Du konntest mich aber schon beruhigen, dass man mit Gedult und Ruhe einiges erreichen kann.
Hallo Blackskillz,
um es noch mal ganz deutlich zu sagen:
Wellensittiche sollten IMMER Körnerfutter zur freien Verfügung haben!
Ihr könnt auch mal länger von Zuhause weg sein, die Vögel können Hunger bekommen, wenn Ihr gerade nicht füttert.
Wellensittiche sind auch anfällig für Untergewicht, d.h. bei Futtermangel magern sie schnell ab, das sieht man aber nicht.
Futter muss IMMER an einer leicht zugägnlichen Stelle, vor der der Vogel keine Angst hat, zur Verfügung stehen.
Wird der Wellensittich futterzahm, indem man ihm Futter nur aus der Hand anbiete, ist das reine Notwendigkeit seinerseits, kein Vertrauen.
Hunden kann man mal Futter nur aus der Hand geben, aber Hunde sind auch größer.
DU bist 7 bis 8 mal größer als der kleine Wellensittich (der ist ca. 24 cm groß, mit Schwanzfeder).
Wenn ein Tier käme, das 7 bis 8 mal größer wäre als Du, also ca. 12 bis 14 Meter, hättest Du auch erst Angst, und das Tier müsste Dir sehr intensiv beweisen, dass man ihm trauen kann!
Ich wollte ihnen dann frei zur Verfügung stehendes Futter anbieten, wenn sie Hirse für sich entdeckt haben.
Das ist NICHT nötig und nicht "nett".
Meine Vögel haben jahrelang gelbe
Kolbenhirse zur freien Verfügung gehabt.
Dann habe ich damit geclickert, also gab es die nicht mehr "umsonst".
Anfangs allerdings schon, trotzdem haben sie mitgeclickert (und einer war ganz scheu, hat trotzdem etwas für gelbe Hirse getan, obwohl auch gelbe Hirse direkt neben ihm hing - das ist aber nicht zur Nachahmung empfohlen).
Dann habe ich gleich mit roter Hirse geclickert, und sofort konnte ich gelbe reinhängen, sie wurde nicht mehr angerührt.
Rote Hirse muss extrem lecker schmecken, dafür lassen viele Vögel einfach sofort alles stehen und liegen.
Dann:
Du hast ZEIT.
Niemand hetzt Dich & du musst das auch nicht tun.
IN der Zeit, in der Deine Vögel noch nicht zahm sind oder Du sie noch nicht zähmen kannst, kannst Du viel beobachten, versuchen, mal anders mit ihnen zu kommunizieren (reden, ihre Entspannugnsübungen nachahmen, also mit den Zähnen mahlen = Schnabelknistern; hat bei einem anfangs scheuen Vogel von mir dazu geführt, dass er sofort, als ich das nach ein paar Tagen zum zweiten Mal machte, auch mit dem Schnbel zu knistern anfing).
Du kannst Sätze einführen, die Du immer zu gleichen Zeit sagst; die Vögel lernen also schon mal, wann was passiert (Licht aus geht, Futter = Hand in den Käfig kommt zum FutterWECHSEL, der Käfig sauber gemacht wird, man länger weg bleibt usw.)
Deine Vögel MÜSSEN und WERDEN nicht in einer bestimmten Zeit zahm sein.
Es kann länger dauern, es kann viel schneller gehen, als man denkt, wenn es länger dauert, kann man später Überraschungen erleben, dass andere Sachen viel schneller gelernt/ Vertrauen viel schneller hergestellt wird, als man dachte.
Kennst Du die Werbung, in der einen neue Katze einzieht, und sich erst mal unter das Sofa flüchtet?
Da wird sinngemäß doch gesagt, nein, wir scheuchen sie da jetzt nicht raus, sie soll alleine kommen und lernen, dass sie uns vertrauen kann.
So ähnlich ist das mit v. a. kleinen Vögeln auch (für größere Vögel sind wir ja nicht ganz so groß, die brauchen nicht ganz so viel Angst zu haben).
Ich gebe mir beim Clickern, besonders am Anfang, für jede Übung, manchmal Teilübung, drei Wochen.
Meist hat der Vogel sie dann schneller gelernt, aber ich bin entspannter, denke nicht immer, "mei, andere schaffen das in einem Tag" - dadurch gebe ich dem Vogel mehr Raum, lasse ihm Zeit, freue mich über kleinste Veränderungen und Vertrauensbeweise.
Zähmen kann ein lebeneslanger Prozess sein; der Vogel kann bis zu seinem Tod immer noch mehr Vertrauen aufbauen; umgekehrt können wir bis zu seinem Tod immer noch Neues von dem Vogel lernen (was er mag, wie er denkt = warum/ wie er bestimmte Sachen macht usw.)
Wenn Du ein Pferd hättest, würde es drei Jahre oder so erst mal warten, dann wird es eingeritten, dann/ dabei muss es ganz viel lernen und in den ersten - keine Ahnung - 10 Jahren lernt es immer noch mehr dazu.
Da erwartet man auch nicht, dass man ein zweijähriges Pferd kauft und sofort mit dem an der Military teilnimmt oder ein perfektes Dressurpferd hat.
Vertrauen & Kommunikation aufbaue vor dem Zähmen mit Kolbenhirse:
- immer zur gleichen Situation das gleiche sagen
- langsam auf den Vogel zu, zu ihm hin gehen, das evtl. ankündigen
- Entspanngsübungen nach- und vormachen (falls Ihr das wollt
)
- nichts für den Vogel Ungewohntes (schnell) machen oder in seinen Käfig stellen
- auf leise Stimmäußerungen antworten; manchmal entspinnt sich ein richtiges Gespräch
- Namen rufen, wenn ein Vogel einen anschaut
- beobachten, in welchen Situationen sich der Vogel besonders wohl fühlt und diese möglichst oft herstellen
Du konntest mich aber schon beruhigen, dass man mit Gedult und Ruhe einiges erreichen kann.
Geduld und Ruhe sind schon ein sehr guter Leitsatz.
Auch mit den o.g. Handlungen kannst Du Zeit mit den Vögeln verbringen.
Die erkennen Menschen auch schnell individuell wieder.
Wenn ich meine Vögel, die nicht so zahm waren, früher aus der Urlaubspflege von der Zoohandlung abgeholt haben, haben die mich angesehen, Flügel gehoben, waren entspannter.
eine Pflegerin erzählte mir, dass ein Vogel immer Raudau mit seiner Glocke machte - wenn sie das "Pflegezimmer" betrat, war aber immer ruhe.
Der hatte der Vogel dann wohl nicht vertraut.
Man kann auch bei nicht zahmen Vögeln schon viel Interessantes beobachten und lernen.
Hier hing Keisha-May gerade kopfüber an der Stange, bog sich dann aber nach rechts, denn es ging ja nicht an, dass Twitch AUCH so eine große Möhre auf seiner Seite hatte (der Käfig war offen)
Hier mal ein paar Beobachtungen an nicht-zahmen Vögeln (jedenfalls müssen dafür die Vögel noch nicht zahm sein)
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