hab da sogar ein Werk wo die Nützlichkeit/ Schädlichkeit jedes einzelnen Greifs mit einem Schlüssel Zahlenmässig aufgeführt ist. Beim Habicht ist dies 10: 24 Beim Wander 7: 23. Die Wiesenweihe schneidet da mit 14:16 gerade gut ab. (Hans von der Nordmark 1936)
Vor allem im Gesner hats dann da viele interessante Sachen, von Adlerhorsten die so gross waren und sich über mehrere Bäume erstreckten, dass man sogar mit einem Ochsengespann darunter wenden konnte . Oder Fischadlern die auf einer Seite Schmimmhäute wie eine Ente haben um Fische besser verfolgen zu können.
Na werd da mal bei Gelegenheit mal einiges raussuchen.
 
Ist interessant zu lesen, aber leider weiß ich dass es zig Jäger gibt die das auch heute noch glauben.
Oft hör ich auf Beizjagden von den ansässigen Jägern: also was die Greifvögel bei uns für einen Schaden anrichten... Die Mäusebussarde und Habichte... Und erst die Weihen, die räumen mit dem Niederwild komplett auf...
Einige kann man aufklären, aber viele sind festgefahren in dieser Meinung :(
 
Immerhin liegt da der Mäusebussard mit 26:13, Schreiadler 9:6, Turmfalke 22:5 und der Wespenbussard 21:12 doch gut im Rennen.
 
@Eric:
Kannst du mir mehr Daten zu der Quelle schicken? Klingt sehr interessant, vielleicht lassen sich da auch ein paar überzeugende Argumente finden.
 
Hab da sogar ein Werk wo die Nützlichkeit/ Schädlichkeit jedes einzelnen Greifs mit einem Schlüssel Zahlenmässig aufgeführt ist. Beim Habicht ist dies 10: 24 Beim Wander 7: 23. Die Wiesenweihe schneidet da mit 14:16 gerade gut ab. (Hans von der Nordmark 1936)
Das Ding hab ich auch - klasse! :D

VG
Pere ;)
 
Das ist mal interessant, vor allem da ich eh gerne in "alten" Lektüren mal reinschnupper... :D
 
Hier etwas aus einem "Klassiker":

"Brehms Tierleben" über den Sperber:

"Der Mensch tritt dem überaus schädlichen Räuber überall feindlich entgegen, wo er ihn und sein verderbliches Treiben kennengelert hat. Dieser Raubvogel verdient keine Schonung, sondern die unablässigste und rücksichtsloseste Verfolgung. Man tut nicht zuviel, wenn man anrät, gegen ihn jedes Mittel anzuwenden."

Ähnliches schreibt er über den Habicht, zu dem er zusätzlich ausführt:

"Ein gefangener Habicht ist für uns ein ebenso hassenswerter Vogel wie der freilebende. Seine Wildheit und Bosheit, seine Unverträglichkeit und Mordgier machen ihn uns bald im höchsten Grade widerwärtig."

Die Zitate stammen aus der neubearbeiteten, einbändigen Volksausgabe von 1951.

Schöne Grüße, kylling
 
Toller Thread!
Werde auch noch mal im Bücherbestand kramen ...
Erklärlich ist die Haltung und damit die Ausdrucksweise unserer Vorfahren schon. Damals spielte die Landwirtschaft eine viel größere Rolle, war die Lebensgrundlage und Arbeitsplatz für sehr viele Menschen, die Produktivität war aber viel niedriger, ein geschlagenes Huhn war durchaus ein schmerzlicher Verlust. Und es gab nicht den Supermarkt um die Ecke, wo alles im Überfluss zu Spottpreisen steht ...
Zudem war die Landschaft noch nicht so zersiedelt, es gab schlicht mehr Tiere, auch Beutegreifer aller Art.
 
@kylling: Das hört sich an als ob man einen Schwerverbrecher,Mörder oder Vergewaltiger beschreibt...was war damals bloß los mit den Menschen. Ich meine sie hatten doch überhaupt keinen Nutzen davon wenn sie dem Sperber nachstellten.
OK der HAbicht schlägt da wo er kann Hausgeflügel, aber ihn mordlüsternd und wiederwertig zu beschreiben ist schon merkwürdeg.

Ein Bauerssohn aus meiner Gegend hat allerdings auch erzählt, daß wenn ein Habicht im Hühnerstall war oft Hühner übelst zerfetzt jedoch noch lebend vor sich hin vegetierten, vielleicht hat dieses Verhalten dazu geführt das man ihn wiederwertig empfand.

Auf jeden Fall ist es interessant was in alten Büchern stand. Hab selber noch ein altes Schätzchen. "Aus Deutschlands Vogelwelt" herausgegeben vom Cigaretten-Bilderdienst, Hamburg-Bahrenfeld 1936
Auch in diesem Buch wird bei den Greifvögeln "Nutzen" und "Schaden" aufgeführt. Ist schon lustig. Jedoch unterliegen laut diesem Buch alle Arten der vollen Schonzeit.
Neben Seeadlerder hier als äußerst selten anzutreffen gild wird der Steinadler als auch ein Vogel aus Ostpreußen beschrieben !!!
Gelegentlich so der Autor gelangt der im Orient und Balkan beheimate Kaiseradler in unsere Heimat.Das Ausnehmen eines Kaiseradler-Horstes sei vielfach mit Lebensgefahr verbunden :D
Der Schreiadler wird als "Kleiner Schreiadler" bezeichnet :+streiche: !!!
Dann ein netter Satz zum Sperber: Sieht der Großstädter in der Flur einen Raubvogel mittlerer Größe dahinstreichen, so wird er ihn in den meisten Fällen als "Stößer" bezeichnen. :+knirsch:...Nutzen Schaden 7:22
Ansonsten keinerlei übele Nachrede !!! :prima:
Dem Habicht wird mit Atributen wie Kühnheit, Gewandheit geradezu gehuldigt.
"...Bald jagd er reißenden Fluges in einen Taubenschwarm; dann wieder folgt er schutzsuchenden Vögeln tollkühn ins Dickicht... " Nutzen Schaden 10:24 !!
Der Mäusebussard...trägt also in jedem Jahr nicht nur zum Wohlstand des Landmannes, sondern zur Vermehrung des "Nationalvermögens" bei.
Der Rauhfußbussard wird als ein bis zu 60cm langer Vogel beschrieben und der Mäusebussard ein bis zu 65cm langes Tier.
Wenn mich jetzt nicht alles täuscht sollte es etwa anders herum sein oder ??

Es gibt noch viele weitere, für unsere Zeit, ungewöhnliche Beschreibungen. Hier sollaber erstmal gut sein :D
 
@Deinonychus: Zum einen galt der Sperber als Konkurrent der Kleinvogeljäger. Brehm schreibt sogar, er nehme dem Jäger, welcher kleine Vögel schieße, nicht selten das angeschossene Wild weg. Dazu muss man berücksichtigen, dass hierzulande vor nicht allzulanger Zeit (wie heute noch anderswo) auch Singvögel auf der Speisekarte standen (vor kurzem fand ich in einem ca. 100 Jahre alten, deutschen Kochbuch Rezepte für die Zubereitung von Wacholderdrosseln und Seidenschwänzen).
Zum anderen nahm man dem Sperber krumm, dass er auch mal Käfigvögel attackierte.

Schöne Grüße, kylling
 
OK der HAbicht schlägt da wo er kann Hausgeflügel, aber ihn mordlüsternd und wiederwertig zu beschreiben ist schon merkwürdeg.
Dieser Aussage muß ich heftigst widersprechen und zwei Stellen aus der Habichts-Monographie der Neuen Brehm-Bücherei zitieren (Fischer, Habichte):
Die Gewohnheiten der Paare sind unterschiedlich, aber es ist eine Tatsache, daß gerade einsame Förstereien mit Hühnerhaltung vom Habicht nicht besucht werden. Der Habicht „will" (menschlich gesehen) Aufsehen vermeiden; das Erbeuten von Hühnern kann schon durch den verursachten Aufruhr und Lärm auch ihm selber schaden. Taubenjagd auf Feldern geschieht unauffälliger, auch die Erbeutung der vielen Wildvögel, die sich anbieten. Deshalb werden wahrscheinlich oft und für uns unbegreiflich günstige Gelegenheiten ausgelassen.

Im großen und ganzen ist aber der Habicht bestrebt, bei seinem Jagdflug gedeckt anstreichen zu können. Dabei kommt dem erfahrenen Altvogel die Kenntnis des Geländes und günstiger Schlagstellen zugute. Solche sind oft von Dauer, aber manche werden nur saisonbedingt ausgenutzt. Der einheimische Habicht hat eine großartige Kenntnis seiner Umwelt und weiß genau, wo er Beute machen kann. Den durchziehenden Stücken geht diese Kenntnis ab, sie sind weitgehend auf Zufallsbeute angewiesen und halten sich daher u. a. nur allzuoft an Haushühner. …


Und weil's so schön ist, hier noch ein Zitat von P. Engelmann aus dem Jahre 1928:
Der Habicht ist der vollendetste, vielseitigste Raubvogel, der Räuber schlechthin. An Verschlagenheit, an unerhörter Dreistigkeit und wildem Ungestüm erreicht ihn kein anderes Geschöpf ... Mag ihm der Adler an Kraft, der Edelfalk an Schnelligkeit und Stoßsicherheit in der Luft, der Fischadler im Wasser, die Bodenweihe in der irdischen Kleinarbeit überlegen sein, so übertrifft er sie alle doch an kühner Unverschämtheit, jähem Wesen und bewundernswerter Vielseitigkeit auf der Jagd.

VG
Pere ;)
 
In Brehm’s Tierleben von 1927 steht über den Habicht unter anderem Folgendes...

...Seine Raubgier wird nur durch seine Dreistigkeit überboten, die einer wie die andere aber durch seine Mordlust übertroffen: er kennt keine Schonung.

.....Wenn der Habicht es haben kann, begnügt er sich übrigens durchaus nicht mit einem Opfer, sondern mordet zunächst so viele Vögel, als er zu fangen vermag, und frisst sie dann in Ruhe auf. So wurde beobachtet wie ein und der selbe Habicht in Zeit von einer Stunde fünf fast flügge Krähen hintereinander aus dem Neste holte, trotz den zur Verteidigung scharenweise herbeigeströmten alten Krähen. Mit seiner unersättlichen Raub- und Mordlust verbindet dieser Strolch Dreistigkeit und Leckerhaftigkeit. Das Gehöft, auf welchem er einmal Beute gewonnen hat, wird von ihm wieder und immer wieder besucht, ganz unbekümmert um die Vorkehrungen, welche der Mensch zu seinem Empfange trifft. Kein Raubvogel weicht listiger allen ihm geltenden Nachstellungen aus als er.
Ist er hungrig oder durch längere Verfolgung hitzig, durch mehrfach vereitelte Angriffe vielleicht auch unmutig geworden, so vergisst er jede Rücksicht, jagt der sich flüchtenden Taube bis ins Innere eines Hauses auch durch die Fenster nach, greift nach dem gefangenen Vogel im Bauer, trägt selbst, wie Nordmann in Finnland beobachtete, einen Lockvogel samt dem Käfige davon, lässt sich dann mit der ungewöhnlichen Bürde beladen, einige hundert Schritte davon nieder und ziert nunmehr den Vogel zwischen den Gittern heraus.


Weiter steht...

.....unbeschreiblicher Hass begegnet ihm deshalb, sobald er sich sehen lässt.

....die Jungen wachsen rasch heran, fressen aber auch unglaublich viel...
...der Horst wird dann zu einer wahren Schlachtbank. Beide Alten schleppen herbei was sie finden und nach der Beobachtung eines durchaus glaubwürdigen Mannes unserer Bekanntschaft, sogar ganze Nester mit den in ihnen befindlichen Jungen, namentlich Drossel- und Amselnester, welche sie aufgestöbert haben. Dass die stärkeren Nestjungen, wenn sie Hunger haben über ihre Geschwister herfallen und diese wie behauptet worden ist, auffressen, dürfte kaum zu bezweifeln sein.

Des unschätzbaren Schadens wegen, welchen der Habicht anrichtet und welcher sehr häufig den Menschen ganz unmittelbar trifft, wird der tückische Räuber selbstverständlich eifrig verfolgt. Jedoch geschieht das leider noch in ungenügender Weise. Man gibt sich viel zu wenig Mühe die Horste auszukundschaften und die Räuberbrut, sozusagen gleich im Keime zu ersticken, stellt auch den alten Vögeln noch zu lässig nach. Ihre Jagd ist nicht leicht, weil die Klugheit und List der alten Habichte dem Jäger viel zu schaffen machen. Umso besser belohnt sich der Fang oder eine kluge Benutzung des Hasses, welcher der Habicht gegen den Uhu an den Tag legt. So wenig er es liebt durch andere streitlustige Vögel behelligt zu werden, so eifrig, heftig und anhaltend greift er den Uhu an. In eigentümlicher Weise mit den Flügeln schlagend, mehr flatternd als rüttelnd, nähert er sich der verhaßten Eule bis auf wenige Zentimeter, so dass man oft verhindert ist, auf ihn zu schießen, um nicht den Uhu zu gefährden. Da er jedoch gelegentlich auf den Krakeln vor der Hütte aufzubäumen pflegt, schießt man ihn vor der Krähenhütte ohne Mühe, wie vom Horste herab das brütende Weibchen. Auch in Netzen und Raubvogelfallen, zumal im Habichtskorbe, erbeutet man den listigen Schelm, wenn die Vorkehrungen gut getroffen sind, gewiss.


...das ist unglaublich...oder ?

VG
Domesti :)
 
Folgendes steht in Brehm’s Tierleben von 1927 über den Sperber...

Der fürchterlichste Feind aller kleinen Vögel ist der Sperber...er wagt sich aber auch gar nicht seltener an größere. Vom Rebhuhn an, bis zum Goldhähnchen herab scheint kein Vogel vor seinen Angriffen gesichert zu sein, und kleine Säugetiere verschmäht er ebenso wenig. Seine Kühnheit ist zuweilen wirklich maßlos. Es liegen Beobachtungen vor, dass er Haushähne angriff, und man hat wiederholt gesehen, wie er auf Hasen stieß. Doch schien es als ob er sich nur einen Spass machen wollte diese furchtsamen Tiere zu ängstigen.

....ein von mir beobachtetes Sperbermännchen....so sagt mein Vater......verfolgte einen Sperling an einem Zaune. Dieser wohl wissend dass er im Fluge verloren gewesen wäre, lief immer durch den Zaun hin und her. Der Sperber verfolgte ihn hüpfend eine Zeit so schnell und so weit er konnte, bis er endlich der fruchtlosen Jagd müde, sich auf einen Zwetschgenbaum setzte und herab geschossen wurde.
Alle kleinen Vögel kennen und fürchten ihren furchtbaren Feind im hohen Grade. Die Sperlinge treibt, wie Naumann sagt, die Angst vor ihm in die Mäuselöcher.....und alle übrigen versuchen sich in ähnlicher Weise zu retten. Manche verfahren dabei mit nicht geringer Klugheit. Sie beschreiben enge Kreise um Baumzweige oder Baumstämme wobei ihnen der Sperber trotz seiner Gewandtheit doch nicht so schnell folgen kann, gewinnen hierdurch einen kleinen Vorsprung und schlüpfen dann blitzschnell ins dichte Gebüsch. Andere werfen sich beim Erscheinen des Räubers platt auf den Boden, verharren regungslos und werden oft übersehen.
(:D das würde ich gerne mal sehen...)
Nur im Sitzen fürchten die Vögel nach meines Vaters Beobachtungen den Sperber nicht, verweilen vielmehr manchmal längere Zeit auf demselben Baume welchen er zum Ausruhen erkoren hat. Die gewandten unter dem kleinen Geflügel verfolgen den Wüterich mit lautem Geschrei und machen hierdurch andere Vögel aufmerksam und vorsichtig. Zumal die Rauchschwalben verleiden ihm oft die Jagd und er weiß recht wohl, wie viel Schaden sie ihm zufügen. Denn wenn si ihm einmal nachgekommen sind, schwingt er sich in die Höhe, schwebt noch einige male im Kreise herum und fliegt dann dem Wald zu, sicherlich mit argem Groll im Herzen, dass ihm die Lästigen zu schnell sind.

Die größeren Edelfalken und der Habicht fressen den Sperber ohne Umstände, wenn sie seiner habhaft werden können.
Der Mensch tritt dem überaus schädlichen Räuber überall feindlich entgegen, wo er ihn und sein verderbliches Treiben kennen gelernt hat. Dieser Raubvogel verdient keine Schonung, sondern die unablässige und rücksichtslose Verfolgung. Man tut nicht zu viel, wenn man anrät, gegen ihn jedes Mittel anzuwenden.
(man beachte :prima:)So denken doch nicht alle Leute. Bei vielen Völkern Asiens ist der Sperber heutigestags noch ein hoch geachteter Beizvogel und hat sich als solcher viele Freunde erworben....


VG
Domesti :)
 
ein Auszug aus einem alten Jägerbuch........ohne Worte....
 

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Hab solche Aufnahmen in einem alten Buch auch mit Adlern gesehen. Bei solchen Veröffentlichungen, beachtet aber bitte das Copyright.
 
Da hab ich noch ein bißle was gefunden: Die Raubvögel Europas, leider oder Angabe einer Jahreszahl. Vermutlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfaßt:

Der Lerchenfalke (=Baumfalke)
Sein Flug ist zwar auch ein Falkenflug, aber er hat nicht das bei aller Gewandtheit grossartige, ungemeine Kraft ausdrückende, wie beim Wanderfalken, sondern ist schnelleren Taktes, mehr zierlich schwalbenartig; die Schläge der schmalen, spitzen Flügel sind schneller, die Wendungen eckiger als bei jenem und die kurzen schwimmenden Touren scheinen zu fehlen, aber die Schnelligkeit des Fluges, die sich rasch folgenden Wechsel der Richtung sind imponierend. Vor dem Sperberfluge zeichnet er sich namentlich auch durch die weit grössere Gewandtheit in Vermeidung der Hindernisse aus. Die Baumfalken gleiten mit bewundernswerter Sicherheit durch das Geäste der Bäume und um die Ecken der Busch- und Waldbestände, unter den Schränkstangen und zwischen den Zäunen hindurch. Sie sind schon demnach bessere Flugkünstler als die Sperber, die sich oft genug bei solcher Gelegenheit schwer, sogar tödlich verletzen, indem sie durch die Fensterscheiben, gegen Thore oder Mauerwerke stürmen oder gegen dichtes Gezweig anrennen. Vielleicht wirkt dabei mit, dass Hunger und Fressgier die Sperber bei der Jagd bis zu einer gewissen Sinnlosigkeit verblenden. Unter allen Umständen aber ist das Fälkchen eben der bessere Flieger.

Der Sperber als Stümper im Wald, während der wahre Flugkünstler im dichten Geäst der Baumfalke ist ... :idee:

Der Wanderfalke
Der Schaden, den der Wanderfalke anrichtet, ist sicher nicht zu unterschätzen. Andererseits ist aber zu bedenken, dass alle Raubvögel in erster Linie kranke und schwächliche Stücke schlagen und deshalb, wie besonders englische Ornithologen meinen, in stark besetzten Flugwildrevieren geradezu als Gesundheitswächter dienen. Man mag den Falken da, wo er nicht brütet, meinetwegen abschießen, dort wo er brütet, sollte es sich jeder Jagdbesitzer zur Ehre anrechnen, einen Vogel, der in seiner Verbreitung schon so zurückgegangen ist, als Brutvogel auf seinem Gebiet zu besitzen.

Erstaunlich: In solch frühen Zeiten bereits die teilweise Erkenntnis vom Unsinn einer Prädatorenbejagung!

Der Hühnerhabicht (Astur palumbarius)
Vor dem Edelfalken ist die brütende Henne, die sich drückende Taube sicher, er kann sie im Sitzen nicht schlagen; von dem fliegenden Vogel, welcher ihm die Höhe abgewonnen hat, lässt er ab, weil er nur von oben stossen kann, und hat der flüchtende Vogel den Wald erreicht, so ist er gerettet – vor dem Hühnerhabicht aber retten alle diese Umstände das ausersehene Opfer nicht; er greift mit derselben Sicherheit das sitzende Tier wie das laufende oder schwimmende, er stösst mit demselben Erfolge schräg von der Seite den über ihm fliegenden Vogel, als von oben herab den unter ihm dahinflüchtenden, und in den Wald hinein stürmt er seinem Opfer nach mit angelegten Flügeln und sich ganze Strecken nur mit Hilfe seines ausgebreiteten Schwanzes gleichsam fortschleudernd, ja selbst aus der Erdhöhle oder dem Baumloch hakt er mit seinen langen Krallen das unglückliche Tier heraus.
...
Seine Kräfte sind so groß, dass er sich sogar nicht scheut, einen alten Hasen anzugreifen.
...
Auch grosse, mit ihm in einen Käfig zusammengesperrte Edelfalken zerreisst und frisst er.

Der Habicht ist und bleibt halt doch der Superjäger! :beifall:

VG
Pere ;)
 
Grade stolpere ich beim stöbern im Encarta über eine schöne Quelle: Johann Heinrich Zedler verfasste 1732 das "Grosses vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste" und darin wird sehr "schön" der Adler beschrieben.

Adler – grösseste unter allen Raub-Vögeln


Adler, lateinisch Aquila, griechisch ’αetóσ, frantzösisch Aigle, italiänisch Aquila, spanisch Aquila; ist der grösseste, stärckste und geschwindeste unter allen Raub-Vögeln, seine Stärcke beruhet mehr auf der Fertigkeit der Knochen und Bindigkeit der Nerven, als auf der Schwere seines Leibes, dieweil er wenig Fleisch hat. Er hat einen langen und krummgebogenen Schnabel, eine krummgebogene oder hoggerichte Nase, der Schnabel ist an der Spitze schwartz, und in der Mitten blaulich, sonst sehr hart und vest, wird aber hernach in dem Alter schwach, fähret gleichwohl in dem Wachsen, wie auch die Klauen, biß in das Alter immer fort, biß er endlich zuwächst, und dadurch am Fressen verhindert, wird. Nun meinen zwar einige, daß der Adler zu selbiger Zeit gar nichts geniesse, und die Natur diesem Vogel deswegen einen krummen eingebogenen Schnabel gegeben habe, um den andern Thieren nicht alles wegzufressen: Dennoch versichert Aelianus, daß, ob er wohl ziemlich fasten könne, er doch sein Leben durch das Geträncke erhalte, welches er theils selbst sucht, meistentheils aber von seinen Jungen erhält, welche ihn indessen erquicken und ernehren, biß er sich selbst geholfen, und von seinem krummen Schnabel befreyet, den er solange wider einen Felsen schlägt, biß die obere Krümme davon abspringt. (…)


Er hat seine Wohnung auf den allerhöhesten Bergen und Felsen, da sonsten keine andern Vögel oder Menschen hinkommen, die andern Thiere aber sich in grosser Menge finden. Hält sich derowegen gerne auf in den Mitternächtige Ländern, als in Polen, Britannien, Schweden, Dännemarck, Preussen, Reussen, Litthauen und Liefland, allwo es viele Wasser-Vögel, eines langsamen Flugs, Lämmer, und dergleichen giebt, und dahero auch an selbigen Orten, wegen der guten Fütterung, sehr groß und starck wird. Weder diese seine Wohnung, noch auch sein Nest, verändert er jemals, sondern kommt alle Jahre wiederum dahin, dahero auch einige muthmassen, daß er deswegen lange lebe, weil er in der einmal gewohnten Luft beständig bleibe. Er legt drey Eyer, davon aber nur zwey, bisweilen aber alle dreye, binnen 30 Tagen ausgebrütet werden, und wann die Jungen noch nicht flick worden, so setzen oder nehmen sie die Alten auf ihre Flügel, und tragen sie durch die Luft, damit ihnen in ihrer Abwesenheit nichts Böses widerfahre; sie kämpfen und streiten auch mit wunderbarer Hertzhaftigkeit für sie, verschonen auch dabey ihres eigenen Leibes nicht: ehe sie die harten und groben Speisen verdauen können, saugen die Alten das Blut aus dem gefangenen Raube, fassen es in ihre Schnäbel, und schütten es den Jungen ein; lehren sie nochmals, wenn sie starck und flick worden, fein gemächlich fliegen, und wenn sie dieses genugsam können, tragen sie ihnen keine Speise mehr zu, sondern jagen sie in die Ferne von sich hinweg, oder thun dieses auch aus Mißgunst vor der Zeit, ehe sie noch fliegen, und ihre Nahrung suchen können. (…)


Wann man deren einen fangen, und gerne zähmen will, soll man sich in einem Korbe an einem langen Seile von den obersten Gipffeln der Berge und Felsen zu dem Nest herab lassen, den Jungen geschwind heraus nehmen, sich aber vor den Alten wohl vorsehen, (…)


Die Jungen muß man beständig an einem dunckeln und finstern Orte halten, erstlich auf die Hand zu fliegen, nochmals andern Vögeln nachzueylen, gewöhnen, und ihnen dieselben zum Raub überlassen. Damit er aber nicht wegfliege, muß man ihm entweder die Federn am Schwantz zusammen nehen, oder die Federn um den Hindern ausrauffen, daß er daselbst die Kälte empfinde, destoweniger in die Luft begehre, und sich des allzu hoch über sich Fliegens enthalte. Die alten Adler lassen sich selten fangen, doch kan man es mit einer Henne oder todten Hunde werckstellig machen; sie sind aber sehr wilde, lassen sich dahero gar nicht zähmen, sondern werden mit den Jahren, je älter, je ärger. Wann sie abgerichtet sind, kan sie ein starcker Mann, wiewol mit grosser Mühe, auf der Hand tragen, und zum Haasen- und Rehe-Fang gebrauchen. Wenn sie zu fliegen begehren, soll man sie mit Gewalt nicht aufhalten, damit sie einem den Arm nicht beschädigen, oder müssen mit Hauben und verdeckten Augen getragen werden. So oft sie etwas gefangen, muß man ihnen etwas von dem Raube lassen, damit sie desto begieriger werden. In Africa werden sie dermassen abgerichtet, daß sie nicht allein Haasen, Dämgen, Rehe und Füchse, sondern auch grosse und grimmige Wölffe fangen können, sich ihnen auf die Köpfe setzen, bis sie selbige endlich mit ihrem Kratzen und Beissen bezwingen. Den jungen Hirschen und Stieren streuet er mit seinen Fittigen Staub und Sand in die Augen, wodurch er sie blendet, und endlich fället.


Der oben stehende Artikel stammt aus Microsoft® Encarta® 2007. Zedlers Lexikon gibt es aber auch online kostenlos zum reinschauen. Ich hoffe das mit dem Copyright passt so ;)

Ich finde beeindruckend, was man sich da so alles ausgedacht hat über den Adler.

mfg Markus
 
Thema: Greifvögel und Falken in „alter“ Literatur

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