Nochmals Hallo, Chey!
Tut mir leid, das ich Dir da recht wenig Hoffnung machen kann, wobei ich meinerseits hoffe, Du wirst mir das folgende nicht übel nehmen:
Entgegen dessen, was leider oft in der Literatur steht (bspw. bei Annette Wolters)und worauf Du Dich vielleicht auch verelassen hast, geht die Verpaarung artfremder Großpapageien in sehr vielen Fällen, ich möchte sogar behaupten: in der Mehrzahl der Fälle schief. Aufgrund von Erfahrungsberichten habe ich den Eindruck gewonnen, das sich Amazonen und Graue nur in Ausnahmefällen vertragen, da sie nicht miteinander kommunizieren können, anders: ihre "Kommunikation" ist einfach zu unterschiedlich, ähnlich wie bei Hund und Katze. Bspw. bedeutet ein gefächertes Schwanz bei einer Amazone etwas ganz anderes als bei einem Grauen (da ich kein Amazone halte, kann ich keine Details nennen).
Du mußt leider damit rechnen, das Du nun zwei Einzelvögel statt einem Paar hast.
Das es sich bei dem Verhalten der Amazone um Eifersucht handelt, halte auch ich für wahrscheinlich: als sie ruhiger und zutraulicher wurde, war sie wohl aufgrund des Neuen noch sehr unsicher, ihr Verhalten diente wahrscheinlich auch dazu, sich Deiner zu vergewissern. Diese erste Unsicherheit scheint sich jetzt gegeben zu haben (die von Dir im Amazonenforum geschilderte Episode mit dem TA-Besuch halte ich da eher für einen Zufall) und Deine Amazone sieht in dem Grauen nun den Rivalen, den es zu vertreiben gilt.
Übrigens kann sich das umkehren: für mich, der ich immer die Amazonen für die agressivere Spezies hielt, war sehr überraschend, daß meist die Grauen auf die Amazonen losgehen und nicht umgekehrt.
Dabei ist auch auch zu bedenken, das sich mit Eintritt in die Geschlechtsreife die Agression noch verschärfen kann.
Bei zwei auf den Menschen fixierten Vögeln ist es sehr schwierig, beiden gerecht zu werden, wenn die Vögel sich nicht verstehen: ich habe das Glück gehabt, das mein Grauer Alf sich eher auf mich konzentrierte, mein Grauer Charlie dagegen sich von Maike mehr angezogen fühlte.
Es kann aber auch passieren, das Du stets einen der beiden in den Käfig / in die
Voliere setzen mußt, solange Du Dich um den anderen intensiver kümmerst, vielleicht sogar außerhalb der Sichtweite.
Das Abbeißen der Federn beim Putzen sehe ich durchaus als Ansätze des Rupfens und so etwas kann sich auch zum eigentlich Rupfen im Sinne des Herausziehens von Federn entwickeln: spontan fällt mir keine mögliche physische Ursache für das reine Abbeißen der Schwanzfedern ein, aber ich bin auch kein TA. Daher sollte man versuchen, alle denkbaren physischen Ursachen auszuschließen wie mangelnde Luftfeuchtigkeit, Parasiten etc. und dies nach Möglichkeit auch durch einen papageienerfahrenen Vet, um durch ein Ausschlußverfahren auf psychisch bedingtes Rupfen zu schließen.
In diesem Fall würde für mich das Rupfen letztlich mit der Einzelhaltung zusammenhängen: es kann ausgelöst sein durch Unsicherheit und Streß aufgrund der Gegenwart der Amazone und ihrenm agressiven Verhalten und/oder durch das Gefühl der Vernachlässigung, der leider doch nicht ausreichenden Zuwendung, Unterhaltung und Ablenkung.
Zwar beginnen in der Mehrzahl der Fälle Graue erst mit Beginn der Geschlechtsreife zu rupfen (um das fünfte Lebensjahr herum, wenn für die Vögel spürbar wird, daß der menschliche Partner einen Geschlechtspartner nicht ersetzen kann), mir sind aber auch Beispiele von Grauen bekannt, die bereits mit wenigen Monaten zu Rupfen begannen.
Das klingt leider alles nicht sehr ermutigend. Ich will keineswegs gänzlich ausschließen, das sich die Beziehung zwischen den beiden mit der Zeit doch noch bessert, aber leider halte ich es für eher unwahrscheinlich.
Daher denke ich, wirst Du nicht umhin können, Dir über die Anschaffung von artgleichen Partnern für Deine beiden Papas Gedanken zu machen. Ich weiß, dies ist die
"Standardempfehlung" (mit der Du wohl schon gerechnet hast
), es ist auch keineswegs ein Allheilmittel, aber die Chancen, das sich das Rupfen nicht zu einem gewohnheitsmäßigen Verhalten verfestigt, sind doch so am größten. Es ist nun einmal so, das die paarweise Haltung zu den Grundbedürfnissen der Papageien gehört und ein artfremder Vogel leider ebensowenig wie ein Mensch in der Lage ist diese Bedürfnis nach einem Partner zu befriedigen.
Ich wünsche Dir, das Du für Deine beiden Papas eine glückliche Lösung findest!