Hallo!
Vielen Dank, dass sich doch noch jemand meldet. Ich hatte schon Befürchtung, dass ich mein Terror-Duo überhaupt nicht mehr los würde.
Gisela, weißt du, ich bin mir nicht sicher, ob es klug ist, Mias Kontaktbemühungen zu unterstützen. Einerseits kann ich verstehen, dass sich so ein junges Herz nach Liebe und Geborgenheit sehnt, doch andererseits bin ich fassungslos, dass Mia ohne zu fragen das Wochenblatt angerufen und die Anzeige aufgegeben hat. Was kommt als nächstes, wenn man diesem Treiben nicht Einhalt gebietet? Sie nimmt sich eine eigene Wohnung? Oder brennt mit einem windigen Blaufuß-Tölpel durch, nur weil der so schöne Schwimmhäute besitzt und mein unerfahrenes Mädchen mit den Galapagos-Inseln vollsülzt? Außerdem ist da ja noch Max – an den denkt keiner. Wie soll er sich fühlen, wenn seine Freundin plötzlich mit einem anderen rummacht?
Okay, ich gebe ja zu: Das Verhältnis zwischen den beiden ist nicht wirklich von zärtlicher Rücksichtnahme geprägt. Max ist eben doch noch sehr jung, und Mia beklagt seine, wie sie sagt, „Stoffeligkeit“. Er sei oft so ruppig und egoistisch, wolle zwar mal geputzt werden und halte seinen Kopf hin, aber dann verfalle er sofort wieder in Ablehnung, werde „giftig“ statt sich zu bekennen zu seinem Bedürfnis nach liebevollem Körperkontakt. Er blende seine weibliche Seite völlig aus, meint Mia. Dazu mache er viel zu wenig Komplimente, fresse ihr oft die Banane weg, haue gleich ab, wenn Mia darüber reden will, und zeige nie eindeutig in der Öffentlichkeit, dass sie zusammengehören. Sie fühle sich gar nicht richtig als ... Frau an seiner Seite!
Ganz Unrecht hat sie leider nicht. Siehe das jüngste Beispiel mit Neo. Wie ist das ausgegangen? Max hat sich mit Neo zusammengetan und Mia links liegen lassen. Kein Wunder, dass sie jetzt enttäuscht ist und im Liebeskummer zerfließt.
Coco würde ihr sicher gut gefallen. Sie steht ja auf Blau, und dass er nicht mehr ganz so nackt ist unter den Flügeln, kommt ihrem Bedürfnis nach einer starken Schulter zum Anlehnen entgegen. Von jungen Windhunden, die meinen, hier und da rumpoussieren zu müssen, hat sie die Nase voll; Mia sucht Verbindlichkeit. Aaaaber: Coco ist ja schon gebunden. Und „platonische Beziehung“? Verzeih mein offenes Wort: Behaupten das nicht alle ehemüden Männer, wenn sie auf der Pirsch sind nach – Entschuldigung – williger Zellauffrischung? Sieht Cora das genauso? Oder ist sie noch verliebt in Coco und würde alles tun, um ihre Partnerschaft zu retten? Und dann: Fernbeziehung. Mia in Niedersachsen und Coco in Nordrhein-Westfalen. Würde das gut gehen?
Seien wir doch ehrlich, Gisela, diese Verbindung hat keine Zukunft. So leid es mit tut für den armen Coco, bitte richte ihm aus, dass Mia erst ihre Ausbildung beenden soll, bevor sie sich fürs Leben bindet. Man muss dem armen Jungen ja nicht die volle Wahrheit ins Gesicht klatschen, nicht wahr? Bitte sei behutsam mit ihm und berichte mir, wie er deine Worte aufgenommen hat.
Ach herrje, ist das alles schwer mit diesen halbgaren Kindern. Aber wenigstens winkt mir ein freier Samstag – dank der aufopferungswilligen Anita. Da freue ich mich aber. Danke für deine Unterstützung. Du verstehst eine allein erziehende Halterin.
Ich bin überzeugt, dass es Joanna gelingen wird, die traurige Mia mit der Kolossos-Bahn aufzuheitern. Denn Mia ist ja sonst sehr für Action; nur mit Liebeskummer lässt sich das wenig vereinbaren. Aber die beiden Mädels werden das schon hinkriegen.
Max übrigens ist jetzt doch sehr gespannt auf das Eishockeyspiel. Wir trainieren hier schon fleißig: Krach machen und Skandieren. Als Unterstützung für die Drummerboys hab ich ihm eine halbe Walnussschale mit Klebeband unter den rechten Fuß geschnallt. Damit kann er dann auf die Trommel hauen. Vorerst üben wir das an dem Deckel unserer Keksdose. Der Sound ist fürchterlich, aber es geht ja in erster Linie darum, das Rhythmusgefühl zu stärken und ihn daran zu erinnern, dass er sich gleichzeitig gut festhalten muss. Beim Anfeuern haben wir leider noch Schwierigkeiten. Das „Indiaaaans“ kriegt Max nämlich nur schlecht hin – wegen seinem Sprachfehler (er nuschelt doch). Bei ihm hört sich das an wie „India...hahaha...ns“. Unter diesen Umständen müsst ihr selbst entscheiden, ob der Mannschaftsaufstieg damit zu gewährleisten ist. Auch dürfte damit das Thema „Stadiondurchsage“ erledigt sein. Also, wenn ihr mich fragt: Ich würde nicht riskieren wollen, dass Max vor versammeltem Publikum sein „Komm ma her, du ... Kuss, Kuss, Kuss!“ zum Besten gibt. Und den Live-Ticker mit Infos „füttern“? Bist du dir ganz sicher, dass Max weiß, was du meinst, und nicht im entscheidenden Moment sein Mittagessen hochwürgt und auf die Tastatur pappt?
Du siehst, Anita, mein Geflügel heißt nicht umsonst Terror-Duo. Man muss ständig auf der Hut sein. Um so tiefer ist mein Dank, dass du mich ein wenig entlasten willst. Ich werde mich an meinem freien Samstag aufs Sofa legen und Freudenschreie ausstoßen, weil ich mal nicht als Landebahn benutzt werde und auch niemand prüft, ob ich unter kalten Ohren leide, die es zu erhitzen gilt. Den Erholungseffekt vermag keiner zu ermessen.
Trotzdem: Pfingsten in Fulda ist natürlich fest eingeplant. Ach, Thorsten, du gute Seele, du willst eine Ferienverlängerung in Kauf nehmen? Für mich? Damit ich Luft holen kann? Mein Dank sei mit dir, und Mia und Max lassen dich schön grüßen und Neo sowieso. Ich bin mir sicher, dass Mia bis dahin ihren Liebeskummer überwunden haben wird. Die Jugend ist ja in solchen Dingen bekanntlich ziemlich sprunghaft. Neo soll sich also nicht grämen. Er hat nichts falsch gemacht.
Viele Grüße
Rinus.
P.S. Anita, wie soll „der Richtige“ denn plötzlich vor Mia auftauchen, wenn niemand meine Kleine zu sich einlädt, damit sie junge Männer kennen lernt?