Der Rosakakadu gehört zu den frühreifen Kakadus und kann sogar bereits mit zwei Jahren schon geschlechtsreif werden. Es gibt Paare, die bereits in diesem frühen Alter ihr erstes Gelege erfolgreich aufgezogen haben.
Aber jetzt mal zu Suad's Problem. Ich würde den Begriff Eifersucht nicht verwenden. Eifersucht beschreibt ein typisch menschliches Verhalten und wir neigen bei der Verwendung dieser Begriffe leicht dazu, die Vögel nach unseren menschlichen Maßgaben einzuschätzen. Damit begeben wir uns aber auf eine falsche Fährte, wenn wir ein Problem angehen wollen. Denn das Problem entsteht aus Sicht des Vogels und resultiert meistens auf dem Missverständnis zwischen Mensch und Tier.
Das Wichtigste ist, sich vor Augen zu führen, dass die Vögel ständig lernen, denn Verhalten passiert ja auch ständig und ist abhängig von Umweltreizen. Wenn man sich das bewusst macht, beginnt auf kleinste Kleinigkeiten, besonders Körpersprache der Vögel, im Umgang mit diesen zu beachten, kann man schon sehr viel erreichen. Lernen wir darauf entsprechend zu reagieren, den Vogel somit nicht mehr zu bedrängen, wird er sich auch nicht genötigt fühlen, sich zu wehren. Denn eigentlich sind Fluchttiere nicht von Hause aus aggressiv. Vielmehr entziehen sie sich, so lange sie können und gehen erst auf Konfrontation wenn es nicht anders möglich ist, oder entsprechende Lernerfahrungen hier das Fluchtverhalten ersetzen.
Wäre es mein Problem, würde ich beginnen mich mit der Körpersprache sehr intensiv zu befassen. Denn bevor die Haube hoch geht, gibt es schon andere Zeichen, die ankündigen, dass die Stimmung gerade kippt. Z.B. das Auffächern des Schwanzes, eine Schaukelbewegung, oder auch ducken... Rosakakadus drohen auch, in dem sie das seitliche Kopfgefieder aufstellen und blinzeln... Und bei Papageien, die bereits unzuverlässiges Verhalten wie von Suad oder Gerd beschrieben zeigen, würde ich einiges am Umgang ändern. Das heißt, am besten bringt man sich und den Vogel gar nicht mehr in Verlegenheiten. Weiß ich aufgrund von Erfahrung in Situation X wird Vogel mit Y reagieren, vermeide ich die Situation und ersetze sie durch eine andere, die dem Vogel ermöglicht ein anderes Verhalten zu zeigen. So bekomme ich die Möglichkeit wieder Vertrauen aufzubauen, positives Verhalten zu belohnen. Schimpfen bringt wirklich nichts, da hat Susanne völlig recht. Dazu müsste der Vogel unsere Sprache verstehen und dann könnten wir ihn auch simpel bitten, netter zu sein.
Ich habe erfahren, dass Stress ein sehr wichtiger Faktor für die Beeinflussung von Verhalten ist. Stress kann z.B. durch zu viel Aufmerksamkeit, einen zu kleinen Käfig, zu wenig Nachtruhe, einen ungünstigen Standplatz der
Voliere... ausgelöst werden und sich in Übersprungshandlungen entladen. Ist hier ebenfalls ein Faktor gegeben, nützt Training oder ein anderer Umgang alleine nichts.
Gibt es Probleme, lohnt sich also einen Blick auf die gesamte Lebenssituation der Papageien, welche auch die Fütterung einschließt, zu werfen. Seit dem ich das berücksichtige und sehr viel bewusster mit meinen Vögeln umgehe, positives Verhalten belohne und damit verstärke, sie viel mehr Freiraum genießen, hat sich unglaublich viel getan. Aber ich muss auch berücksichtigen, dass es Zeiten gibt, wo die Natur ihren Tribut fordert und die Hormone stärker sind. Im Moment ist unser Männchen in der "heißen" Phase und reagiert sehr territorial. Aber er wacht nicht eifersüchtig über sein Reich, sondern er schützt es. Denn nur wer die besseren Argumente hat, vermeintliche Konkurrenten zu vertreiben, wird sich auch erfolgreich fortpflanzen. U.a. diesem Verhalten verdankt die Art ebenfalls ihr Überleben. Es ist also ganz natürlich. Unsere Beziehung ist noch nicht gefestigt genug, dass ich mit diesem Trieb konkurrieren kann. Also passe ich in dieser Zeit die Haltung an. Hilfreich ist hier das Targettraining. In wenigen Wochen ist der Spuk vorbei und dann können wir auch wieder auf Tuchfühlung gehen und weiter an unserer guten Beziehung arbeiten. Und eines Tages kann ich dann vielleicht auch mit den Hormonen konkurrieren. Es wird von Saison zu Saison besser...