Hallo!
Um die Jahreszeit dürften die Beschäftigugsideen eigentlich wirklich nicht ausgehen. Der "Knackpunkt" ist nur die Gewöhnung der Amas. Wer das erste Mal beispielsweise frische Zweige anbietet, kann die unter Umständen auch nach ein paar Tagen wieder völlig unberührt wegräumen. Ich würde aber gestrost behaupten, dass es kaum einen Vogel gibt, der nach ein paar Mal nicht "anspringt". Also nicht schon nach wenigen Versuchen aufgeben.
Was ich meinen Amazonen momentan alles gebe:
*) Frische Zweige mit Blättern dran - solange es noch geht in Massen! Besseres Beschäftigungsmaterial (und noch dazu völlig gratis) gibt es nicht. Momentan ist Ahorn der Renner. Aber auch Birne, Apfel, Zwetschke und Mirabelle. Die Zweige sind auch zur Mineralstoffversorgung wichtig.
*) Ganze Sonnenblumen von der Wurzel bis zur Blüte. Je nach Entwicklungsstadium auch mit bereits halb ausgereiften Saaten. Halbreife Sonnenblumen sind ein gutes Futter, aber auch die Blütenpollen und Wurzeln sind sehr wertvoll und werden gern gefressen. Wenn Blattläuse dran sein sollten - noch besser. Aber Achtung, wenn es bei euch viel geregnet haben sollte und die Sonnenblumen schon fast ausgereift sind: Sie dürfen natürlich keinen Schimmel angesetzt haben. Am besten den Kopf der Sonnenblume an einer Stelle aufbrechen und kontrollieren. Bei halbreifen (!) Samenständen habe ich aber die ganzen letzten Jahre noch nie auch nur einmal ein Problem gehabt. Und ich bin dafür bekannt, meine Papageienräume mit Sonnenblumen so ausgiebig zuzustopfen, dass ungeschulte Besucher erstmal gar keine Grünen mehr darin finden.
*) Mannshohe Topinambur-Pflanzen. Gilt selbiges wie für die Sonnenblume.
*) Ringelblumen. Ebenfalls von der Wurzel bis zur Blüte, auch die Samenstände. Ringelblumen sind das beliebteste Grünfutter bei meinen Papageien. Die Blüten fressen sie äußerst gerne. Und Beschäftigung ist es allemal.
*) Löwenzahn, auch die ganze Pflanze samt Wurzeln und Blüten. Ebenso
Vogelmiere und Vogelknöterich. All diese Pflanzen sind für die Ernährung der Vögel (Stichwort Calcium und Beta Karotin) von unschätzbar großem Wert. Übrigens fressen meine Amazonen diese Pflanzen auch besonders gerne klein gerissen mit geriebenen Karotten und gekochtem Quinoa vermischt - ist sowas wie ein "Mineralstoff-Boost". Gebündelt in der
Voliere aufgehängt sind die Grünpflanzen zur Beschäftigung aber sehr geeignet.
*) Die Samenstände vom Spitzwegerich, die man in Gärten überall findet. Diese kleinen "Kolben" werden von den Amas in Kleinstarbeit zerlegt und gefressen. Am liebsten im halbreifen Zustand. Kann man auch prima einfrieren für den Winter. Der Halter ist bei der Ernste übrigens auch beschäftigt. *gg* Ich habe vorige Woche "Wegerich-Ernte" im Garten gemacht und bin mit einer Suppenschüssel voll wieder ins Haus gekommen... meist wächst mehr davon, als man auf den ersten Blick meinen würde.
*) Wer an einer Stelle im Garten Weizen oder Hafer hinstreut, kann Getreideähren ernten. Die sind sogar für die großen Schnäbel der Aras eine Delikatesse... und eine Beschäftigung für Stunden.
*) Noch einfachere Variante: Hirsekolben. Sind nicht nur typisches "Wellifutter", sondern auch bei vielen Großpapageien beliebt. Durch die kleinen Körnchen brauchen sie eine ziemliche Weile, bis sie davon satt sind.
*) Wie hier schon empfohlen wurde: Tannen- und Fichtenzapfen. Es müssen keine frischen sein. Da ich nie an die Zapfen am Baum rankomme (hängen alle viel zu hoch in meinem Garten), sammle ich die am Boden liegenden auf. Diese enthalten zwar keine Saaten mehr, werden dafür aber sehr gerne von den Amas zerlegt und können, wenn mal der eine oder andere Käfer oder eine Made dabei ist, die Versorgung mit tierischem Eiweiß auf recht "natürliche" Weise optimieren. Über Holzwürmer in einem alten, morschen Ast haben sich meine Amazonen übrigens voriges Jahr wie die Wilden gestürzt. Nur als Beispiel, dass die meisten Vögel auf Anhieb durchaus etwas mit solchem Futter anzufangen wissen, auch wenn sie`s nicht gewohnt sind.
*) Für die
Volierenbesiter unter euch: Wenn ihr an Teile von Baumstämmen rankommen könnt (am besten einen Förster anlachen
), nutzt das unbedingt für eure Vögel. Sie werden Wochen brauchen, bis die Rinde komplett abgelöst ist. Ich nehme mir jedes Jahr vor, endlich mal "richtige" Baumstämme in meine Vogelräume zu bekommen, meist werden es dann aber wieder nur kleinere Scheiben, die ich durchbohre und im Geäst montiere. Geht also auch im "Kleineren", wenn alles andere zu aufwendig wäre. Nichts desto trotz: Schaut euch mal in diversen Tiergärten um, da liegt nicht umsonst meist soviel "totes Holz" in den Papageienvolieren. Kann man sich durchaus als Vorbild für seine eigenen
Volieren nehmen.
*) Eine sehr simple Maßnahme, um die Grünen mehr zu beschäftigen: Futter- und Gemüsespieße anstatt "schnabelgerecht" vorzerkleinerten Brocken. Ich hänge bei meinen Amazonen ca. 1/2 Apfel oder 1/2 Paprikaschote oder eine Scheibe Sellerie... auf Spießen auf. Manche Vögel nehmen ansonsten eher unbeliebtes Obst und Gemüse auf diese Art sogar spontan an. Beispielsweise frisst eine meiner Amazonen Paprika nur am Spieß - klein geschnitten ist der sonst einfach "uninteressant".
Puh, jetzt rauchen die Finger.
Es hat sicher nicht jeder die Möglichkeit, die komplette Liste zu "ernten" oder umzusetzen. Aber ich denke man sieht, dass der Garten (oder alternativ der nächste Wald oder Park) gerade um die Jahreszeit voll gestopft ist mit Bereicherungen für unsere Vögel. Man muss nur hinschauen und ausprobieren. Außerdem halte ich es für sehr sinnvoll, die Vögel vorrangig mit der Nahrungsaufnahme zu beschäftigen: Es gibt keine bessere Vorbeugung gegen Fettleibigkeit und "Körnerjunkies" als ein solch vielseitiges Angebot, dass sie noch dazu lange bei der Beschaffung (Herauslösen kleiner Sämereien, Zerbeissen von Blüten, etc.) "arbeiten" lässt.
Mfg,
Doris