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VolkerM
Guest
Hallo zusammen,
ich hab eine interessante Passage bezüglich der Gefahr, dass ein Vogel (in diesem Fall zwar kein Papagei, sondern ein Rabe) das menschliche Auge mit dem Schnabel verletzen könnte,
bei Konrad Lorenz (Über tierisches und menschliches Verhalten, Aus dem Werdegang der Verhaltenslehre, Gesammelte Abhandlungen, Band II) bezüglich "Hemmungsmechanismen" gefunden. Sie lautet:
"Ein Kolkrabe hackt einem anderen oder einem befreundeten Menschen nicht nur nicht ins Auge, sondern er vermeidet es geflissentlich, diesem verletzlichen Organ mit dem Schnabel irgendwie nahe zu kommen. Nähert man sein Auge der Schnabelspitze eines zahmen Raben, der vor einem sitzt, so nimmt er den Schnabel weg, mit einer geradezu ängstlichen Bewegung, etwa so, wie wir ein offenes Rasiermesser aus der Reichweite eines kleinen Kindes entfernen. Nur in einer Situation nähert der Rabe seinen Schnabel dem Auge eines befreundeten Wesens, nämlich bei den Reaktionen der sozialen Hautpflege im Sinne W. Köhlers. Wie sehr viele andere soziale Vögel putzen Raben einander das Gefieder des Kopfes und insbesondere die Umgebung des Auges, das der Vogel selbst nur in sehr viel gröberer Weise mit der Innenkralle des Fußes zu reinigen vermag. Der Auslöser zu dieser Handlung besteht in einer bestimmten Bewegungsweise, bei der das Tier dem Genossen den Kopf mit gesträubtem Gefieder und auf der zugewandten Seite halbgeschlossenem Auge darbietet. Eine entsprechende Bewegung des befreundeten Menschen wird (trotz des Fehlens gesträubter Federn) von einem zahmen Raben regelmäßig verstanden und veranlasst ihn, die einzelnen Augenwimpern mit der typischen Bewegung zum Putzen kleinster Federn durch den Schnabel zu ziehen. Das Arbeiten des gewaltigen Schnabels so dicht an einem offenen Menschenauge sieht begreiflicherweise geradezu bedrohlich aus, und man wird von Fernerstehenden, denen man die Reaktion vorführt, regelmäßig gewarnt, der Rabe könne doch einmal zuhacken. Er kann es aber wirklich nicht!"
Inwieweit diese "Hemmung" auf das Verhalten von Papageien übertragbar ist, mag ich letztlich nicht zu beurteilen. Aber mir ist ein solches Verhalten bei einer sehr "menschenbezogenen" Amazone bekannt. Diese betreibt bei mir (ob ich dies möchte oder nicht) sobald sie Gelegenheit dazu findet auch "soziale Gefiederpflege"; und zwar in der Art, dass sie meine Schnurrbarthaare durch den Schnabel zieht. An den Augenwimpern hat sie es auch schon versucht.
Träfe die von Lorenz geschilderte "Hemmung" auch auf Papageien zu, wären Verletzungen am menschlichen Auge durch Papageien eigentlich ziemlich auszuschließen, oder (falls dies doch geschieht) eher zufällig. Wie dem auch sei: Provozieren würde ich so was nicht. Aber interessant fand ich die Schilderung auf jeden Fall.
Liebe Grüße
Volker
ich hab eine interessante Passage bezüglich der Gefahr, dass ein Vogel (in diesem Fall zwar kein Papagei, sondern ein Rabe) das menschliche Auge mit dem Schnabel verletzen könnte,
bei Konrad Lorenz (Über tierisches und menschliches Verhalten, Aus dem Werdegang der Verhaltenslehre, Gesammelte Abhandlungen, Band II) bezüglich "Hemmungsmechanismen" gefunden. Sie lautet:
"Ein Kolkrabe hackt einem anderen oder einem befreundeten Menschen nicht nur nicht ins Auge, sondern er vermeidet es geflissentlich, diesem verletzlichen Organ mit dem Schnabel irgendwie nahe zu kommen. Nähert man sein Auge der Schnabelspitze eines zahmen Raben, der vor einem sitzt, so nimmt er den Schnabel weg, mit einer geradezu ängstlichen Bewegung, etwa so, wie wir ein offenes Rasiermesser aus der Reichweite eines kleinen Kindes entfernen. Nur in einer Situation nähert der Rabe seinen Schnabel dem Auge eines befreundeten Wesens, nämlich bei den Reaktionen der sozialen Hautpflege im Sinne W. Köhlers. Wie sehr viele andere soziale Vögel putzen Raben einander das Gefieder des Kopfes und insbesondere die Umgebung des Auges, das der Vogel selbst nur in sehr viel gröberer Weise mit der Innenkralle des Fußes zu reinigen vermag. Der Auslöser zu dieser Handlung besteht in einer bestimmten Bewegungsweise, bei der das Tier dem Genossen den Kopf mit gesträubtem Gefieder und auf der zugewandten Seite halbgeschlossenem Auge darbietet. Eine entsprechende Bewegung des befreundeten Menschen wird (trotz des Fehlens gesträubter Federn) von einem zahmen Raben regelmäßig verstanden und veranlasst ihn, die einzelnen Augenwimpern mit der typischen Bewegung zum Putzen kleinster Federn durch den Schnabel zu ziehen. Das Arbeiten des gewaltigen Schnabels so dicht an einem offenen Menschenauge sieht begreiflicherweise geradezu bedrohlich aus, und man wird von Fernerstehenden, denen man die Reaktion vorführt, regelmäßig gewarnt, der Rabe könne doch einmal zuhacken. Er kann es aber wirklich nicht!"
Inwieweit diese "Hemmung" auf das Verhalten von Papageien übertragbar ist, mag ich letztlich nicht zu beurteilen. Aber mir ist ein solches Verhalten bei einer sehr "menschenbezogenen" Amazone bekannt. Diese betreibt bei mir (ob ich dies möchte oder nicht) sobald sie Gelegenheit dazu findet auch "soziale Gefiederpflege"; und zwar in der Art, dass sie meine Schnurrbarthaare durch den Schnabel zieht. An den Augenwimpern hat sie es auch schon versucht.
Träfe die von Lorenz geschilderte "Hemmung" auch auf Papageien zu, wären Verletzungen am menschlichen Auge durch Papageien eigentlich ziemlich auszuschließen, oder (falls dies doch geschieht) eher zufällig. Wie dem auch sei: Provozieren würde ich so was nicht. Aber interessant fand ich die Schilderung auf jeden Fall.
Liebe Grüße
Volker