Ich schreibe nicht ausschließlich Dir persönlich, taubeTaube321, sondern denke beim Schreiben daran, dass andere und neue User mitlesen und dabei mitlernen. User z. B., die sich angemeldet haben, weil sie sich seit Tagen Sorgen um eine Taube machen und Rat suchen, ob sie eingreifen oder nicht. Deshalb ist der Satz "sie hat sich für die Freiheit entschieden" nicht einfach nur falsch, der Satz kann ganz fatal sein, denn er kann dazu führen, dass einer hilfsbedürftigen Straßentaube nicht geholfen wird, sie nicht mitgenommen wird, weil man ihr ihre Freiheit nicht nehmen will oder weil man einen frei lebenden Vogel für einen Wildvogel hält und "die Natur das schon regelt".
Der Umkehrschluss der Ansicht "sie hat sich für die Freiheit entschieden" ist, eine Stadt- oder Straßentaube gehört auf die Straße, die Straße oder Innenstadt ist ihr natürlicher Lebensraum. Das ist falsch und darf so nicht vermittelt werden!
Stadttauben sind heimatlose Haustiere. Jede einzelne Stadttaube, die von der Straße geholt und artgerecht gehalten wird, reduziert die lokale Population übers Jahr gesehen um ein Vielfaches, reduziert die Verbreitung von Krankheiten innerhalb der Population und überlässt den anderen mehr Raum und Futter. Und ganz von diesen sachlichen Fakten abgesehen, gehören Stadttauben, die zu den arglosesten und hilflosesten Tieren gehören, geschützt und umsorgt, statt missachtet, misshandelt, vergiftet und verjagt. Auch wenn ich mich in vielen Taubenthemen im Forum darin wiederhole, werde ich nicht müde werden, das auszuführen.
Ich habe mich geärgert über Deine Eltern, über diesen scheinbar gleichgültigen, lapidar dahingeworfenen Satz "sie hat sich für die Freiheit entschieden". Ich habe mich gefragt, zeigen nun Deine Eltern ihr wahres Gesicht, sind sie froh, dass Blattspreite weg ist, ist ihr Schicksal ihnen egal? Aber ich habe auch gedacht, dass das nicht zusammenpasst: Erst absolute Ablehnung der Tauben, dann Erlaubnis der Taubenhaltung, dann versorgt Dein Vater die Tauben in Deinen Ferien und Deine Mutter beschützt die Tauben, indem sie das Katzenstofftier vor der Voliere plaziert. Mir ist klar geworden, dass der fatale Satz nicht auf Gleichgültigkeit, sondern auf fehlender Kenntnis beruht.
Du bist vom Taubenfreund zum Taubenschützer geworden, hast in kurzer Zeit viel gelernt, Aufklärungsarbeit, und zwar unermüdliche, gehört auch zum Job.
Mir sind auch schon Pflegetiere gestorben, vom Habicht geholt worden oder vorzeitig entwichen. So etwas passiert jedem Tierschützer, nicht nur Dir. Dann sucht man die Ursache und stellt sie ab, hat eine Kerbe mehr auf der Seele. Dann macht man weiter.