Lieber Jens,
die Übertragungswege der Ektoparasiten ist artabhängig und unterschiedlich.
Ektoparasiten können über andere Vögel, auch Wildvögel (Federbalgmilbe, Federspulmilbe, rote Vogelmilbe!), Nagetiere, Igel, über Äste, Zweige und Futter, ja auch über Trinkwasser (Luftsackmilbe!) eingeschleppt und verbreitet werden. Räudemilben werden eigentlich nur über direkten Körperkontakt übertragen. Federlinge können auch über Fluginsekten, z.B. Lausfliegen oder Stechmücken, übertragen werden.
Mitursächlich können mangelnde Hygiene, aber vor allem Schwächung des Immunsystems durch andere Krankheiten, Antibiotika, Cortison, Streß, Vitaminmangel (bes. Vit. A!) sein. Es ist nicht anders als bei Pflanzen: Geschwächte Organismen sind immer anfälliger für "äußere Feinde". Bei kräftigen, gesunden Tieren oder Pflanzen haben Schädlinge viel geringere Chancen.
Vom vorbeugenden Herumschweinen mit Sprays, die ja, sofern sie wirksam sind, alle recht starke Gifte sind (auch das als "natürlich" gelobte Pyrethrum ist ein Nervengift mittleren Kalibers!) rate ich dringend ab. Die Treibgase vieler Sprays sind übrigens auch dem empfindlichen Atemsystem der Vögel nicht zuträglich, von den Wirkstoffen ganz zu schweigen.
Sinnvoll sind neben normal guter Hygiene ohne Chemie alle Maßnahmen, die der allgemeinen Immunstärkung dienen.
Unsere Vögel kleben in einer Freivoliere und bekommen Naturäste aus unserem Garten, wie sie sind (nicht mit kochendem Wasser übergossen etc., nur nach Grobsichtung von evtl. Wilvogelkot befreit) und hatten noch nie Ektoparasiten. Übrigens auch keine Endoparasiten, obwohl sie in der Freivoliere auch den Boden (Naturboden) aufsuchen. Es ist wie bei kleinen Kindern: Normale Hygiene ist wichtig, aber Überängstlichkeit und übertriebene Hygiene schaden nur. Die Vögel von Züchtern, die zweimal in der Woche alles mit Sagrotan oder Lysoform desinfizieren und allerlei Sprays einsetzen, sind oft die anfälligsten.
Liebe Grüße,
Thomas