Kernbeißer - verstorben

Diskutiere Kernbeißer - verstorben im Forum sonstige Vogelarten im Bereich Wildvögel - Heute ist ein trauriger Tag. Nachbarn brachten uns einen Kernbeißer, der bewegungslos heute Morgen auf dem Boden saß. Nach ein paar Stunden in...
Evy

Evy

die mit den Vögeln spricht
Beiträge
3.291
Heute ist ein trauriger Tag.
Nachbarn brachten uns einen Kernbeißer, der bewegungslos heute Morgen auf dem Boden saß. Nach ein paar Stunden in einer dunklen Kiste nahm ich ihn heraus, er war recht agil und wehrhaft und hat mich erstmal ordentlich gebissen. Das gab Hoffnung und wir setzten den Vogel raus ins Gebüsch. Da fiel schon auf, dass er nicht flog, sondern nur trippelte. Nach einer kleinen Wegstrecke, die er getrippelt war, konnte ich ihn problemlos wieder aufnehmen. Also Vogel wieder in den Karton und eine Behausung für ihn gebaut, Nüsse und Wasser gerichtet in der Hoffnung, ihn nach ein paar Tagen Päppeln wieder rauslassen zu können.
Dann aber verschlechterte sich sein Zustand sehr schnell. Er flatterte in seiner Kiste und als ich hineinschaute, lag er auf der Seite und war schon auf dem Weg zur Regenbogenbrücke. Ich hab ihn dann in meine Hand gelegt und ihn darin einschlafen lassen.
Danach konnte ich ihn untersuchen, aber nichts Äußerliches feststellen. An den Äuglein konnte man sehen, dass es ihm nicht gut ging - aber richtig auffällig war sein spitzes Brustbein. Als wäre er verhungert. Wie kann das aber sein, wo hier im Überfluss Nüsse und Kerne herumliegen?
Vielleicht hattte er eine Krankheit, die es ihm unmöglich machte zu verdauen? Mir fiel die Vogelgrippe ein.
In seinen letzten Minuten kam etwas Nahrung aus seinem Schnabel heraus, sah aus wie Nuss.
Hat jemand eine Idee, woran der arme hübsche Vogel gestorben sein könnte?
Traurige Grüße
Evy
Kernbeißer 110223.jpg
 
In seinen letzten Minuten kam etwas Nahrung aus seinem Schnabel heraus, sah aus wie Nuss.
Ich nehme mal an, du hast ihn noch. Schau mal in den Schnabel, siehst du da mehr solche (weißgelblichen) Fremdkörper oder Beläge? Riecht er unangenehm aus dem Schnabel? Dann könnten es Trichomonaden sein. Kursieren im Winter oft unter Finken.
Vogelgrippe - unter Singvögeln extrem selten, aber nicht unmöglich. Du solltest auf jeden Fall nur noch mit Handschuhen händeln und alles entsorgen (Karton) oder desinfizieren, was mit ihm zu tun hatte.
 
Hallo Evy,

das ist traurig um den schönen Vogel !

Er wird schon eine mehrtägige Krankheitsphase hinter sich haben. An Futterstellen kommen leider auch mal kranke Vögel und lassen ihre infektiöse Fracht in Form von Kot oder in Trink- und Badeschalen zurück. Durch den regelmäßigen Betrieb wird so etwas dann leider auch weitere Vögel erreichen.
Hygiene an Futter- und Wasserstellen ist höchstes Gebot.
Die häufigen Erkrankungen wären die genannten Trichomonaden (helle, gelbliche Beläge im Rachenraum, säuerlicher Geruch, bei starkem Befall Tod durch erschwerte Nahrungsaufnahme oder Ersticken), Salmonellen (starke Durchfälle, Zerstörung des Darms, Tod durch Austrocknung, Verhungern, Multiorganversagen), Kokzidien (Zerstörung des Darmgewebes, Tod durch Abmagerung/Verhungern).

Vogelgrippe ist bei Singvögeln kaum vorhanden. Das wäre zwar nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich.

Ich hoffe, es bleibt ein Einzelfall.

Liebe Grüße
Thomas :0-
 
Hat jemand eine Idee, woran der arme hübsche Vogel gestorben sein könnte?

Hallo Evy,

schade um den Hübschen. Die Vorschreiber, haben ja schon fast alles an Krankheiten genannt. Ich hatte leider auch schon einige traurige Vorkommnisse mit Erlenzeisigen. Am Ende jeder Krankheit, hat man einen total abgemagerten Vogel, der zu schwach zum fliegen ist. Falls der Vogel Durchfall hatte, dann ist meistens das Gefieder am Po ziemlich nass, wenn nicht liegt das Problem woanders. Vom letzten Erlenzeisig den ich eingefangen konnte, habe ich mal Kotproben in die Taubenklinik geschickt. Das Labor fand neben wenigen Kokzidien ziemlich viele Megabakterien! Manche Leute füttern, von ihren Hausvögeln die Futterreste an Wildvögel, dabei können sich die Tiere auch alles mögliche einfangen.

Ich weiss nicht, ob das bei Kernbeißern auch möglich ist, aber bei kleinen Finken lässt sich das Bauchgefieder ganz gut befeuchten und dann zur Seite schieben. Der Bauchzustand sagt manchmal einiges über mögliche Krankheiten aus.

*
 
Moin Moin,
ein wunderschöner Hahn!!! Schade drum.... Die haben es so schwer....
Lg
 
Ich bin auch untröstlich. So ein wunderschönes Tier - und sie sind bei uns sehr selten. Er hat mich so an einen Weißbauchpapageien erinnert.

Tatsächlich sieht man immer wieder mal einen geplusterten Vogel draußen, der irgendwas in seinem Schnabel zu haben scheint, jedes Jahr vielleicht ein Mal. Oft erwischt es Erlenzeisige, ein Buchfinkweibchen habe ich auch schon in dem Zustand gesehen.
Dieser Kernbeißer schien aber gar nicht geplustert und hatte auch noch die Kraft, mich 4-5 Mal so kräftig zu beißen, dass er an meinem Finger hängenblieb.
Ach Mensch. So tragisch.
In den Schnabel habe ich nicht mehr hineingeschaut. Er roch insgesamt kräftig (nicht krankhaft oder schlecht) nach Vogel, wie ein Wildvogel so riecht, nicht säuerlich. Aber es wirkte auf mich, als hätte er etwas in seinem Schnabel oder Rachen. Da wir gestern Abend weg mussten, haben wir ihn am Nachmittag beerdigt, ohne ihn nochmal zu inspizieren.
Wenigstens musste er nicht alleine sterben. Ich hoffe, er hat meine Zuneigung und die Wärme der Hand tröstend gespürt :traurig:
 
Das mit "was im Schnabel haben" ist meiner Erfahrung nach ein ziemlich gutes Indiz für Trichos. Starker Befall schwächt die Vögel nicht nur, ihr Rachen wächst buchstäblich zu mit Wucherungen und verhindert das Schlucken, sodass Nahrung nur zerkaut werden kann und dann im Schnabel bleibt, teilweise wachsen die Beläge aber schon im Schnabelwinkel heraus. Bei Greifvögeln ist der Geruch aus dem Schnabel faulig-süßlich bis richtung Verwesung.
 
Kropfentzündungen können auch durch Fremdkörper entstehen. Dann fehlt meistens der typische Geruch und auch die weißlichen Beläge. Der Rachen ist nur stark gerötet.
 
Hätte ich denn eine Chance gehabt, ihm im Falle von Trichos zu helfen, wenn man ihn früher gefunden hätte? Mit einem Antibiotikum und einer Päppelwoche?
 
Hätte ich denn eine Chance gehabt, ihm im Falle von Trichos zu helfen, wenn man ihn früher gefunden hätte? Mit einem Antibiotikum und einer Päppelwoche?
Genau - aber nur vielleicht. Wenn der Befall zu stark ist, kann man meist nichts mehr tun. Ich hatte mal eine Rohrweihe, die nach der Antibiotika-Behandlung noch operiert werden musste, weil die Geschwüre so groß waren. Und sie musste vier Wochen künstlich ernährt werden (Stopfen mit Pinzette). Kaum hat sie selbst gefressen, kam die Infektion noch mal zurück - es waren dann eher 4 Monate Pflege. Die erste Woche war so schlimm, dass ich auch überlegt habe, ob man sie nicht hätte einschläfern sollen - sie konnte aber letztlich wieder in die Freiheit.
 
Das ist ein Höllenzeug, diese Trichos :+shocked:
Da hatte der Vogel aber mehr als nur Glück in Deinen Händen.

Unsere Vögel scheinen hier weniger Glück zu haben. Heute hatte ich ein dejavu... an der Terrassentür pickte ein Kernbeißer und schaute rein, als ob er reinwollte. Seine Bewegungen, viel zu langsam, und überhaupt nicht scheu, ich konnte ihn nur mit der Scheibe zwischen uns beobachten. Vielleicht war es der Partner des verstorbenen Vogels, jedenfalls auch infiziert. Pickte lustlos am Boden, spuckte wieder aus, schüttelte sich. Fast hätten wir ihn fangen können, aber dieser Vogel konnte noch fliegen und ist aufs Nachbargrundstück geflogen.
So ein Mist, woher haben die die Trichos... ich bin mittlerweile fast sicher, dass sie die haben. Von unseren Futterstellen hoffentlich nicht - wir reinigen die gründlich, heute sogar mit F10. Aber den Boden, die Wiese, die Stellen unter den Bäumen, wo die Knödel drüber hängen, dort ist natürlich eine Reinigung nicht möglich. Und wer weiß, wie die Futterstellen der Nachbarn aussehen... ob da jemals saubergemacht wird...
Sonst die anderen Vögel scheinen zum Glück nichts zu haben. Hoffentlich haben nicht die großen Horden von Erlenzeisigen was angeschleppt.
 
Ca 80 % der Alttauben (Stadthauben) sind inapparent infiziert, d.h. unauffällig" bzw. "klinisch stumm" ohne das sie irgendwelche Symptome haben.

Sie befallen sehr häufig den Darm und Kropf vorhanden ohne irgendwelche Symptome auszulösen. Der Kot ist in feuchtem Zustand sehr infektiös und Trinkwasser wird kontaminiert.

Trichomonaden sind Parasiten die in trockener Umgebung sehr schnell absterben.
Ich sehe es aber hier in der Umgebung, Futter wird in Futtersäulen angeboten. Bei hoher Luftfeuchte dringt diese in die Säulen ein und Schimmel und anderer Erreger haben leichtes Spiel. Es wird nur nachgefüllt aber zwischendurch nicht ausgetrocknet (24 h). In so einer Konstellation haben Trichos leichtes Spiel. Ebenso die
Wasserschalen.
Singvögel, vor allem die Finkenvögel, müssen dann die Bequemlichkeit der Menschen mit ihrem Tod bezahlen.

Wenn Vogelfütterung dann auch mit allen dann auch mit dem Zeitaufwand. Mindestens zwei Futterschalen oder Futtersäulen und Wasserschalen die Abwechselnd gereinigt werden. Auch Futtersäulen sollten bei nasser Witterung ausgewechselt werden. Fettreste entfernt (geeignetes Reinigungsmittel) und anschließend mindesten 70° heiß ausgespült werden. Dann 24 h trocknen lassen.

Bei feucht warmer Witterung muss vor allem auf das Wasser geachtet werden und deshalb habe ich vier Wasserschalen da ich dann auch zweimal am Tag das Wasser wechsle.

Vielleicht bekommst Du ihn noch eingefangen und er kann in Tierärztliche Betreuung.
 
Wir tun und putzen, was wir können, ich möchte doch den Vögeln keinen Schaden zufügen. Bis auf den Rasen oder das Gebüsch, wo man nicht putzen kann, ist es an unseren Futterstellen und Tränken sauber. Ich vermute, dass die großen Erlenzeisigtrupps was angeschleppt haben. Die sind erst seit ca. 10 Tagen bei uns, müssen vorher ja auch irgendwo gefressen haben.
Natürlich, sofort, wenn wir einen kranken Vogel sehen, egal welchen, versuchen wir den einzufangen und dann gleich ab zum Doc. Leider erwischt man sie erst, wenn sie schon so geschwächt sind, dass sie nicht mehr überleben, so wie der Kernbeißer. Den zweiten kranken Kernbeißer haben wir heute nicht mehr gesehen, allerdings schaut man ja auch nicht ständig raus... aber wir sind wachsam.
Mein LP hat heute in der hohen Blutpflaume mindestens einen weiteren Kernbeißer gesehen, der dort sehr agil rumgeturnt, also gesund ist. Es scheint gerade mehrere bei uns zu geben, und das, obwohl ich in den letzten Jahren gar keine mehr gesichtet habe.
Ich halte Euch auf dem Laufenden.
 
Seither zum Glück keinen kranken Vogel mehr gesichtet.
Aber wir bleiben wachsam, so wie sicher jeder seine Futterstellen und deren Besucher ein bisschen im Auge hat.
 
Thema: Kernbeißer - verstorben

Ähnliche Themen

U
Antworten
4
Aufrufe
1.083
Gast 20000
Gast 20000
F
Antworten
0
Aufrufe
1.737
Finkenkönig
F
Chibby_14
Antworten
22
Aufrufe
4.554
Gast 20000
Gast 20000
W
Antworten
2
Aufrufe
464
1941heinrich
1941heinrich
B
Antworten
8
Aufrufe
2.837
Buchfink1
B
Zurück
Oben