Wie geht es Lollo?
Hallo,
falls der eine oder andere von Euch sich vielleicht schonmal gedacht hat, die arme Maus gibt`s wohl schon garnicht mehr, weil man nix mehr von ihr hört, schließlich war sie ja auch wirklich sehr schwer krank...
Ja, da habt Ihr nicht mal so unrecht, fast hätte ich hier tatsächlich nur noch ihren Tod verkünden können...
Aber eben wirklich nur
fast!
Stattdessen... doch der Reihe nach:
Zunächst war ich sehr zufrieden damit, wie der kleine Spatz sich entwickelte, wie gut sie sich in der Gruppe einfand und wieviel Spaß sie an ihrem neuen Leben im Vogelzimmer hatte.
Auch wenn sie weiterhin ihre "Lebermedis" nehmen mußte und wohl auch lebenslang wird nehmen müssen, machte sie enorme Fortschritte, vor allem auch, was ihre Flugkünste betraf (siehe u.a. Bild in meinem letzten post).
Dann, als so allmählich der Sommer zuende ging, bemerkte ich, wie sie öfter als sonst auf ihrem Lieblingsruheplätzle in der AV saß, etwas abgesondert von den anderen.
Ich hab das erst so interpretiert, daß sie halt doch chronisch krank is, und eben dadurch ned so fit wie ihre neuen Freunde, und daß sie sich wohl einfach zuviel zugemutet hatte, weil sie unbedingt, wie das bei Schwarmvögeln nunmal ist, mithalten wollte; denn außer diesen ungewöhnlich häufigen Ruhephasen war nichts Auffälliges zu erkennen, bei den gemeinsamen Futterzeiten zum Beispiel war sie stets mit von der Partie, ja sogar, wie von ihr gewohnt, immer eine der ersten am "kalten Buffet".
Doch dann beobachtete ich mit großer Sorge, daß sie, statt zu fliegen, doch lieber die Leiter nahm -von denen hier ja wegen meiner Flugbehinderten mehrere, ca. 2,5m lange, rumstehen -, um nach oben zu kommen.
Und während ich noch abwägte, ob ich besser gleich mit ihr zum Doc fahren oder sie wenigstens separat setzen oder doch erstmal nur weiter beoachten soll, besonders engmaschig natürlich, ging ich darüber nachdenkend ins Vogelzimmer, und wollte meine Entscheidung davon abhängig machen, wie es ihr akut ging.
Ich wähnte die kleine Maus auf "ihrem" Plätzle, guckte also gleich in die AV -und erschrak zutiefst!!!
Dort auf dem Boden lag ein kleines rotgrünes Etwas, das Köpfchen zur Seite, die Beinchen langgestreckt nach hinten, die beiden Flügel ausgebreitet, völlig regungslos...
Oh nein!!!
Mit Tränen in den Augen, aber im Herzen einen klitzekleinen Hoffnungsschimmer, vielleicht doch noch rechtzeitig gekommen zu sein, nahm ich des Mäusle in meine Hände..., doch es war kein Puls mehr zu fühlen, keine Atmung, das Körperchen war völlig schlaff und eiskalt.
Und nicht zuletzt diese kleinen, matten, eingefallenen Äuglein -wer schonmal ein totes Vögele gesehen hat, weiß, was ich meine- sagten mir, es war zu spät!
[Kleiner Einschub:
Ihr habt`s gut, durch meine Eingangssätze wißt Ihr schließlich schon um das Happy-end!
Aber ich hab mich in jenem Augenblick einfach nur furchtbar gefühlt, todtraurig wie immer, egal, wie oft ich in den vergangenen 13 Jahren, in denen ich "Sorgenvögele" aufnehme, so einen kleinen Schatz verloren habe.
Daß es dieses Mal so eine glückliche Wende nehmen sollte, hätte ich niemals zu hoffen gewagt, und wird wohl leider auch eine große Ausnahme bleiben.]
Ich kann Euch noch nicht einmal genau sagen, warum ich so gehandelt habe, wie ich es damals tat.
Wenn ein Vögelchen in meinen Händen stirbt, halte ich es immer noch ungefähr ein Stunde lang, kraule ihm weiter die weichen Federchen, weine dabei und rede ein paar letzte Worte mit ihm, zeige ihn danach nochmal seinen Freunden und besonders natürlich seinem Partner, damit auch die Abschied nehmen können, und lege es dann liebevoll bis zur "Beerdigung" an einen geschützten Platz.
Wenn ich einen Vogel jedoch leider bereits tot im VZ auffinde, wird er normalerweise recht bald von mir an diesen Platz gelegt, denn ich gehe in dem Fall davon aus, daß seine Kumpels sich eh bereits verabschiedet haben, und die kleine Vogelseele längst woanders weilt.
Warum ich mein Lollo-Schätzle dennoch in meinen Händen gehalten habe?
Ich denke, es
sollte einfach so sein!
Jedenfalls habe ich, während mir unaufhörlich Tränen über`s Gesicht liefen, das leblose Körperchen ganz fest in meinen warmen Händen gehalten, sein süßes Köpfchen gestreichelt und mich die ganze Zeit entschuldigt, daß ich nicht ein paar Minuten früher gekommen bin, um nach ihr zu sehen, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, sie könnte vielleicht noch leben, wenn...
So verging ungefähr eine halbe Stunde...
Da, urplötzlich hatte ich das Gefühl, es hätte sich etwas bewegt, und ich habe ganz leise so etwas gehört wie... wie ein Atemzug.
Nun wußte ich aus einer vergangenen Erfahrung, daß manchmal noch Luft ist im Vogelkörper, die sich auch nach dem Tod noch entleeren kann, was dann so aussieht, als würde der Vogel doch wieder atmen; manchmal hört man dabei, ganz makaber, sogar ein fiepen.
Und natürlich dachte ich zunächst an dieses Phänomen, auch wenn ich mir natürlich was anderes gewünscht hätte.
Doch... einige Minuten später dasselbe, und nach weiteren Minuten nochmal...
Nun bestand für mich kein Zweifel mehr, da will jemand unbedingt zurück zu den Lebenden!!!
Dann mußte ich schnell handeln, dabei aber möglichst besonnen, um nicht vor lauter Aufregung einen blöden Fehler zu machen.
Aber wie und was, wenn man so etwas zum ersten Mal erlebt?!
Ich handelte irgendwie instinktiv, rief sofort nach meinem Mitbewohner, er soll mir den Infrarotstrahler bringen, damit die Maus noch besser aufgewärmt werden konnte als bisher allein durch meine Hände.
Gleichzeitig drückte ich ihr behutsam die Augen zu, damit die Hornhaut nicht weiter austrocknen konnte, und sie womöglich bald wieder zwar lebendig, aber blind war (jedenfalls besteht diese Gefahr beim Menschen).
Dann massierte ich vorsichtig ihren Körper und die Füße, um den Kreislauf in Schwung zu bringen.
Ob es ihr auch half, daß ich sowas wie Mund-zu-Schnabel-Beatmung versuchte, weiß ich nicht, jedenfalls atmete sie immer häufiger, schließlich regelmäßig, und auch der Herzschlag war inzwischen wieder zu spüren -hurraaaaaaa!!!!!!!!!!!
Ich benetzte dann noch ihr Zünglein mit Honigwasser, weil ich damit schon so manches Vögelchen retten konnte -allerdings bislang
vor dem Tod, nicht
aus dem Tod-, und siehe da, so ganz allmählich kam auch wieder ein wenig Bewegung in die Maus!
Bis sie jedoch völlig über`m Berg war, und endlich auch wieder selbständig gefressen hat, mußte ich noch einige Tage -und Nächte!- zittern und sie mit all meiner Liebe überschütten und aufpäppeln.
Auch machte ich mir zunächst große Sorgen, ob nicht ein Schaden zurück blieb, eine Behinderung, welcher Art auch immer...
Doch sie eroberte sich täglich ein Stück mehr ihr Leben als süße, kleine, tapfere Lollo zurück!
Wie es ihr heute geht?
Das zeig ich Euch am besten mit Bildern...
Noch lebt sie mit im Wohnzimmer, denn selbstverständlich kann ich einen Vogel, vor allem nach dieser Geschichte, nicht einfach zurück ins Vogelzimmer setzen, wo ja ständig, außer bei strengem Frost, die Tür zur AV offen steht und es deshalb nicht sonderlich warm ist.
Aber Langeweile hat sie trotzdem nicht!
Bilder folgen...