Einen Fasanenstreit habe ich hier nicht verfolgt, aber „Pere nach oben“ war bisher gut auszuhalten. Das Programm „Pheasants Forever“ ist eine private Organisation, die sehr flächendeckend vertreten ist, vielleicht ein Viertel der NaBu-Größe, aber natürlich hauptsächlich jagdmotiviert. Dennoch kann man ihnen nicht absprechen, daß sie für die Feldhühner wirklich viel erreicht haben durch konsequente Lobby- und praktische Arbeit. Laut ihnen profitieren Rebhühner, die im Unterschied zu Europa in den USA ebenfalls als Jagdwild eingebürgert wurden, automatisch von den Biotopverbesserungen für Fasanen und kommen auch häufig gemeinsam vor. Diese Angaben beruhen auf flächendeckend vorhandenen Daten, die ich für den Nordwesten von Kansas seit über 20 Jahren bestätigen kann.
http://www.pheasantsforever.org/page/1/InformationSection.jsp
„Pest“ heißt ja Ungeziefer, wird einfach nur als lästig und potentiell gefährlich
für den Menschen betrachtet, und darunter fallende Tierarten werden zum Schutz für Behausungen, Nutztieren oder Äckern bekämpft. Bei Präriehunden ist das in Kansas Pflicht (der sich derzeit ein Grossfarmer weigert nachzukommmen), das versteht man aber nur dann vollständig, wenn man weiß, daß sie in Symbiose mit giftigen Klapperschlangen leben, die auch der liberalste Farmer sofort tötet. Manchen Ami musste ich schon zehn Jahre kennen, damit er auf meine Bitte hin eine nicht überfährt. Ungeachtet dessen haben auch die Behörden von "Wildlife & Parks" mittlerweile erkannt, wie viele andere ökologisch nützliche Arten durch Präriehunde angezogen werden und daß die Bodenqualität um ihre Bauten herum steigt.
In der Prärie gibt es auch Feuermanagement, das allerdings umstritten ist. Vorletztes Jahr war ich häufig mit einem jungen Wildbiologen unterwegs, der es befürwortet, und habe jede Menge gute Literatur von ihm bekommen, aber zur Beurteilung fehlen mir Spezialkenntnisse. Für Rebhuhnhabitate wird es dort jedenfalls nicht empfohlen.
In den USA musste ich noch keine absurde Diskussion über die Notwendigkeit von Abschüssen zum Schutz anderer Arten führen. Da wird offen zugegeben, daß Jagen Spaß macht und nicht ein anderer Zweck vorgeschoben. Ein Lizenzjäger kann auch kaum gesteigertes Interesse am ökologischen Einfluss seine Ballerei vorgeben. Das scheint eine Spezialität unserer Auslandsjäger zu sein. Dementsprechend werben die Programme der US Naturschutz-/Jagdbehörde natürlich mit den Vorteilen für Jagdwild, aber die Zulassung von Bejagung ist keine Teilnahmevoraussetzung.
Ein Nachteil in Deutschland ist wirklich die fehlende Vernetzung von Naturschutz- und Jagdbehörden und -organisationen, da gebe ich DanielG recht. Bei mehr Transparenz wären beide Seiten stärker gezwungen, sich von Ideologien zu verabschieden und die Fakten zur Kenntnis zu nehmen. Insofern ist Erfahrung nicht immer das schlagende Argument. Eine bestimmte Methode, die immer schon praktiziert wurde, wäre vielleicht entbehrlich gewesen, nur hat es nie einer versucht. Schon gar nicht ist sie zwangsläufig auf andere Biotope übertragbar.
In Deutschland hat der eine Jagdausübungsberechtigte vielleicht die Priorität, ein meist viel zu kleines Revier für einige Niederwildarten mit erheblichem Aufwand bei der Prädatorenbejagung „aufzurüsten“, den nächsten kümmert es nicht, und das Niederwild verschwindet wieder. Davor schützt gar nichts – stimmt’s ? Somit ist es weder nachhaltig noch langfristig sinnvoll. Das Ziel daher kann nur sein, daß das Habitat mittelfristig
ohne eine bestimmte menschliche Maßnahme auskommt, wie z. B. Fuchsbejagung, die mein Vater und sein Revierpartner einvernehmlich eingestellt haben, ohne daß Zunahmen zu verzeichnen sind, im Gegenteil. Die Population ist seither stabil.
Das heißt ja nicht, daß kein verletztes oder räudiges Tier mehr erlöst wird. Insofern kann ich Deiner Forderung nach Konsequenz nicht folgen, DanielG. Es ist doch bekannt, daß die Fortpflanzung bei Füchsen durch bestimmte Fähen in den Revieren kontrolliert wird. Sobald man anfängt, da einzugreifen, explodiert die Zahl und liefert automatisch die vermeintliche Rechtfertigung für weitere Eingriffe. Gleiches geschieht mit dem Wegschiessen von Krähenbrutpaaren im Herbst, was zu Einfall von ganzen Junggesellentrupps führen kann.
Sorry für die Abschweifungen, aber das waren meine Antworten auf die vorherigen Einwände. Zum Rebhuhn möchte ich auf eine zwar ältere, aber deshalb keineswegs veraltete Untersuchung
mit Verifizierung der Modells hinweisen. Weder bei den Gründen für den Rückgang noch bei den Methoden zur erfolgreichen Wiederansiedlung (1.-7.) spielen Prädatoren die geringste Rolle. 90 % des Rückgangs in Washington von 1940-1954 z. B. werden auf Eliminierung von Stoppelfeldern, Alfalfa und Feldrandhecken zurückgeführt, Kükensterblichkeit in GB überwiegend auf Herbizide und Insektizide. Stoppeln lässt man in der Prärie ohnehin wieder stehen, weil so das Schmelzwasser weniger abläuft. Da auf englisch, übersetze ich ggf. gerne die sieben ausreichenden Methoden für ein gutes Rebhuhngebiet.
http://www.nwrc.usgs.gov/wdb/pub/hsi/hsi-073.pdfhttp://www.nwrc.usgs.gov/wdb/pub/hsi/hsi-073.pdf