Hallo Martin!
Fliegenschnäpper gehen relativ einfach an Trockenfutter, brauchen aber regelmäßig Insektenfutter. Ich kenne die Abneigung vieler Forenbesucher gegenüber Mehlkäferlarven (Mehlwürmern), ich kann aber immer wieder nur darauf hinweisen, dass diese allen anderen Futterinsekten weit überlegen sind und von den Fliegenschnäppern problemlos vertragen werden - wenn ein paar Regeln beachtet werden! Und vor allen Dingen werden sie auch vorzugsweise angenommen! Darum die folgenden Ausführungen etwas ausführlicher.
Sehen wir uns zuerst die "Mehlwürmer" an:
Sie erhalten als Futter abwechselnd Blattsalate, Äpfel, Löwenzahnblätter, Salatgurke ohne Kerne, geriebene Karotten.
Weizenkleie, trockenes Weißbrot und Haferflockenmehl (eigene Produktion, im Handel nicht erhältlich) zerkleinerte Gemüseflocken (s. u.) sind Basisfutter.
Zum Verfüttern werden vorzugsweise hellhäutige bzw. weiße Larven (frisch gehäutete) verwendet. Ich gebe immer ein paar Tropfen gutes Ölivenöl in eine Plastikbox ehe ich die Futterinsekten einfülle; Deckel drauf und kräftig durchschütteln, damit alle "Mehlwürmer" von dem Öl benetzt werden und das Trockenfutter, auf das ich sie dann kippe, an ihnen kleben bleibt.
So nimmt der Vogel mit dem Insekt seine ersten Rationen Trockenfutter auf und ist leicht daran zu gewöhnen. Bei Zuchtversuchen werden so auch schon die Nestlinge an das Trockenfutter gewöhnt.
In der warmen Jahreszeit dürfen es dann ruhig 15 bis 20 Mehlkäferlarven pro Tag und Vogel sein, die verfüttert werden; in der Brutsaison und zur Jungenaufzucht in unbegrenzter Stückzahl. Allerdings sollten immer zusätzliche Insekten angeboten werden. So wenig wie wir jeden Tag Schweinebraten mögen, so wenig ist ein Schnäpper n u r mit Mehlkäferlarven glücklich.
Ich konnte bei meinen Schnäppern nie beobachten, dass sie sich aus Fliegenmaden etwas gemacht hätten, daher rate ich von diesen ab.
Jetzt im Herbst sind noch Holunderbeeren zu finden, sie sind für alle europäischen Fliegenschnäpper zur Zugzeit Hauptnahrungsmittel und eignen sich anstelle der
Mehlwürmer ebenfalls zur Futterumgewöhnung. Einfach Beeren von der Dolde abstreifen, mit Wasser leicht anfeuchten und auf Trockenfutter streuen. Die Fliegenschnäpper gehen sehr gerne an dieses Futter. Habe diese Erfahrung jedoch nur mit Holunderbeeren gemacht. Rote Johannisbeeren (klein) gehen gelegentlich auch, werden jedoch nicht so gerne angenommen (...und sind jetzt ohnehin nicht mehr frisch vom Strauch zu bekommen)
Noch eine Anmerkung zum Trockenfutter. Ich verwende hier die "billige Sorte" von Claus. Gebe dazu zu gleichen Teilen Matzinger Gemüseflocken und Vitakraft "Kanariengold". Diese Mischung jage ich durch den Mixer, bis ich eine feine, leicht krümelige Masse habe, fertig. Dazu können je nach Verfügbarkeit immer wieder andere Zusatz-Futtermittel kommen, die bei mir jedoch alle durch den Mixer müssen.
Sind die Schnäpper erst einmal an dieses Futter gewöhnt, sind Probleme mit dem Gewicht oder der Mauser so gut wie ausgeschlossen. Das beim Verfüttern eine Prise Vitakalk über's Futter gestreut wird, versteht sich von selbst.
Nun zur Frage nach dem Verhalten. Die Ansitzjagd üben die Schnäpper selbstverständlich auch in der Gefangenschaft aus, wenn ihnen eine entsprechend große
Voliere angeboten wird. Fliegen, Mücken und Schmetterlinge werden da genau so erbeutet wie in freier Natur. Auch die Nachkommen - bei erfolgreicher Zucht (die zumindest bei Halsband- und Trauerschnäpper nicht so schwierig ist) zeigen dieses Verhalten.
Europäische Schnäpper sind Zugvögel, müssen also frostfrei überwintert werden. Gut eingewöhnte Vögel können durchaus im Winter im Freien verbleiben, wenn sie vor naßer Kälte absolut geschützt sind und die Temperatur nicht unter 3-4 Grad abfällt! Kälte, auch tiefe Temperaturen vertragen sie gut, niemals jedoch naßkaltes Winterwetter - das wäre tödlich...
Wie ich Deinen Formulierungen entnehme, trägst Du Dich mit dem Gedanken, Dir ein paar Schnäpper zuzulegen. Solltest Du bereits Erfahrung mit robusteren Weichfressern (auch Exoten) haben, können Schnäpper durchaus geeignete Pfleglinge sein, als "Anfängervögel" würde ich sie Dir jedoch nicht empfehlen da sie doch ein gewisses Augenmerk und sehr sorgfältige Kenntnisse ihres Verhaltens erfordern, um in
Voliere oder Zimmervitrine lange gesund und munter zu bleiben. Vor allem sind regelmäßige Gewichtskontrollen sehr wichtig.
Das soll's für's Erste gewesen sein.
Herzlichst