Hallo allerseits,
puuh, endlich fertig mit lesen!!!
Ich kann eigentlich meinen beiden Vorrednern nur zustimmen. Ich habe am Anfang einfach nur Glück gehabt, dass ich ohne weiteres großes Wissen gleich an eine sehr gute Züchterin geraten bin, die eigentlich nur für ihre Tiere lebt. Im Laufe der Jahre, die ich meine Papas jetzt habe, habe ich inzwischen mit Sicherheit 40 Züchter aufgesucht und "besichtigt", von denen ich nur 15 - 20 % (6-8 Züchter) als gut bezeichnen kann. Ist nicht wirklich eine gute Auslese, oder? Die anderen, kann ich nur als schwarze Schafe betiteln. Es ging von Graupapageien in kleine 80x80x50 Zuchtboxen über dunkle Kellerhaltung von Kakadus aufgrund der Lautstärke, bis hin zu Aussenvoliere (3 m lang 1 m breit) mit kleinem Schutzraum (1x1m) für Edelpapageien ohne Heizung mit nur einer einzigen Naturholzstange in jeder
Voliere. Es war eigentlich alles dabei. Ach und die Informationen die ich bekommen habe, waren meist sowas wie "halten sie sich lieber nur einen Papageien, sonst bleiben sie nicht zahm" oder "eine
Voliere von 1x1x1,2 m für ein Paar Graue ist vollkommen ausreichend, wenn sie täglich 1-2 Stunden ausflug haben". Besonders gut fand ich immer die Züchter von Sittichen, die 10 Nymphensittiche in einem Großsittichkäfig gehalten haben, daneben stand dann eine Zuchtbox mit einem Paar Nymphen und einem Paar Agas. Achja, als ich aus erbarmen einen Nymphensittich (angeblich Henne mit schon mehrfachem Zuchterfolg) kaufte, war die Fangmethode ein dicker Lederhandschuh, damit das Tier auch ja nicht zubeißt. Er ist ihm dann leider beim einsetzen in den Transportkäfig entwischt, wo dann der Kescher zu einsatz kam. Er hat den Vogel damit erstmal gegen das Fenster geklatscht, wobei die Flügel noch an der Seite rausschauten und der eine geblutet hat. Mir wurde dann gesagt, dass das überhaupt kein Problem sei, das würde schon wieder verheilen. Nagut, es ist verheilt, aber die Zustände sagen einiges.
Übrigens wird auch dieser Züchter jedes Jahr wieder von der Behörde überprüft, und jedes Jahr ist die Behörde super zufrieden mit den Haltungsbedingungen.
Fakt ist, dass weder die Behörden noch die meisten Amtstierärzt auch nur einen Hauch von Ahnung in Bezug auf artgerechte Vogelhaltung haben. Tierschutzinspektoren kann man oft auch in der Pfeiffe rauchen, zumal es in ländlichen Gegenden meist überhaupt keine gibt, da die Tierschutzverbände viel zu klein sind. Da wird dann evtl. ein Wellensittichzüchter (wie z.B. oben beschrieben) zur Kontrolle vorbei geschickt, und der soll dann beurteilen ob die Haltung von Großpapageien auch angebracht ist.
Übrigens sind dass alles was ich hier schreibe, keine erfundenen Geschichten, sondern erlebte Zenarien.
Ich gehe im August 2002 ins bekannte Hamburger Tierheim, schaue mir die Vögel an und finde auf dem Fußboden eine kleine sichtlich Kranke Neuguinea Edelhenne. Gehe zum entsprechenden Vogelhausleiter und frage was mit dem Tier ist. Als Antwort bekomme ich, wieso, der Vogel geht einfach nicht auf Äste, der kam schon so zu uns. Die Kotprobe war i.O. Gut, wann wurde denn die letzte Probe gemacht, und von wem wurde sie kontrolliert? Von unserem Haustierarzt. Kennt der sich mit Papageien aus? Naja, er ist Kleintierarzt. Gut, aber kennt er sich mit Papageien aus. Hmm, nicht so richtig, sein spezialgebiet sind halt Hunde, Katzen usw. Achja, die letzte Kotprobe war im März. März??? In 5 Monaten kann bei einem Papageien viel passieren. 5 Monate??? Der Vogel sitzt seit März 2001 bei uns, und da war die letzte Kotprobe.
OK, hab ich gedacht. Kann ich den Vogel mir mal anschauen? Naja, seien sie vorsichtig, der beißt. Ich in die
Voliere rein, nehm den Vogel hoch und ziehe dabei den halben Sandboden mit hoch, alles total verklebt, auf dem Schnabel ein dicker klumpen verschimmelter Scheisse von den beiden Mohrenköpfen die mit in der
Voliere saßen.
Als ich den Vogel mitnehmen wollte, wurde mir gesagt, dass ich aufgrund der Entfernung (250km) keinen Inspektor schicken könnten, der kontrolliert ob ich den Vogel auch vernünftig halte. Der Vogel ist dann 1 Woche später, nachdem ich eine Inspektion von oben genanntem Züchter bei mir hatte und eigentlich alles i.O. war, gestorben - angeblich weil er die Hitze nicht ausgehalten hat. Bei nachfragen von Freunden im Tierheim kam dann raus, dass der Vogel einen guten neuen Besitzer gefunden hat. Ehrlich gesagt möchte ich gar nicht wissen wo das Tier gelandet ist, wenn es tatsächlich noch leben sollte.
Sorry für die Ausschweifung!
Also, ich stimme Franziska zu, das auch jeder Halter kontrolliert werden sollte, speziell wenn Tiere aus WA Anhang A gehalten werden.
Ich stimme aber auch Pico und Ann zu, dass es die Aufgabe von Züchtern ist, die Käufer sehr genau aufzuklären. Dazu gehört für mich das Grundwissen über Papageien, sowie die absolut schlechteste Situation die eintreten KANN, aber nicht muß. Pico sagte, dass es nicht möglich ist, Halter regelmäßig zu kontrollieren. Das sehe ich anders, denn m.E. fällt auch das unter die Aufgaben des Züchters, zumindest im ersten halben Jahr. Danach würde der telefonische weitere Kontakt von nöten sein, auch um zu sehen wie sich die Tiere entwickeln.
Wenn ich züchten würde, würden meine Tiere auch nur mit einem klaren, vertraglich geregelten Eigentumsvorbehalt abgegeben werden, d.h., dass der zukünftige Halter keinerlei Rechte hat, dass Tier an dritte weiter zu geben. Wenn die Tiere wieder abgegeben werden müssen, aus welchen Gründen auch immer, nur über mich als Züchter ohne jegliches Entgelt weitervermittelt werden dürften. (Eigentümer Züchter - Besitzer Halter). Dadurch wäre auch das Problem gelöst, dass die neuen Besitzer keine Ahnung von den Tieren haben, denn auch diese von mir ausgesuchten Besitzer würden von mir "geimpft" werden. Wer dagegen verstößt, wird halt bestraft und die weitergabe kann rückgängig gemacht werden, denn niemand kann etwas verkaufen, was ihm nicht gehört.
Mir ist klar, dass ich es als Züchter schwer haben würde, aber ich denke doch, dass da draußen einige Verantwortungsbewusste Leute sind, die es sogar schätzen würden zum Wohl der Tiere sozusagen "gemonitored" zu werden.
Im Endeffekt ist es immernoch die Entscheidung des Züchters, wem er Tiere verkauft, und wenn diese Käufer wie des öfteren beschrieben, nicht willig sind die Informationen die ich ihnen gebe anzunehmen, dann tut es mir leid für sie, aber dann bekommen sie keine Tier von mir.
Übrigens zum Beispiel mit den Autos: Wenn man sich eine Dodge Viper kauft, muss man einen vom Werk Dodge bezahlten, extra Führerschein machen, aufgrund der großen Gefahr mit einem solch hoch motorisierten prestige Auto. Somit würde ich als Züchter meine Papageien wenn überhaupt mit so einem Auto vergleichen, denn die gibt es halt auch nicht ohne Nachweis des nötigen Wissens.
Soweit erstmal.