Na ja,
für einen Wissenschaftler bedeutet sich informieren, sich über Originalpublikationen (und nicht nur über Bild, Stern oder Spiegel) mit dem Stand der Froschung vertraut zu machen.
Als nächstes gilt, abzuschätzen, mit welchen Methoden ein weiterer Erkenntnisfortschritt möglich ist, welche ethischen Probleme dabei auftauchen können und wie diese mit der Relevanz der zu erwartenden Forschungsergebnisse in Relation zu setzen sind.
Beim Tierversuch gilt zusätzlich zu entscheiden ob es alternative gleichwertige oder annähernd gleichwertige in vitro Methoden gibt und ob und in wie weit der Tierversuch mit individuellem Streß und/oder Leid für das Tier verbunden ist.
Das ist nämlich nicht jeder Tierversuch.
Stellt sich der Tierversuch als unabdingbares Element zur weiteren Erkenntnisgewinnung heraus -und da ich in der Pharmaforschung tätig bin, läuft es eben unabdingbar oft darauf hinaus-, wird er sorgfältig geplant und durchgeführt.
Den Patienten möchte ich sehen, der an einer schweren Krankheit leidet und dem man die Wahl gibt, zwischen zwei Medikamenten mit potentiell schweren Nebenwirkungen, von denen eines im Tierversuch getestet wurde und das andere lediglich in Zellkultur, so daß ADME (Adsorption; Distribution; Metabolism; Excretion) und Tox (Giftigkeit) Daten fehlen bzw sehr nzuverlässig sind und der das zweite wählt.
In der Theorie schreien da viele "Ich". Wenns so weit ist, siehts anders aus. Glaubt mir.
Und zu Recht: Auch heute noch scheitern extrem viele Wirkstoffe, die alle state of the art in vitro und Zellkulturanalysen mit Bravour durchlaufen haben und von denen jeder Beteiligte DAS Medikament erwartet im Tierversuch an unvorhergesehenen fatalen Effekten.
Hättet Ihr das lieber, wenn das am menschlchen Patient erstmals erfahren wird?
Wer da aufschreit und sagt, neue Medikamente brauchen wir nicht, dem kann ich auch gerne Kontakte zu von der Krankheit betroffenen vermitteln, für die es bisher keine echte Hilfe gibt und an deren Therapie durch neue Wirkstoffe ich zB derzeit arbeite.
Es gibt kein Gut, es gibt kein Böse, kein schwarz, kein weiß -leider auch kein Himbeereis stattdessen, sondern komplexe Grautöne.
So ist das nunmal. Zugegeben, das Leben wäre leichter, wenn alles so klar und eindeutig wäre, wei es manche Tierversuchsgegner gerne hinstellen.
ABer es sich leicht machen , wie die voin Dir verlinkten PETA Leute heißt nicht, daß es auch leicht ist!
Nur ist es für solche Gruppierungen leicht, Leute zu überzeugen, da sie moralisch ethisch leicht nachvollziehbares und auch grundsätzlich richtiges aufs Tapet bringen-aber eben nur eine Hälfte der Wahrheit.
In der Wirkstoffforschung ist Verzicht auf Tierversuche aus oben zT angeführten Gründen definitiv und ausdrücklichst absolut unmöglich und würde tausende von Menschneleben fordern.
Im richtigen leben muß man nun einmal vor allem mit den Graubereichen zurechtkommen.
Augen zu und wegschauen oder einfach Nein schreien hilft da keinem weiter.
Der Thread entwickelt sich übrigens wie erwartet und ich fürchte, konstruktive Diskussionen bekommen wir nicht hin..
Drum ist dies mein letzes Wort.
Nix für ungut...aber ich fände es nett, wenn Ihr mir glauben würdet, daß ich weder Unmensch noch Tierquäler bin, auch wenn ich viele Terversuche befürworte und zT auch beteiligt bin, heißt das nicht, daß ich das unkritisch sehe und nicht gegen Mißbrauch bin.
Blöd bin ich übrigens auch nicht.