"Wellensittiche stammen ursprünglich aus Australien, einem Land, in dem die Sonneneinstrah-
lung über das ganze Jahr hinweg extrem hoch ist. Dies legt die Vermutung nahe, dass sie sich
bei der Wahl zwischen zwei unterschiedlich hellen Beleuchtungen für das höhere Lichtange-
bot entscheiden werden. Dies konnte in dem hierzu durchgeführten Wahlversuch für beide
Wellensittichgruppen bestätigt werden. Auch wenn die zur Auswahl stehenden Helligkeiten
beide nur einen Bruchteil der Intensität des Sonnenlichtes ausmachten, zogen sowohl die
normal- als auch die minderpigmentierten Wellensittiche (Differenz 14.26 bzw. 58.41 Pro-
zentpunkte) die heller erleuchtete
Voliere vor.
Interessanterweise war die Präferenz für die heller beleuchtete
Voliere bei der Gruppe der
minderpigmentierten Wellensittiche sehr viel stärker ausgeprägt als bei der Gruppe der nor-
malpigmentierten Wellensittiche. Dies scheint der allgemeinen Erfahrung zu widersprechen,
dass minderpigmentierte Tiere bzw. Albinos eine sehr helle Beleuchtung eher meiden, da bei
ihnen aufgrund des Pigmentmangels im Bereich des Auges und seiner Schutzeinrichtungen
eine erhöhte Blendungsempfindlichkeit anzunehmen ist. Da sich allerdings sowohl die „einfa-
che Helligkeit“ (140-953 lx) als auch die „doppelte Helligkeit“ (277-2006 lx) in Luxbereichen
bewegten, die in Relation zum natürlichen Tageslicht (20.000-100.000 lx) extrem niedrig
sind, kann man davon ausgehen, dass selbst die „doppelte Helligkeit“ keinerlei Gefährdung
für die Augengesundheit der minderpigmentierten Wellensittiche darstellte und demzufolge
von diesen auch nicht als unangenehm empfunden und gemieden wurde. Ausserdem handelt
es sich bei minderpigmentierten Wellensittichen nicht um albinotische Tiere im wissenschaft-
lichen Sinne. Im Gegensatz zu echten Albinos besitzen minderpigmentierte Wellensittiche
sowohl an der inneren Fläche der Iris als auch in Teilen der Netzhaut (Pecten oculi und Aus-
trittstelle des Nervus opticus) Pigmente, und es konnte bei ihnen keine Photophobie nachge-
wiesen werden (Wilken 1998, Wilken et al. 1998, Wilken et al. 1999)."