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VolkerM
Guest
Es liegt eine neue Arbeit zum "Einfluss der Aufzuchtmethode auf das Verhalten von erwachsenen Graupapageien" vor. Hierbei handelt es sich um die Dissertation von Rachel Schmid (TA) an der Abteilung Tierhaltung und Tierschutz der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern.
Ich möchte hier kurz die Folgerungen aus dieser Arbeit im Hinblick auf die Bewertung der "Handaufzucht" darstellen. Rachel Schmid hat in ihre Studie 105 Graupapageien einbezogen. Die Daten hierzu wurden mittels umfangreichem Fragebogen und zusätzlich durch Besuch der Halter/innen vor Ort (mit Inaugenscheinnahme des Verhaltens der Tiere) erhoben. Es handelte sich um jeweils mindestens dreijährige Tiere
Die Daten wurden statistisch ausgewertet (NCSS 97) und das Signifikanzniveau mit den p-Werten angegeben.
Zitate aus der Arbeit:
Aggression:
"Handaufgezogene Tiere sind in der Regel aggressiver als Naturbruten und Wildfänge und greifen beim Fliegen entsprechend häufiger an. (...) Neigung von handaufgezogenen Tieren, aus Dominanz zu beissen."
Wildfänge entwickeln oft (38,5 % der Tiere) Aggressivität nur gegenüber einem Geschlecht, davon 30,8 % gegenüber Männern. Nur 7,8 % der handaufgezogenen Vögel und überhaupt kein Papagei, der von seinen Eltern großgezogen wurde, zeigen ein solches Verhalten.
"Papageien, die ausschließlich mit der Kropfsonde gefüttert wurden, haben die Tendenz, besonders aggressiv zu werden und greifen öfters beim Fliegen an."
Federrupfen:
"Interessant ist, dass die handaufgezogenen Vögel in der Regel ihre Federn zerfressen und dass die anderen Papageien ihre Federn öfters ausreissen."
Selektivität:
"Handaufgezogene Tiere sind im allgemeinen mehr selektiv als Naturbruten und Wildfänge. Sie dulden die Annäherungsversuche und den körperlichen Kontakt nur von wenigen bestimmten Leuten. Das ist vor allem auf die verfälschte Prägung dieser Papageien zurückzuführen, was zu einer übermässigen starken Beziehung mit einer bestimmten Person führt, die als Ersatzpartner betrachtet wird."
Infantiles Verhalten:
"Wie erwartet betteln handaufgezogene Tiere, um Futter zu bekommen, signifikant mehr als Naturbruten oder Wildfänge."
Schreien:
"Ferner schreien Graupapageien, die mit einer invasiven Methode (Kropfsonde) gefüttert wurden, vermehrt als Vögel, die mit dem Löffel, der Spritze oder der Pipette gefüttert wurden."
Gefiederpflege:
Alle Papageien, die ihr Gefieder schlecht pflegen (unter- oder übergepflegt) gehören zu den handaufgezogenen Vögeln. 33,3 % der handaufgezogenen Papageien, die kein Federrupfen zeigen, pflegen ihr Gefieder unzureichend bzw. zuviel."
(...)
"Eine übermässige Gefiederpflege könnte aber auch das Vorzeichen von Federrupfen sein. Das betrifft natürlich nur die Papageien, die ihre Federn anknabbern (vor allem Handaufzuchten)."
Die Küken, die während der 6. Lebenswoche aus dem Nest genommen wurden, haben die Tendenz, sich die Federn zu rupfen. Der Grund dafür könnte sein, dass zu diesem Zeitpunkt die grösseren Federn wachsen. (...) Diese Vögel könnten sich dann zu späteren Rupfern entwickeln."
Gesundheitszustand:
"Betrachtet man die Kondition der Tiere, kann man feststellen, dass 31,2 % der Handaufzuchten deutlich an Übergewicht leiden, gegenüber 23,1 % der importierten Tiere und 15,4 % der Naturbruten."
(...)
"Schließlich ist ihr Gesundheitszustand (Anmerkung: Derjenige der kropfsondengefütterten HZ-Vögel) auch wesentlich schlechter."
Stereotypien:
"Die Graupapageien, die weniger als 5 Wochen durch ihre Eltern versorgt wurden, haben signifikant mehr stereotype Bewegungen entwickelt als diejenigen, die länger im Nest gehalten wurden."
Sexualverhalten:
"(...) ist die deutliche Tendenz ersichtlich, dass die Vögel, die ohne Kontakt mit der Brut oder mit anderen Papageien grossgezogen wurden, nur eine begrenzte Fähigkeit besitzen, ein normales Sexualverhalten mit einem Artgenossen zu entwickeln. Nur 33,3 % der Papageien, die allein aufgezogen wurden, zeigen ein solches Normalverhalten, gegenüber 68,4 % der Vögel, die mit der gesamten Brut gehalten wurden."
Naturbrut / Handaufzucht:
"Naturbruten entwickeln weniger Verhaltensauffälligkeiten und können auch sehr zahm werden. Handaufgezogene Tiere neigen dagegen im allgemeinen dazu, im Verhalten problematisch zu werden."
Schöne Grüße
Volker
Ich möchte hier kurz die Folgerungen aus dieser Arbeit im Hinblick auf die Bewertung der "Handaufzucht" darstellen. Rachel Schmid hat in ihre Studie 105 Graupapageien einbezogen. Die Daten hierzu wurden mittels umfangreichem Fragebogen und zusätzlich durch Besuch der Halter/innen vor Ort (mit Inaugenscheinnahme des Verhaltens der Tiere) erhoben. Es handelte sich um jeweils mindestens dreijährige Tiere
Die Daten wurden statistisch ausgewertet (NCSS 97) und das Signifikanzniveau mit den p-Werten angegeben.
Zitate aus der Arbeit:
Aggression:
"Handaufgezogene Tiere sind in der Regel aggressiver als Naturbruten und Wildfänge und greifen beim Fliegen entsprechend häufiger an. (...) Neigung von handaufgezogenen Tieren, aus Dominanz zu beissen."
Wildfänge entwickeln oft (38,5 % der Tiere) Aggressivität nur gegenüber einem Geschlecht, davon 30,8 % gegenüber Männern. Nur 7,8 % der handaufgezogenen Vögel und überhaupt kein Papagei, der von seinen Eltern großgezogen wurde, zeigen ein solches Verhalten.
"Papageien, die ausschließlich mit der Kropfsonde gefüttert wurden, haben die Tendenz, besonders aggressiv zu werden und greifen öfters beim Fliegen an."
Federrupfen:
"Interessant ist, dass die handaufgezogenen Vögel in der Regel ihre Federn zerfressen und dass die anderen Papageien ihre Federn öfters ausreissen."
Selektivität:
"Handaufgezogene Tiere sind im allgemeinen mehr selektiv als Naturbruten und Wildfänge. Sie dulden die Annäherungsversuche und den körperlichen Kontakt nur von wenigen bestimmten Leuten. Das ist vor allem auf die verfälschte Prägung dieser Papageien zurückzuführen, was zu einer übermässigen starken Beziehung mit einer bestimmten Person führt, die als Ersatzpartner betrachtet wird."
Infantiles Verhalten:
"Wie erwartet betteln handaufgezogene Tiere, um Futter zu bekommen, signifikant mehr als Naturbruten oder Wildfänge."
Schreien:
"Ferner schreien Graupapageien, die mit einer invasiven Methode (Kropfsonde) gefüttert wurden, vermehrt als Vögel, die mit dem Löffel, der Spritze oder der Pipette gefüttert wurden."
Gefiederpflege:
Alle Papageien, die ihr Gefieder schlecht pflegen (unter- oder übergepflegt) gehören zu den handaufgezogenen Vögeln. 33,3 % der handaufgezogenen Papageien, die kein Federrupfen zeigen, pflegen ihr Gefieder unzureichend bzw. zuviel."
(...)
"Eine übermässige Gefiederpflege könnte aber auch das Vorzeichen von Federrupfen sein. Das betrifft natürlich nur die Papageien, die ihre Federn anknabbern (vor allem Handaufzuchten)."
Die Küken, die während der 6. Lebenswoche aus dem Nest genommen wurden, haben die Tendenz, sich die Federn zu rupfen. Der Grund dafür könnte sein, dass zu diesem Zeitpunkt die grösseren Federn wachsen. (...) Diese Vögel könnten sich dann zu späteren Rupfern entwickeln."
Gesundheitszustand:
"Betrachtet man die Kondition der Tiere, kann man feststellen, dass 31,2 % der Handaufzuchten deutlich an Übergewicht leiden, gegenüber 23,1 % der importierten Tiere und 15,4 % der Naturbruten."
(...)
"Schließlich ist ihr Gesundheitszustand (Anmerkung: Derjenige der kropfsondengefütterten HZ-Vögel) auch wesentlich schlechter."
Stereotypien:
"Die Graupapageien, die weniger als 5 Wochen durch ihre Eltern versorgt wurden, haben signifikant mehr stereotype Bewegungen entwickelt als diejenigen, die länger im Nest gehalten wurden."
Sexualverhalten:
"(...) ist die deutliche Tendenz ersichtlich, dass die Vögel, die ohne Kontakt mit der Brut oder mit anderen Papageien grossgezogen wurden, nur eine begrenzte Fähigkeit besitzen, ein normales Sexualverhalten mit einem Artgenossen zu entwickeln. Nur 33,3 % der Papageien, die allein aufgezogen wurden, zeigen ein solches Normalverhalten, gegenüber 68,4 % der Vögel, die mit der gesamten Brut gehalten wurden."
Naturbrut / Handaufzucht:
"Naturbruten entwickeln weniger Verhaltensauffälligkeiten und können auch sehr zahm werden. Handaufgezogene Tiere neigen dagegen im allgemeinen dazu, im Verhalten problematisch zu werden."
Schöne Grüße
Volker