Hallo Isabel,
grundsätzlich kann ich erst mal nur eins dazu sagen - das war nicht der erste und wird auch nicht der letzte Biss gewesen sein. Dass so etwas mal vorkommen wird, dessen sollte man sich als Papabesitzer bewußt sein.
Das hat auch absolut nichts mit gut erzogen sein, lieb oder artig, zu tun.
Ebenso wie wir kann ein Papa mal schlechter gelaunt sein oder er fühlt sich durch irgendwas von euch bedroht oder es macht ihn irgendwas aus seiner Umgebung aggressiv oder oder.
Die Grauen z. B. mögen an uns keine hektischen Bewegungen. Wenn ich sauber mache und ich merke, dass mein Rudi immer aggressiver wird (ihn machen die hektischen Bewegungen beim Saubermachen verrückt), dann mache ich eben lieber allein weiter sauber. Ob es ihm gefällt oder nicht.
In deinem Fall denke ich, dass entweder dein Möhrchen ihn wütend gemacht hat oder er durch irgendwas anderes schlechte Laune hatte. Kommt selbst unter Pärchen vor. Er war geladen und hat praktisch seinen Frust bei dir abgeladen. Was mir zu denken gibt, ist dass dein Garfield erst ein halbes Jahr alt ist. Also er muss sich schon mächtig über irgendwas geärgert haben.
Bevor ich z. B. meinen 3,5-jährigen Rudi richtig anfasse, prüfe ich erst mal seine Laune. Ich streichle ihm erst mal mit meinem Finger über seinen Schnabel. Wenn er da reinhackt, ist es nicht so schlimm, aber ich weiß Bescheid, dass er jetzt lieber seine Ruhe möchte. Wenn er das Schnabelstreicheln friedlich gefallen lässt, dann kann ich auch richtig mit ihm schmusen und kraulen.
Im Großen und Ganzen kennen wir uns jetzt aber so lange, dass ich meistens schon vom kurzen Beobachten seine jeweilige Laune erkennen kann.
Meine Rita dagegen ist immer friedlich. Na ja, so sind eben die Hähne. Aber trotzdem habe ich ihn irgendwie besonders lieb.
Der einzige, der sich falsch verhalten hat, warst leider du. Auch bei HZ ist es wichtig, dass man niemals das Vertrauen verletzt. Wenn der Vogel mal beißt, was immer mal vorkommen wird, dann darf man ihn auf keinen Fall schlagen oder unsanft anfassen.
Wenn mein Rudi mal richtig schlechte Laune hat, dann gehe ich entweder in ein anderes Zimmer oder sie kommen beide in die
Voliere. Am nächsten Tag sieht die Welt dann schon wieder ganz anders aus und wir haben immer noch vollstes Vertrauen zueinander.
Mein Rudi hat mich bisher 2 x richtig doll gebissen. An einem Vorfall z. B. war mein Mann Schuld. Beim anderen Vorfall hatte ich Schuld, weil ich ihm unsachgemäß und ohne Geduld ein Harness halb umgelegt habe, er damit losgeflogen ist und ich ihm das wieder abnehmen wollte.
Ich hatte mich mit meinem Mann vor den Geiern mächtig in den Haaren und bin dann runter in ein anderes Zimmer gegangen. Die Vögel waren dadurch mächtig aufgedreht und flogen ständig meinen Mann an. Der war so genervt vom Streit, dass er sie jagte. Ich hörte unten Rudis schrille Pfiffe (höchste Anspannung) und das Gejage und bin hoch um meinen Mann zurechtzupfeifen. In dem Moment, wo ich die Tür aufmache, kommt mein Rudi angeflogen, beißt mir im Flug mein oberes Ohr durch und haut sofort wieder ab. Ich habe ihn nicht ausgeschimpft oder sonst etwas, ich bin gleich ins Nachbarzimmer und habe geheult wie ein Schlosshund, weil ich dachte, dass damit unser gutes Verhältnis hin sei. Als ich mich beruhigt hatte, habe ich sofort beide eingesperrt - ganz normal wie immer, nur dass Rudi und ich voreinander Angst hatten.
Am nächsten Tag habe ich sie wie immer rausgelassen. Ich habe mich ans Fenster gestellt und gewartet, dass auch Rudi kommt. Ehrlich gesagt, da hatte ich wirklich eine riesen Angst vor ihm. Irgendwann kam er dann auch und stellte sich vor mir aufs Fensterbrett. Der stand da - so habe ich ihn noch nie erlebt. Er hat am ganzen Körper gezittert. Ich bin mir sicher, dass er über den Vorfall selber erschrocken war und nun nicht mehr wußte, wie er sich mir gegenüber verhalten soll. Ich habe ihn einfach machen lassen wie er wollte und erst am Abend nahm er wieder ganz vorsichtig mit mir Kontakt auf. Da war ich wirklich froh. Heute ist es wie immer, bekomme eben ab und zu mal meinen "Anranzer".
Dein Garfield hat unter diesem Vorfall mächtig gelitten. Er hat jetzt Angst, wodurch er schreit. Es ist wichtig, dass du jetzt wieder langsam Vertrauen zu ihm aufbaust. Wenn ein Grauer rauskommt - dann beide!
Und bitte vergiß deine Erziehungsvorstellungen. Man kann Graue zwar zu einem gewissen Grad erziehen, aber niemals so wie Hunde z. B. Ein Biss ist eine spontane Reaktion (meistens nicht unbegründet), was selbst richtige Pärchen mal untereinander machen. Man kann Bisse oder schlechte Launen nicht einfach aberziehen, man kann nur lernen, wann es Zeit ist rechtzeitig einzuschreiten. Du kannst positives Verhalten belohnen, aber negatives Verhalten entweder ignorieren (z. B. einen Biss) oder wie in deinem Fall rechtzeitig die Mofas und Grauen trennen.
Jetzt würde ich an deiner Stelle alles dran setzen, ganz langsam wieder das Vertrauen von Garfield zu bekommen. Die Grauen gleichzeitig rein- und rauslassen. Nur so weit auf Garfield zugehen, wie er es momentan erlaubt, dabei immer freundlich mit ihm reden und alles behutsam machen. Wenn er selber zu dir kommt, dann keine Angst zeigen, auch wenn das Herz in der Hosentasche sitzt. Sollte er dich dann beißen, den Raum verlassen. Sollte er lieb sein, schön loben.
Würde ich jetzt fast alles ändern, würde ich ihn noch mehr verunsichern- meine Meinung.
Wenn ich jetzt ehrlich bin, das tust du schon. Für ihn wäre es sicher nicht so schlimm, wenn er beim Putzen nicht hinter dir her kann, du also die Tür hinter dir zumachst, als wenn er wochenlang im Käfig absitzen muss und zusehen muss, dass seine Partnerin raus darf.
Das war zwar ein postives Erlebnis, dass er beim gestrigen ersten Freiflug artig war, aber das wird er wohl nicht immer sein. Davon darf aber sein Freiflug nicht abhängen. Wenn er heute Abend z. B. schlechte Laune hat und zubeißt, dann muss das morgen nicht auch so sein.
Liebe Grüße
Elke