Hallo Claudia,
ich versuche es einmal in Kurzfassung zu schreiben.
Die Beiden kamen 1988 nach Deutschland. Beide sind Wildfänge. Sie waren dann in den ersten zwei Jahren bei zwei Züchtern, und kamen dann in "Privatbesitz", zu einem Menschen, der psychische Probleme hatte. Als diese Probleme nach 12 Jahren zu stark wurden, gab er sie ab in einen Zoohandel, wo sie ein halbes Jahr inmitten eines kleinen Raumes standen, der von allen Seiten mit Aquarien "verkleidet" war.
Die beiden waren sehr verstört und da man keine Möglichkeit für die zwei Kleinen sah, fragte man mich dort, ob ich sie nicht nehmen wollte. Natürlich hatten wir noch einen Platz für die kleinen Kerlchen frei. Es war sehr freundlich, und man lieh mir sogar noch den Käfig, zum Übergang, bis wir eine ordentliche
Voliere aufstellen konnten. Der Käfig war definitiv zu klein. Sie hatten wahnsinnige Angst. Außerdem interpretiere ich in ihr Verhalten hinein, daß sie nicht sehr gut versorgt worden sind. Sie haben am Anfang, wenn man ihr Näpfchen zum Auffüllen heraus nahm, geschriehen "wie am Spieß", außerdem flogen sie immer nach oben, in die letzte Ecke. Sie verhielten sich wie versteinert. Sie rissen die Augen auf und plinkerten nicht einmal. Das Gesichtchen war wie aus Stein. Klein-Loli drehte sich stundenlang um sich selbst wie auf einem Plattenteller. Sie haben sich niemals geputzt oder bewegt, außer dieses nach hinten weg fliehen. Loli aß niemals in menschlicher Gegenwart. Entweder sie aß nichts oder nachts. Sie wahren beide an den Köpfchen ganz kahl, weil sie sich gegenseitig die Federn ausgezupft haben. Sie hatten eben überhaupt keine Beschäftigungsmöglichkeiten - Meine kleinen Sorgenkinder - so freue ich mich über jeden Fortschritt. Sehr viel Besserung hat die Situation durch die
Voliere erfahren. Dann habe ich immer (und noch bis heute) mit einem Glöckchen geklingelt, bevor ich die Türe zur
Voliere öffne, so daß sie sich sonst in Sicherheit wiegen können. Am Anfang habe ich sie immer nur im Halbprofil angeschaut und immer nur geplinckert, wie eine Irre. Aber es hat sie entspannt und heute bin ich sehr glücklich, wenn Loli mich anzwinckert und ihr Schnäbelchen nicht aufeinandergepresst ist, wie zugemeißelt!
- Ich hoffe dieser Bericht war nicht zu umfangreich, aber es ist nicht einfach so eine Lebensgeschichte in wenigen Worten abzutun, wobei es natürlich auch so ist, daß man sicher viel menschliches in ihr Verhalten interpretiert und dann versucht ist, dies auch zu schreiben (oder sollte ich schreiben: ich)
Auf jeden Fall hatten sie es nicht leicht und es tut mir wahnsinnig leid, daß sie als Wildfänge hierher gekommen sind. Ich denke ich kann, dies einfach nicht mehr gut machen, sondern kann ihnen nur den Zustand, in dem sie sich jetzt befinden erleichtern.
P.S. Sie haben eine neue große Badeschale, die sie nicht herunterwerfen können (Loranga) und so hat er gestern insgesamt drei mal darin gebadet. Einfach "Spitzenquado" wie mein Amazonenneffe zu sagen pflegt!