Erst noch nasskalt- doch dann: macht der Winter noch einmal ernst?
Hallo zusammen,
aus zeitlichen Gründen bin ich gestern nicht mehr zum Verfassen einer Prognose gekommen. Theoretisch schon, aber so ganz abgehakt wollte ich das auch nicht machen. Wenn, dann richtig. Legen wir dann auch gleich mal los:
Wie wir alle wissen, hat sich die Großwetterlage über Europa Ende Januar wieder umgestellt- zu Gunsten milderer Witterungsverhältnisse bundesweit. Ganz einfach: das blockierende Hochdruckgebiet über dem östlichen Atlantischen Ozean wurde schlichtweg " überlaufen". Kaltluft, die bei Neufundland auf die warme See strömte fachte die Zyklogenese aufgrund der Temperaturunterschiede hier immer weiter an, so dass eine regelrechte Tiefdruckmaschinerie gegen das Bollwerk ( Hochdruckgebiet) aufgebracht wurde. Dass dieses Bollwerk auf Dauer nicht standhalten konnte war recht klar, es fiel wie ein Kartenhäuschen rasch in sich zusammen. Das war bereits zum 25.01 der Fall- erste Tiefausläufer näherten sich hier Mitteleuropa und sorgten für teils massive Warmlufteinschübe. Wir bekamen es mit einer zyklonal geprägten Westwindwetterlage zu tun/ teils auch mit südwestlichen Elementen: kurzum: milde Meeresluft. In den vergangenen Tagen haben sich einige Kleinigkeiten bereits geändert. Sehr wichtig für die weitere Entwicklung in diesem Zusammenhang: wir haben ja eingangs besprochen, dass das blockierende Hoch überlaufen wurde. Soweit richtig, das wurde es. Vereinfacht dargestellt könnte man nun sagen, dass die Tiefdruckgebiete " hinter die Mauer gelassen" wurden- drei kräftige Systeme liegen in diesen Stunden jeweils über der nördlichen Nordsee und Skandinavien. Westlich von ihnen hat sich nun in den vergangenen Stunden wieder eine Hochdruckbrücke nach Grönland etabliert- die Tür wurde gen. Westen wieder zugezogen, das blockierende Hochdruckgebiet existiert wieder. Warmluftadvektion gen. Grönland war hier ein Nährboden für die Entstehung desselben. Unser Tiefdrucksystem liegt derzeit also über Nordeuropa. Die Folge: wir befinden uns in einer westlichen/nordwestlichen Höhenströmung. Die Tiefdruckgebiete " saugen" Polarluft nordskandinavischen Ursprungs förmlich an, die Luftmassen müssen aber zwangsläufig über die warme See, werden daher angewärmt- wir reden hier von maritimer Polarluft- eine kalte Luftmasse mit hohem Feuchtigkeitsanteil. Einige- insbesondere die Bewohner Norddeutschlands/Westdeutschlands werden dies bereits heute gemerkt haben. Inwiefern, darauf gehe ich nun in der konkreteren Übersicht für Deutschland ein:
heutiger Dienstag:
- bereits in der vergangenen Nacht ist eine höhenkalte Luftmasse ( maritime Polarluft) eingeflossen- über dem warmen Nordseewasser bilden sich zahlreiche kräftige Schauer und auch Wintergewitter ( letztere insbesondere im NW möglich!). Da die Höhenwinde sehr stark sind, können diese gerade bei Gewitterböen heruntergemischt werden, es besteht dann die Gefahr teils schwerer Sturmböen bis in die tieferen Lagen. Da die Luftmasse in ca. 5000 Metern Höhe mit -40 °C wirklich sehr kalt ist, kann es auch bis in die tieferen Lagen starke Schneeschauer geben, wobei es gerade gen. Nordwesten/Westen tagsüber eher nur kurz weiß wird, wenn überhaupt.
- im Südwesten Deutschlands sind die Niederschläge heute noch frontaler Natur und haben mit der Polarluft nix zu tun- dennoch kann es im Schwarzwald kräftig schneien ( Frontensystem eines südeuropäischen Tiefdruckgebietes).
- ansonsten weitestgehend ruhig.
Nacht zum Mittwoch:
- vor allem gen. Nordwesten weitere Schnee/-Graupelschauer, gen. Küste auch noch die Mischform, generell aber wohl weniger in der Anzahl als tagsüber
- vielfach klart es sonst wieder auf, im NW auch zwischen den Schauern. Achtung: es kann hier zu leichtem Frost und dementsprechend zu gefrierender Nässe kommen- das sollte man beachten!
Mittwoch;
- es bleibt wechselhaft und nasskalt, insbesondere gen. W/NW weitere Schnee/- in den tiefsten Lagen auch Schneeregen/Graupelschauer bei leichten Plusgraden. Wintergewiiter möglich, aber weniger wahrscheinlich als heute.
- tagsüber über der Mitte flächig trocken, zum Abend dann frische Höhenkaltluft von NW: Schauertätigkeit nimmt auch hier wieder deutlich zu, insbesondere gen. NW wieder Wintergewitter möglich.
Für die Nacht zum Donnerstag gilt das gleiche, für den Donnerstag auch. In den tiefsten Lagen neben Schnee auch Schneeregen/Graupel dabei, eine feste Schneedecke wirds hier wohl noch nicht geben. Dennoch ist der Grundtenor winterluich heute und in den nächsten Tagen, im Tiefland mit kleinen Abstrichen. Ein " Schauer-Potpourri", so könnte man das ganze auch umschreiben.
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Doch wie geht es nun nach dieser nasskalten und sehr wechselhaften Phase ( besonders im Norden/Westen) weiter? Von winterlichen Verhältnissen kann man durchaus schon sprechen, auch wenn es im Tiefland nicht für eine dauerhafte Schneedecke reichen wird- zumindest in dieser Woche. Es ist eben immer noch angewärmte Polarluft- und die Meeresluft setzt sich gerade im Nordwesten ja noch gut durch, weshalb leichte Plusgrade dann die Regel sind- auch während der Wintergewitter. Es fällt zwar Schnee, es bleibt aber nur kurz etwas liege. Zweifelsohne tiefwinterlich ist es ab den mittleren Lagen- hier z.T beachtliche Neuschneemengen in den Nordweststaulagen in diesen Tagen möglich.
Aber was passiert nun zum kommenden Wochenende? Diese Frage stellt sich vielleicht der Ein oder Andere- und die Antwort steckt bereits in der Überschrift. Die Mehrzahl der Globalmodelle simuliert seit einigen Tagen die Rückkehr hochwinterlicher Verhältnisse bis in die Tieflagen Westdeutschlands. Grund: das blockierende Hoch hat die Tiefs - wie oben erwähnt- nun durchgelassen und von hinten wieder " dichtgemacht". Da ist nix mehr mit Nachschub weiterer milder Luftmassen. Entscheidend für die hochwinterlichen Verhältnisse wird jedoch in diesem Zusammenhang ein russisches Hochdruckgebiet sein, ein sogenanntes Kältehoch, was sich zum Wochenende hin aufbauen soll. Die Tiefdruckgebiete, die uns derzeit mit Höhenkaltluft überfluten verkümmern irgendwo über osteuropäischem Land, der Weg für polare Luftmassen wird dank dem Hochdruxckgebiet frei. Der Unterschied: es sind keine angewärmten maritimen Luftmassen, sondern trockenkalte mit sibirischem Ursprung- ideal für Dauerfrost auch in den tieferen Lagen und damit Hochwinter.
Bereits zum Samstag/Sonntag könnte es - mit Ausnahme des Oberrheins und der unmittelbaren Nordseeküste- für Dauerfrost reichen- und ein baldiges Ende der hochwinterlichen Dauerfrostlage wird nicht simuliert. Es scheint wieder eine recht nachhaltige Umstellung zu sein, die sich hier anbahnt, womöglich eine weitere Kältewelle nach dieser Zweiten, die vor zwei Wochen ihr Ende fand..
Die genaue Entwicklung ( im Detail) bleibt jedoch noch abzuwarten, spätestens Donnerstag/Freitag wissen wir es sicher.
Also: erst noch nasskalt, aber durchaus winterlich, zum Wochenende dann mglw. Übergang in hochwinterlich kalte Wetterlage ( Dauerfrost). Gerade der Februar ist in Sachen strenger Kälte nicht zu unterschätzen- das konnte man im letzten Winter eindrucksvoll sehen. Dabei war der letzte Winter abgesehen davon ein reiner Mildwinter, dieser ist es bisher nicht..
Auch wenn es noch einmal recht nachhaltig hochwinterlich wird ab dem Wochenende - zumindest sieht es so aus- es wird sicherlich! die letzte Dauerfrostphase gewesen sein. Wir haben bereits Februar, gegen Ende Februar wird da im Tiefland nicht mehr viel möglich sein. Nachtfrost wird es immer wieder geben können, auch im Frühjahr, aber der richtige Winter ist in gut drei Wochen wohl auch gelaufen. Bis dahin aber: wahrscheinlich ( sehr) warm anziehen..
So, das wars, schönen Nachmittag Euch! Das wird hier sicher noch aktualisiert, wenn es Neues gibt in den kommenden Tagen!
Grüße!
Nisus!