Homöopathie u.s.w.
Lieber Alfred (und andere!),
Alfred Klein schrieb:
Finde ich auch.
Habe selber schon die Homöopathie angewandt und diese hat auch bis zu einem gewissen Punkt gewirkt
Daß die Homöopathie was bewirken kann dürfte außer Frage stehen.
Jedoch denke ich daß z.B. bei einer Bürzeldrüsenentzündung (wie hier im Forum schon mal angesprochen) wohl eher die Schulmedizin was ausrichten kann.
Ist wirklich eine kritische Sache die mal jemand erklären sollte.
Da wäre Thomas B. doch eigentlich prädestiniert.
Ich hatte Ulla eine PN geschickt, weil ich die Erfahrung gemacht habe, daß solche Grunsatzdiskussionen in Foren eigentlich nichts bringen und immer sehr schnell ausarten, so daß man rein zeitlich schon nicht alle Fragen, die sich aus den ersten Antworten ergeben, bewältigen kann. Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren sehr intensiv mit Verfahren der Komplementär- oder Regulationsmedizin und habe dazu nicht nur Aus- und Fortbildungen gemacht, sondern auch tausende von Seiten gelesen und studiert. Das läßt sich nicht so locker in ein paar Postings vermitteln. Du kannst auch jemandem, der nichts von Physik versteht, schlecht in ein paar Postings klarmachen, warum und unter welchen Bedingungen ein Flugzeug in der Luft bleibt und wie man es so konstruiert, daß es nicht abstürzt. Deshalb hier ein paar Worte, aber ich kündige gleich an, daß ich nicht in extrem zeitraubende Grundsatzdiskussionen einsteigen werde. Ich will ja auch keinen überzeugen oder gar "missionieren". Wer sich wirklich interessiert, muß zur entsprechenden Literatur greifen. Also - nur ein paar Stichworte:
Homöopathie hat nicht zwingend was mit Radionik oder kinesiologischen Testverfahren zu tun, im Gegenteil.
Die Klassische Homöopathie, die ich praktiziere, basiert auf einer ausführlichen Anamnese und sog. Repertorisierung. Die Behandlung richtet sich nicht nach klinischen Diagnosen, sondern nach der Gesamtheit der Symptome, wobei neben den akuten Symptomen auch Charaktersymptome ("Gemütssymptome") und allgemeine Modalitäten (unter welchen Bedingungen, Jahres- oder Tageszeiten, Wetter, Futter etc. bessern oder verschlimmern sich die Beschwerden) herangezogen werden. Das Mittel wird Simile genannt, weil es nach dem Ähnlichkeitsprinzip ausgewählt wird. Ein Stoff, der unverdünnt, in toxischer Dosis, bestimmte Beschwerdebilder macht (z.B. Belladonna: Benommenheit, Krämpfe etc.) wird homöopathisch gegen genau diese Beschwerden eingesetzt. Es ist aber nicht möglich, die ganzen Fragen, die sich hieraus ergeben, im Rahmen von postings zu erklären, und schon gar nicht, Grundsatzdiskussionen zu führen. Dafür ist der Stoff einfach zu komplex. Ich kann für die, die sich dafür interessieren, aber Literaturhinweise für Einführungsliteratur geben:
Risch, Homöopathik
Vithoulkas, Medizin der Zukunft
Vögeli, Heilkunst aus neuer Sicht
Vithoulkas, Die wissenschaftliche Homöopathie
Raba, Homöopathie, das kosmische Heilgesetz
Kent, Zur Theorie der Homöopathie, Vorlesungen zu Hahnemanns Organon
Kinesiologie und Radionik sind wieder ganz andere Baustellen.
Kinesiologie basiert auf der Erfahrung, daß bestimmte Muskelgruppen mkit bestimmten Meridiansystemen, die für eine Reihe von Organen stehen, in Beziehung stehen. Über Stärke oder Schwäche von Muskeln kann man Überenergien, Unterenergien und Blockaden von Meridiansystemen und dazu gehörenden Organen aufspüren. Das basiert auf den Gedanken der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin).
Radionik (Testen mittels Pendel oder Einhandrute) basiert auf der Vorstellung, daß alles mit allem zusammenhängt und daß über "morphische" oder "morphogenetische Felder" (Rupert Sheldrake) oder "stehende Wellen" (Stichworte zum Googeln: Dr.Müller, "Global Scaling") Informationen zu einem Organismus "angezapft" werden können, ohne ihn körperlich zu untersuchen. Die moderne Physik, insbesondere die Quantenphysik, hat ja mit manchen Vereinfachungen der Newtonschen Physik und der zweiwertigen Logiken aufgeräumt und wird, davon bin ich überzeugt, in absehbarer Zeit Erklärungen über Phänomene wie Telepathie, Radionik u.ä., von denen man heute nur weiß, daß es sie gibt, aber sie noch nicht befriedigend erklären kann, liefern.
Noch ein paar Worte zur Frage, ob unbedingt die Schulmedizin an die kranke Bürzeldrüse ran muß oder ob das auch mit Homöopathie geht:
Prinzipiell läßt sich alles homöopathisch behandeln, was nicht auf äußere Substanzverletzungen des Körpers zurückgeht, egal, ob infektiös oder nicht.
Wenn die Teigrührmaschine dem Bäckergesellen die Hand abschneidet, helfen keine Globuli, sondern nur die moderne Chirurgie, die glänzendste Errungenschaft der westlichen Schulmedizin. Globuli können nur den Heilungprozeß beschleunigen, aber von sich aus natürlich die Hand nicht wieder anwachsen lassen.
Sonst ist es aber ein Mißverständnis, zu meinen, Homöopathie sein nur für kleinere Befindlichkeitsstörungen zuständig, und für schwere Krankheiten brauchts die Schulmedizin. Es stimmt auch nicht, daß Homöopathie langsamer wirkt als Schulmedizin. Ich hatte ja schon mal das Beispiel des Schweizer Schulmediziners und später homöopathischen Arztes Dr.Vögeli gebracht, der in der ganzen Zeit seiner schulmedizinischen und homöopathischen Behandlungen zahlreiche Patienten mit Lungenentzündung behandelt hat, und die zwei einzigen, die starben, waren ausschließlich mit Antibiotika behandelte. Alle Patienten, die ergänzend oder auch ausschließlich homöopathisch behandelt wurden, genasen.
Ein anderes Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Ich hatte früher, wie wohl jeder schon mal, gelegentlich schlimme Anginen (Halsentzündungen). Ich ging damit zum HNO-Facharzt, der, wenn es viral war (ohne Eierbildung und Pusteln) sagte, daß man leider nichts machen kann als abzuwarten, und wenn es bakteriell war (Anginen werden in der Regel durch betahämolysierende Streptokokken verursacht), ein Antibiotikum gab, in der Regel Penicillin oder Amoxycillin oder auch Erythro- oder Clamythromycin. Man nahm das ein, frühestens am nächsten Tag wurde es besser, und frühestens 2-3 Tage nach Beginn der antibiotischen Behandlung war ich beschwerdefrei.
Vor ein paar Monaten hatte ich am Abend an einer literarischen Lesung in Berlin mitzuwirken. Ich wachte morgens mit rasenden Halsschmerzen auf; Schlucken und Sprechen waren eine Qual, der Hals war total ausgetrocknet. Wäre ich jetzt zum Schulmediziner gegangen, hätte ich die Lesung am Abend vergessen können. Ich nahm aufgrund meiner Kenntnisse des Arzneimittelbildes und der Gesamtheit der Symptome (plötzliches, sehr heftiges Auftreten, stärker rechts, große Trockenheit des Halses etc. pp.)
eine einzige Gabe (5 Globuli) Belladonna C 200. Die Folge war erstmal große Somnolenz, ich brachte die nächsten 2 Stunden wie im Tran bzw. Tagtraum zu (typisch für Belladonna), und danach waren die Halsschmerzen weg! Total weg! Ich konnte am Abend ohne jedes problem lesen. Das wäre mit Antibiotika absolut unmöglich gewesen. Aber glaubt jetzt nicht, daß gegen Halsschmerzen immer Belladonna hilft! Das wäre unhomöopathisch gedacht. Es gibt mindestens 30 Mittel, die, je nach konkreter Ausprägung, Modalität und Gemütssymptomen, bei Halsschmerzen angezeigt sein können. Soviel nur zum Thema schnelle und starke Wirkung.
Wenn das Mittel paßt, wirkt es manchmal fast schlagartig.
Und es ist NICHT der berühmte Placebo-Effekt. Der würde bei Tieren erstmal sowieso nicht funktionieren. Aber dazu noch ein anderes Beispiel:
Vor ca. 14 Tagen wache ich morgens auf, trinke einen Schluck Wasser und muß mich sofort übergeben. Den ganzen Tag über plage ich mich mit übelsten Würgekrämpfen. Eine Gabe Cuprum metallicum C 30 (häufiges Mittel bei Krämpfen, aber hier, wie sich herausstellte, nicht das Richtige), gleich nach Beginn der Beschwerden eingenommen, hatte nicht das Geringste bewirkt (was es hätte tun müssen, wenn es nur der "Glaube" an das richtige Mittel getan hätte, denn ich glaubte ja in diesem Moment noch, es sei das richtige). Nachdem ich ungefähr 30 mal gekotzt hatte, kam mir plötzlich, während mir immer noch speiübel war, der Gedanke an Ipecacuanha. Eine Gabe (5 Globuli) in der Potenz C 30 auf die Zunge, und ich konnte zusehen und spüren, wie die Übelkeit innerhalb von Sekunden besser wurde und innerhalb weniger Minuten ganz verschwand.
Es muß nur das richtige Mittel sein, was angesichts der Unmenge homöopathischer Präparate (ca. 2400, davon ca. 300 - 400 gebräuchlichere)nicht immer leicht zu finden ist, dann ist die Wirkung schneller, schlagartiger, frappierender und länger anhaltend als bei jedem schulmedizinischen Mittel. Es können auch schulmedizinisch nicht behandelbare (z.B. Virusinfektionen) und als unheilbar geltende Krankheiten erfolgreich homöopathisch behandelt werden; für die Homöopathie gibt es keine unheilbaren Krankheiten, sondern nur unheilbare Patienten. Wenn die Lebenskraft eines Menschen oder Tieres bereits irreversibel geschwächt ist, kann auch die Homöopathie keine "Wunder" vollbringen; gleiches gilt, wenn, wie z.B. bei fortgeschrittenem Krebs, die Gewebezerstörung schon so weit fortgeschritten ist, daß eine Heilung nicht mehr möglich ist. Sonst kann die Homöopathie auch bei schwersten Erkrankungen erfolgreich eingesetzt werden.
Auch bei Entzündungen der Bürzeldrüse.
Damit schließt sich der Kreis von Frage und Antwort.
Aber ich will damit keinen vom Gang zum schulmedizinischen Tierarzt abhalten, das sage ich gleich ausdrücklich dazu, damit nicht wieder Mißverständnisse aufkommen.
Wenn weitere Fragen kommen, werde ich Literaturhinweise geben.
Liebe Grüße,
Thomas